Danke für Deinen Kommentar. Mein Gedanke dazu:
Energietransportinfrastruktur ist extrem teuer und zeitaufwändig und bringt keine Kilowattstunde Energie. Daher finde ich es richtig, zunächst(?) darauf zu achten, so viel Strom wie möglich so nah wie möglich zu produzieren. Das Geld wäre in Generatoren erst einmal sinnvoller investiert. Dort, wo Überschuss entsteht, sollten auch Speicher bzw. Elektrolyseure mitwachsen. Stillstehende abgeregelte Windräder sollten endlich der Vergangenheit angehören.
Ja, natürlich wird es auch leistungsfähigere Netze brauchen. Ich möchte nur nicht, dass wir unsere Ambitionen in manchen Regionen noch immer nicht entfalten, weil wir auf Netze und irgendwelche fernen Erzeuger bauen.
Man sollte auch bedenken, dass es wohl noch viele Jahre in den allermeisten Fällen deutlich sinnvoller sein wird, wenn diese fernen Erzeuger den Strom aus dort neu errichteten Anlagen erst einmal einsetzen, um ihre dort regionalen Kohlekraftwerke zu verdrängen.
Der Offshore-Strom aus Nord- und Ostsee kann künftig vermutlich vollständig in Künstennähe zu H2 verarbeitet werden, da der H2-Bedarf riesig sein wird. (Ich meine hier nur Zwecke, bei denen es keine Alternativen gibt, also ausdrücklich NICHT Straßenverkehr).
Ich möchte also keineswegs Schwarz-Weiß-Malen im Sinne von Netzausbau ja oder nein. Mir geht es vielmehr um das richtige Timing, die sinnvolle Reihenfolge, bzw. ein effizientes Ineinandergreifen einer komplexen Vielfalt von Maßnahmen.
Kleine Anekdote: Ich hab mir dieser Tage eine Wahlkampveranstaltung mit Scholz und Heil in meiner Heimatstadt Braunschweig angehört. Da warb Heil groß mit starkem Engagement für Wasserstoff. Das war sicherlich auch dem Umstand geschuldet, dass es hier in der Region bei Salzgitter einen entstehenden „Wasserstoff-Campus“ und bei Salzgitter-Stahl eines der Projekte zur Umstellung auf H2-basierte Stahlerzeugung gibt. Aber auch hier finde ich das Timing falsch (und ich hab es sogar geschafft, Heil das persönlich zu sagen :-)): Schon das bisschen Wasserstoff, das wir jetzt haben, stammt zu ca. 42% aus Erdgas (blauer Wasserstoff, Quelle: eine Mailantwort auf meine Anfrage an H2-Mobility, die die knapp 100 H2-Tankstellen in Deutschland versorgen). Das ist nicht gut! Auf mehr Wasserstoff-Anwendungen sollte man daher zum jetzigen Zeitpunkt nicht pochen. Sehr viel wichtiger ist auf absehbare Zeit erst einmal regional nutzbarer erneuerbarer Strom. Windkraftwerke! Photovoltaik! In der Region! Machen! Jetzt!