Ich bin total einverstanden: Inzidenz runter, möglichst auf 0, um wieder Nachverfolgungen realistisch zu machen. Nur es gibt eben auch eine Gruppe von Menschen, die noch einmal ein ganz anderes Problem haben als die Geschäftsleute, Kulturschaffenden, Kinder, Familien usw. Keine dieser ohne Zweifel wichtigen Personengruppen möchte ich hintanstellen, aber ich wäre dankbar, wenn auch mal mein Problem wenigstens erkannt und vielleicht sogar beachtet wird.
Ich bin 71 Jahre, lebe seit 7 Jahren in Brasilien mit meiner brasilianischen Frau. In Deutschland habe ich einen Haufen Familie, die ich wenigstens jährlich besuche. Ich bin der Jüngste der Familie. Meine Reise vor 2 Jahren war die letzte. Als ich letztes Jahr fliegen wollte, kam schon Corona dazwischen. Inzwischen habe ich eine Menge in Deutschland zu erledigen, was nicht geht, weil es - zumeist bei Behörden - nicht online zu machen ist.
Ich weiß nicht, wie es ist, derzeit in Deutschland zu leben. In Ihrem Podcast höre ich etwas von der Stimmung und auch den Maßnahmen der Behörden, die mir mehr oder wenig lax erscheinen, aber natürlich auch nicht übergangen werden dürfen. Deutschland ist nicht Brasilien.
Quarantäne? Wenn ich es schaffen würde, überhaupt nach Deutschland zu fliegen (Flugzeug fliegt wirklich, Formulare ausgefüllt, Teste vorher, zwischendurch und nachher lägen vor und zwar in den 3 richtigen Sprachen, was hier auch noch mal ein Problem ist): Dürfte ich bei Ankunft noch ein gemietetes Auto abholen, oder müsste ich unmittelbar und sofort nach dem Aussteigen aus dem Flugzeug irgendwohin in Quarantäne, quasi in den Knast, von der Polizei dorthin geführt? Wenigstens wäre der Ort der Quarantäne geklärt, wenn auch sicher auf eine problematische Art. Vielleicht reicht es auch, wenn ich schlicht erkläre, dass ich nach Hause fahre (was dann nicht überprüft werden dürfte!). Denn ich habe in Frankfurt wohl gute Freunde, bei denen ich gemeldet bin, jedoch niemanden, der mich aufnehmen würde (Als Brasilianer ist man in Deutschland heute - sogar zu Recht - so eine Art Paria!). Wenn Beherbergungsverbote bestehen: Wohin soll ich gehen, um eine Quarantäne zu machen? Google ich: Quarantänehotels Frankfurt oder Hessen, kommen eine Menge touristische Tipps von Hotels, aber nichts über Quarantäne. Im Podcast höre ich, dass die Behörden nicht so genau hinschauen, ob man die Quarantäne einhält. Klar, das kenne ich auch aus Brasilien, wo immer alle das machen, was sie für richtig halten. Vielleicht bekäme ich dennoch ein Hotelzimmer, das ich vielleicht mit Taxi (erlaubt? Keine Ahnung!) oder dem gemieteten Auto erreichen könnte. Ich habe in Deutschland eine Meldeadresse, die ich dann dort angäbe. Heißt das dann, dass ich 10 Tage lang sozusagen illegal durch die Gegend laufen, einkaufen, mich irgendwo einquartieren muss und hoffen, nicht erwischt zu werden - nur um nicht zu verhungern oder eine Langzeit-0-Diät einhalten zu müssen? Also meine Vorstellung für ein verantwortungsvolles Betragen wäre das nicht. Ich verstehe auch den Respekt vor der brasilianischen Variante P1, auch wenn Brasilien groß ist und ich in Südbrasilien lebe. Die 7-Tage-Inzidenz in meiner kleinen Stadt beträgt derzeit 55. Ich könnte gerne jeden Tag durch einen Schnelltest nachweisen, dass ich nicht ansteckend bin? Nur: Ein Gesundheitsamt interessiert das nicht und erkennt sowas frühestens nach 5 Tagen an. Vorher Isolation. Meine in einem Pflegeheim lebende Schwester könnte ich mit Schnelltest besuchen, wenn ich dorthin käme. Aber vom Flughafen aus auf die Straße darf ich nicht, selbst nicht mit Schnelltest? Das ist der Eindruck, den ich hier gewinne. Wie funktioniert das alles in Wirklichkeit? Ich habe keine Ahnung und lese nur, was von mir staatlicherseits erwartet wird.
Im Oktober habe ich dann hoffnungsfroh angesichts der guten Impfmeldungen und Inaussichtstellung von einem sich nähernden Ende der Pandemie einen Flug gebucht. Kurz nach Ostern sollte es sein für gerade mal rein nach D, kurz alles erledigen, und wieder heim: 9 Tage. Da kommt nun eine schleppende Impfkampagne (Ich hätte mich gerne mit einem „gescheiten“ Impfstoff impfen lassen und nicht mit dem chinesischen Coronavac) und die brasilianische Variante P1 dazwischen. Und als ob das nicht reicht, haben wir es hier noch zusätzlich mit einem Vollpfosten von Präsidenten, der alles dazu beiträgt, dass die Pandemie nicht besiegt werden kann, zu tun. 10 Tage Quarantäne sind in 9 Tagen nicht wirklich zu schaffen. Nähme mich nun die Lufthansa trotz des fehlenden Tages wieder mit zurück, oder würde sie sich weigern? Kein Ahnung.
Ich sehe ein, dass mein Problem kein Mainstream-Problem ist und darum vielleicht in der Lage nichts zu suchen hat. Aber vielleicht weiß ja jemand, wie ich meine Reise gestalten könnte, um nicht in jedes Fettnäpfchen zu steigen.