LDN 265: 2G+ / Impfpflicht / Strafbewehrung - langsam ein bisschen viel?

Schießen wir da nicht langsam ein wenig über das Ziel hinaus?.

Zu Zeiten nicht vorhandenen oder knappen Impfstoffs war ich Befürworter der No-Covid-Strategie, habe mir dringend Luftfilter in Schulen gewünscht und war fassungslos, wie wenig auf dem beruflichen Sektor passiert ist. Leider hat die Regierung hier ziemlich versagt.

Nun hatten aber alle, die wollen die Gelegenheit, sich selbst durch Impfungen zu schützen und ich möchte keine Rücksicht mehr auf diejenigen nehmen müssen, die diese Gelegenheit nicht wahrnehmen wollen.

Ich halte einen Restaurantbesuch unter Geimpften und Genesenen für völlig unproblematisch und das damit verbundene Gesundheitsrisiko für nicht größer, als das allgemeine Lebensrisiko. Da halte ich eine Testpflicht für Geimpfte tatsächlich nicht mehr für verhältnismäßig.

Da, wo größere Risiken bestehen, in Pflegeheimen, Krankenhäusern und ähnlichen Einrichtungen mag man über strenge 2G-Testregimes, Impfpflicht und bei Verstößen auch über Strafen sprechen. Im normalen Alltag dominiert nun meines Erachtens aber das Eigenverantwortungsprinzip. Man kann und muss nicht jeden vor jedem Risiko schützen.

Wie lange soll das denn noch gehen? Ihr sagt selbst, dass Covid nicht mehr verschwinden wird und sich jeder Ungeimpfte zwangsläufig anstecken wird. Das einzige sozialpräventive Argument, was da noch greift, ist die Überlastung von Intensivstationen durch Ungeimpfte zu Lasten Dritter zu vermeiden.

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Nein, unter 12 jährige hatten noch keine Möglichkeit sich zu impfen. Lassen wir es bei der Impfquote durchlaufen, wird sich ein Großteil der unter 12 jährigen infizieren.

Klar müssen wir irgendwann auch zur kompletten Normalität zurückkehren. Momentan sieht es aber so aus, dass bereits Ende November die Intensivstationen wieder an ihre Grenzen kommen. Das heißt, wir werden bereits in den nächsten Wochen einige effektive Maßnahmen brauchen.

Meinetwegen können wir auch jedem, der im November und Dezember eine zweite Impfung bekommt, 100 Euro als Bonus geben. Ist vielleicht ungerecht, weil damit langes Warten bei der Impfungen belohnt wird. Wäre aber leicht umzusetzen und wäre sehr effektiv.

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Ja, vielleicht wäre es diskutabel, weitere Öffnungsschritte von ausreichend Impfgelegenheiten auch für die jüngsten abhängig zu machen.

Wobei auch hier die Frage gestellt werden kann, in welcher Relation Schutzmaßnahmen zum Risiko für diese Gruppe stehen. Es lässt sich nicht jedes Gesundheitsrisiko vollends ausschließen bzw. muss man schauen, zu welchem Preis. Das gesundheitliche Risiko für Kinder ist nunmal deutlich geringer, als für ältere. ( ich schreibe dies als Vater einer zehnjährigen Tochter, der dringend auf die entsprechende Impffreigabe wartet).

Das war aber auch nicht der Kern meines Posts. Mir geht die Forderung nach quasi flächendeckenden Maßnahmenverschärfungen unabhängig von Impfstatus und Gelegenheit des Zusammenkommens deutlich zu weit.

Mit ist auch klar, dass wir bis zum Frühjahr nicht von allgemeinen Hygieneregeln, Maskenpflicht etc. wegkommen werden. Der Impffortschritt rechtfertigt aber nun auch eine zunehmende Rückkehr zur eigenverantwortlichen Risikoabwägung. Da habe ich wenig Verständnis für verschärfte Testpflichten für Geimpfte und auch Strafandrohungen für ungeimpfte Bahnfahrer gehen mir zu weit.

Diese Schärfe geht schon in Richtung Gesundheitsfundamentalismus. Dort, wo es nötig ist, wie z.B. in Pflegeheimen, Krankenhäusern, kann man sicher darüber nachdenken. Ansonsten dürfte das statistische Gesundheitsrisiko in der Öffentlichkeit sich langsam aber sicher wieder dem Normalmaß nähern. Ausgenommen freiwillig Ungeimpfte. Die müssen dann aber eben die Konsequenzen ihrer erwachsenen Entscheidung tragen. Ich möchte dafür nicht in Mithaft genommen werden.

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Problem ist halt, dass sie Eigenverantwortlichen dann auf den Intensivstationen landen.

Aktuell aus der SZ:

Müssen Sie wieder Stationen schließen, planbare Eingriffe verschieben?
Damit mussten wir leider schon vor Wochen wieder beginnen. Täglich berichten mir Ärzte, dass sie einen Patienten nicht operieren können, weil keine Intensivkapazitäten für die Anschlussversorgung da sind. Das ist das Nadelöhr.
Axel Fischer, Geschäftsführer der München-Klinik

Konsequent wäre es ja, alle, die sich bewusst gegen das impfen entscheiden, dann auch nicht intensiv zu behandeln, oder wie siehst du das?

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Konsequent ja, aber, schätze ich, mit unserer Verfassung nicht vereinbar.

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Na viel spaß dabei, wenn die kids bildungstechnisch fallen gelassen werden aufgrund von konzentrationsschwäche durch postcovid. Befreundete Lehrerinnen berichten mir schon von einzelnen Fällen in ihren Klassen, für die der Unterricht wirklich schwierig ist. Unser Bildungssystem ist jetzt nicht dafür bekannt sonderlich integrativ zu sein oder sich an Schüler:innen, die mit der Unterrichtform nicht „klar kommen“, sonderlich gut anpassen zu können.

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Wirst Du aber. Durch Krankenkassenbeiträge, Steuern und belegte Intensivbetten.
Scheint mir alles schlimmer als die noch geltenden Maßnahmen.

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Und auch dem medizinischen und pflegenden Personal nicht zuzumuten.

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Wieso? Die wären ja raus, wenn sich Menschen, die sich aktiv gegen die Impfung entscheiden, nicht zwecks Covidbehandlung in die Intensivstatiion begeben dürften.

Ich hab ehrlich gesagt, dass Gefühl ich lebe in zwei parallelwelten, während bei allen Veranstaltungen deren besucher sagen wir mal aus dem „linken“ milieu kommen, 2G + G fast standard ist (selbst bei „inoffiziellen“ parties im freien), kann man in anderen Bereichen teils froh sein, wenn die Leute überhaupt Masken tragen oder der Impfstatus kontrolliert wird.

Daher verstehe ich das große Problem mit 2G +G auch nicht, das ist schon längst Praxis in jenen Bereichen die den Lockdown fast nicht überlebt hätten. Tests gehören einfach für die meisten gerade in meinem Umfeld schon längst zum Alltag, genauso wie Masken. Und das ermöglicht zumindest auch eine gewisse Form von Normalität, also bis jetzt, das hat sich in Sachsen über den Winter ja schon wieder erledigt… Währenddessen wird sich hier um Forum über Tests und Masken beschwert.

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Ich habe dasselbe Gefühl, würde das aber nicht so eindeutig auf dem politischen Spektrum verorten. In der mehr oder weniger Linken gibt es halt auch die Anthroposophen und Esos und meine Boulderhalle (traditionell ein Sport des linken Milieus) hat nur Freitags 2G und schreibt allen Ernstes:

Menschen, die der klassischen Schulmedizin skeptisch gegenüber stehen, die deswegen auch der Wissenschaft nicht vertraun und auf Globoli stehen gibt es in allen politischen Spektren. Und das sind meiner Meinung nach ein Großteil der Menschen, die eine Impfung ablehnen.

Hippies sind keine Linken! Niemand mag die :smiley:

Aber klar ist nur das milieu das mir näher ist. Ging mir auch eher um die unterscheidung formell/informell oder öffentlich/milieuspezifisch

Und lol die postmoderne macht mich manchmal fertig. Man hat das gefühl man kann echt alles böllig unironisch schreiben egal wie albern

Zumindest nicht, wenn sie über 25 sind…

Bin nicht sicher, ob ich das richtig verstehe. So wie Loriot auf Koks?

Weil das nicht dem Ethos eines helfenden Berufs entspricht, Leute sterben zu lassen, nur weil sie dumm oder verbohrt sind.

Und weil Menschen andere Menschen meist nicht einfach verrecken lassen können, ohne selber Schaden zu nehmen.

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Also bei uns häufen sich die 2G Events wo im Nachhinein mehr als die hälfte der anwesenden positiv auf Corona getestet werden.
Vom zurückkehren zur Normalität sind wir dieses Jahr noch weit entfernt.
In Bayern ist die Coronaampel auf rot

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Reicht doch! Das Risiko ist ja aktuell wieder real.

Hier nochmal meine Antwort auf den 4. Post (ist bei der Genehmigung wohl durchgerustcht - hoffe ich jedenfalls):

Keinesfalls. Selbst der Unvernünftigste hat ein uneingeschränktes Recht auf medizinische (Gleich)Behandlung. Sonst redet man da schnell auch über Raucher, Trinker, Skifahrer etc.

Bei vielen Ideen und Maßnahmen kommt mir zu sehr eine gewisse Lust am Strafen durch. Die Abschaffung kostenloser Tests hat sich da gerade als Rohkrepierer erwiesen.

Ich meine, man sollte zielgenauer und - wo möglich - auch positiver an die Sache herangehen. Da, wo es sein muss, muss man konsequent sein und freiwillig Ungeimpfte müssen dann eben mit den Konsequenzen ihrer Entscheidung leben. Dann gehen bestimmte Dinge halt nur noch mit PCR-Tests oder auch gar nicht.

Die österreichische Schnitzelpanik z.B. hätte aber evtl. auch als deutlich positiver konnotierte Story verkauft werden können.

Bei der Grundversorgung, wie dem öffentlichen Nahverkehr oder der Krankenfürsorge (siehe oben) muss man meines Erachtens sehr vorsichtig mit ausgrenzenden oder stigmatisierenden Maßnahmen sein. Da muss man auch die Unvernünftigen tolerieren.

Die Grenze ist nur die ernsthafte Gefährdung anderer. Und das Maß der Gefährdung ist im ÖPNV nunmal ein anderes als in einem Pflegeheim (hier wird in den Diskussionen dann gern auf den Immunsupprimierten Chemotherapiepatienten hingewiesen, der ja schließlich auch Bahn fahren können soll. So etwas sind aber nur Scheinargumente, da er vor Covid auch durch andere Infekte ähnlich gefährdet war und diese Gefahr hat die Gesellschaft hingenommen).

Also kurz: Härte - besser Konsequenz - nicht mit der Gießkanne, sondern nur da, wo unmittelbar Schutzbedürftige betroffen sind. Etwas Toleranz im Wortsinne, also das Ertragen eines nicht erwünschten Zustands, dort, wo sich das Risiko für die Beteiligten in Richtung des allgemeinen Lebensrisikos bewegt.

Und ich meine nicht den Freedom Day mitten in der 4. Welle, aber man sollte argumentativ mal ein wenig abrüsten. Ausgrenzung führt nicht zu dem gewünschten Ergebnis, so weh das diskutieren mit Impfskeptikern auch tut.

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Ich finde man kann nicht einfach davon ausgehen, dass Geimpfte auch automatisch für eine Impfplicht sind. Das ist keineswegs eine „Abstimmung mit der Spitze“, denn es macht einen Unterschied, ob man für sich selbst entscheidet, oder für andere.

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