LDN 230: "Die" Kirche

Lieber Ulf, lieber Philip,
zunächst einmal wieder herzlichen Dank für die aktuelle Folge und die informativen Beiträge! Es ist immer ein Gewinn, bei Euch reinzuhören.
Eine Sache ist mir dann aber in der aktuellen Folge doch etwas negativ aufgefallen, und das ist, dass Ihr bei Eurem Beitrag über die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche häufiger von „der Kirche“ gesprochen habt. Ich finde das aus zwei Gründen problematisch:
Erstens gibt es in Deutschland eine Vielzahl von Glaubensgemeinschaften und Kirchen (evangelisch, freikirchlich, orthodoxe etc.) Insbesondere die katholische Kirche erhebt nun aber für sich Anspruch „die“ Kirche im Sinne der einen und einzig wahren Kirche zu sein (alle anderen Kirchen sehen das naturgemäß anders). Wenn Ihr also von „der“ Kirche redet und die katholische Kirche meint, bestätigt ihr damit implizit schon diesen katholischen Anspruch.

Zweitens handelt es sich in der Frage von Kindesmissbrauch und dessen Aufklärung um durchaus schwerwiegende Themen, bei denen es aus meiner Sicht angebracht und eigentlich auch ein Gebot journalistischer Sorgfalt wäre, dann auch genau die Institution bzw. Kirche zu nennen, die gemeint ist (womit nicht gesagt sein soll, dass z.B. die evangelische Kirche von dem Problem garnicht betroffen wäre und es dort in Sachen Aufklärung total rund läuft). Letztendlich geht es um eine angemessene sprachliche Differenzierung, wie Ihr sie in anderen Bereichen ja zu Recht und mit hoher Sensibilität auch praktiziert

Herzliche Grüße
Tobias

Hi, danke für den Beitrag. Ich muss gestehen, dass ich beim Nachhören den Eindruck hatte, dass schon sehr deutlich wird, dass wir durchgehend die katholische Kirche meinen, auch wenn wir teilweise nur „die Kirche“ sagen.

Teilweise sind die Aussagen außerdem auch auf andere Kirchen übertragbar, beispielsweise das Thema „Beißhemmung“.

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Für mich wurde der Begriff in der Lage so gebraucht wie man an anderer Stelle „der Staat“ oder „die Regierung“ sagt, wenn man von einem konkreten Staat oder einer bestimmten Regierung spricht. Der bestimmte Artikel impliziert ja nicht, dass es nur einen Staat, eine Regierung oder eine Kirche gibt, sondern dass man gerade eine konkrete Instanz meint.

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Aber das Beispiel bringt es doch gerade auf den Punkt : In welchem Beitrag über die Infrastrukturprobleme der USA heißt es denn dauernd „der Staat“ anstelle von „die USA“? Und bei „die Regierung“ würde man doch häufig noch sowas hören oder lesen wie „die Regierung in Washington“ oder „die Bundesregierung“, um sie eben von den Regierungen der Länder abzugrenzen.

Und beim Stichwort „Beißhemmung“ wäre ich mir eben nicht so sicher, ob die bei einer kleinen Pfingstkirche tatsächlich so ausgeprägt wäre, wie jetzt bei der katholischen Kirche. Ganz davon abgesehen, dass die Situation eben auch nicht einfach überall die gleiche ist, gerade auch, was die von euch (ja zu Recht) kritisierte fehlende Zusammenarbeit mit der staatlichen Strafverfolgung angeht.

Empfinde ich ebenso.

Eure Analyse trifft den Kern!
Meiner Ansicht nach wäre das schon früher ein relevantes Lage Thema gewesen.
Zusätzlich möchte ich hinweisen auf einen anderen Podcast mit Prof. Matthias von Hellfeld:
https://wrint.de/2021/02/08/wr1189-der-friede-von-luneville/

der zusätzlich zeigt, wie stark die Hemmungen unserer Politiker sind das Verhältnis zu den großen Kirchen endlich der Zeit angemessen zu regeln.

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Hut ab, dass ihr dieses Thema in eurer letzten Folge aufgenommen habt. Die jahrzehntelangen Missbrauchsfälle, die in Irland so lange unter den Teppich gekehrt wurden, sind eine Warnung dafür, was passieren kann, wenn eine Kirche weiß, dass sie über dem Gesetz steht. Mich schaudert es, wenn ich daran denke, was gerade in Polen passiert.

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Ich finde auch, dass ziemlich klar wurde, dass von der katholischen Kirche die Rede war.
(Die evangelische Kirche und die diversen Freikirchen haben natürlich jeweils auch so ihre Probleme, aber darum ging es ja nicht)

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