LdN273 /Energiewende / Pflicht zu Photovoltaik auf Dächern?

Lieber Ulf, lieber Philip,

Ich höre euch wirklich sehr gerne und regelmäßig.
In der Folge 273 hat mich eine Aussage von Ulf jedoch extrem schockiert.

Konkret ging es um das Thema, dass auf jedes neu gebaute Haus eine Photovoltaikanlage gebaut werden MUSS.
Ulfs Meinung dazu war dann: also das Bauen ist ja eh schon teuer, da kann es ja auf 15 T€ mehr oder weniger für eine Solaranlage nicht angekommen und man sollte eine Solarpflicht einführen……

Warum es mir da den Magen umgedreht hat erkläre ich euch kurz:
Was ist das für ein Verhältnis zu Eigentumsrechten anderer? Man kann als Außenstehender leicht über andere Leute Häuser / Dächer etc. bestimmen. Ist das nicht die Entscheidung jedes einzelnen? Was würdet ihr sagen, wenn man euch vorschreibt, welches Equipment ihr für euren Podcast verwendet MÜSST oder was ihr essen DÜRFT.

Zweitens frage ich euch: Habt ihr selbst eine Solaranlage auf euren Dächer? Habt ihr schon mal sowas angeschafft und wisst was sowas kostet?
Mit 15 T€ Kommt ihr da leider nicht weit, da ja auch nich Montage, Speicher etc. benötigt werden.
Und ist es letztlich nicht die Entscheidung von jedem einzelnen sowas auf sein Dach zu bauen.
Meint ihr das wirklich ernst, dass ihr in einer autoritären Art diese Pflicht einführen wollt?
Wäre nicht der bessere Weg, die ganze (Einspeisen-) Abrechnung mit dem örtlichen Versorgern, die steuerliche Behandlung, Besteuerung des Eigenverbrauchs etc. maximal zu vereinfachen, dann wäre die Bereitschaft deutlich höher eine Solaranlage aufs Dach zu bauen……

Viele Grüße
Michael

In Deutschland wird beim Bau eines Hauses eine Menge Anderes vorgeschrieben, seit Jahrzehnten. Und vieles davon ist auch gut so. Wieso da jetzt nicht auch eine Photovoltaik-Analage mit dazugehören darf erschliesst sich mir nicht.

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Also ehrlich gesagt war mit bei der Aussage direkt klar, dass es Ärger geben würde. :smile:

Was die Eigentumsrechte angeht bin ich da ganz bei @WilliWuff. Aus gutem Grund kann nicht einfach jeder sein Haus so bauen, wie er möchte – und die sinnvolle Nutzung der Dachfläche ist eben nun mal extrem wichtig für eine gelungene Energiewende.

Was den finanziellen Aspekt angeht kann ich das schon eher verstehen. Ich habe mir die Vorschrift nicht selbst durchgelesen, aber wenn der Hausbau dadurch signifikant teurer wird, verschärfen wir eine ohnehin schon angespannte Situation. Wenn sich dadurch noch weniger Geringverdiener ein Eigenheim leisten können, sollte man das nicht so einfach unter den Teppich kehren.

Neben extrem günstigen und idealerweise lange zinslosen Krediten hatte ich spontan eine andere Idee (kann auch Bullshit sein). Im Prinzip könnten ja auch öffentliche oder private Investoren so eine Anlage auf dem Hausdach bauen und den Strom (ggf. mit gesonderter öffentlicher Einspeisevergütung) verkaufen, wenn sich das der Hausbesitzer nicht leisten kann.

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Ich habe dieses Jahr eine 10 kWp Anlage mit Speicher (7 kWh) angeschafft. Kostenpunkt: 15.000 Euro netto. Der Speicher ist nur Larifari, ohne den wären es ca. 11.000 Euro gewesen.

Natürlich kann man auch das doppelte bezahlen, wenn man nicht mehrere Angebote einholt. Aber das gilt für alle Gewerke beim Bauen.

Letztlich greift hier eine ähnliche Logik wie beim Impfen gegen COVID19: nur wenn (nahezu) alle mitmachen, ist die Herausforderung zu schaffen.

Der freiwillige Bau von PV-Anlagen wurde jetzt ungefähr 20 Jahre lang gefördert.

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Nur weil es seit Jahrzehnten eine Menge Vorschriften gibt (die mehrheitlich der Bausicherheit dienen) kann man ja nicht weitere Vorschriften rechtfertigen.
Wo soll da aufhören? Muss zukünftig jeder Häuslebauer einen Ökogarten anlegen um Bio-Lebensmittel anzubauen oder Mai für Bio-Kraftstoffe?

Als mein Großvater in den 50er Jahren in Niedersachsen ein Haus gebaut hat, war die Auflage u.a., auf dem Grundstück noch ein zweites Haus zu errichten, das ggf. als Wohnhaus genutzt und Geflüchteten oder „Spätaussiedlern“ aus den ehemaligen Ostgebieten zur Verfügung gestellt werden konnte.

Was spricht denn dagegen, Menschen, die riesige Flächen an Wohnraum für sich beanspruchen und nebenbei zur Flächenversiegelung sowie zur Entstehung von unansehnlichen Neubaugebieten beitragen, wenigstens zu sozialen Handlungen wie der Erzegung von Energie oder der Bereitstellung von Wohnraum für Refugees zu verpflichten?

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Was dagegen spricht?
Es spricht dagegen, dass ich nicht weiss wo dann die Grenze ist für zukünftige Vorschriften!

Ich persönlich ernähre mich Vegan, ich würde aber NIEMALS auf die Idee kommen anderen Vorschriften zu machen, wie sie sich ernähren sollten.

Die einen halten es für sinnvoll ein zweites Wohnhaus für Flüchtlinge zu errichten, die anderen halten es für Sinnvoll eine Solaranlage aufs Dach zu bauen und wieder andere halten es für sinnvoll sich fleischfrei zu ernähren….

Kann auch jeder machen wie er möchte, aber es darf nich dazu führen, dass wir anderen Vorschriften machen……
Das widersprich meinem Verständnis von einer demokratischen Grundordnung.

Und ja, jetzt kommt gleich das Argument, dass man ja den Leute auch an anderer Stelle Vorschriften macht (z.B. Gurtpflicht etc.). Das dient der Verkehrssicherheit und man fordert von anderen nicht größere Summen aufs Dach zu bauen. Wenn man das so gut finden, kann sich jeder selbst ein Haus bauen und sowas installieren……

Ich habe halt meine Probleme damit, wenn eine Gruppe im Elfenbeinturm über fremdes Eigentum bestimmt.

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Du verwechselst da was: „demokratisch“ ist nicht, was du persönlich cool findest, sondern was im verfassungsmäßigen Verfahren beschlossen wurde.

Und selbstverständlich kann der Gesetzgeber auch Grundrechte einschränken. Beim Eigentum geht das sogar besonders einfach, weil dessen Inhalt nicht vom Grundgesetz vorgegeben ist, sondern vom Gesetzgeber erst bestimmt wird. Wer das näher nachlesen will kann mal „normgeprägtes Grundrecht“ googlen.

und wieder bist du im falschen Film: Die Bedeutung von Maßnahmen gegen CO2-Emissionen ist nicht die Idee einer Gruppe im Elfenbeinturm, sondern wissenschaftlicher Konsens, und wir schaffen ohnehin nicht genug Reduktion, u.a. weil die Spezialexperten von der FDP sich gegen ein Tempolimit stemmen. Daher müssen wir jede, wirklich jede Chance nutzen.

Und auch was die Zumutbarkeit angeht ich bleibe bei meinem Punkt aus der Folge: Wer für 300k und mehr ein Haus bauen kann, der kann sich auch 15k für eine PV-Anlage leisten. Das liegt eh in dem Bereich, was bei praktisch jedem Bauprojekt aufgrund von Verzögerungen, Materialpreiserhöhungen (Holz!) etc. an Mehrkosten anfallen kann. Ja, das ist eine Belastung, aber sie ist zumutbar - zumal wir bisher noch keine Pflicht zu CO2-neutralem Heizen in Neubauten haben, d.h. man kann sich derzeit immer noch eine dreckige Gasheizung einbauen lassen, wenn man so drauf ist. Wer bauen will, der wird bei uns durchaus nicht überlastet - jedenfalls nicht für den Klimaschutz.

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Na das hat auch nix mit „cool“ zu tun, sondern damit, dass ich Vorschriften einfach nicht sonderlich toll finde.
Wenn man etwas erreichen möchte, z.B. dass die Leute Photovoltaikanlagen auf ihre Dächer bauen, dann muss man das mit Überzeugungsarbeit auf freiwilliger Basis fördern, z.B. indem man Anreize setzt (steuerlich oder über zinsgünstige Kredite etc.).
Und wenn jetzt das Argument kommt, dass es schon jahrelang gefördert wurde…… Ich selbst bin Steuerberater und berate täglich meine Mandanten (überwiegend Otto-Normalverbraucher, die eine Photovoltaikanlage auf dem Eigenheim haben) zu dem Thema und kann dazu nur sagen, dass das alles andere als trivial ist. Ja es zahlt meine Miete, aber über eine Vereinfachung auf dem Gebiet (Ertragssteuerliche und Umsatzsteuerliche Behandlung der PVA) könnte eine Menge Anreize erzeugt werden.

Es ist immer einfach zu bestimmen, was für andere gut ist und wie die sich verhalten müssen und wofür sie ihr Geld auszugeben haben……

Das ist mein Problem. Nicht mehr und nicht weniger. War ja nur ein Anmerkung die ich hatte, obwohl ich euch sonst echt gerne höre. :slight_smile:

Jeder der vernünftig ist, baut sich keine „dreckige“ Heizung ein. Dazu braucht es aber KEIN Verbot oder eine Verpflichtung eine Bestimmte Technologie nutzen zu müssen.

Na egal. Ich hab meinen Punkt angebracht, ist nicht angekommen. Und damit gut.

Schönen Abend

Es ist ein nachvollziehbarer Wunsch, dass dem so wäre.

Die Realität sieht leider so aus: https://www.baulinks.de/webplugin/2021/i/0195-bdh1.png

Soll man das dann so laufen lassen, weil Eigentumsrechte wichtiger sind, als die Lebenschancen derjenigen, die das Pech haben, im 21. Jahrhundert und danach geboren zu werden?

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Ich finde auch eine Menge Vorschriften, die mich Geld kosten, nicht sonderlich toll. Ihnen seht sicherlich frei demnächst für ihr privates finanzielles Anliegen zu protestieren oder eine Partei zu wählen, die es so sieht wie sie. Aber wenn die politische Mehrheit beschliesst, dass es wichtiger ist dass alle Neubauten mit PV Anlagen ausgestattet sein müssen damit wir unsere Klimaziele erreichen, dann wird das vermutlich so passieren.

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Als nach dem Zweiten Weltkrieg der Wohnraum knapp war, gab es die Einquartierung und den Lastenausgleich. Siehst du das auch kritisch? Oder war das gerechtfertigt in einer Notsituation? Wenn ja, dann ist bei dir nur noch nicht angekommen, was der menschengemachte Klimawandel anrichten wird. Denn dieser ist die ultimative Notlage.

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Hehe, ja da haben sie Recht, das wird so kommen.
Ich habe halt ein anderes Menschenbild. Verbote und Vorschriften fördern m.E. nicht eigenverantwortliches Handel.

Jeder Bauherr entscheidet selbst was die sinnvollste Heizungsanlage ist, unter Abwägung aller Aspekte wie Verfügbarkeit der Brennstoffe, Preis, Umwelt, Langlebigkeit etc.
Möchte dann die politische Mehrheit eine spezielle Form fördern, gibt es sinnvolle Anreize.

Aber gut. Bin ich wohl in der Minderheit.

Sieht man ja bei der Impfung wie gut das funktioniert; wie jeder ja vernünftig ist :upside_down_face:

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Also dieser Vergleich erschließt sich mir nicht. Es sind doch 70% der impffähigen Bevölkerung durchgeimpft. Und damit ist die große Mehrheit doch vernünftig gewesen.

In welcher Welt lebst du? Der 08/15-Bauherr will es in der Bude warm haben. Also beauftragt er jemanden, genau dafür zu sorgen. Aus die Maus.

Und der Auftragnehmer entscheidet sich in der Regel für das Produkt, welches ihm am wenigsten Aufwand bereitet und einen niedrigen Angebotspreis ermöglicht.

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Geringverdiener und Neubau kann man vergessen. Wenn man mit dem Haushaltseinkommen im unteren Drittel liegt, kann man sich unter vielen Entbehrungen irgendwo auf dem Land, weitab der Metropolregionen, den Erwerb und Unterhalt eines älteren Hauses vom Mund absparen.

Es ist unredlich, mit Geringverdiener zu argumentieren. Für die ist der Neubau ungefähr so realistisch wie ein Flug zum Mond (klar, es gibt Ausnahmen: alles Handwerker/Bauunternehmer in der Familie und das Grundstück von der Tante geschenkt bekommen …).

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Zustimmung! Hier hat sich aber schon etwas getan: bis 10 kWp kann man nun pauschal die PV-Anlage als Liebhaberei deklarieren. Damit ist die typische Anlage auf dem Einfamilienhaus nicht mehr relevant für die Einkommensteuer.

Der nächste logische Schritt wäre die Befreiung von der Umsatzsteuer und am besten bis 15 oder gar 20 kWp. Dann wären Anlagen auf Ein- bis Zweifamilienhäusern ohne Papierkrieg mit dem Finanzamt möglich. Und ohne Steuerberater :slight_smile:

Vielleicht können Philip und Ulf da mal ihre Kontakte nutzen …

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Alle die zukünftig Mieter in einem Wohnhaus mit Zwangs-Photovoltaikanlage sind werden ja die Anlage über die Miete finanzieren, was dann die Mieten weiter nach oben treibt.

Die Vermieter werden sich freuen: Zum einen höhere Mieten und zum anderen Erträge aus der Photovoltaikanlage.