P. B.: „Es ist eben da, es wird rumgereicht …“
U. B.: „Ja, ich möchte nicht wissen, wie viele von den Menschen, die die LAGE hören, das irgendwie von Ihrer Oma oder von ihrer Tante per WhatsApp bekommen haben, hier: Skandal, Skandal, Skandal - und - turns out - ist Käse.“
Warum, Herr Buermeyer, warum die Oma oder die Tante?
Vorweg, das ist mir wichtig: Vielen Dank für diesen sehr, sehr gut aufbereiteten Podcast, er ist immer eine hervorragende Anregung für mich, mich mit aktuellen Themen zu befassen, die sonst manchmal zu sehr an mir vorbeirauschen würden.
Um Inhaltliches soll es mir an dieser Stelle aber nicht gehen, sondern um Sprachliches: Da bekommen Sie das mit dem Gendern in aller Regel prima hin - und dann kommt durch die Hintertür (sicher nicht bewusst, aber ich möchte das hier bewusst ins Bewusstsein rücken) die Oma oder die Tante ins Spiel. Unkritisch, skandalgläubig, irgendwie ein bisschen dummerhaftig, ältere Frau halt. Von Ihnen garantiert nicht böse gemeint, nur so dahingesagt, aber gerade darum ist es mir hier zu tun - um das nur so Dahingesagte, denn das hat eine ganz eigene Macht.
Ich bin zweiundsechzig, definitiv nicht dumm, mit analytischem Gespür, überaus kritisch unterwegs, seit ich denken kann. Und nicht erst seit der Covid-19-Pandemie kann ich ganz gut seriös von … (naja) unterscheiden.
Dass ich in zweiundsechzig Lebensjahren als Mächen und als Frau einiges an Herabsetzung und an Kleingemachtwerden erlebt habe, das blieb auch noch in meiner Generation nicht aus. Mit dem Älterwerden nehme ich jedoch immer häufiger befremdet und angewidert Formen von Altersdiskriminierung wahr (die „Boomer“, „meine Oma ist 'ne alte Umweltsau“, „Hilfe, die Schwiegermutter“ …).
Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten und bin mir sicher, dass Sie mit diesem Niveau gar nichts zu tun haben.
Gerade deshalb frage ich Sie: Warum, Herr Buermeyer, warum die Oma oder die Tante?
In solch Dahingesagtem vereinen sich Herabsetzung von Frauen und Herabsetzung von älteren Menschen, kurz, von alternden Frauen - ich kann Ihnen nur sagen: Das ist verletzend, auch wenn es nicht so gemeint ist.
Denn das Gift steckt ja gerade in der Beiläufigkeit: Würde jemand direkt behaupten, Omas und Tanten seien grundsätzlich so, wie Ihre Bemerkung es suggeriert, dann könnte und würde manfrau sich damit auseinandersetzen und demder Sprecher*in heftig widersprechen. So aber sickert es nebenbei und fast unbemerkt in die Köpfe. Schade.
Es tut mir leid, dass all das Gute, das ich Ihnen zur LdN zu sagen hätte, an dieser Stelle keinen Platz findet. Ich bin kein Mecker-Mensch. (Auch wenn das vielleicht gerade anders rüberkommt.) Ich habe noch niemals meinen Senf in irgendwelchen sozialen Netzwerken oder Foren abgegeben. Aber jetzt wollte ich das tun, denn die LAGE ist mir wichtig. (Und wenn es auch ungerecht ist: Von guten Leuten erwartet man eben immer noch ein bisschen mehr …)
Danke fürs Lesen!
Gudrun