LdN 225: Zu früh, um über Lockerungen nachzudenken?

Ja, das beschreibt ein enormes Versagen der Verantwortlichen sehr gut. Und weil wir das nicht haben, treiben die Kultusminister, die selbst die absoluten Underperformer sind in der Pandemiebekämpfung und ihre Hausaufgaben im Hinblick auf eine Modernisierung des Schulsystems seit Jahren nicht gemacht haben, uns alle mit dem Argument des Kindeswohls vor sich her in die Dritte Welle.

Valider Punkt. Man muss natürlich den gesamten Forschungsstand anschauen. Du erwähnst zu Recht eine Reihe empirischer Studien.

Das kann ich hingegen nicht nachvollziehen, da ich diese Studien nicht wahrgenommen habe.

Mein Punkt ist allerdings auch der, den Du am Schluss ansprichst: wir haben einen so hohen R-Wert, dass ich in der Tat jede Lockerung für unverantwortlich halte.

Die Schulen sind aber nun die eine starke Lockerung, die kurzfristig stattfinden wird. Deshalb wird sie es sein, die uns in die dritte Welle treibt.

Da würde ich widersprechen. Zum Beispiel waren in dem Irland-Lockdown im Herbst, der damals ja von der Leopoldina als so vorbildlich effektiv gelobt wurde, die Schulen die ganze Zeit über offen. Auch hier hätte man ja seit Frühjahr 2020 mal Zeit gehabt, mal großflächiger empirisch zu untersuchen, welchen Unterschied eine Schulschließung gegenüber einer Öffnung mit AHA[+XYZ]-Regeln genau hat.
Zum von dir erwähnten Versagen der Kultusminister:innen ist mindestens noch das der Finanzminister:innen zu ergänzen, sie seit Jahren eine ausreichende räumliche, technische und personelle Ausstattung von Schulen verweigern. Das darf aber kein Grund sein, die enormen negativen sozialen und psychologischen Folgen von Schulschließungen auf ein vorgeschobenes Argument tatenloser Politiker:innen zu reduzieren - es geht hier um eine alles andere als einfache Abwägung.

Das stimmt… Hat aber ja mit dem Thema nix zu tun. Ob die nun kurfristige Beschlüsse ignorieren, oder langfristige, bleibt das gleiche.

Ich verstehe da auch nicht, warum man da nicht irgendein Pandemie-Gesetz verabschieden kann, dass hier die Autonomie der Länder im Krisenmodus beschneidet. So vorteilhaft der Föderalismus sein mag, aber solange die Ministerpräsidenten sich hier verhalten wie kleine Könige, die machen was sie wollen, funktioniert das nicht.

Man kann nur hoffen, dass die Leute das in ihre Wahlentscheidung mit einfließen lassen.

Zum Thema Schulen:
Hätte mal endlich ein Politiker so viel Ar*** in der Hose die Firmen endlich mal zum Homeoffice zu zwingen, dann könnte man das mit den Schulen deutlich entspannter angehen könnte.

Wir haben 10 Millionen Schüler und 45 Millionen Arbeitnehmer in Deutschland (von denen 50% in Bürojobs sind).

Sehe das gerade bei uns: 18.000 Mitarbeiter und kein Commitment zu HomeOffice.

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Zunächst muss kurzfristig natürlich die Inzidenz erst einmal runter. Und zwar schneller als mit R = 0.9 :wink: R knapp unter 1 zu halten, ist bei höheren Fallzahlen viel schwieriger (= mehr Maßnahmen) als bei geringen. Aber sobald bspw. eine Inzidenz von 10 erreicht wurde, könnten wir langfristig einfach R bei zB 0.9 halten.

Eben nicht! Dauerhaft R<1 bedeutet doch, dass dauerhaft die Fallzahlen sinken! Dann wird die Pandemie langsam aber sicher verschwinden :wink:

Ja, möglicherweise gäbe es Möglichkeiten, die Schulen zu öffnen, ohne, dass die Inzidenz wieder steigt. Aber wenn wir jetzt öffnen, sind wir nicht im Szenario Irland, sondern im Szenario „Deutschland jetzt + mehr Kontakte“, also mit höherem R-Wert.

Bzgl. der Versäumnisse bei der Infrastruktur hast Du Recht, das sind nicht primär die Kultusminister gewesen. Aber die Schulen in Berlin werden einfach schockierend schlecht durch die Pandemie gemanaged. Und am Schluss stehen wir jetzt vor dieser Wahl zwischen Pest und Cholera, aber wir könnten halt viel besser dastehen, wenn die Verantwortlichen (durchaus auch auf Ebene der Schulen selbst, nicht nur auf Ebene auf Senatsverwaltung) sich ordentliche Konzepte überlegt und nicht alle Anregungen und Unterstützungsangebote ignoriert oder abgewehrt hätten.

Petition gegen die verfrühte Schulöffnung in Berlin:

Hm… Der Link auf Deine lokale Festplatte funktioniert bei mir irgendwie nicht :stuck_out_tongue_winking_eye:

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komisch, dabei bin ich doch online :stuck_out_tongue_winking_eye:
Danke, Link geändert.

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Dauerhaft R<1 bedeutet doch, dass dauerhaft die Fallzahlen sinken! Dann wird die Pandemie langsam aber sicher verschwinden

Ja, aber mein Punkt ist: „langsam aber sicher“ ist nicht schnell genug, denn auch bei langsamem Verschwinden erkranken und versterben ja weiterhin Menschen. In meinen Augen muss die absolute Priorität sein, den R-Wert so niedrig wie möglich zu drücken. Also bei 0.8 nicht denken „prima, da haben wir ja noch 0.2 Spielraum“, sondern vielmehr „okay, und wie kriegen wir das jetzt auf 0.4?“.

Und wenn das eine wirtschaftliche Pleitewelle nach sich zieht, müssen wir das als Gesellschaft eben finanziell auffangen. „Das führt aber zu Insolvenzen“ ist jedoch kein Grund, auf Maßnahmen zum Gesundheitsschutz zu verzichten, egal wie klein oder groß die Unternehmen sind.

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Also wenn man das Ziel „Inzidenz auf 0“ verfolgt, muss man das tatsächlich so machen. Wenn man hingegen sagt, dass wir das Virus auf sehr geringem Niveau halten möchten (z.B. <10), ist es vollkommen ausreichend, einen R-Wert von knapp unter 1 zu fahren.

Ich glaube, das sind auch die zwei unterschiedlichen Ziele von ZeroCovid und NoCovid

Leider steigt die Inzidenz inzwischen wieder:
https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2021-02/coronavirus-neuinfektionen-rki-gesundheitsaemter-inzidenz-vorwochenvergleich-anstieg

Das würde ich noch nicht überinterpretieren. Letzte Woche gabs ein Schneechaos…
Hier eine weitere Analyse:

Heute stagniert es leider auch wieder…

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…ändert aber nichts an meiner ursprünglichen Forderung nach einem politischen Konzept dafür, wann gelockert wird, und wann nicht.

An mir soll es nicht scheitern :wink:

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