LdN 242 - Thesenpapier Matthias Schrappe

P. B.: „Es ist eben da, es wird rumgereicht …“
U. B.: „Ja, ich möchte nicht wissen, wie viele von den Menschen, die die LAGE hören, das irgendwie von Ihrer Oma oder von ihrer Tante per WhatsApp bekommen haben, hier: Skandal, Skandal, Skandal - und - turns out - ist Käse.“

Warum, Herr Buermeyer, warum die Oma oder die Tante?

Vorweg, das ist mir wichtig: Vielen Dank für diesen sehr, sehr gut aufbereiteten Podcast, er ist immer eine hervorragende Anregung für mich, mich mit aktuellen Themen zu befassen, die sonst manchmal zu sehr an mir vorbeirauschen würden.

Um Inhaltliches soll es mir an dieser Stelle aber nicht gehen, sondern um Sprachliches: Da bekommen Sie das mit dem Gendern in aller Regel prima hin - und dann kommt durch die Hintertür (sicher nicht bewusst, aber ich möchte das hier bewusst ins Bewusstsein rücken) die Oma oder die Tante ins Spiel. Unkritisch, skandalgläubig, irgendwie ein bisschen dummerhaftig, ältere Frau halt. Von Ihnen garantiert nicht böse gemeint, nur so dahingesagt, aber gerade darum ist es mir hier zu tun - um das nur so Dahingesagte, denn das hat eine ganz eigene Macht.

Ich bin zweiundsechzig, definitiv nicht dumm, mit analytischem Gespür, überaus kritisch unterwegs, seit ich denken kann. Und nicht erst seit der Covid-19-Pandemie kann ich ganz gut seriös von … (naja) unterscheiden.

Dass ich in zweiundsechzig Lebensjahren als Mächen und als Frau einiges an Herabsetzung und an Kleingemachtwerden erlebt habe, das blieb auch noch in meiner Generation nicht aus. Mit dem Älterwerden nehme ich jedoch immer häufiger befremdet und angewidert Formen von Altersdiskriminierung wahr (die „Boomer“, „meine Oma ist 'ne alte Umweltsau“, „Hilfe, die Schwiegermutter“ …).

Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten und bin mir sicher, dass Sie mit diesem Niveau gar nichts zu tun haben.

Gerade deshalb frage ich Sie: Warum, Herr Buermeyer, warum die Oma oder die Tante?

In solch Dahingesagtem vereinen sich Herabsetzung von Frauen und Herabsetzung von älteren Menschen, kurz, von alternden Frauen - ich kann Ihnen nur sagen: Das ist verletzend, auch wenn es nicht so gemeint ist.

Denn das Gift steckt ja gerade in der Beiläufigkeit: Würde jemand direkt behaupten, Omas und Tanten seien grundsätzlich so, wie Ihre Bemerkung es suggeriert, dann könnte und würde manfrau sich damit auseinandersetzen und demder Sprecher*in heftig widersprechen. So aber sickert es nebenbei und fast unbemerkt in die Köpfe. Schade.

Es tut mir leid, dass all das Gute, das ich Ihnen zur LdN zu sagen hätte, an dieser Stelle keinen Platz findet. Ich bin kein Mecker-Mensch. (Auch wenn das vielleicht gerade anders rüberkommt.) Ich habe noch niemals meinen Senf in irgendwelchen sozialen Netzwerken oder Foren abgegeben. Aber jetzt wollte ich das tun, denn die LAGE ist mir wichtig. (Und wenn es auch ungerecht ist: Von guten Leuten erwartet man eben immer noch ein bisschen mehr …)

Danke fürs Lesen!

Gudrun

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Dieser einen Bemerkung stehen mindestens 10 mal so viele Bemerkungen zu „alten weißen Männern“ hier im Podcast und in vielen anderen Medien gegenüber.

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Moin und danke für die Reaktion. Ja, richtig. Ob das Verhältnis 10:1 ist, dessen bin ich mir nicht sicher. Ich kann es nicht belegen, zähle auch nicht mit. (Tatsächlich höre ich lieber zu, und das gern, wie ich betont habe.) Das ist aber hier auch nicht wichtig, denn im Prinzip stimme ich dem zu. Wird allerdings in völlig anderen Kontexten gebraucht und geht nicht in Richtung Leichtgläubigkeit und Dummerhaftigkeit, sondern eher in Richtung Arroganz und Besserwissertum. Schön ist es trotzdem auch nicht. (Besonders nicht für die Mehrzahl alter weißer Männer, die so nicht auftreten.) Dank und Gruß!

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Hallo ghm! Herzlich willkommen im Lageforum!

Eine kleine Anmerkung:

Das „Umweltsau“-Lied ist eine Satire auf die Verhaltensweisen vieler Menschen, und bezieht sich m. E. nicht explizit auf Ältere.

herzliche Grüße,
Markus

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Herzlichen Dank für das Willkommen - und uiii, da habe ich mir etwas eingebrockt mit meinem ersten Kommentar irgendwo ever.

Ich möchte gar nicht auf die genannte „Textanalyse“ eingehen, die ich ebenso traurig finde wie das Lied. Soll die einen Menschen, der seit über 40 Jahren literatur- und sprachwissenschaftlich unterwegs ist, in irgendeiner Weise beeindrucken?

Zumal dort, wie auch in der leidigen Diskussion um dieses Lied wieder kräftig mit Klischees herumgeworfen wird: Die Konservativen [da gehöre ich nicht hin] haben es nicht begriffen. Die Ü60-er haben nichts dagegen, wenn es gegen die „Gören“ geht [oh doch, dagegen habe ich auch entschieden etwas].

Das ist ebenso unsauber formuliert wie „die Autofahrerinnen", die gegen "die Radfahrerinnen“ wettern und vice versa. Und "die Fußgängerinnen" nicht zu vergessen. In allen Gruppen (ob Generationen oder Verkehrsteilnehmerinnen oder … oder …) gibt es doch immer sone und solche und Pillkaller, wie meine Eltern zu sagen pflegten … [auch unzulässig, die Bewohner*innen eines ganzen Ortes mit einem Klischee zu belegen].

(By the way: Ich bin fast mein ganzes Leben lang ohne Auto ausgekommen. Ich fliege möglichst nie. Auf kein Kreuzfahrtschiff der Welt könnte man mich jemals zwingen.)

Aber ich möchte bitte sehr gern weg von den Nebendiskussionen, die mit der LdN 242 primär gar nichts zu tun haben.

Denn alles, was ich mit meinem Kommentar erreichen wollte und will, das ist eine Sensibilisierung dafür, dass man doch auch gut sagen kann [und ja, ich finde, sollte]:

„Ja, ich möchte nicht wissen, wie viele von den Menschen, die die LAGE hören, das von irgendwem per WhatsApp bekommen haben, hier: Skandal, Skandal, Skandal - und - turns out - ist Käse.“

Dank und Grüße!

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Hallo ghm,

bitte nicht falsch verstehen. Ich wollte nicht Ihr Textverständnis infrage stellen. Vielleicht haben wir auch nur einfach ein unterschiedliches Verständnis über die Wirkweise von Satiren.

mit herzlichen Grüßen,
Markus