Hallo,
ich möchte hier mal einen Erfahrungsbericht zum Digitalpakt geben.
Vorab: Anja Karliczeck ist für mich die größte Fehlbesetzung im Kabinett nach Scheuer. Sie ruht sich, egal ob bei Bildungsgerechtigkeit, Corona oder Digitalisierung, auf dem Bildungsföderalismus aus, den ich für veraltet und zumindest reformbedürftig halte. Beim Digitalpakt handelt es sich mMn um Geld, das sie aus dem Fenster geworfen und selbiges dann geschlossen hat, wobei das Geld so leider nicht immer dort ankommt, wo es gebraucht wird. Ansonsten macht sie halt noch nette Fotos und wirft immer mal völlig unfundierte Aussagen („Warum unterrichtet man Literatur, Politik und Geschichte einzeln?“) in den Raum.
Ich bin 18 Jahre alt, kenne also das Thema Schule noch sehr gut. Jedoch kenne ich zwei Perspektiven, da ich auch Lehrerkind bin. Meine Mama fragte mich gestern nun um Rat: den Lehrer:innen (in Sachsen-Anhalt) werden jetzt fünf Modelle für Laptops unterbreitet, von denen sie eines auswählen können. iPad, 2x hp Laptop, 2x Surface. Alles keine schlechten Sachen. Jedoch (das kann ich nur für ST sagen), dürfen Lehrer schon seit einiger Zeit auf ihren privaten Geräten keine Schüler:innen-Daten speichern, das gilt auch für USB-Sticks und andere Laufwerke. Aus datenschutzrechtlichen Gründen eben. Immerhin gibt es die Nextcloud oder Moodle, von der Einbindung in Officeanwendungen brauche ich gar nicht anfangen (zumal das sehr schwierig ist), es hakt ja schon an einer permanenten Nutzbarkeit hinsichtlich der Serverbelastung.
Am Ende fiel uns dann auf, wie sinnlos dieses Vorhaben eigentlich ist. Mal ganz ehrlich: nahezu jede:r Lehrer:in kann sich einen vernünftigen Laptop leisten, mit dem sich auch in der Schule und zu Hause gut arbeiten lässt. Warum verteilt man diese Geräte nicht an SuS? Warum investiert man das Geld nicht in Zusammenarbeit mit Scheuer (ja okay, haha) in vernünftiges Internet? Warum ermöglicht man nicht flexibles Arbeiten mit Clouddiensten in Verbindung mit Datenschutz? Die Einführung dieser „Dienstlaptops“ steht für mich symbolisch für die deutsche Bildungspolitik (v. a. auf Bundesebene), dabei spielen folgende Mentalitäten eine zentrale Rolle: Lassen wir das doch einfach die Kommunen, Schulen und Träger machen. Digitalisierung läuft von alleine. Es geht sicherlich schneller und einfacher, wenn jedes Bundesland oder teils jeder Kreis seinen eigenen Mist macht (oder verzapft). Wir denken kurzfristig, dass man mit langfristigen Perspektiven mehr nachhaltig erreichen kann, ist uns völlig egal. Und lasst uns lieber darüber sprechen, wie toll das neue Forschungsschiff des BMBF für Aquawissenschaften ist.
Was sind denn eure Meinungen dazu?
Danke an die Lage für die verständliche Aufschlüsselung des Desasters (mein Urteil) „Digitalpakt Schule“!
Viele Grüße,
Adrian