Genau deshalb sollte man die Situation in Deutschland nie mit der aus Israel oder Südkorea vergleichen. Diese Länder befinden sich halt seit Jahrzehnten in - mehr oder weniger kalten - Kriegen mit ihren Nachbarn.
Das führt eben dazu, dass die Bevölkerung wesentlich höhere Militärausgaben und wesentlich mehr Grundrechte-Einschränkungen im Hinblick auf (Militär-)Zensur und Pflichtdienste akzeptiert.
Diese Länder sind daher ausdrücklich kein Vorbild für Deutschland.
Die Situation in der Ukraine wird leider schon dazu führen, dass die gesamte europäische Gesellschaft wieder stärker militarisiert wird. Ich hatte eigentlich gehofft, dass wir aus diesen Zeiten rausgewachsen sind, aber leider war Putin da anderer Meinung und hat uns wieder in die Realitäten des Kalten Krieges zurückgeschleudert.
Daher stimme ich der Notwendigkeit zu, dass wir die Bundeswehr wieder stärker aufrüsten müssen, warne aber davor, es zu übertreiben. Denn ganz ehrlich: Wäre an der Situation in der Ukraine irgendetwas dadurch anders, wenn die Bundeswehr die letzten 10 Jahre maximal finanziert worden wäre? Wir könnten mehr Waffen liefern - aber das war’s dann auch.
Die NATO ist Russland schon jetzt so massiv überlegen, dass von Russland keine direkte Gefahr für die NATO ausgeht. Und wenn Russland sich Länder wie die Ukraine oder Georgien teilweise einverleibt, wird die NATO daran nichts ändern, egal, wie stark Deutschland hochrüstet…
Dazu ein kleiner Denkanstoß:
Hätte Deutschland ab 2014 100 Milliarden in die Bundeswehr investiert, hätte sich an der Lage in der Ukraine dadurch vermutlich nichts geändert.
Hätte Deutschland ab 2014 100 Milliarden in den Ausbau erneuerbarer Energien investiert, könnten wir jetzt wesentlich weniger schmerzhaft schlicht alle Gaslieferungen von Russland abblasen und so maßgeblich Einfluss auf die Lage in der Ukraine nehmen.