LDN 256 - Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung - Fachkräftemangel

Vorab: Sorry für alle Rechtschreibfehler - gerade bei das/dass liegt meine große Schwäche. Ich denke die Message kommt trotzdem an…

Ich mache seit 2020 eine Ausbildung zur Erzieherin in Sachsen-Anhalt. Als es bei dem Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung um fehlende Fachkräfte und entsprechend fehlende Anreize zur Erzieher:innenausbildung ging, musste ich an meine Ausbildungssuche denken…

Es gibt staatlich anerkannte Ersatzschulen, die eine Ausbildung ermöglichen falls man keinen Platz in der berufsbildenden Schule kriegt. Auf einer ebensolchen bin ich - und hier kommt das finanzielle Problem. Das ist eine Private Schule, wie es ja wahrscheinlich alle Ersatzschulen sind. Die Ausbildung kann ich dort nur machen, weil 2020 eine Verordnung vom Land beschlossen wurde dass die Ausbildungskosten für Erzieher:innen (auch rückwirkend) für die Schuljahre 2019/20, 2020/21 Und 2021/22 vom Landesschulamt übernommen werden.
Ab dem Schuljahr 2022/23, sollte das nicht verlängert oder gesetzlich festgeschrieben werden, müssen angehende Erzieher:innen an Privatschulen also wieder Ausbildungskosten von mehreren 1000 Euro (Für alle drei Jahre zusammen; siehe unten) selbst tragen. Das heißt für mich auch, dass ich im Zweifelsfall einen Kredit für das letzte Schuljahr brauche, das Jobcenter wird mir das kaum bezahlen… Wer soll sich das leisten können, und wer möchte das mit den Vergütungsaussichten?
Der klassische, nötige Weg um überhaupt zugelassen zu werden ist übrigens eine zweijährige Vorausbildung zum Sozialassistenten die ja ggf. Auch an der Privatschule, aus eigener Tasche erfolgen muss.

Das sind keine Anreize, sondern Abschreckung, denn die Plätze an staatlichen Schulen reichen nicht aus um dem Interesse gerecht zu werden, dann sollte man das auch fördern. Das pädagogische Fachkräfte Systemrelevanz haben hat sich auch in der Pandemie gezeigt, wo Lernerfolge und Bildungsprozesse Zuhause teilweise stark beeinträchtigt waren.

Vielleicht ist das ja interessant, deswegen wollte ich es teilen.

[Die genauen Ausbildungskosten liegen bei mir übrigens für alle drei Jahre bei 5040 Euro. Sollten im letzten Schuljahr doch wieder Kosten anfallen, muss ich immerhin noch 1680 Euro zahlen. Sicher variiert das je nach Schule/Unternehmen, als Referenzrahmen ist es aber trotzdem interessant schätze ich]

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Nur eine kurze Anmerkung :
Schön wäre es, wenn Grundschullehrkräfte A13 bekommen würden, tun sie aber leider nicht, jedenfalls bei uns in Hessen. Ich weiß dummerweise nicht aus dem Stand, wie es in anderen Bundesländern ist, bei uns A12, die Gewerkschaft kämpft schon ewig für A13.

Hallo Anne und herzlich Willkommen!

Mein großer Sohn ist gerade in die Schule gekommen und mein kleiner seit diesem Jahr in der Kita - ich bin also total „Betroffen“ von der anderen Seite bzw. ein möglicher Wähler, der auf das Argument anspringen würde.
Deine Ausführungen bestätigen jedoch wieder die inhaltsleeren Versprechungen dieses Wahlkampfes. Als ich das gehört habe, dacht eich mir sofort, dass es tatsächlich grotesk ist, bei der existierenden Ausbildungsstrategie und „Attraktivität“ des Jobs (bes. finanzielle).
Selbiges gilt für die Berufsfelder der Alten- und Krankenpflege usw.
Der Dienst am Menschen (großen und kleinen) ist leider in diesem System zu wenig berücksichtigt. Das fängt bei den Strukturen, die zu diesen Berufen führen an.
Ich bin mal gespannt wieviel davon noch übrig ist, nach der Wahl. Es wäre doch schön, wenn die Zeit, die man für die professionelle Betreuung von Menschen einsetzt in diesem System genauso wertschätzen würde, wie neue Autos… Dafür gibt der Deutsche ja gern viel Geld aus, um standesgemäß unterwegs zu sein.
Wenn es da schwierig wird, gibt es dann auch dank passender Lobby gießkannenweise Subventionen. Kinder haben keine Lobby…
Armes Land…

Gruß!
Anja

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Sehr schöner Kommentar, vielen Dank dafür. Wie wäre es denn einfach mal Subventionen aus einer ohnehin gut verdienenden Autobranche zu ziehen und endlich dieses Land Kinder- und familienfreundlicher zu machen. Mit dem Geld könnte die Qualität dieser Berufe verbessert werden.

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Mir ist in der aktuellen Lage auch sofort aufgefallen, dass von dem großen Unterschied in der Bezahlung von Erzieher:innen und Lehrkräften gesprochen wird, nicht aber von der ungleichen Bezahlung von Lehrkräften untereinander. Es gibt leider immer noch einige Bundesländer, die Lehrer:innen an Grundschulen sowie Lehrer:innen der Sekundarstufe I (Haupt-, Real-, Sekundar- und Gesamtschulen) anders bezahlt (nämlich mit A12), als die Lehrer:innen von Gymnasien und Gesamtschulen (Sekundarstufe II). Obwohl die Studiengänge angeglichen wurden (Bachelor/ Mastersystem plus Referendariat und zweites Staatsexamen).
Ich habe selbst Lehramt für HRSGe (Sek I) studiert und arbeite an einer Gesamtschule. Das bedeutet, dass meine Koleg:innen, die die selbe Arbeit machen, wie ich, mehr verdienen. Der Unterschied liegt in meinem Fall bei ca. 500€.

Ich würde mich freuen, wenn diese Ungerechtigkeit in einer der nächsten Lage Folgen einmal zum Thema werden würde.