LdN 228: Änderung der Impfpriorisierung für Lehrer*innen und Kitamitarbeiter*innen

Lieber Ulf, lieber Philip,
danke für das Aufgreifen des Planes, die Impfpriorisierung zu ändern. Was mir in eurer angerissenen Diskussion hierzu noch fehlt ist allerdings noch ein Aspekt, den ich hier gern anreißen möchte. Sämtliche Änderungen, die derzeit an der Impfpriorisierung von politischer Seite veranlasst werden, klammern (vermutlich aus politischem Kalkül) ein Problem aus: Alleine dadurch, dass jemand in eine Gruppe mit höhere Impfpriorität aufgenommen wird, wird ersie noch nicht notwendigerweise früher geimpft. Bei weiterhin stark eingeschränkter Verfügbarkeit der Impfstoffe führt nämlich eine „Anhebung“ der Priorität nur dann zu einer früheren Impfung, wenn im Gegenzug jemand anders „herabgestuft“ wird. Genau das geschieht aber explizit nicht - hier wird sich munter in die Tasche gelogen. Stattdessen erfolgt die Priorisierung innerhalb der einzelnen Gruppen dann durch irgendwelche Verordnungen auf Landes- oder gar Landkreisebene - denn das sie erfolgt ist leider nichts Neues. Auch innerhalb der Prioritätengruppe 1, die aktuell ja geimpft werden soll, gibt es quasi Gruppe 1a (über 80, lebt im Altenpflegeheim), 1b (Stammpersonal von Notaufnahmen und Intensivstationen) und 1c (der Rest von Gruppe 1). Das halte ich persönlich für extrem kritisch - schließlich ist schon die eigentliche Priorisierung als Verordnung zwar rechtlich gesehen zulässig, aber eine Einbindung der demokratisch gewählten Parlamente wäre mindestens wünschenswert gewesen. Wenn aber diese Einteilung dann noch weiter ausdifferenziert wird, und das möglicherweise auf der Verwaltungsebene eines Ministeriums, die absolut nicht direkt gewählt ist, dann halte ich das schlicht für völlig falsch. In dem Moment, wo mehr Menschen in eine höherer Prioritätengruppe aufrücken, ohne dass dafür andere Gruppen aus dieser Priorität „herabgestuft“ werden, passiert vermutlich aber genau das noch mehr. Ich würde mich freuen, wenn ihr diesen Aspekt (der in Zukunft vermutlich immer wichtiger werden wird - schließlich steht und Wahlkampf bevor) in einer der zukünftigen Lagefolgen aufgreifen könntet - oder wir hier im Forum darüber diskutieren können, je nach Interesse der Mitdiskutantinnen.
Viele Grüße
Felix Heinrich

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Ein Beispiel für eine ander Art der Differenzierung, die sich nicht so sehr mit einzelnen Berufsgruppen beschäftigt: In Dänemark gibt es insgesamt 12 Impfgruppen:

  1. Personen, die in Pflegeheimen usw. leben
  2. Personen über 65, die sowohl persönliche Betreuung als auch praktische Hilfe erhalten.
  3. Personen ab 85 Jahren.
  4. Personal im Gesundheitswesen, ältere Menschen und ausgewählte Teile des sozialen Sektors, die einem besonderen Infektionsrisiko ausgesetzt sind oder kritische Funktionen ausüben.
  5. Ausgewählte Personen mit Erkrankungen, die ein besonders erhöhtes Risiko für einen schwerwiegenden Verlauf bei COVID-19 haben
  6. Ausgewählte Verwandte von Personen mit einem besonders erhöhten Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf oder Verwandte, die unverzichtbare Pflegekräfte sind.
  7. Menschen im Alter von 80-84 Jahren.
  8. Menschen im Alter von 75-79 Jahren.
  9. Menschen im Alter von 65-74 Jahren.
  10. Personen unter 65, die an Erkrankungen leiden, die das Risiko einer schweren COVID-19-Behandlung erhöhen.
  11. Personal, das andere sozialkritische Funktionen wahrnimmt.
  12. Die restliche Bevölkerung, z. B. nach Alter segmentiert.
    [Quelle]

Zudem gibt es einen regelmäßig aktualisierten Impfkalender, in dem transparent dargestellt ist, wann welche Gruppe dran ist. Dieser unterscheidet zwischen durchgeführ (schwarz), geplant (grün) und erwartet, abhängig von Impfstofflieferungen (grün schraffiert). [Ausgabe von heute].