LdN 224 - Homeoffice- so einfach ist es nicht

Herr Buermeyer führt aus, dass es in den letzten 11 Monaten hätte möglich sein müssen, zumindest in technischer Hinsicht für alle die Möglichkeit für Homeoffice zu schaffen. Das mag bei einem Unternehmen mit 20 Mtarbeitern zutreffen, lässt sich aber so nicht pauschalieren. Ich arbeite in einem ÖPNV Unternehmen mit 850 Mitarbeitern, privatwirtschaftlich, aber mit kommunalen Gesellschaftern. Wir haben keine digitalen Personalakten, keine digitalen Unfallakten, kein Abo online. Das bedeutet, für alle in diesen Bereichen beschäftigten Mitarbeiter ist Home-Office nicht, oder nur sehr eingeschränkt möglich, zum einen aus Datenschutzgründen, zum anderen, da die Papierakten von verschiedenen Personen benötigt werden und schon deshalb nicht mit nach Hause genommen werden können. Solche Bereiche zu digitalisieren sind große Projekte, die nicht schnell gehen (insbesondere nicht in Zeiten einer Pandemie), Geld kosten (das bei fehlenden Fahrgeldeinnahmen im ÖPNV gerade nicht übrig ist) und bei kommunalen Unternehmen auch noch andere Hürden hat (Ausschreibung, Vergabeverfahren).
Wir haben daher von 100 Mitarbeitern in der Verwaltung durchaus einen erheblichen Anteil, der nicht im Homeoffice arbeiten kann - und zwar aus technischen Gründen, auch wenn das im Jahr 2021 traurig und vielleicht für viele nicht nachvollziehbar ist.

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Vielen Dank für diesen Einblick. Finde es sehr interessant, woran es im Einzelnen scheitert. Tatsächlich ist es sehr traurig, dass im Jahr 2021 die Verwaltung eines solch großen Unternehmens noch signifikant auf Akten beruht.

In der Retrospektive hätten die Regierungen im vergangenen Sommer (neben einer Schuldigitalisierung) auch die Digitalisierung von Betrieben fördern und einfordern müssen, da nicht auszuschließen war, dass man im Winter wieder in Home-Office muss. Stattdessen wurde von einer zweiten Welle geredet, die sowieso nicht kommen könne (als würden wir über eine Wetterprognose reden). Mit einer klaren Ansage „Bereitet euch vor!“ hättet ihr vielleicht trotz eurer mittelalterlichen IT-Infrastruktur einen Weg zu digitalen System im Sommer/Herbst gefunden. Wo ein Wille,…

Naja, viele Konjunktive…jetzt ist es zu spät :wink:

Danke für den Bericht. Magst du mal ausführen welche Corona Maßnahmen bei euch vorgenommen wurden?

Ganz so mittelalterlich ist die IT dann doch nicht in allen Bereichen. Alle, bei denen ein Arbeiten von zu Hause aus möglich ist, wurden sofort (d.h. bereits im März) mit Home-Office-Equipment ausgestattet. Alle, die noch ins Büro kommen müssen, wurden auf Einzelbüros verteilt, es gilt Maskenpflicht wo immer man sich begegnet und es finden keine Präsenzbesprechungen statt. Bisher hatten wir keinen einzigen Covid-19 Fall in der Verwaltung.