LdN 227 App für Terminbuchung: Man muss doch nur

… mal eben schnell eine bestehende App ein wenig anpassen und schon klappt das mit der Terminvergabe für die Impfung (inklusive Warteliste).
So in etwa hatte ich die Aussage in der Lage zu dem Chaos bei der Vergabe von Impfterminen verstanden.
Die App dürfte dabei nicht das eigentliche Problem sein, sondern die Infrastruktur und die notwendigen Prozesse hinter einem solchen Kanal:

  • Die App ist nur ein Kanal über die ein Termin gebucht werden kann. Online (über unterschiedliche Web-Portale), telefonisch (über verschiedene Call-Center), persönlich über eine Arztpraxis (sollte auch möglich sein), sind weitere Kanäle über die eine Terminbuchung ermöglicht werden muss.
    Die Voraussetzung wären also auch die Bereitstellung weiterer Benutzerschnittstellen und deren Anbindung.

  • Alle Kanäle müssen an einen Terminvergabe-Prozess angeschlossen werden, der die Terminvergabe mit der Supply Chain der Hersteller verbindet, wenn es wie in diesem Fall aus logistischer Sicht (Transport & Lagerung) relevant ist.
    Wenn diese Prozesse lokal (Bundesländer) unterschiedlich sind, muss dies bei der App-Prozessschnittstelle berücksichtigt werden. Die Voraussetzungen wären zusätzliche Schnittstellen zwischen dem Prozess der Terminvergabe und Supply Chain der Hersteller. Es kann ja auch vorkommen, dass mehr oder weniger geliefert werden kann, was natürlich auch Einfluß auf die zu vergebenden Termine hat.

  • Der Terminvergabe-Prozess muss die Verteilung auf die Impfzentren entsprechend der lokalen Rahmenbedingungen (Taktung der Impfung) ermöglichen. Insbesondere die Rückmeldung von in den Prozess zurückgegeben, freien Impfdosen für Anwärter aus der Warteliste.
    Unabhängig, wie diese Rückmeldung erfolgt, erfordert es eine Schnittstelle in den Terminvergabe-Prozess. Das wäre der Trigger für den Wartelisten-Prozess.

  • Termin- & Wartelistenprozess liegen beide außerhalb einer App und müssen regional unterschiedliche Anforderungen bei der Priorisierung basierend auf unterschiedlichen Kriterien ermöglichen (falls verlangt/gewünscht).

Ich bin pessimistisch, dass wir so etwas in der aktuellen Pandemie noch kurzfristig realisiert bekommen. Umso wichtiger wäre es, ein solches Projekt in Auftrag zu geben und die Architektur einer solchen Lösung auszuarbeiten und umzusetzen. Die Technik & Infrastruktur ist durchaus vorhanden und sollte unter einem großen Investitionspaket einer „Digitalisierung des Gesundheitswesen“ gestellt werden. Ich könnte mir vorstellen, dass an diesem Projekt im Rahmen der GAIA-X Initiative schon gearbeitet wird.

In erster Linie ging es mir vor allem, einen Denkanstoß zu geben, dass die verständliche Forderung nach einer App mit Funktionen einer Wartelistenverwaltung ein nachgelagertes Problem ist. Aber natürlich eine Anforderung an einer richtige digitale Lösung.

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Ich weiß wir sind etwas langsam, aber es wäre die ideale Erweiterung zur Corona App für technisch Affine Leute wenn man die Warteschlange und mehr oder weniger kurzfristige Änderungen auch dort anbindet.
Leute die übrig gebliebene Dosen kurzfristig nutzen können.
Lieferschwankungen die sich nicht negativ auswirken weil man 2 Wochen vorher nich Bescheid wusste.

Nochmal: Der Einbau in das UI der Corona Warn App wär wünschenswert und stellt nicht das Problem dar!
Es passiert aber anschließend nichts, solange die obigen Vorraussetzungen nicht gegeben sind.
Je früher man das angeht, um so besser ist.

Es ist sonst in etwa so, als würdest man auf einen Anrufbeantworter sprechen, der nie abgehört wird.

Was mich wirklich deprimiert:

diesen Text hättest Du genauso vor 9 Monaten schreiben können - und schon damals hätte man darüber nachdenken und mit Entwickeln der Software beginnen können - und nichts ist passiert.

Dieses Versagen der Politik auf verschiedenen Ebenen („vorausschauendes Handeln“) ist für mich ein Albtraum, weitaus belastender als die Corona-Einschränkungen, - es deutet ja nichts daraufhin, dass sich irgend etwas ändert.

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Systeme zur Terminbuchung mit Wartelisten und Einladung zur freigewordenen, früheren Terminen gibt des schon, z.B. Doctolib.

Wie schnell man die einbinden kann, kann ich nicht beurteilen.

Was ich nicht verstehe: Um die aktuellen Warteschlangen vor der Hotline oder dem Bildschirm mit den bestehenden Systemen schnell in den Griff zu bekommen, müsste man doch nur so viele zufällig aus der Prioritätsgruppe in der Region eines Impfzentrums gezogenen Mitglieder der aktuellen Prioritätsgruppe einladen, einen Termin zu vereinbaren. Wer kein dabei übermittelten Einladungscode bekommen hat, kann kein Termin vereinbaren. Das entlastet Hotline und Server und befreit vor allem alle anderen von der frustrierenden Erfahrung, ewig und letztlich vergeblich in der Warteschleife oder vor dem Bildschirm zu warten.

Die Datenschutzprobleme mit den Meldedaten kann man auf dem Verordnungs- oder Landesgesetzwege kurzfristig und sachbezogen aus der Welt schaffe (ich meine, Ulf hätte so was mal gesagt, oder?)

Ich teile diese Einschätzung voll und ganz. Der Satz, der das alles untermauert fiel schon im Jahr 2013:

(Zitat Merkel): Das Internet ist für uns alle Neuland.

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Danke dass ihr dieses Thema mit diesem Weitblick erkannt und angesprochen habt. Gibt es eine Abschrift eurer Erkenntnisse? Wenn ja würde ich mich über einen Link freuen. Ich möchte diese Abschrift an hiesigen Politiker senden um eine positive Lawine zu verursachen.

Fettgedruckter Text[quote=„myUser, post:1, topic:5606“]
Ich bin pessimistisch, dass wir so etwas in der aktuellen Pandemie noch kurzfristig realisiert bekommen.
[/quote]

Ich höre das CCC Radio und und bin eine Fan dieses Cubs. Ich bin mir sicher, dass eine Anfrage in dieser Richtung zum schnellen Erfolg führen würde und vor allem besserer und schnellere Ergebnis bringt.

Ich hatte die Forderung in der Folge etwas anders verstanden.

Die zentrale Forderung ist, vollständig von dem Termin-Muster wegzukommen. Ziel muss sein, die gesamte Bevölkerung in eine (natürlich virtuelle) Warteschlange einzureihen und dann einfach die Schlange von vorne nach hinten durchzuimpfen.

Einschub: Natürlich sollte es für Menschen, die davon abhängig sind, z.B. weil sie Wochen im Voraus das Taxi buchen, auch weiterhin feste Termine geben. Das sollte aber die Ausnahme werden.

Ich (und ich glaube Ulf/Philip auch) stelle mir das so vor:
Ich habe eine App, in der ich, dank QR-Code meines Bürgerbüros, sehen kann, dass ich an Stelle 50.123 in der Warteschlange meines Impfzentrums bin. Die App rechnet mir aus, dass ich also in ca. 2 Monaten dran bin. (Ihr seht, ich rechne optimisitisch mit 1.000 Impfungen pro Tag.)
Da es sich dabei um eine Schätzung handelt, werde ich den Tag natürlich nicht in meinem Kalender freihalten oder sowas.
Wenn es sich abzeichnet, dass ich nächste Woche dran bin, kann ich mich schonmal darauf einrichten. Wenn ich morgen dran bin, rechne ich damit, morgen zum Impfzentrum zu gehen. Und je nachdem, wie lange ich zum Zentrum brauche, mache ich mich vielleicht eine oder zwei Stunden, bevor die App meinen Slot berechnet, auf den Weg.

Kann ich zum errechneten Zeitpunkt nicht zum Impfzentrum kommen, lasse ich mich über die App in der Schlange zurückfallen (eine Stunde, einen Tag, wie auch immer).

Es funktioniert im Prinzip wie mit den Wartemarken im Bürgerbüro.

Der Vorteil:
Ich muss dieses System weder mit irgendwelchen Terminbuchungen an einer Hotline synchronisieren, denn feste Termine sind die Ausnahme und „bremsen“ eben nur die Schlange entsprechend.

Die Priorisierung ist über die Warteschlangen-Position abgebildet.

Kommt es zu Lieferschwierigkeiten, verzögert sich eben die gesamte Warteschlange. Aber es werden eben keine Termine verschoben oder sonst was, die Schlange wird einfach als Ganzes langsamer abgearbeitet und dementsprechend werden alle zurückgesetzt.

Die verfügbaren Dosen am Impfzentrum können einfach verimpft werden, bis sie weg sind. Es bleibt nichts übrig. Stattdessen haben sich leider einige umsonst auf den Weg gemacht. Die kriegen dann als Entschädigung einen Gutschein für Amazon oder für’s örtliche Schwimmbad.

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Erst mal ein interessanter Ansatz, wäre toll, wenn man das hinbekommen würde, keine Frage…
Quasi ein Algorithmus, der die Positionsnummer und die „aktuelle Wahrscheinlichkeit des Impftermins“ so genau vorhersagen kann, das er den lokalen und aktuellen Impfterminoptionen entspricht. Die Genauigkeit der Vorhersage wird dann mit dem näherrückenden Termin immer genauer und „verbindlicher“.
Es müsste dann also keine zentrale Warteschlage „Deutschland“ verwaltet werden, sondern nur die jeweilige lokale Warteschlange eines Impfzentrums. Damit wäre auch kein Big Bang im Sinne von alle müssen mitmachen, verbunden, sondern jedes Impfzentrum, welches sich anschließen läßt, wäre dabei. (Stand heute wohl leider keines :frowning: )

Ich hoffe das ist so in etwa der Lösungsansatz des Vorschlags. Erscheint mir nicht unlösbar, erfordert natürlich auch hier, das die Parameter für den Algorithmus der Terminberechnung dem System (manuell oder per Schnittstelle) bereitgestellt werden.
Somit ist auch hier die App „nur“ ein Teil der Lösung, die bei entsprechender Usability ein guter Kanal für die Terminbuchung wäre, gleichberechtigt mit anderen Kanälen (Telefon oder Web-Portal).

Der Platz einer solchen Funktionalität wäre in der Corona-Warn-App gut aufgehoben. Würden die App-Entwickler sicher gerne aufnehmen, sobald die Vorraussetzungen dafür gegeben sind.

Da ich die Idee sehr interessant und vom Prinzip her umsetzbar finde, möchte ich sie jetzt nicht gleich zerreden.

Ähnliche Anforderungen, wie beispielsweise die Berechnung von Wartezeiten in eine Hotlinie, oder das Planen von Kapazitäten zum Besetzen einer Hotline (Workforce Planning), werden ja auch schon durch die „Neue Welt der Algorithmen“ unterstützt.

Was halt nicht passieren darf ist, dass ein Impftermin über einen solchen Kanal (App) terminiert wird und es dann vor Ort zu Problemen durch das Personal der Impfzentren kommt. In etwas so, wie die vielen Menschen, die sich mit einer Warnung aus der Corona Warn App beim Gesundheitamt vorstellen und sich anhören müssen, dass die App vollkommen irrelevant ist und nicht mit dem Gesundheitsamt zu tun hat.
Das ist wohl gerade in den Anfängen vorgekommen. Da war die Innovation der App (Stichwort Digitalisierung der Behörden) weiter, als die Vorstellung einzelner Mitarbeiter des Gesundheitsamtes :wink:

Auch hier bin ich der Meinung, dass es für die aktuelle Pandemie nicht mehr langt. Aber kein Grund, um nicht zur Vorbereitung auf die nächste Pandemie heute angegangen zu werden.

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In diesem Zusammenhang ist vielleicht der folgende Beitrag im Forum ganz interessant:

Für meine Stadt habe ich leider nichts gefunden, aber den Monitor finde ich gut :+1:

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