LdN 233: Erzbistum Köln

Die Erwartung an die Staatsanwaltschaften, ohne Ansehen der Person oder Institution zu ermitteln, sollte ja eigentlich selbstverständlich sein. Allerdings vermute ich, dass die Antwort nicht in irgendwelchen Kirchen-Akten liegt, die de facto schon x mal durchgeforstet wurden.

Die einzigen, die wirklich substanziell eine weitere Aufklärung anstoßen können, sind leider die Betroffenen. Auch wenn es total verständlich ist, dass man mit einer entsetzlich leidvollen persönlichen Geschichte nicht unbedingt an Behörden, geschweige denn an die Öffentlichkeit treten möchte - ohne die Leidtragenden selbst wird es nicht möglich sein, Licht ins Dunkel zu bringen.

Es gibt viele Betroffene, die seit Jahren für die Aufklärung kämpfen und sicher bereit wären, dazu beizutragen. Das Problem liegt scheinbar an anderer Stelle, vor allem an dieser wirklich seltsamen Beißhemmung gegenüber der Kirche. Ich halte das für einen wirklichen Skandal, dass es immer noch in Ordnung geht, die Kirche selbst bei so schwerwiegenden Problemen ermitteln zu lassen.

Diejenigen Betroffenen, die sich bekanntermaßen engagieren, haben in aller Regel auch an der juristischen Verfolgung der Straftaten, die an ihnen begangen wurden, mitgewirkt. Wenn Opfer von Straftaten aber nicht hervortreten, ist es extrem schwer, die Täter zu verfolgen. Selbst wenn die Polizei aufgrund anderer Hinweise einen Täter ermitteln kann, ist die Verurteilung ohne Aussage der Betroffenen vor Gericht nur sehr selten möglich.

Da hast du völlig recht und es ist ein ernsthaftes Problem. Aber es wäre ja schon mal ein guter Anfang, diejenigen Straftaten vollständig zu untersuchen, von denen man weiß. Das könnte dann auch für andere Betroffene ein Zeichen sein, dass sie sich öffnen können, weil ihnen geholfen wird. Im Moment ist das Signal eher: Wird ja eh alles unter den Teppich gekehrt.