LdN 234 Impftempo

Hallo,

erstmal: Vielen Dank für den tollen Podcast, den ich seit 2 Jahren sehr gerne höre. Dieses Mal aber hab ich mich so gewundert, dass ich meine Laufrunde bei der ich euch immer höre, unterbrechen, mich im forum registrieren und das hier schreiben musste:

Zum Impfen generell hab ich eine Frage: Ihr habt in dieser und in der vorletzten Folge gesagt, dass so wahnsinnig viel Impfstoff auf Halde liegt, auch weil man nicht an Termine kommt. Dann verstehe ich aber nicht, wieso sich das Impftempo so verzögert wenn ei Hersteller nicht oder weniger liefert. Dann könnte man doch einfach die auf Halde liegenden nehmen?

Dass es in Berlin nur an mangelnder Impfbereitschaft liegt, dass so viele noch keinen Termin haben (bitte hört auf mit der Wendung „sich einen Termin geklickt haben“ :slight_smile: ), ist zumindest in Teilen eine Unterstellung. Meine Freundin hat sehr viel Zeit investieren müssen um an einen Termin zu kommen (sie ist eh Anfällig für Theombosen und sollte deswegen kein AZ bekommen), die haben andere vielleicht nicht. Auch ist in Bezug auf AZ, wie ihr ja selbst sagt, eine große Unsicherheit in der Bevölkerung, weshalb sie lieber andere Impfstoffe möchten - dafür an einen Termin zu kommen ist aber eben schwierig. Das hat nichts mit mangelnder Impfbereitschaft zu tun.

Liebe Grüße
Svenja

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Ich finde schon, dass man das mangelnde Impfbereitschaft nennen sollte. Nicht generell, sondern in Bezug auf AstraZeneca. Das muss man dazu sagen.

Bis zu einem gewissen Maß finde ich die Zurückhaltung ggü. AstraZeneca nachvollziehbar. Bei deiner Freundin umso mehr, wenn sie besonders thromboseanfällig ist.

Ich kenne aber auch viele Leute, die bei AstraZeneca so ein diffuses Unbehagen haben. U. a. weil das ja „schlechter“ bzw. weniger wirksam. Die sind nicht einmal in der Gruppe der jüngeren Frauen.

Oder die Leute sind froh, wenn sie das „Glück“ haben, den „guten“ Impfstoff zu kriegen.

Dazu kommt die Unbeliebtheit des Unternehmens AZ, was auf den Impfstoff abfärbt.

Dieses diffuse Unbehagen halte ich für ein beachtliches Problem in der Gesellschaft. V. a. dann, wenn der nicht sofort an Leute verimpft wird, denen egal ist, welchen Impfstoff sie kriegen. In RLP z. B. wurden bis 22. Feb. acht mal so viele AZ-Impftermine versäumt als bei anderen Impfstoffen.

Meiner Meinung nach stimmt es nicht, dass so ungeheuer viel Impfstoff auf Halde liegt. Stand heute (28. März) wurden - 12,8 Millionen Dosen wurden verimpft, 3 Mllionen liegen noch im Lager. Das ist beim aktuellen Impftempo nur ein Vorrat von unter 10 Tagen. Das erscheint mir angemessen um eine zuverlässige Versorgung bei jedem Termin zu gewährleisten (zumal dieser Vorrat ja auf ganz Deutschland verteilt ist)

Übrigens ist auch das gesamt-Tempo nicht so schlecht wie man meinen würde. Ja, es gibt andere Länder die schneller sind (Israel, UK, USA sind populäre Beispiele) - aber es gibt auch viele viele Länder die wesentlich schlechter stehen als wir :slight_smile:

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Vorbehalte gegen bestimmte Impfstoffe mag es sicherlich geben, aber in der Regel wird dann einfach der nächste gefragt, ob er sich damit impfen lässt. Das führt sicherlich zu einer Verzögerung, aber sicherlich nicht dazu, dass Impfstoff liegen bleibt.

Die Zahlen zeigen dass auch nicht.

AstraZeneca wird deutschlandweit mehr verimpft als Moderna. Warum Moderna so wenig verimpft wird, und vor allem, warum es so große Unterschiede zwischen den Ländern gibt, kann ich natürlich nicht sagen, aber ein Grund könnte die ohnehin geringe Liefermenge sein, womit dann schon kleine Verzögerungen einen großen prozentualen Unterschied machen.

Wie @tarfish schreibt, wird eigentlich der größte Teil der Impfstoffe schnell verimpft, momentan >80%. Bei AstraZeneca wird auch deswegen ein größerer Puffer vorgehalten, weil die Firma eher unregelmäßig liefert und mehrfach die Liefermengen gekürzt hat. Diese Unsicherheit muss man natürlich bei der Planung der 2. Dosis beachten. Bei Pfizer gibt es diese Unsicherheit nicht, deswegen verimpfen manche Länder da 100% und behalten keinen Puffer.

Und ja, angesichts der Zahlen irritieren mich die Aussagen im Podcast auch. Philip und Ulf haben sicherlich mehr Einsichten in bestimmte Abläufe durch Recherchen, aber die Zahlen lassen (sofern die stimmen) ihre Kritik überzogen erscheinen.

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Danke für die Hintergründe! Wo hast du die Grafik her? Die ist sehr aufschlussreich. So etwas hatte ich gesucht.

Ob und wie viel Impfstoff von welcher Sorte liegen bleibt – da war ich mir nicht sicher.

Ich hätte mir die großen Unterschiede bei Moderna und AZ auch damit erklärt, dass die Gesamtmenge viel geringer ist als bei B/P.

Die Lieferkürzungen sind sehr ärgerlich.

Man kann dennoch daran zweifeln, ob ein Puffer überhaupt erlaubt ist, und wenn ja, wie viel. Die zuverlässige Verfügbarkeit am Impftermin kann das bis zu einem gewissen Maße rechtfertigen. Deswegen ist ein kleiner Spielraum nicht zu beanstanden, finde ich.

Philip und Ulf haben ja diskutiert, ob der Staat auch den übrigen Impfstoff schnellstmöglich verimpfen darf, ja sogar muss. In die „Muss“-Kerbe schlägt auch dieser Musterantrag von Kanzlei Jun IT.

@Werbutz gerne, die Grafik ist von Zeit Online

Die Abbildung ist von Zeit-Online [1], der Artikel wird täglich aktualisiert.

[1] ZEIT ONLINE | Lesen Sie zeit.de mit Werbung oder im PUR-Abo. Sie haben die Wahl.

Hallo in die Runde,

auch ich war überrascht von der ungewöhnlichen… „„Undifferenziertheit““(?) - jedenfalls kamen beim Hören ganz viele „aber!“ in mir hoch - also Bitte um Ergänzungen - stehe bei Rückfragen gerne zur Verfügung, arbeite mit in der Impforganisation (RLP).

Zu „nur 3/4 verimpft“: Der zurückgehaltene Impfstoff war zunächst Anordnung von oben; um die Zweitimpfung zu garantieren. Als BionTech im Februar doch weniger geliefert hatte, war das der Grund, warum die Zweitimpfungen zumindest weiterlaufen konnten und nur alles andere gestoppt werden musste. Bei mehr Liefer-Zuverlässigkeit macht die Änderung Sinn, dass ab jetzt nichts mehr zurückgehalten werden soll. Das wird ja auch gerade umgesetzt.

Bei kurzfristigen Terminen sprechen wir nicht unbedingt von 48-24h vorher: Wenn Leute Minuten bis Stunden ihren Termin vorher (oder gar im Nachhinein) absagen (tägliche Arbeitserfahrung), lassen sich Leute außer durch angesprochene, absolut kurzfristige Möglichkeiten, nicht auffüllen. Etwas anderes ist, wenn Terminslots im Vorfeld leer bleiben - das ist vom System im Bundesland abhängig und teils nicht möglich. Mehrfachregistrierungen, falsche Adressangaben, Nicht-Absagen… und trotz alledem ist es vor allem zu wenig Impfstoff - die Impfzentren laufen bei Weitem nicht unter Maximallast. Nicht verimpfter Vektorimpfstoff verfällt ja nicht, sondern kann dadurch an die nächsten in der Priorität weitergegeben werden - solange wir noch nicht unter Maximallast laufen und jeder Terminslot Gold wert wäre. Die Wartelisten sind stets gut gefüllt; es wurde bisher auch immer weiter geöffnet - z.B. als AstraZeneca noch U65 war und klar wurde, dass es nicht genügend U65 in Prio 1 gibt, wurde Prio 2 geöffnet. Hier ist das Versenden der Codes vllt. zu hinterfragen, aber genügend Bundesländer gehen anders vor; sodass nicht genutzte Termine und Impfstoffdosen innerhalb der priorisierten Gruppe weitergegeben werden.

Ja, es hakelt an der ein oder anderen Stelle. Bitte um Beachtung, dass die Terminvergabe automatisiert funktioniert; alle Änderungen (Beispiel AstraZeneca ja/nein/doch/oh) rauben ITler-Kapazitäten. Eine strikte Reihenfolge nach Prio plötzlich „aufzuweichen“, dass Kontaktpersonen (bei uns Prio 2) gleich mitgeimpft werden sollen, wenn sie ihre Prio-1-Angehörigen bringen… Im System ist das erstmal nicht hinterlegt; dafür kann man spontan nicht garantieren - das könnten ja plötzlich ziemlich viele sein, die an einem Tag vor der Tür stehen. Termintausch, Verlegungen, Anpassungen sind händisch und mit unglaublich viel Zeit- und Personalaufwand verbunden - so praktisch und effizient sie erstmal erscheinen. → JA, es sollte optimiert werden! Da ich täglich Beschwerden lese: Wenn plötzlich technik-affine, spontane Menschen „„bevorzugt““ werden zu älteren, gebrechlichen, die schon so lange warten (so kommt das bei manchen dann leider an)… oh je.
Hinzu kommen „legitime“ Ausnahmen: Krankenhausaufenthalte u.ä, dass ein fester Zweittermin doch umgelegt werden muss. Immer mehr nehmen das aber auch in Anspruch, weil sie ihre erste Impfung nehmen und dann erst sagen, dass sie einen anderen zweiten Termin brauchen, weil sie im Urlaub sind. Fair? Na ja.

Zum Thema Hausarzt: Wir haben durchaus viele Stornierungen: Ne, lieber beim Hausarzt als im Impfzentrum. Je älter die Leute sind/je immobiler, desto eher warten sie wohl lieber auf diese Option als kurzfristig geimpft zu werden. Vielleicht auch ein Thema in Nicht-Stadt-Staaten - 30-40km Anfahrt kommen hier schon mal vor.

Als letzte Bitte: Es ginge um „Leben retten“… ich weiß, was gemeint ist. Es denken schon genügend Menschen, dass die Impfung alles lösen würde. 80-Jährige, die uns schreiben, dass sie endlich wieder ihre Enkel normal besuchen können wollen; Depressive, die danach endlich wieder rausgehen könnten, Menschen mit Vorerkrankungen, dass sie danach endlich wieder sicher wären. Jein. Man kann ohne Impfung raus an die frische Luft und trotzdem sicher sein. Man muss trotz Impfung aufpassen. Sie ist super wichtig, bitte Vorsicht mit der Formulierung - sie schützt Leben und kann es auch retten, aber ist kein absoluter Garant dafür.

Vielen Dank! Grüße aus RLP

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Ich wollte nur darauf hinweisen das es ein ähnliches Thema bereits gibt, vielleicht mit interessanten Aspekten zu deinem Beitrag:

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