LdN 229 Hanau und der rechte Terror

Moin, gude, und entschuldigt die späte Meldung,

ich habe unabhängig von diesem späten Post etwas gezögert, hier vielleicht „ein Fass“ aufzumachen, aber ich finde es seitens LdN wirklich enttäuschend, wie auf den 1. Jahrestag des Anschlags von Hanau eingegangen wurde. Umso enttäuschter nach der Teilnahme an diversen Gedenkveranstaltungen, auf denen einige aktuelle Beispiele genannt wurden, wie Medien Migrant*innen framen. Vielleicht bin ich auch etwas zu sensibel bzgl. der Thematik (bei Antirassismus sollte man meiner Meinung nach nicht sensibel genug sein können), aber ich hätte erwartet, dass das Thema a) nicht am Ende behandelt wird, vor allem wenn gesagt wird, dass man Corona nicht schon wieder zum Schwerpunkt machen wolle. Weiterhin bin ich etwas schockiert, dass b) dem Wording nach (ich bin mir der Tatsache bewusst, dass es auch einfach eine Redewendung oder Formulierung war, „wir haben uns dann doch dazu entschieden (…)“) tatsächlich in Erwägung gezogen wurde, nicht darüber zu berichten und c) dass es der Community ebenfalls noch nicht aufgefallen, geschweige denn Kritik geübt worden ist. Meiner Meinung nach kommt durch diese super rasche Abhandlung (3-4 Minuten) und die fehlende Kritik hier im Forum leider (wieder) die in Deutschland vorherrschende „Dominanzkultur“ zum Ausdruck (dieser Begriff wurde sehr schön in der Sendung „Die beste Instanz“ moderiert von Enissa Amani (DIE BESTE INSTANZ presented by ENISSA AMANI - YouTube) veranschaulicht).

Da sich die LdN politisch eher links positioniert und dem Staat bzw. seinen Institutionen stets eher kritisch gegenübersteht, hätte ich neben der (anti-)rassistischen Komponente erwartet, dass der Anschlag, der ja hinsichtlich behördlichem Versagen keine Wünsche offen lässt, trotz der im Podcast genannten kontinuierlichen Behandlung und Nennung dessen, eine ausführlicheren Part, ggf. sogar mit sichtbarmachenderen Redebeiträgen gefunden hätte. Vor allem auch deshalb, weil viele Hörer*innen die LdN als Hauptbezugsquelle für ein ausgiebiges Bild der Medienlandschaft nutzen.

And now: Let the Shitstorm begin!

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Huhu Tinebackfisch,

ich glaube es braucht gar keinen Shitstorm, wir sind doch alle hier um konstruktiv miteinander umzugehen :wink:

Ich hatte mich auch beim Hören gewundert weil ich für das Thema und die Brisanz des Themas die inhaltliche Tiefe nicht so super ausgeprägt fand. Gleichzeitig hab ich das als Entscheidung von Ulf und Philip akzeptiert, auf den Jahrestag hinweisen zu wollen, auch wenn Sie eigentlich inhaltlich nicht viel neues zu berichten haben.
Das ich darüber nicht weiter nachgedacht habe ist sicher auch Teil der in mir verankerten Dominanzkultur, Mist.

Ich wollte zusätzlich aber noch einen etwas verwegenen Gedanken zu Deinem zweiten Absatz anbringen: Ich bin mir nicht sicher ob es stimmt, das viele Hörer*innen die Lage als Hauptbezugsquelle nutzen, ich würde eigentlich sagen, sie ist nicht dafür gedacht.
Was die Lage sehr sehr gut macht ist auf einzelne Themen die Ulf und Philip wichtig finden und wo sie eine gewisse Expertise erworben haben einen ausführlichen Fokus zu setzen und Dinge verhältnismäßig detailiert anzugehen. Was die Lage nicht macht (auch wenn das in der An/Abmoderation vielleicht manchmal angeteasert wird) ist ein abschließendes und ausführliches Bild über alle relevanten Themen zu geben. Es passiert einfach viel mehr relevantes in Deutschland und der Welt als im Rahmen des Formats erfassbar ist.

Liebe*r Hasenkoettel,

danke dafür, dass du meine eigene Unsicherheit, die in der Aussage zum Shitstorm zum Ausdruck kommt, aufgefangen hast.

Zu Hanau: Genau das, letztlich akzeptiere ich es, wundere mich aber darüber und wollte dies hier unbedingt zum Ausdruck bringen, weil wir endlich anfangen müssen, diese Art des Diskurses über Antirassismus und rassistisch motivierte Taten zu ändern - Undzwar auf eine ganz grundlegende Weise. Leider werde ich meine Gedanken dabei belassen, weil ich sonst einen endlosen Podcast starten könnte und das zu verschriftlichen: Herrjemine.

Zu deinem Aspekt bezüglich „eigenverantwortlicher Informationsbeschaffung oder -sichtung“: I know, das hätte ich definitiv differenzierter zum Ausdruck bringen müssen. Ich teile deine Meinung, wollte aber einfach sagen, dass es sicherlich oft passiert, dass man Hauptbezugsquellen von Nachrichten und Informationen in der heutigen Zeit aufgrund manglhafter Zeitökonomie zwangsläufig reduziert. Auch ich renne teilweise wochenlang durch die Gegend, ohne zu wissen, was tatsächlich „wirklich“ abgeht, obwohl ich in einer Bundesbehörde tätig bin. Wenn jemand die Lage hört, geht diese Person auf jeden Fall schon einmal einen Schritt in die richtige Richtung. Ich kriege den Bogen gerade nicht mehr richtig gespannt, hoffe aber, dass du weißt, worauf ich hinaus möchte.

Schönes Wochenende :slight_smile:

Guten Tag liebe Lage-Hörer:innen,

ein diffuses Gefühl liegt schwer auf meiner Brust, das ich, ungeachtet der Daseinsberechtigung, formulieren möchte.

Ich höre seit knapp 3 Jahren die Lage und will es nicht mehr missen, weil sich die Themen als solche und die Art und Weise der Berichterstattung mit meinen Werten und Vorstellungen decken. Größtenteils.

Mit der Zeit entwickelte sich daraus eine „Erwartungshaltung“, die, genauer betrachtet, ein Abgleich zwischen behandelten Themen und meinen Wunschvorstellungen bedeutet.

Und nun kommt das irrationale Gefühl:
Ich war „enttäuscht“, dass in der letzten Folge mit keiner Silbe der 2. Jahrestag des rechtsterroristischen Anschlags erwähnt wurde.

Sehr wohl ist mir klar, dass die Lage meinen Befindlichkeiten keine Rücksicht zollen „muss“. Kein Mensch muss müssen.
Und ich will mich hier auch nicht zu einer Special Snowflake gerieren.

Aber offensichtlich hat ein:e Hörer:in ähnliche Gedanken vor einem Jahr bereits geäußert. Und dasselbe wollte ich hiermit auch tun.
Merci!

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Habe jetzt versucht, meine Gedanken zu dem Thema zu formulieren, aber im Hinblick auf das, was solche Verbrechen hinterlassen, war immer das Gefühl dem nicht gerecht zu werden.
Darum nur noch die Schlussaussage (die es genau so sieht):
Letztendlich ist es schwer, so einem Thema gerecht zu werden und mit einer kurzen Behandlung des Themas mehr zu enttäuschen, als es nicht zu behandeln.
Bei einem Thema mit derartiger Tragweite für das gesamte Land werden Brennpunkte und Themenschwerpunkte dem wesentlich besser gerecht. Die Korrespondenten und Journalisten waren vor Ort, sie haben die Menschen dort interviewt und konnten sich die Zeit für die Ausarbeitung nehmen, die so ein Thema verdient hat.
Ich habe zum Beispiel eine sehr gute Dokumentation der ARD gesehen.