LdN 224 Youtube

An einer Stelle (40:40) sagt Ulf, jeder Mensch trägt Verantwortung, wo er sich informiert, und da seien Telegram und YouTube im Zweifel nicht die beste Quelle.

Das erscheint mir jedenfalls auf YouTube bezogen zu pauschal, denn dort gibt es zwar definitiv eine Menge Schwurbelei, aber auch wissenschaftlich fundierte Kanäle, z.B. von Prof. Lesch, maiLab etc.

Insofern würde ich Ulfs Satz dahingehend präzisieren, dass jeder Mensch Verantwortung dafür trägt, was er auf YouTube schaut.

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Stimmt, aber da beißt sich die Katze in den Schwanz: Wenn man noch nicht über ein solides Gerüst verfügt, um Quatsch von guten Quellen zu unterscheiden, dann kann man genau das eben nicht hinbekommen. Daher finde ich die grundsätzliche Empfehlung gut, erst mal auf YouTube zu verzichten.

Ich informiere mich so gut wie nie auf YouTube, und ich habe nicht das Gefühl, dass mir irgendwas Relevantes entgeht. Und wenn sich auf YouTube ganz ausnahmsweise etwas Relevantes tut, wie beispielsweise vor ein paar Wochen das Video von dem Impfstoff-Experten aus New York, dann bekomme ich das auf Twitter auch mit.

Daher kann man finde ich gerade in Pandemie Zeiten kaum laut genug sagen: schaut YouTube, wenn ihr euch amüsieren wollt, aber informiert euch nicht auf YouTube.

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Das ist mir jetzt auch zu pauschal. Gerade MaiLab ist ein sehr gutes Gegenbeispiel.

Was spricht denn gegen YouTube, was nicht auch gegen Podcasts spricht? Wie käme denn ein Aufruf „Informiert Euch nicht über Podcasts“ an?

Ich persönlich nutze YouTube kaum zum amüsieren, aber mehr zum informieren, wenn auch selten.

Ich informiere mich nie über Twitter, und ich habe nicht das Gefühl, dass mir da was relevantes entgeht…

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Natürlich gibt es immer irgendwelche positiven Ausnahmen. Aber angesichts um sich greifender Desinformation, Verschwörungsideologien und so weiter ist der Vorschlag denke ich sehr pragmatisch zu sagen: lieber nicht YouTube als Nachrichtenkanal nutzen.

Ich kann die Kritik von @Roy und @rph ein Stück weit nachvollziehen. YouTube ist kein Nachrichtenkanal, sondern ein Medium, so wie Fernsehen. In Deutschland haben wir ja noch eine einigermaßen rationale Fernsehlandschaft, weil die Privaten sich mehr oder weniger auf unpolitische Unterhaltung konzentrieren, aber wenn man in einem Land mit ServusTV oder FoxNews lebt, dann könnte man genausogut sagen: „Wenn man noch nicht über ein solides Gerüst verfügt, um Quatsch von guten Quellen zu unterscheiden, dann kann man genau das eben nicht hinbekommen. Daher finde ich die grundsätzliche Empfehlung gut, erst mal auf Fernsehen zu verzichten.“

Auf der anderen Seite ist YouTube natürlich deutlich unübersichtlicher als serielle Medien, wo man viel einfacher einen umfassenden Überblick geben könnte, was man sinnvollerweise schauen kann, und was nicht.

Ich würde sagen es kommt ganz auf die Filterblase drauf an. :wink: Ich gucke da bei Youtube auch Mailab und Lesch und CCC Videos. Von der Schwurbelei krieg ich da nicht viel mit. Und ob man sich bei Twitter informieren lassen sollte… Ich persönlich nutze es nicht und habe das Gefühl mir entgeht nichts relevantes. Das kommt schon drauf an für was man sich interessiert bzw. empfänglich ist, das wird bei Twitter ähnlich sein.

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Die relevanz von youtube zur informationsbeschaffung hat wohl eher was mit dem Land zu tun. Die angelsächsiche Youtube szene hat relativ schnell gemerkt, wie rechte Akteure Youtube für sich benutzt haben und eine entsprechende Gegenbewegung gegründet (breadtube oder lefttube). Viele Kanäle aus dieser sparte sind eher eine Art Podcast oder Vortrag, sowohl in Präsentation als auch Anspruch. In fällen von bspw. contra points ist es sogar eine clevere Verbindung aus dem Vortrags-/Podcast fomart und den visuellen Möglichkeiten welche youtube bietet.

In Aufbereitung, Quellenverzeichnis und thematischer Tiefe stehen diese Kanäle den podcasts in nichts nach. Das sind auch keine einzelnen positiven Beispiele. Allerdings würde ich ulf im Bezug auf das deutsche youtube, vielleicht abgesehen von einigen Funkformaten, zustimmen. Das ist jedoch zugleich das Problem, da man dieses Medium den entsprechenden Leuten überlässt. Selbst die deutschen youtuber aus der Breadtube community ziehen es eher vor auf englisch zu veröffentlichen.

Youtube, wie auch podcasts würde ich nicht als informationsquelle nehmen sondern vielleicht im schneeballprinzip zur quellen recherche. Dafür sind youtube und podcasts zu sehr Meinungsmedien

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Nun das ist aber doch wahrlich kein YouTube Problem. Das ging zwar bei mir schon vor 2020 los, aber letztes Jahr wurde die Notwendigkeit nochmal verstärkt sich bei der Meinungsbildung auf wirklich wissenschaftliche Quellen zu stützen. Mein Meinungsbild war bisher stark von den mainstream Medien geprägt und mir ist die letzte Zeit wirklich auf verblüffende Weise klar geworden, auf wie viele urbane Legenden und teilweise ungenaues Volkswissen ich da rein gefallen bin.

Klar zeichnet sich YouTube durch deutlichere Extreme aus, aber wer meint sich mit den üblichen Reportagen und Ratgebern gut zu informieren, wird oft seinen Irrtum bemerken wenn er sich mal intensiv in ein Thema einarbeitet. Die Redakteure haben ja meist vom Thema keine Ahnung, oft nen heftigen Bias und müssen halt mit irgend was die Sendung voll bekommen haben vor der Abgabetermin erreicht ist. Man verlässt sich dann gerne noch auf die Einzelmeinung von 1-2 Experten, die dem Namen auch nur manchmal gerecht werden. Spannend soll es natürlich auch noch sein, damit man ne vernünftige Quote hat. Im schlimmsten Fall steht die Sensation oder der Grund der Empörung bereits vor Recherchebeginn fest und man sucht sich nur noch das passende Material dafür.

Dagegen gibt es auf YouTube viele Videos zu bestimmten Themen, die von Leuten die sich tief in die Materie eingearbeitet aufs ausfürchlichste behandelt werden. Und das sind auch oft mal Leute die vom Fach sind. Natürlich befreit einen das nicht die Quellen zu prüfen und zweit, dritt und viert Meinungen einzuholen. Aber zu glauben nur weil Öffis kuggt statt YouTube ist man automatisch korrekt informiert, halte ich für etwas naiv.

Gruß
Kite

Ich möchte nur hinzufügen, dass auch „traditionelle“ Medien einen Bias haben. Noam Chomsky hat das prima in „Manufacturing Consent“ verdeutlicht. Glaubt ihr denn wirklich, dass die „Washington Post“ die Jeff Bezos, CEO von amazon gehört, positiv über Gewerkschaftsbildung oder einen höheren Mindestlohn für Verpacker berichten wird? Eine YouTuberIn, die sich über Patreon finanziert, kann dieses Thema jedoch durchaus ansprechen. Und ja, ich oute mich, ich bin auf „BreadTube“ unterwegs :smile: .
Die Gefahr auf YouTube liegt im Algorithmus. Man schaut sich ein Video von Ben Shapiro (und das ist durchaus eine Zumutung) und schwups - plötzlich werden einem Videos von Neonazis vorgeschlagen. Und das ist durchaus die Schuld von der Plattform. So fallen Leute in das alt-right-Milieu oder in Verschwörungkulte.

Die LdN hat diesbezüglich Recht, dass bei „traditionellen Medien“ einfach mehr fact-checking involviert ist und bei schlechter Reportage kann es echte Konsequenzen (Rüge vom Presserat ect.) geben - das fehlt gewissermaßen auf YouTube.
Aber wie @rph auch angemerkt hat, Podcasts sind auch kein „traditionelles Medium“ und sind ebenso wie YouTube mit den gleichen Gefahren verbunden - und mit den gleichen Chancen.

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