LdN 230: "Digitalpakt" Schule

Hallo,

ich möchte hier mal einen Erfahrungsbericht zum Digitalpakt geben.
Vorab: Anja Karliczeck ist für mich die größte Fehlbesetzung im Kabinett nach Scheuer. Sie ruht sich, egal ob bei Bildungsgerechtigkeit, Corona oder Digitalisierung, auf dem Bildungsföderalismus aus, den ich für veraltet und zumindest reformbedürftig halte. Beim Digitalpakt handelt es sich mMn um Geld, das sie aus dem Fenster geworfen und selbiges dann geschlossen hat, wobei das Geld so leider nicht immer dort ankommt, wo es gebraucht wird. Ansonsten macht sie halt noch nette Fotos und wirft immer mal völlig unfundierte Aussagen („Warum unterrichtet man Literatur, Politik und Geschichte einzeln?“) in den Raum.

Ich bin 18 Jahre alt, kenne also das Thema Schule noch sehr gut. Jedoch kenne ich zwei Perspektiven, da ich auch Lehrerkind bin. Meine Mama fragte mich gestern nun um Rat: den Lehrer:innen (in Sachsen-Anhalt) werden jetzt fünf Modelle für Laptops unterbreitet, von denen sie eines auswählen können. iPad, 2x hp Laptop, 2x Surface. Alles keine schlechten Sachen. Jedoch (das kann ich nur für ST sagen), dürfen Lehrer schon seit einiger Zeit auf ihren privaten Geräten keine Schüler:innen-Daten speichern, das gilt auch für USB-Sticks und andere Laufwerke. Aus datenschutzrechtlichen Gründen eben. Immerhin gibt es die Nextcloud oder Moodle, von der Einbindung in Officeanwendungen brauche ich gar nicht anfangen (zumal das sehr schwierig ist), es hakt ja schon an einer permanenten Nutzbarkeit hinsichtlich der Serverbelastung.

Am Ende fiel uns dann auf, wie sinnlos dieses Vorhaben eigentlich ist. Mal ganz ehrlich: nahezu jede:r Lehrer:in kann sich einen vernünftigen Laptop leisten, mit dem sich auch in der Schule und zu Hause gut arbeiten lässt. Warum verteilt man diese Geräte nicht an SuS? Warum investiert man das Geld nicht in Zusammenarbeit mit Scheuer (ja okay, haha) in vernünftiges Internet? Warum ermöglicht man nicht flexibles Arbeiten mit Clouddiensten in Verbindung mit Datenschutz? Die Einführung dieser „Dienstlaptops“ steht für mich symbolisch für die deutsche Bildungspolitik (v. a. auf Bundesebene), dabei spielen folgende Mentalitäten eine zentrale Rolle: Lassen wir das doch einfach die Kommunen, Schulen und Träger machen. Digitalisierung läuft von alleine. Es geht sicherlich schneller und einfacher, wenn jedes Bundesland oder teils jeder Kreis seinen eigenen Mist macht (oder verzapft). Wir denken kurzfristig, dass man mit langfristigen Perspektiven mehr nachhaltig erreichen kann, ist uns völlig egal. Und lasst uns lieber darüber sprechen, wie toll das neue Forschungsschiff des BMBF für Aquawissenschaften ist.

Was sind denn eure Meinungen dazu?
Danke an die Lage für die verständliche Aufschlüsselung des Desasters (mein Urteil) „Digitalpakt Schule“!

Viele Grüße,
Adrian

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Hallo Adrian,

ich glaube ich bin nicht ganz bei Dir. Auf der einen Seite hast Du natürlich recht. Lehrer:innen haben mit an sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Zugang zu einem privaten Endgerät, und können sich im Zweifel auch ein zusätzliches leisten um das gerät für sich zu bekommen.
Die Not ist also vermutlich bei einigen SuS größer, und vielleicht sind die Geräte kurtzfristig - i.e. für die Pandemie - dort besser untergebracht.

Auf der anderen Seite, klingt das was Du da erzählst eigentlich nach einem guten mittel- und langfristigen Schritt.
a) Ganz offenbar sind Lehrer:innen schon immer, nicht nur in der Pandemie, in den eigenen 4 Wänden und am eigenen Endgerät in der Unterichtsvorbereitung unterwegs. Das ist ein relevanter Teil ihrer Berufstätigkeit. Das hier der Arbeitgeber jetzt entscheidet, ihnen die relevanten Arbeitsgeräte zur Verfügung zu stellen finde ich erstmal einen guten Schritt.
b) Wenn man an den (siehe auch den Faden "Schulöffnungen" - #23 von Natter) Aufbau einer einheitlichen und vernünftigen IT Infrastruktur für das Schulsystem denkt, dann macht es im Zweifelsfall Sinn wenn die Nutzer:innen (oder die Nutzer:innen die in gewissen administrativen Rollen unterwegs sein werden) mit einer einheitlichen Geräteflotte ausgestattet sind. Das macht im Zweifelsfall das zur Verfügung stellen / zum Laufen bringen / warten der Infrastruktur unkomplizierter. Ist aber natürlich auch nur ein kleiner Mosaikstein und müsste einem mittelfristigen Plan folgen, das eben die Lehrer:innen auch zukünftig Endgeräte und technsichen Support bekommen.

Ich kann nur für das Gymnasium in einer (sehr) kleinen Stadt sprechen. Hier zeigt sich sehr, dass das Subsidiaritätsprinzip in diesem Fall ein großer Bremsklotz in Sachen Digitalisierung ist. Insbesondere die administrative Ebene der Stadt ist völlig überfordert. An meiner Schule füllen meine Direktorin und ein armer Informatiklehrer füllen schon immer alle Dokumente und Anträge aus, die eigentlich die Stadt machen sollte, weil sonst nichts passiert. Auch die Beauftragung von Handwerkern für das Ziehen von Kabeln usw. läuft nur sehr schleppend (ca. einmal im Jahr gibt es wieder ein paar mehr Räume mit Beamer und Netzwerk, aber wir sind noch weit von kompletter Ausstattung entfernt).
Ein wirklich großes Problem sehe ich in der schlechten personellen Ausstattung der Schulen. Ich kann es nicht verstehen, dass nicht jede größere Schule eine/n Admin bekommt und sich kleinere Schulen zumindest eine Stelle teilen. Es bleibt immer an den KollegInnen hängen, sich selbst um die technische Ausstattung zu kümmern. Ein Informatikkollege bekommt zwar ein paar Stunden dafür gutgeschrieben, aber 1) reicht das nicht aus und 2) ist das wirtschaftlich gesehen Blödsinn, wenn man den Stundenlohn betrachtet.

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@Hasenkoettel Ich glaube, die Diskussion geht ein wenig aneinander vorbei.
@Adrian_LdN Wenn ich dich richtig verstehe, plädierst du dafür, statt in Endgeräte zu investieren, in vernünftige Lösungen zu investieren.
Ich denke auch, dass eine BYOD (Bring your down device)-Lösung für Lehrer absolut vertretbar ist. Das geht, wie du sagst, natürlich nur, wenn die Softwarelösungen auch alle Cloudfähig sind und man in Prinzip von jedem Browser aus darauf zugreifen kann statt irgendeine Software zu installieren.

Und Das Thema ist ja, dass eine eigene Cloud aufzubauen, die belastbar, skalierbar und unbegrenzt multimandantenfähig ist, eben nicht einfach möglich ist, geschweige denn, die Applikationen darauf auch so zu entwickeln. Beispiel Moodle, eine Software, die eben NICHT auf diese Masse konzipiert wurde. Und ja, ich bin ein Freund von Open Source, aber leider auf diesem Zugriffsniveau, über das wir reden, geht es nicht mehr nur um Software, sondern auch um Expertise in der dahinterliegenden Infrastruktur. Das ist hochgradiges Spezialwissen. Es gibt ein Grund, warum aws oder Microsoft Azure eben führend sind und Nextcloud und die unsägliche Telekomcloud (die es geschafft haben, einen Hybriden aus Bürokratie und Cloud zu bauen - schmerzhafte Erfahrungen!) eben kleine Spieler.

Skalierbare Software auf Servern, die von jedem Gerät aus zugänglich sind. Ob Chromebook, Windows-Büchse oder Mac oder Android-Pad - völlig Wurscht. Dazu braucht es aber Konzepte und Ideen, und die fehlen bzw. es fehlt einfach das Knowhow und die Geisteshaltung in den Ministerien. Technisch ist alles möglich.

Insofern bin ich ganz bei dir. Es ist halt einfach, Endgeräte zu kaufen und dann zu sagen, wir tun was. Allerdings ist das Denken aus den 1990ern bzw. Anfang der 2000er. Das ist das Traurige.

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Ich stimme @Adrian_LdN voll zu, dass die Hardware für Lehrkräfte nicht das zentrale Problem ist. Ich bin selbst Lehrer und aus meiner Sicht ist der springende Punkt die Schulung: Solange die Kollegen nicht wissen, wie sie die Geräte pädagogisch sinnvoll einsetzen können, lassen sie lieber die Finger davon. Wenn aber der Funke mal übergesprungen ist und es ein paar Kollegen gibt, die spanndenden Unterricht damit machen, ziehen andere nach.

Ein Punkt, der immer vernachlässigt wird: Es kommt sehr auf die Klassenstufe an. Digitaler Unterricht in der Unterstufe ist aus meiner Sicht fehl am Platz, weil es in diesem Alter sehr auf die Lehrer-Schüler-Beziehung ankommt. Ich halte es auch für grundfalsch, junge Kinder vor Bildschirme zu setzen. Vernünftige Lehrkräfte aus der Unterstufe dürften nur geringes Interesse am Einsatz von digitalen Median haben.

Ich bin @Hasenkoettel s Meinung, dass ein zentraler Punkt eine gut funktionierende Cloud und ein Learningmanagement-Systems ist.

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Das finde ich auch! Mir sprang im vorliegenden Beispiel bloß diese Naivität und fehlende Überlegung ins Auge, dass ein Laptop das schon alles regeln wird. Bloß stoppt es hier nicht. Laptops/PCs haben sie alle, können sie eben bloß auf Grund der Bestimmungen nicht vernünftig oder effizient einsetzen. Da wird mMn falsch/zu unkomplex gedacht und deshalb kann es einfachere Lösungen (USB-Sticks, Lockerung bestimmter Bestimmungen) geben.

Es hakt bei LuL mMn nicht an Endgeräten, sondern an der techn. Infrastruktur.

Nicht ganz, ich finde diese Endgeräte sollten wenn dann eher an SuS als an LuL gehen.

Da hast du natürlich recht, das habe ich nicht bedacht. Bloß auch da kann man doch das Geld investieren, oder? In Expertenwissen. Oder in eine Kooperation mit Microsoft oder wem auch immer, wo dann bestehende Programme meinetwegen datenschutzrechtlich angepasst werden. Bloß das, was mit dem Digitalpakt angestellt wird, ist blinder Aktionismus, manchmal ohne Sinn und Verstand.

Finanziell vertretbar von mir aus schon.
Das Problem ist aber, dass dann jeder Lehrer auch sein eigener Admin ist. Damit gehen landen die Meisten (oder zumindest sehr viele) dann bei Windows und OneDrive - ohne zu merken, wann sie personenbezogene Daten bei einem nicht-EU-Anbieter auf dem Server ablegen.

Meines Erachtens bräuchte man eine zentrale Administration (z.B. durch echte Fachinformatiker, nicht Informatiklehrer), damit ich als Lehrer nicht gleichzeitig auch Administrator sein muss. Denn ehrlich gesagt: Dafür werde ich eigentlich nicht bezahlt.

Ja, ich bin Lehrer (Ph, Ma, Inf). Und ich habe mir sogar meine private NAS angeschafft und ein Endgerät, das ich zu 100% nur für die Schule nutze, um private und schulische Daten ordentlich auseinander zu halten.

In Rheinland-Pfalz ist es übrigens möglich, auch personenbezogene Daten (vulgo Noten) auf privaten Endgeräten zu speicher. Allerdings nur unter der Bedingung, dass ich meinem Chef jederzeit Zugriff auf das Gerät erlaube und er kontrollieren darf, ob ich die Daten ausreichend geschützt habe. (Nicht dass er das rein technisch könnte.)

Da gebe ich dir völlig recht, auch gerne nach Bedürftigkeit. Manche Familien haben das Geld halt nicht. Es muss auch nicht das IPad sein, bei der richtigen Software (Cloud) geht auch ein Chromebook hervorragend. Egal, im Prinzip gebe ich dir völlig recht!

Stimmt. Ich wollte dir auch gar nicht widersprechen, sondern den Punkt unterstützen. Das kam nicht so rüber, sorry. Ja, man kann da definitive Geld investieren, und Datenschutz wird hier in D gerne vorgeschoben, wenn man Veränderungen blockieren möchte. Es gibt super Lösungen, die mit entsprechenden Datenschutzvereinbarungen funktionieren würden und wären SOFORT einsatzbereit.

(ohoh, jetzt kommen die Datenschützer aus der Hecke… :slight_smile: )

Stattdessen bastelt man an Sachen, die nicht oder nur unzureichend funktionieren. Das ärgert mich genauso wie dich, und ich bin nun schon länger aus der Schule raus. Du bist da deutlich näher dran. Es ist halt eine Frage des Wollens und nicht nur des Geldes. Insofern bin ich voll bei dir: Ja, es ist möglich, etwas Sinnvolles zu machen - wenn man nur will. Und der Digitalpakt ist blinder Aktionismus.

Danke für die Information. Ist das überhaupt rechtens? Klingt wie eine Maßnahme nach „technisch können wir das nicht implementieren, Administrator zu sein, deswegen machen wir das mit einer Richtlinie“. Unabhängig davon, dass bei BYOD ohnehin Containerlösungen für die Geschäftsdaten ein Muss sind, weil man da eben nicht von Seiten der Firma/Organisation als Admin unterwegs ist. Wieder ein Beispiel dafür, dass schon bei dem Thema Endgerät ein Konzept vorliegen muss, egal welche Lösung.

Finde ich gut!

Stimme ich zu, das ist ja das Problem mit dem Digitalpakt seit Anbeginn: Ressourcen werden für Anschaffung bereitgestellt, die Administration aber (die langfristig das teuerste ist) soll aus dem laufenden Budget bestritten werden.
Für den Rechner: Falls BYOD die Wahl ist, finde ich, unabhängig von Wirtschaft oder öD, die Administration schon zumutbar.

Das tun sie doch ohnehin. Die meisten haben Windows-Rechner. Deshalb wäre es z.B. sinnvoll, EDU-Lizenzen landesweit zu vereinbaren und mit M365 Teams zu nutzen. Man kann sogar vereinbaren, dass die Daten nur in D bleiben. MS hat schon verstanden, wie man Geschäft macht. Geht alles, wenn man will. Das ist nur, wenn man MS will. Oder die Daten werden in einem zentralen Container, abgetrennt von dem anderen Rechner bereitgestellt und sind separiert.

Technisch ist das alles machbar, auch wenn ich mir Gedanken um Datenschutz mache. Ein schönes Beispiel gelungener digitaler Konzepte habe ich hier gesehen:

Das ist sehr, sehr cool. Unterstützt auch den Punkt von @Adrian_LdN , dass die SuS die Notebooks/Devices bekommen und der Staat sich um KONZEPTE kümmert. Manche Länder zeigen, wie es gehen kann. Richtig cool.

@jennymiegel Danke für den Erfahrungsbericht. Ich schließe daraus, dass schon die Verwaltungen eigentlich ein digitales Coaching brauchen, um die Schulen zu entlasten und eigentlich ihren Job zu machen. Das hört sich alles so hilflos an, dass es mir weh tut.
Respekt für eure Arbeit!

Danke für deine Kommentare!
Wird BYOD in der Wirtschaft tatsächlich viel genutzt? Aus meinem Bekanntenkreis sind alle, die beruflich PC und Smartphone nutzen müssen, mit Firmengeräten ausgestattet.

Anscheinend schon. Als Nicht-Jurist wundert man sich ja häufig darüber, was alles so rechtens ist.

Das sehe ich aktuell als eines der größten Probleme an bei Digitalisierung von Schulen.

In Rheinland-Pfalz gibt es das mit Landeslizenz, d.h. die Schulen bzw. Schulträger müssen „nur“ Zeit für die Administration aufbringen. Bis zum Sommer ist auch Teams als Videokonferenzlösung erlaubt.
Aber: Dieses System darf nur pseudonymisiert und ohne die Übermittlung personenbezogener Daten auf diese Server genutzt werden. Z.B. kann ich darüber keine Noten bekannt geben.
Große Probleme sind dabei folgende: Die US-Regierung kann jederzeit US-Unternehmen zwingen, Daten auf ihren Servern auch in nicht US-Ländern weiterzugeben. Da hilft der Server in der EU grad gar nicht.
Und noch schlimmer: Die Metadaten werden genutzt, um Nutzerprofile anzulegen - nicht nur zur Optimierung der eigenen Software.

Es gibt aber für Schulen (zumindest in RLP) auch Lösungen unabhängig von „Datenkraken“. Jede Schule kann ihr eigenes Moodle erhalten, ohne sämtliche Administration selbst übernehmen zu müssen - ganz ohne Zusatzkosten und auf Servern in Mainz. Und damit verbunden ist auch die Nutzung von BigBlueButton als Videokonferenzsystem. Beides funktioniert seit vielen Wochen flüssig. Ja, diese Software (Moodle und BBB) ist beides OpenSource und hat auch Bugs. Aber auch in Microsoft Office gibt es Bugs.
Laut KMK-Papier „Bildung in der digitalen Welt“ gehört es sogar zur Pflicht, den Schülern nahe zu bringen, dass es mehr als Microsoft und Apple gibt. Wenn wir es nicht in der Schule vorleben, woher sollen die Schüler dann wissen, dass es Alternativen dazu gibt?

Jetzt bin ich doch etwas abgeschweift, sorry! Aber mich regt diese Aussage schon länger auf, Datenschutz und funktionierende Systeme wären nicht gleichzeitig möglich.
Das geht durchaus! Und das ist meines Erachtens das zweite große Problem bei der Digitalisierung in Schulen.

Hallo Tewe,
gute Infos mit dem M365-Paket in RP, das wusste ich nicht!

Ich bin da nicht ganz so kritisch, weil ich akzeptiert habe, dass der GAFA-Zug abgefahren ist und die Plattformökonomie nach Zentralisierung strebt (Beispiel Paypal oder Apple/Google Pay; 15 Jahre später wollten die Banken etwas nachbauen, sind aber alle gescheitert. Wozu auch einen weiteren Dienst?).
Europa und Deutschland werden den Wettbewerb aus meiner Sicht nicht mehr gewinnen können, dafür ist die Geschwindigkeit zu groß und der Technologievorsprung nicht mehr einholbar. Wir reden jetzt in Innovationsiterationen von Wochen und Monaten, und Deutschland ist zu behäbig. aws zum Beispiel ist atemberaubend, was die Verfügbarkeit von neuen Diensten angeht. Da komme ich kaum hinterher.

Also lieber akzeptieren, nutzen und von daher aufholen. Ich traue den Deutschen da nicht mehr viel zu nach Jahren des Pushens. Ich weiß, meine Haltung ist nicht mehrheitsfähig, aber ich habe die Veränderungsresistenz halt zu lang erlebt und sehe noch keinen echten mentalen Wandel und sense of urgency. Außer SAP hat Deutschland nichts von Rang und das wird auch so bleiben.

Eher werden jetzt die chinesischen Plattformen noch an Bedeutung gewinnen. Das wird aus meiner Sicht deutlich ungemütlicher.

Überhaupt nicht abgeschweift, im Gegenteil sehr interessant! :slight_smile:

Das hängt wirklich von der Unternehmensarchitektur ab. Wenn es viele Applikationen gibt, die nur über VPN in ein firmeneigenes Servernetzwerk geht und die meisten Daten auf firmeneigenen File Servern liegen, ist BYOD gar nicht möglich. Dann ist aber auch ein Smartphone eher für den reinen Emailabruf und zum Telefonieren, also eher klassisch 2010er.

Bei neuen Firmen sind die Applikationen häufig Cloud- und webbasiert, da ist BYOD schon viel eher möglich.
Das Hindernis ist meiner Meinung nach, dass das sauber aufgesetzt werden muss, angefangen von schriftlichen Vereinbarungen zum Datenschutz, zur Informationssicherheit etc bis hin zu Containerlösungen technischer Art und einer neuen Art der Behandlung von Files. In Azure lassen sich beispielsweise Files speziell verschlüsseln und viel feiner auf Berechtigungen steuern, dass sie etwa nicht herunterladbar sind.
Das braucht allerdings eine andere konzeptionelle Neuorganisation der Daten, und deswegen gehen viele das nicht an. Meistens ist es ja noch so, dass man halt Berechtigungen auf Ordnerebene vergibt. Welche Dateien darunter dann wirklich kritisch sind - das weiß im Detail dann keiner so genau. Die Aufräumarbeit ist da riesig. Lohnt sich, aber keiner traut sich daran. Und daran scheitert dann BYOD - oder es wird unsicher implementiert und sorgt dann für Datenlücken. Allerdings ist es eine Illusion, dass firmeneigene PCs nicht für Datenlücken sorgen. Da gibt es eine starke Kontrollillusion IMO :slight_smile:

So, jetzt bin ich abgeschweift…, aaahhh :slight_smile:

Dir einen schönen Sonntag!