LdN 232: Eincheck-Funktion einer Corona App

Ja, es gibt einige wirklich handwerklich fragwürdige Fehler und Schwachstellen. Die müssen weg! Und wenn so ein System flächendeckend ausgerollt werden soll, gehört das von einer vertrauenswürdigen Institution überwacht, der Quellcode veröffentlicht (kommt angeblich Ende März) und mit einem Bounty-Programm begleitet.

Aber wir können doch nicht sinnvolle Lösungen, die uns wirklich erlauben könnten, „mit dem Virus zu leben“, wegen mangelnder Perfektion ablehnen. Erstens bleiben wir dann beim Status Quo - und dass der (spätestens seit dem Auftauchen wesentlich ansteckender und tödlichere Mutation) nicht funktioniert, ist in den letzten Wochen beeindruckend unter Beweis gestellt worden. Perfektion ist der Feind des Virus. Wir brauchen jetzt eine Lösung, die nach Implementierung schnellstmöglich „perfektioniert“ werden muss.

Es geht nicht um Perfektion. Es geht darum, dass es auch ohne Datenweitergabe gänge. Und das wird vielen Menschen lieber sein. Hier muss man auch mal abwägen.

Wie immer wenn es alle betrifft, aber nicht alle gleicher Meinung oder auf unterschiedlichen Wissensstand sind, gibt es die verschiedenen Fürsprecher, wie die Problematik zu handhaben ist. Wenn ich die zahlreichen Kommentare hier im Forum und die Informationen aus anderen Quellen lese oder höre (beispielsweise dem hier schon mehrfach geposteten logbuch netzpolitik Folge 385), dann ist man schon immer hin und hergerissen, zu welchem Kompromiss man bereit ist.

Bleibt man beispielsweise bei den drei App Vorschlägen (CWA, Luca, CrowedNotifyer) haben alle das gleiche Ziel, d.h. Infektionsketten zu unterbrechen. CrowedNotifyer und die CWA arbeiten anonym und informieren die Nutzer über Kontakte, wobei sie auf die Mitwirkung und Selbstverantwortung der Anwender setzen. Also dem Teilen von positiven Ergebnissen und dem eigenverantwortlichen Handeln bei erfolgter mit Warnung. Luca hingegen sammelt personenbezogene Daten in der Verbindung mit Lokationen (Veranstaltungen) und setzt auf aktive Verfolgung der Behörden (Gesundheitsamt). Soweit nichts Neues und sollte allen interessierten Leser geläufig sein.

Die Frage zu welchem Kompromiss man bereit ist, um Infektionsketten zu unterbrechen, sollte vorallem aus dem Blickwinkel NACH der Pandemie beurteilt werden, da davon auszugehen ist, dass man den “Genie“ nicht mehr in die Flasche bekommt, wenn man ihn mal freigelassen hat.

Die Vorstellung wegen einer „dringend notwendigen“ Luca Einführung, auch noch in 10 Jahren an jedem öffentlichen Ort nur mit einem QR Code Scan Zugang zu erhalten und persönliche Daten zu hinterlassen, die dann natürlich(!) genutzt werden, ist mir nicht sehr angenehm. Der nächste Schritt, einfach sein Auge in einen Scanner zu halten, um das lästige mitführen eines Gadget für die Identifizierung von Person zu benötigen, ist dann wohl auch eher ein kleiner…

Ohne dass man sich darüber bewusst wird, schafft man durchaus Voraussetzungen, die ein Überwachungsstaat im digitalen Zeitalter benötigt. Klar, muss ja nicht so kommen… Aber Kernenergie war ja auch zu Anfang zu friedlichen Zecken erforscht worden…

Der Zweck heiligt die Mittel? Da bin ich entschieden anderer Meinung. Freiheit und Selbstbestimmtheit ist ein wertvolles Gut, was schon immer teuer bezahlt wurde und wird.

Deswegen wäre meine Wahl/Kompromiss: CrowedNotifyer Ansatz in der CWA.
Soll ja womöglich im April kommen.

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Kurze Ergänzung: Sachsen setzt wohl als einziges Bundesland (bislang) auf CWA auch zur Kontaktkontrolle beim Restaurantbesuch