LDN 263 - "Spezial: Ruprecht Polenz, CDU"

Ich finde das ist eine sehr einseitige Perspektive. Der Mann ist round about 50 Jahre CDU-Mitglied. Klar kann er sich hinstellen und sagen, ich find das hier mittlerweile alles Kacke, ich trete aus.

Die viel naheliegendere Haltung ist aber, dass ihm der Laden bei allem, was ihm vielleicht missfällt, am Herzen liegt, weil es eben auch 50 Jahre Herzblut sind, die er da reingesteckt hat. Die Dinge nach seinen Einsichten und im Rahmen seiner Einflussmöglichkeiten zum Besseren zu wenden ist eine völlig normale und in meinen Augen auch ehrenwerte Handlungsoption an der Stelle. Und schließlich finde ich es auch nachvollziehbar, dass er versucht konstruktiv zu arbeiten (Klimaunion zb) und seine Kritik ansonsten intern vorbringt an Stelle seine Partei öffentlich bloß zu stellen.

Nicht dass ich große Sympathien für die Union hegen und dem nachweinen würde, aber tatsächlich war dieser Mangel an Verantwortlichkeit gegenüber dem Team/der Partei ja auch ein Schlüsselpunkt, der dazu geführt hat, dass die Union nicht mehr stärkste Fraktion ist. Dass er da nicht auch noch den Kasper machen muss, finde ich von ihm ebenfalls vernünftig und anständig (vgl Söder…).

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Spannendes Interview

Ich sehe mich in meiner Meinung und Haltung ggü. der CDU bestätigt: Sie sind alle aus dem gleichen Holz geschnitzt. Mir wird vor lauter Spinning ganz schwurbelig/schwindelig in dem Interview. Ich mache jetzt nicht den Fehler, auf einzelnes einzugehen.

Ich verstehe nun besser, warum es Leute wie Polenz in der CDU gibt und welche Aufgabe sie haben: Am ‚linken‘ rand zu fischen und hoffnungen auf eine progressive Politik zu machen, die es so nie geben wird mit der Union/CDU. Nach der Wahl ist es dann wieder komplett egal und man stimmt gegen alle ‚progressiven‘ Projekte bis es das BVerfG ‚kassiert‘.

Die letzte Legislaturperiode hat klar bewiesen: 99% aller Fälle wo ich den ‚Konservativen‘ Aufmerksamkeit geschenkt habe, wurde einfach nur meine Zeit verschwendet und meine Aufmerksamkeit gebunden. Und genau das ist die Rolle von Polenz und Co eben auch - Das binden von Aufmerksamkeit von eher liberal gestimmten Menschen, die sie viel sinnvoller verbringen könnten als sich mit Ideologien der Konservativen zu beschäftigen.

Wer wissen will wie die CDU tickt, der gehe einfach mal auf ein Volksfest ins Bierzelt, in einen Schützenverein, oder auch mal zu einer Burschenschaft und setze sich mit deren Wähler auseinander. Das ist die Partei, die Polenz vertritt.

Ich bewerte die Politik der Menschen eben nun auch nach dem wen die Partei so aufstellt und was im Wahlprogramm steht - man muss halt auch sehen, dass auf der einen Seite ein Maaßen (ideologisch nicht weit von einem Bernd H. entfernt) in Polenz Partei ist und der halt auch für M. mit Wahlkampf macht.

90 Minuten Antipolitik als Interview wie sie nur noch bei Thyssen Krupp, Heckler und Koch, Airbus und der Diesel Lobby für Applaus sorgt, aber eben schon ganz lange nicht mehr bei mir und in meinem Umfeld. Wir haben alle schon verstanden: Abstimmverhalten > Mündliche Meinungsäusserung.

Weder die auseinandergehende Arm-Reich Schere, noch den Klimawandel bekommen wir mit solchen Politikern gefixt. Da hilft es nicht, so etwas auch in schöne Worte zu packen.

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Aber eine Partei ist doch keine generalstabsmäßig durchgeplante Organisation, bei der einzelnen Personen bestimmte Rollen zugeteilt werden um bestimmte Wählergruppen reinzulegen. Das grenzt ja schon fast an eine Verschwörungserzählung… „Die da oben wollen uns eh nur betrügen“ oder so. Eine Partei, gerade eine große Partei, ist eine sehr diverse Gruppierung mit vielen unterschiedlichen Meinungen. Ich habe keinerlei Zweifel daran, dass Polenz hier seine ureigene Überzeugung vertritt.

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Das stimmt vielleicht.
Aber er vertritt eine krasse Minderheiten Meinung innerhalb seiner Partei.
Er ist eines-Funktionär der viel twittert, nicht mehr und nicht weniger.

Man kann sich Interviews und Meinungsäußerungen von Herr Polenz anhören und ganz interessant finden, aber wichtig, ich würde fast sagen zentral, ist, dass man sich bewusst macht das man dabei halt nichts uber die Mehrheitsmeinung und politische Linie der cdu erfährt.

Herr Polens kann bei unangenehmen Fragen immer sagen: “ja klar, da müssen wir als Partei noch dran arbeiten, aber ich glaube ja….”
An der Stelle muss den lesenden oder höhrenden halt klar sein: Alles was jetzt kommt ist uninteressant wenn man die Position der cdu verstehen will.

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Schöner Kommentar. Ich kenne das Sprichwort, wenn ein Satz ein aber beinhaltet ist der Teil vor dem aber wertlos.

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Ja, er ist betriebsblind geworden und hat eine verklärte Sicht auf seine Partei. Es ist ja nicht so, dass die CDU verloren hat, weil sie die Leute nicht ausreichend angesprochen hat oder die falschen Themen hatte. Nach den 16 Jahren fällt halt auf, was da tatsächlich an Politik gemacht wurde. Und die CDU hat inzwischen so einen gigantischen Berg an Mist angehäuft, dass man das aus meiner Sicht moralisch nicht mehr mit gutem Gewissen vertreten kann.
Allein das Thema Korruption. Ich meine, dass das bereits mit Adenauer los geht, dann Kohl, dann wird jemand mit einer Schwarzgeldaffäre Finanzminister, dann Amtor und die Maskenaffäre. Wenn ich mir das alleine ansehe und im Hinterkopf habe, dass da nichts passiert ist, dann ist auch klar, dass ein CDUler in Korruption überhaupt kein Problem sieht, denn die CDU ist das Problem.

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Interessant, wie viel du in ‚am linken rand fischen‘ reininterpretierst und dann dein Gegenüber gleich mit ‚Verschwörungserzählung‘ abwertend wirst.

Das ändert nix am Rechtskonservativen, Christlich fundamentalen und wissenschaftsfeindlichen Kern der Union und ihrer Führung. (meine Meinung, mit der musst du jetzt leben). Und über den täuschen Polenz und auch einige andere, auf Twitter übermäßig stark aktive, angeblich eher ‚liberale‘ CDU Parteimitlgieder nicht hinweg. Polenz ist ein lebendiges Beispiel für Tokenism. Auch wenn hier nicht das Geschlecht oder der angenommene Migrationshintergrund eine Rolle spielt. Im Kern ist es das gleiche.

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Ich schrieb Verschwörungserzählung, weil du da etwas von Leuten erzählst, die angeblich eine „Aufgabe“ hätten, zu „fischen“. Das impliziert, dass da eine Planung zur bewussten Täuschung dahintersteckt, also Polenz und andere Personen letztendlich nur eine von der Parteiführung zugewiesene Rolle spielen um Leuten ihre Stimme abzuschwindeln. Und das ist halt Quatsch, so funktionieren Parteien nicht.

Gerade die aktuelle Monitor-Sendung angeschaut, da wird Herr Polenz als “das soziale Gewissen“ der CDU bezeichnet.
Der Mann scheint sich also schon einen Ruf erarbeitet zu haben.
Ob die Klimaunion nun greenwashing ist oder der ernsthafte Versuch, das Thema präsent zu machen ist vermutlich eine Frage der Sichtweise.
Gibt ja auch ne Frauen-Union, der Frauenanteil in der aktuellen Fraktion ist aber so groß wie die CSU (23%).

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Also bitte, du kannst doch nicht so eine Liste ohne die Lichtgestalt der Unions-Korruption Franz Josef Strauß machen :wink:

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Tokenism ist hier sicher durchaus schon mal diskutiert worden. Abstimmungsverhalten und proklamierte Haltung geht weit auseinander. Eine ähnliche Rolle haben ja auch Frauen z.B. in der CSU oder denkmal an die JAFD.
Klar kannst du da einer anderen Meinung sein, aber nach dem zweiten „Quatsch“ haben wir auch das Ende dieser Diskussion erreicht.

Gegründet wurde die Klima Union von Heinrich Strößenreuther. Mit dem hat Philip 2020 ein sehr hörenswertes Interview geführt. Strößenreuther ist Unternehmer aber wirkt auf mich nicht wie das klassische CDU-Mitglied, vor allem ist er ein Typ, der ganz klar etwas bewegen will (und das vorher beim Berliner Fahrradentscheid auch schon erreicht hat). Der hat das ganz sicher nicht getan, um der Union ein Feigenblatt zu bescheren bzw. die Partei zu greenwashen.

Wie „die CDU“ tatsächlich mit der Klimaunion umgeht wird zu sehen sein.

Damit ignorierst du den Fraktionszwang aber völlig, wenn du ausschließlich das Abstimmverhalten der Fraktion als Maßstab ansetzt.

Um deinen Standpunkt zu bestärken musst du wenn schon alte Interviews oder Fraktionsinterne Abstimmungen heranziehen.

Das Abstimmungsverhalten im Parlament erfolgt in aller Regel fraktionseinheitlich, sprich die gesamte Fraktion stimmt für die dort mehrheitlich vertretene Sichtweise, auch wenn manche Abgeordnete selber tatsächlich gegenteiliger Ansicht sind. Das dient dazu, die Regierungskoalition organisatorisch arbeitsfähig zu halten bzw. als Opposition eine klare Botschaft zu senden. Abseits davon wird in Fraktionen und Parteien dann aber weiter pluralistisch um die besten Konzepte und Sichtweisen gerungen, um ggfs. beim nächsten Mal ein anderes Abstimmungsverhalten der Fraktion zu erreichen.