LDN 256 - Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung - Jahrgänge vor 26/27

Ich fand es gut, dass ihr das Thema „Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung“ aufgegriffen und thematisiert habt. Dass ein großes Problem dabei der Fachkräftemangel ist, scheint mir offensichtlich.
Was mir bisher fehlt, nicht nur in der Lage, sondern auch in allen anderen Berichten dazu, ist die Frage, was dieser Rechtsanspruch für Kinder bedeutet, die vor dem Stichtag eingeschult werden.
Also konkret: Ein Kind wird im Schuljahr 25/26 eingeschult und bekommt vielleicht sogar für das erste Schuljahr einen Platz in der Ganztagsbetreuung.
Was aber im nächsten Jahr, wenn plötzlich ein kompletter Jahrgang Rechtsanspruch hat, während das nun in die 2. Klasse gehende Kind diesen nicht hat.

Wird das nicht zur Folge haben, dass all die Kinder, die leider für dieses Gesetz schon „zu alt“ sind, noch schlechter dastehen als ohnehin heute schon?
Wie sähe die Rechtslage für diese Kinder aus?

Laut diesem Artikel steht zum Beispiel in Bayern nur 55% der Grundschulkinder heute ein Ganztagesplatz zur Verfügung, trotz größere Nachfrage. Geplant sind bis zum Eintreten des Gesetzes 80%…

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Ich arbeite als Schulbegleiter und verbringe somit viel Zeit in Schulen. Ich finde den Rechtsanspruch gut aber wir sollten viel mehr darüber diskutieren ob das wirklich eine gute Entwicklung ist das Menschen so viel Arbeiten gehen müssen und Ihre Grundschulkinder eigentlich den Tag über von 8 bis 16Uhr nur noch von Lehrern und Erziehern großgezogen werden. Hier wo ich lebe und arbeite gibt es die verlässlichen Grundschulen von 8-13Uhr. Es ist doch schade das es für Familien nicht mehr möglich zu sein scheint, mit einer Vollzeit und einer Halbtagsstelle von 4 Stunden vernünftig über die Runden zukommen.
Warum leben wir in einem System wo allein Erziehende Menschen ihr Kind von 8 bis 15/16 Uhr in die Schule und dann noch in die fremd Betreuung schicken müssen? Im Zweifelsfall wird arbeiten gegangen um diese Betreuung davon auch noch zu bezahlen!
Ich finde es zeigt die Familien und Kinderfeindlichkeit die hier im Land herrscht sehr klar auf. :man_shrugging:t4:

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Danke für deinen Kommentar, er spricht mir aus der Seele. Meine Frau und ich haben kürzlich Nachwuchs bekommen, gehen beide Vollzeit arbeiten, habe entsprechende Qualifikationen und werden trotzdem unser Kind mit 18 Monaten in die Betreuung bringen müssen, weil das Geld einfach nicht reichen wird. Elterngeld ist einfach nur eine doppelt besteuerte Frechheit. Kindergeld wird nicht mal an die Inflation angepasst. Wenn man dann noch ein Haus will, damit das Kind später ein richtiges Zimmer hat müssen wir beide zwingend arbeiten. Und wir reden hier nicht von Speckgürteln und hippen Viertel, sondern ländlich mit Autobahnanbindung und einem Bahnhof.

Ich habe trotz der Regelungen für Eltern in diesem Land ein Kind gewollt, nicht deswegen.

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Das Problem ist, dass (meiner bescheidenen Meinung nach) die dauerhafte Zweisamkeit eines Kindes mit einem Erziehungsberechtigten keine artgerechte Haltung, weder des Kindes, noch des Erwachsenen, darstellt. Kinder brauchen jede Menge Kontakt zu anderen Kindern und Erwachsenen, die nicht ihre Eltern sind, um sich bestmöglich entwickeln zu können. Und Eltern brauchen auch Zeitfenster ohne ihre Kinder.

In der guten, alten Zeit, als Mehr-Kind-Familien die Regel waren und häufig in nächster Nähe zu Familienangehörigen lebten (Bullerbü-Style), da war Fremdbetreuung (sprich: Kita, Hort, Ganztagsschule) tatsächlich die schlechtere Alternative zur Betreeung der Kinder innerhalb des Familienverbands, der Nachbarschaft. Heute dagegen läuft Betreeung zuhause darauf hinaus, dass ein einzelnes Kind und ein einzelner Erwachsener sich gegenseitig auf die Nerven gehen.

Als Option muss es auf jeden Fall möglich sein, die Kinder ab ca. 12 Monaten von 8 bis 17 Uhr abgeben zu können. Die wenigstens werden das immer voll ausschöpfen. Aber allein die Möglichkeit, reduziert den Stress und die Sorgen der Eltern gewaltig.

Mal uns als Beispiel: Drei kleine Kinder, zwei Erwachsene (mit 85% und 50% einer 40-Wochenstunden.Vollzeitstelle), der nächste Verwandte wohnt über 300 km entfernt. Hätten wir hier im Osten nicht so eine tolle Kinderbetreuung, wäre unser Familienleben schlicht scheiße. Vermutlich hätten wir nach dem ersten Kind schon die Nase vollgehabt.

In dem 100-Seelen-Dörflein, in dem meine Frau aufgewachsen ist, schaut die Welt natürlich anders aus. Da kennt man sich und die Kinder laufen im Rudel von Haus zu Haus. Aber so leben halt nur noch ~10% der Bevölkerung. Tendenz abnehmend.

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Sorry, aber ich kann dazu nur den Kopf schütteln…
Punkt 1: was ihr vergesst/ignoriert: Selbstverwirklichung und finanzielle Unabhängigkeit - unabhängig davon, dass vielleicht ein Gehalt reichen könnte, will frau sich auch frei entscheiden können, was und wie sie arbeitet. Von euch hat vermutlich noch niemand vor Personalverantwortlichen gesessen, die einem klipp und klar durch die Blume gesagt haben, dass die spannende neue Stelle natürlich nur in Vollzeit zu haben ist.
Zum Thema finanzielle Unabhängigkeit ist vor allem das Thema Rente zu nennen, die nach einem Leben in Teilzeit echt dünn wird… Schaut euch mal die Generation der Ü70-jährigen Frauen an. Nicht wenige würden ihren Gatten am liebsten auf den Mond schießen, können es aber nicht, da sie komplett finanziell abhängig sind.
So schlimm ist es zum Glück heutzutage nicht mehr, aber wir (Frauen) sollten aus den Fehlern unserer Vorfahrinnen lernen.

Punkt 2: Elterngeld - Man kann sicher darüber streiten, wie die Höhe des Elterngeldes kalkuliert wird. Sollte die, die eh schon viel verdienen, den Spitzensatz bekommen, oder nicht gerade die, die eh schon kämpfen, stärker gefördert werden (ich gehöre zu ersteren und bekomme mit Elterngeld, Kindergeld und Familiengeld vermutlich mehr als manch eine/r im Vollzeitjob und stelle das durchaus in Frage). Aber ihr könnt euch doch nicht ernsthaft über mangelnde Unterstützung bei Kindern beklagen. In welchem anderen Land bekommt man denn bitte 14 Monate lang etwas vom Staat gezahlt, wenn man wegen Kindern Zuhause bleibt!?
Von (zumindest in manchen Bundesländern) kostenloser Kinderbetreuung, Kindergeld etc. mal ganz zu schweigen.

Ich denke, dieses (West-)deutsche Familienbild von Frau zu Hause bei den Kindern, während Papa Geld verdienen geht, ist einfach veraltet und entspricht vor allem in Bezug auf die Gleichberechtigung nicht der Realität der heutigen Zeit

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Also bei uns ist es umgekehrt. Meine Frau ist es die Vollzeit arbeitet. Und mir geht’s darum das eine ganze und halbe Stelle nicht mehr voll ausreichen egal ob, er, sie oder es sich um die Kinder kümmert. Und meine Beobachtung aus den Grundschulen ist leider so das die Vollzeitbeteuung in der Fremdbetreuung von 8-16/17 Uhr nicht der Weisheit letzter Schluss ist.