LdN 225 Online-Prüfungen

Ich kann die Unis da schon irgendwie verstehen…

Imo ist das mit den Online-Prüfungen schwer umzusetzen. Ich kenne das von meinem Studium (Informatik), da wurden auch einige Versuche unternommen, digitale Prüfungen durchzuführen… Es gab da IMMER irgendeine (verhältnismäßig einfache) Möglichkeit zu beschei**en…

Den ganzen Zenober mit Kameras etc. kann man bei Einzelprüfungen machen (kenn das auch von irgendwelchen Microsoft-Zertifizierungen), aber nicht wenn man 600 Studenten eine Klausur schreibt… Das skaliert einfach nicht… Da kann man dann auch gleich mündliche Prüfungungen machen…

Und Prüfungen bei denen alle Hilfesmittel erlaubt sind, habe ich immer gehasst… WIr haben das immer „Schnellschreibwettbewerb“ genannt… Wer schnell recherchieren und seine Unterlagen am besten sortiert, kriegt die besten Noten…

Dann sollte man lieber gleich eine Hausarbeit als Prüfung zu durchführen… Geht ja nur um maximal ein Semester…

lg, Dave

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Ich studiere Medizin und hier hat das letztes Semester prima geklappt mit Online-Prüfungen. Im Fachbereich Medizin gibt es Multiplechoice-Tests, das kann man 1:1 online umsetzten, da wir schon seit Jahren an Computern Prüfungen schreiben. Man musste sich von seitlich hinten" filmen und das wurde über Zom an SHKs übertragen, die einen „überwacht“ haben. Die konnten über die hinten aufgestellte Kamera (Handy, Tablet) den Bildschirm sehen auf dem das Prüfungsprogramm lief. Wenn man aufs Klo musste, konnte man die vorher beantworteten Fragen allerdings leider nicht mehr ändern, weil man ja theoretisch auf dem Klo Bücher ect. haben könnte. Könnte man irgendwie bescheißen? Vielleicht aber wie gesagt, der Bildschirm wird ja manuell überwacht (also nicht durch Spyware) und ich finde so viel Vertrauen müssen Unis in ihre StudentInnen dann noch haben. Studieren zu Pandemiezeiten ist schwierig genug, warum das Leben noch schwerer machen?
Ich sehe allerdings durchaus, dass das für Fachbereiche, die freie Fragestellungen haben evtl. schwerer sein könnte mit der Umsetzung.

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Ich kann mich Julie anschließen, glaube wir studieren ggf. sogar am gleichen Studienort. Ich denke, dass Fachbereiche die das nicht handeln können, Prüfungen ggf. durch Hausarbeiten ersetzt werden müssen oder als „Open book“-Klausuren geschrieben werden müssen. In vielen Fällen von denen ich bis jetzt gehört habe klingt es auch nach „Faulheit“ der Fachbereiche.

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Ich arbeite in der Verwaltung einer privaten Universität, die im Mai 2020 wegen Corona digitale Prüfungen mithilfe so einer Proctoring Software durchgeführt hat. Unsere Uni hat mit dem Anbieter dieser Software damals so schlechte Erfahrungen gemacht (und dazu war dieser Dienst trotzdem sehr teuer!), dass wir bei der aktuellen Prüfungsphase Ende Januar auf keinen Fall noch einmal nutzen wollten.
Stattdessen werden digitale Prüfungen nur mit hauseigenen Computern durchgeführt - wobei dann die Studenten ja aber doch wieder vor Ort sein müssen…
Ich kann diesem komplexen Thema also eigentlich nur hinzufügen, dass die Universitäten hier wirklich vor schwierigen Entscheidungen stehen, wenn sie ihre Studenten schützen und ihnen gleichzeitig einen Abschluss ermöglichen wollen. Dahinter steht nicht unbedingt Unwissen, Gleichgültigkeit oder Unvorsichtigkeit. Da ist der heilige Gral, glaube ich, noch nicht gefunden.

Ist leider nicht so. Ich habe schon die letzen beiden Semester in meinem Hauptfach nur schriftilche Abgaben gehabt. In meinem Nebenfach gab es insgesamt zwei Prüfungen in Präsenz, aber auch da wurde vieles auf Abgaben umgemünzt.

Generell würde ich mir mehr Transferleistungen erhoffen (zumindest in den Bereichen wo es geht) und weniger ableiern. Und dass die Uni auch einfach einsieht, dass sich nicht alles digitalisieren lässt. In der Bewegungswissenschaft wurde bei uns ein rein körperliches Format, wo die Benotung auf der Ausführung von Übungen basiert, in Zoom und Aufsätze umgewandelt. Statt Schwimmen oder Rudern sitzt du da und schreibst eine 8-seitige Abgabe…

Man kann nicht alles digitalisieren, aber da hätten die Hochschulen/Politik vor einem Jahr die Konsequenzen draus ziehen sollen und die Regelstudienzeit/Befög etc. verlängern müssen. Jetzt haben wir nichts halbes und nichts ganzes, es werden weniger und andere Inhalte vermittelt, das gesamte Studium gleicht erneut mehr der Schule (was schon so ein Problem war) und die Hochschulen treffen immer noch keine festen Aussagen (wenn dann nur zwei Wochen vorher) zu diversen wichtigen Themen.

Als Hochschullehrer (der sich gezwungenermaßen intensiv mit dem Thema befassen muss) kann ich Dave und KathCH nur zustimmen. Ich habe die Diskussion in der Lage auch als etwas naiv empfunden.

Das Problem ist doch nicht, dass wir keine Online-Prüfungen abhalten wollten, sondern ein Verfahren zu finden, welches bzgl. der (Rechts)sicherheit und der Qualität einer normalen Prüfung nahekommt.

Mündliche Prüfungen und Hauarbeiten gehen ganz gut ohne Präsenz, und das wird ja auch gemacht, auch wenn es selbst bei Einzelprüfungen gewisse rechtliche Fragezeichen gibt (siehe https://kpmg-law.de/mandanten-information/muendliche-online-pruefungen-an-hochschulen-erlaubt-und-nuetzlich/).

Das eigentliche Problem sind die großen Prüfungen, insbesondere BSc Prüfungen, mit oft einigen hundert Leuten. Hier ist eine effektive Kontrolle ohne massives Proctoring eigentlich nicht möglich. Das Verfahren, welches Julie / Ronja beschreiben, kann man mit minimalem Aufwand aushebeln. Dass das niemand macht ist unrealistisch (gibt auch schon entsprechende Angebote bei den Ghostwriting Agenturen). Dadurch kann man die Prüfung im Prinzip anfechten. OK, wird recht selten passieren, aber dann steht man dumm da, und ehrlich gesagt: wenn das Medizin ist und es um was geht (z.B. Exmatrikulation) ist die Klagebereitschaft erfahrungsgemäß recht hoch.

Unter dem Strich denke ich, dass für die größeren Klausuren trotz der verständlichen Unbequemlichkeit für die Studierenden eine Verschiebung ins SoSe leider eine wesentlich effektivere Lösung ist, als halbgare und unsichere Onlineklausuren abzuhalten. Langfristig wäre es natürlich gut, wenn die Hochschulen in sichere Proctoring Systeme investieren würden, aber da kommen wir dann wieder zu de IT Infrastruktur der öffentlichen Verwaltung, das ist ein Thema für sich.

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Bei mir am Institut ist es jetzt das dritte Semester, in dem kein regulärer Betrieb möglich ist (SS 2020, WS 20/21, SS 2021 fängt in 10 Tagen an).

Hallo zusammen,

Interessant wäre in diesem Zusammenhang evtl. auch ein Blick auf die Fernhochschulen, die sich ja bereits seit längerer Zeit mit dem Thema Online Klausuren bzw. Online Prüfungen allgemein beschäftigen und hierzu möglicherweise sinnvolle Lösungen bzw. Ansätze für die staatlichen Universitäten bieten könnten.

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Als Doktorand und Ersteller von Klausuren muss ich auch sagen, dass das Thema ziemlich kurz und vereinfacht behandelt wurde. Insbesondere fande ich die Implikation, dass Klausuren nur dann nicht online-tauglich sind, wenn sie nicht „liberal“ gestellt sind, etwas fragwürdig. Ich habe das Gefühl hier wurde open-book Format mit online-tauglich gleichgesetzt und die potentielle Kommunikation der Studierenden vernachlässigt.

Ich persönlich unterrichte einen Grundlagenkurs über die Wahrscheinlichkeitsrechnung für Mathematiker. Ich habe die Prüfungszeit von zwei auf drei Stunden verlängert (im Vergleich zu den Vorjahren), um einem stumpfen Durchrechnen unter Zeitdruck entgegenzuwirken. Insbesondere sind Standardrechenaufgaben durch kleinere Beweisaufgaben ausgetauscht worden, wo die Studierenden ihre Zeit dann auch nutzen können, um mal über Dinge nachzudenken. All das habe ich gemacht, um die Prüfung mehr auf Verständnisabfrage auszulegen und vom „Auskotzen“ von Standardrechenverfahren wegzukommen. Das würde ich als eine eher „liberale“ Prüfung bezeichnen.

Gerade diese Verständnisabfrage will ich nicht dadurch entwerten, dass Studis sich per Whatsapp und co. austauschen. Gerade bei den kleinen Verständnisfragen ist dann der ein- oder zweizeilige Beweis schnell abfotografiert und verschickt.

Insgesamt ist diese Prüfung meiner Meinung nach immer noch open-book konform und von mir aus können ruhig die Studis Bücher und Skripte mitnehmen, aber die mögliche Kommunikation während der Klausur ist für mich ein no-go. Insbesondere wenn ich sowieso mehr Zeit zum Nachdenken (und damit auch zum potentiellen Austauschen) eingeplant habe, fällt es mir schwer die Klausur ins Onlineformat zu portieren.

Bei uns in der Uni herrscht FFP-2 Maskenpflicht während der Prüfung. Ich kann verstehen, dass das blöd ist für den ein- oder anderen, aber insgesamt halte ich das für einen guten Kompromiss zwischen Präsenzformat und Sicherheit.

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Bei uns wird es ähnlich laufen, insbesondere da (mMn) Mathe eben doch „anders“ ist als viele andere Studiengänge, da es fast ausschließlich um Kompetenzen und nicht um reines, abfragbares Wissen geht. Einen Satz/ eine Definition reproduzieren ist keine Leistung, vielmehr das sichere hantieren damit. Ich kann mir zumindest keine sinnvolle Klausur vorstellen, die ausschließlich mittels Multiple-Choice abläuft.

Da auch das korrekte Aufschreiben (Unterschied zwischen Annahme und Problem, korrekte Nutzungvon Quantoren, saubere logische Abfolge von Äquivalenzen oder Implikationen, …) vor allem in den Einstiegssemestern wichtig ist, kann man sowas auch nicht mal eben am Rechner machen. Klar kann man mit TeX den ganzen Bums auch aufschreiben, aber da ist man halt viel, viel langsamer als wenn man per Hand schreibt.

Das ist mir schon klar… Aber es macht wenig Sinn darüber zu diskutieren, was in der Vergangenheit war. Ich glaube fest daran, dass wir mit Corona noch bis zu, Herbst zu kämpfen haben, bin mir aber ziemlich sicher, dass wir das Problem da im Griff haben, wenn die Politiker den Impfkram auf die Reihe bekommen. Und aus heutiger Sicht, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man im Wintersemester 2021/2022 wieder zum Regelbetrieb übergehen kann…

Dass wir aber heute immer noch drüber diskutieren zeigt deutlich, dass da auf allen Ebenen gepennt wurde, was das Thema Bildung angeht…
Den Konzepte gäbe es genug. Man hält hier nur immer und immer wieder an Althergebrachtem fest… War ja schon immer so…

lg, Dave

Da hatte ich Dich falsch verstanden, so stimme ich dir voll zu. Ich hoffe sehr, dass es im Herbst wieder etwas normaler weitergeht, aber dazu müssten die Impfungen wirklich langsam ins Laufen kommen.