Ich fand die Diskussion sehr informativ und auch ausgeglichen bis zum Ende als gesagt wurde Mietendeckel auf Bestandsverträge sei ein Geschenk für diejenigen die es sich eh schon leisten könnten.
Ich möchte darauf erwidern: Für mich stellte es zum ersten mal ein richtiges Verhältnis von Einkommen und Miete her. Bei einem Einkommen von 1200,00€ und jetzt neuer Warmmiete von 360 Warm (+Strom + Gas + Internet) für eine kleine 1 Raumwohnung blieb zum ersten mal Geld am Ende des Monats übrig. Die Wohnung konnte ich mir zwar am Anfang „leisten“, weil sie die einzig Verfügbare war und in meinem wahnsinnigen Budget von max. 600 warm lag. Also die Hälfte meines Einkommens (+Strom + Gas + Internet).
Auch wenn ich mir bewusst bin, dass es eine sehr persönliche Erfahrung ist, fühle ich mich dennoch berechtigt von dem neuen Gesetz zu profitieren und wenn es ein paar Wohlstandsfamilien im Prenzlauer Berg auch tun, dann gönn ich es ihnen. Am Ende bedeutet es eine Umverteilung von Geld: Ich könnte (und werde) jetzt zum Beispiel privat eine Altersvorsorge angehen und andere werden einen Urlaub mehr buchen und damit Jobs sichern.
Wohnraum darf auf Grund seiner elementaren Wichtigkeit kein Spekulationsobjekt sein, ich kann vielleicht auf einen Urlaub verzichten, auf eine Wohnung jedoch nicht, Menschen werden damit erpressbar und sind bereit weit über ihrem Budget zu zahlen.
Zusätzlich zum Thema Sozialbau: Eine befreundete Architektin, welche in dem Bereich arbeitet, hat mir geschildert, dass die zur Verfügung gestellten Förderungen für Sozialbau zu gering seien. Es gäbe nach ihrer Schilderung ein Missverhältnis zwischen neuen Bauauflagen und Fördergeldern, da vor allen Energiesparmaßnahmen und Umweltverträglichkeit die Kosten auf dem Bau steigern. Aus diesem Grund will keiner Sozialbauwohnung bauen, da man hier wohl erst wesentlich später Gewinn mache (höheres Risiko). Vielleicht bietet diese Aussage einen Startpunkt für Recherchen wie sich die Vergabe der Fördergelder in Relation zu den Baukosten der letzten Jahre entwickelt hat.
Vielen Dank nochmal für die Ausfühliche Berichterstattung, auch wenn es momentan nur ein Berliner Thema ist.