LdN 238: K-Frage

Hallo Phillip und Ulf,

zuerst möchte ich euch in meinem ersten Kommentar ein Lob für euer Format aussprechen. Es gehört auch aufgrund der (zumeist) ausführlichen Betrachtung der Themen zu meinn wöchentlichen PodCast Ritualen.

Dennoch möchte ich zu der aktuellen Folge eine Anmerkung zu eurer Betrachtung der K-Frage zur Diskussion stellen. Ihr sagt, Habeck hätte Annalena Baerbock die Bühne überlassen, seine persönlichen Eitelkeiten selbstlos zurückgestellt und damit sein politisches Konto gefüllt. Gerade das „Selbstlose“ möchte ich in Frage stellen, da bei den Grünen mWn Frauen grundsätzlich bei Listen den Vorrang haben und dies sicherlich auch bei einer so wichtigen Entscheidung wie der K-Frage zieht.

Beste Grüße

Ja das mag stimmen, aber er hat daraus kein Drama gemacht und sehr sauber übergeben. Wenn man sich im Gegensatz dazu Söder ansieht erkennt man den Unterschied.

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Ja, diese Botschaft haben sie bisher ganz gut geschafft, nach außen zu transportieren. Die Ausschnitte aus Habecks Interview mit der ZEIT klangen schon nach etwas mehr Drama, aber sind gut verpufft und habe nicht für größere Aufmerksamkeit gesorgt, wie es aussieht.

So ganz „selbstlos“ war das doch nicht und wenn man sich die bisherige Perzeption der Kandidatinnenkür in der letzten Woche anschaut, habe ich den Eindruck, dass die Grünen die richtige Entscheidung getroffen haben.

Ich wähle vermutlich nicht die Grünen, aber es ist schon erfrischend, eine Alternative zu den beiden Männern zu haben, da sie vor allem einer jüngeren Generation angehört, die Dinge hoffentlich anders angeht und einfach in mir etwas Hoffnung auf Aufbruch und Frische entfacht.

Schauen wir mal, was das Rampenlicht und der harte Wahlkampf mit ihr machen werden und ob sie dem Druck standhält und ob sie gut beraten wird. Wie wichtig letzteres ist, wissen wir spätestens seit Martin Schulz’ Debakel, das man immer im Hinterkopf behalten sollte bei so einem Hype. Außerdem sind die Grünen ja immer gut dafür, sich aussichtsreiche Lagen mit Veggie-Day oder ähnlichen kommunikativen Fehler zu zerschießen.

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Ich verstehe nicht, wie man aus dem demokratischen Diskurs, den die Spitzenkandidatenfrage in einer Partei zu bestimmen, als Drama bezeichnen kann. Viel dramatischer mMn ist die „Hinterzimmerklüngelei“, die immer noch parteiübergreifend stattfindet. Selbstverständlich kann man die Art und Weise von Söders Wankelmütigkeit (mein Platz ist in Bayern) kritisieren, man muss ihm aber zusprechen, dass er die Entscheidung des CDU Vorstandes - wie vorab auch angekündigt - mit einem Aufruf zur Geschlossenheit akzeptiert hat.

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Das sehe ich ehrlich gesagt komplett anders. Diese Gremien sind eben dazu bestimmt worden, diese Frage zu klären und nach Möglichkeit einen möglichen Kanzler mit Perspektive und nicht mit temporären Umfragewerten auszuwählen. Die Grünen waren sich geschlossen sehr schnell sicher, dass es eben Habeck oder Baerbock machen sollten und so wie ich das sehe war wohl dabei relativ egal wer, da beide gleich akzeptiert wurden. Von daher haben die beiden nur noch unter sich ausgemacht, wer es wird um es auch vernünftig nach außen zu transportieren. Und Habecks Aussage, dass es ihn schmerzt macht das ganze wieder menschlich.
Söder dagegen setzt dauernd Stiche, wertet Laschet ab und hofiert seine Unterstützer. Das ist einfach nur peinlich und zeigt zumindest, was für eine Art Kanzler Söder wäre. Der würde auch noch einen Autokraten in den Arm nehmen wenn er ihm zustimmt.

Sie sprechen „Gremien“ an. Die Frage ist dann, welches Gremium die K-Frage eines Parteizusammenschlusses (nichts anderes ist die CDU/CSU) bestimmen darf. Hier muss mMn ein Diskurs stattfinden und nicht die Entscheidung von einer Seite absolut getroffen werden.
Ich spreche hierbei explizit nicht von einer Entscheidung anhand von Umfragewerten!

Moin Jakob_S!

Naja, „Aufruf zur Geschlossenheit“ wäre respektabel, wenn Söder denn seinen Aufruf selbst beherzigen würde. Stattdessen schießt er gegen Laschet als wäre er ein Oppositioneller und die CSU wirbt kurz nach der K-Fragen-Entscheidung „ganz zufällig“ großspurig im außerbayrischen Ausland für ihre Online-Mitgliedschaft. „Akzeptieren“ geht für mich anders.

herzliche Grüße,

Markus

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Moin Markus,

vielen dank für die Links.

Ich gebe Ihnen recht, dass die letzten Töne von Herrn Söder durchaus gegensätzlich zu seiner Aussage scheinen. Jedoch bezieht er in Ihrem zitieren Handelsblatt Artikel Stellung zu der Entscheidung und stellt hier auch seine Sicht der Dinge dar. Dies sollte in einem politischen Diskurs möglich sein, auch ohne direkt von einer Spaltung zu sprechen. Meiner Ansicht nach steht die Union vor weit größeren, inhaltlichen sowie personellen Problemen, die die Parteien noch lange in Atem halten werden. Gerade die personellen Probleme (Mitgliederschwund u.ä.) sind meines Erachtens nach auch ein Grund für die Online-Mitgliedschaft der CSU, welche im übrigen bereits seit 2019 möglich ist. Die aktuelle Kampagne darf und muss man natürlich, in Anbetracht der Umstände derzeit, kritisch sehen - da gebe ich Ihnen recht.

Grüße,
Jakob

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und ich muss Ihnen wiederum recht geben, dass ich zunächst den Aussagen Söders ebenfalls geglaubt hab, dass er sich in Loyalität vorerst zurückzieht. Wer von uns beiden in der Sache recht behält, wird die Zeit zeigen. Es könnte auch sein, dass das noch kleine Spitzen aufgrund enttäuschter Eitelkeit waren, oder die CSU ihrer Schwesterpartei in Erinnerung rufen wollte, dass sie auch Einfluss hat.

herzliche Grüße,
Markus

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Genau so einen demokratischen Diskurs wollte aber keiner der beiden Kandidaten. Beide haben darauf gesetzt, dass es einen Machtkampf gibt und sie ihn gewinnen. Laschet hat auf seine Macht qua Amt gesetzt und gehofft, dass die Partei nach den ganzen Unklarheiten um den Parteivorsitz nicht noch mehr Streit und Chaos will und er daher gesetzt ist. Und Söder hat gehofft, dass er nur den richtigen Moment abwarten muss, um seine Kandidatur öffentlich zu machen, damit die Partei ihm mit einem „Rette uns vor Laschet!“ zujubelt. Beides hat nicht wirklich funktioniert, jetzt gibt es irgendwie ein Patt, aber keiner der beiden hat seine Strategie wirklich aufgegeben. Und die Partei ist gespalten.
Ich bin mir sicher, dass Söder schon seinen nächsten Angriff plant und dass der ziemlich schnell nach einem erwartbaren Wahldebakel kommen wird. Die spannende Frage ist nun: noch vor September oder erst danach?

Die Tatsache, dass so ein Gremium nicht bereits existiert, ist ein (weiteres) Armutszeugnis für die Union. Immerhin ist es die Union, die in den meisten Jahren den Kanzler gestellt hat, da hätte man ja eigentlich ein etwas kompetenteres Vorgehen erwarten können.

Aber naja, mich soll es nicht stören. Je mehr sich die Konservativen selbst zerfleischen, umso wahrscheinlicher wird progressive Politik :slight_smile:

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Die Chancen dafür, dass sich die CDU in den nächsten Jahren zerlegt oder zumindest bröckelt, sind ziemlich hoch. Aber das muss noch lange nicht heißen, dass sie weniger gewählt wird, vor allem im September. Ich finde die in diesem Artikel genannten Argumente für einen Wahlsieg von Laschet recht plausibel: Person der Woche: Vier Gründe, warum Laschet trotzdem Kanzler wird - n-tv.de

Was bleibt ihm anderes übrig, um gesichtswahrend herauszukommen! Die Analyse von Philip, Söder strebe eher die Rolle an der Spitze einer „Bewegung“ an, als dass er sich mit Gremien herumschlage, finde ich sehr plausibel. Söders Biegsamkeit könnte man vielleicht als einen Pluspunkt sehen (wie er flugs das Bienen-Volksbegehren einfach übernommen hat z.B.). Aber wer so geil ist auf die Zuneigung der Wähler (Massen), der tut auch schnell andere, schlimme Dinge ohne Skrupel, wenn ihm das nützt in der Gunst der Mehrheit. Und weil es an der politischen Bildung der Mehrheit eher mangelt, könnten solche Blitzaktionen böse ausgehen. Ich bin froh, dass es Laschet geworden ist, der mir menschlich erscheint. Söder halte ich für gefährlich.

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