LdN 224 Risikoabwägung Impfung

Ein Argument gegen die Impfung ist ja das Risiko von Langzeitfolgen. Entscheidet man sich gegen eine Impfung, so entscheidet man sich gleichzeitig für eine Coronainfektion, da Corona erst bei Herdenimmunität verschwinden wird.

Risiko von Langzeitfolgen einer Impfung*:
weniger als 1 in 40 000 (ungefähre Studiengröße Phase 3). Das Risiko sinkt mit jedem geimpften und nicht erkrankten Menschen. Außerdem sind mehrere sehr ähnliche Impfungen in unabhängigen Studien getestet worden.

Risiko von Langzeitfolgen bei einer Coronainfektion:
schwierig abschätzbar, bei Todesrate bisschen weniger als 1 in 100 kann man mit Langzeitfolgen im Prozentbereich rechnen.

Vergleich der Risiken:
Das Risiko von Langzeitfolgen bei Nicht-Impfung ist daher mindestens 2 Größenordnungen größer als bei einer Impfung. Um das zu Veranschaulichen: Die Impfung aufgrund einer Risikoabwägung abzulehnen wäre ungefähr so als würde ich mit dem Auto in die nächste Stadt zum Einkaufen fahren, weil mir der Weg zum Supermarkt in der eigenen Stadt zu gefährlich ist (1 vs 100km).
Bei Massenimpfungen steigt dieser Vergleich rasant, irgendwann fährt man lieber nach Spanien oder nach China zum Einkaufen.

Meines Erachtens schlägt hier der „Unterlassungseffekt“ (omission bias, Unterlassungseffekt – Wikipedia) zu. Das Risiko einer Impfung (eine aktive Handlung) wird deutlich überschätzt im Vergleich zum Risiko nichts zu tun und die Impfung zu verweigern.

*Man kann noch argumentieren, dass eine „kurze“ Studie keine Langzeitfolgen erkennen kann. Diese Unsicherheit gilt aber auch für die Langzeitfolgenabschätzung einer Coronainfektion.

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Vorab möchte ich sagen, dass ich mit dem vorangegangenen Kommentar absolut konform gehe.
Grund weswegen ich meinen ersten Beitrag schreibe ist das Entsetzen über einen Flyer den ich heute Morgen im Briefkasten hatte. Ein ANTI-Impf Flyer.
Veröffentlicht von „Mediziner und Wissenschaftler für Gesundheit, Freiheit und Demokratie e.V.“ .
Unter dem Aufmacher der Narkolepsie Fälle bei der Schweinegrippe Impfung werden die Gefahren der Langzeitwirkung einer Covid-19 Impfung sogar mit Contergan verglichen. Auch wird die Pandemie im Gegensatz zu Grippeepidemien als Panikmache verhetzt.
Als Ausblick wird vor einem Leben in einer „Expertokratie“ gewarnt, denn Kunst, Kultur, Sport und sozialer Zusammenhalt würden aufgegeben werden.
Federführend unterzeichnet ist der Flyer von Prof. Dr. Bhakdi und Prof. Dr. Homburg
Ich halte diesen Flyer wirklich für sehr besorgniserregend, da er unter dem Deckmantel der Medizin jeden Haushalt beeinflusst ob informiert oder uninformiert und somit das Ziel der Impfung - eine Rückkehr zur Normalität - sabotiert.
Meine zwei Fragen:
Ist dieser Flyer eine regionale Erscheinung (Umkreis von Mainz) und
Welche Beweggründe können die Autoren dieses Schriftstückes haben. Ist es wirklich Ihre medizinisch begründete Angst oder Maßnahme um politische Macht zu gewinnen.

P.S.: Liebe Grüße an das Lage der Nation Team. Ich bin seid weit über 100 Folgen euer Hörer und freue mich wöchentlich auf eure Sicht der Dinge.

Nein. Die verschicken den bundesweit in größeren Mengen an Freiwillige, die den Dreck dann verteilen.

Weil sie Menschenfeinde sind. Das muss man klipp und klar so sagen. Die wollen die Welt brennen sehen, damit sich ihre YouTube-Videos klicken und ihre Bücher verkaufen.

Ich versuche mal eine Alternative zur „Wohlfühlerklärung“ von @otzenpunk anzubieten.

Ich habe einfach mal den ersten correctiv.org Faktencheck über Aussagen von Bhakdi hergenommen, der mir unter die Hände gekommen ist. Der ist vom Juni 2020, bezieht sich auf Aussagen von Bhakdi aus dem April.

Es werden 7 Behauptungen gecheckt. Eine ist richtig, zwei sind in ihrer Pauschalität falsch („alle“ vs „fast alle“), 4 sind unbelegt. Er pauschalisiert also, und versteht die Abwesenheit der Widerlegung einer Aussage als den Beweis dieser Aussage (im weitesten Sinne).

Das passende Zitat von Daniel Kahneman dazu:

You build the best possible story from the information available to you, and if it is a good story, you believe it. Paradoxically, it is easier to construct a coherent story when you know little, when there are fewer pieces to fit into the puzzle.

Ein bisschen abgewandelt: je mehr Spielraum die Datenlage hat, desto einfacher ist es sich eine gute Geschichte zu konstruieren. Alle weiteren Informationen werden im Sinne des Bestätigungsfehlers (confirmation bias) in die Geschichte eingebaut. Da alle Menschen kognitiven Verzerrungen unterliegen hilft es da auch nicht dass Bhakdi Arzt ist, ggf führt das eher noch zu Selbstüberschätzung. Wenn sich eine Geschichte erstmal festgesetzt hat, ist sie gar nicht so leicht durch eine andere zu ersetzen.

Die Frage nach Langzeitnebenwirkungen eines Impfstoffs passt da natürlich bestens ins Bild:

  1. Die Frage ist nachvollziehbar: wie kann man das eigentlich wissen wenn es die „Langzeit“ noch gar nicht gab?
  2. Die Frage ist nicht absolut beantwortbar. Um 100% sicher zu sein, müssten wir ab jetzt alle jetzt und zukünftig lebenden Menschen impfen und bis zum jeweiligen Tot überwachen und dann untersuchen, bevor wir eine Aussage machen können. Das ist ja schon theoretisch nicht möglich. Man kann also nur etwas über generelle Sicherheit von existierenden Impfungen aussagen, darüber dass die Impfstoffe die gleiche Prüfung durchlaufen wie alle anderen Medikamente auch, und über Wahrscheinlichkeiten bzgl. des Wirkmechanismus des Impfstoffs der nicht nahelegt, dass es Nebenwirkungen geben wird. Die verbleibende Unsicherheit wird genutzt um die eigene Geschichte zu verfestigen.

Was kann also die Geschichte sein, die sich Bhakdi konstruiert hat? Corona ist nicht gefährlich („nicht schlimmer als die Grippe“), die Maßnahmen sind unnötig einschränkend und eine Verletzung der Grundrechte, und jedes Restrisiko durch eine Impfung zu hoch. Er selbst ist ein Kämpfer gegen diese Ungerechtigkeit und Gefahr.

Ob es Angst oder Macht ist? Im Zweifel beides. Auch Bhakdi ist nicht gefeit davor sich mit der Angst vor einer Pandemie auseinanderzusetzen, da ist die Erzählung es sei doch gar nicht so schlimm bestimmt sehr beruhigend. Und ein narzisstisches Geltungs- und Machtbedürfnis (mit finanziellen Anreizen) lässt sich gut durch ein „einsamer Kämpfer für das Gute“ Bild ausleben.

Ich lass an dieser Stelle mal offen, ob die Intention eine Rolle für die Bewertung einer Aktion spielt. Aber wie geht das Sprichwort noch? The road to hell is paved with good intentions.

Danke für die Antwort.
Das Impfrisiko ist schon ein großes Thema in unserem Haushalt. Dazu muss man wissen, das meine Lebensgefährtin langjährig erfahrene Kinderkrankenschwester ist. Ihre Erfahrungen mit der „fast“ Zwangsimpfung des Klinikpersonals gegen die Schweinegrippe beläuft sich wirklich auf die Nebenwirkungen der Narkolepsie im direkten Umfeld. Sie kann zu 100% verstehen, dass das Klinikpersonal sich eher zurückhaltend bei der Impfbereitschaft verhält. Aber natürlich gibt es keine langfristigen Beobachtungen und keinen Weg zur Herdenimunität wenn jeder so denkt.