LdN 223 - Zirkelschluss Republikaner

Moin liebe LdN-Community,

habe auch nach zwei Mal zurückspulen noch keinen Sinn draus machen können: einerseits werden die Republikaner (völlig zurecht) dafür kritisiert, sie hätten noch immer gegen die Legitimation der Wahl gestimmt und gingen von Betrug aus, ohne Fakten zu haben. Andererseits werden die Republikaner kritisiert, die jetzt das sinkende Schiff verlassen und sich entlarvt hätten, dass sie nicht stringent an der Wahlfälschungsstory festhalten. Das passt doch irgendwie nicht ganz, oder? Ist jetzt in Anbetracht der Ereignisse nur eine Randnotiz, aber doch ein Zirkelschluss. Mag da jemand für mich Licht ins Dunkle bringen?

Am Ende des Tages ist es alles weiterhin unfassbar, was da abläuft und man kann sich nur wundern. Wie so oft, weiß man nicht, ob es ‚dumm oder dreist‘ ist und was davon eigentlich schwerer wiegt.

Schönen Abend noch.

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Ulf und Phillip beschreiben mit dieser Bewertung den Umstand, dass …

… Republikaner, die Trump unterstützt haben, sich durch ihre Lügen mitschuldig gemacht haben an der Spaltung der Nation, …

… und sich jetzt nicht mehr durch eine einfache Distanzierung aus dieser Verantwortung wegstehlen können, sondern nur durch ein klares Eingeständnis:

„Es war alles eine Lüge: Ich habe wissentlich die Lügen Trumps weiterverbreitet. Es gibt keinerlei Beweise für eine (nennenswerte) Wahlfälschung. Das Lügen ist maßgeblicher Teil der Rhetorik der Republikaner geworden. Weil ich wesentlicher Teil der Ursache der Spaltung der Nation bin und Euer Vertrauen missbraucht habe, ziehe mich aus der aktiven Politik zurück.“

Das wird jedoch eine Utopie bleiben, fürchte ich.

Moin ihr beide,

das ist hier vielleicht ein bisschen off topic, aber generell sollte man sich mal vor Augen führen wie viel Einfluss Marketing in der Politik heutzutage hat. Es geht nicht mehr darum wer welche Ideologie vertritt und wie soziale Probleme aus ihrer Perspektive gelöst werden können. Sondern es geht meist nur noch darum „Was verkauft sich am besten?“. Und da sollte der Donald nicht unterschätzt werden. Denn er macht vielleicht nicht immer den Eindruck, als ob er die hellste Kerze auf der Torte ist, allerdings ist er gut in dem was er tut: Marketing.

Und etwas sehr Ähnliches sehen wir auch in Deutschland. Meiner Meinung nach sollten populistische Parteien wie die AfD öfter als „Marketingpartei“ gelabelt werden. Bestes Beispiel ist hier der Klimawandel: Millionen Menschen werden nach Europa flüchten, weil in ihrer Heimat klimabedingt kein Leben mehr möglich sein wird. Das kann die AfD aber nicht zugeben, weil dann müssten Sie den Leuten ja sagen, dass sie ihre SUVs nicht mehr fahren dürfen (das verkauft sich schlecht). Die Lösung: Klimawandel gibt’s nicht.

Die AfD als populistisch zu bezeichnen ist aber nicht besonders hilfreich. Denn wenn man einen AfD Wähler auf Populismus aufmerksam macht, dann heißt es gleich „Du Mainstreamopfer“. Warum also nicht einen neuen Begriff einführen: Marketingpartei, eine Partei, die sich nur von Marketing leiten lässt (also was sich am besten verkauft). Das ist unkompliziert, unakademisch und jeder sollte es sofort verstehen.

Und um den Bogen wieder zurück zur USA zu spannen: Die Republikaner scheinen sich nur noch auf ihr Marketing zu verlassen. Es geht nicht mehr darum Probleme langfristig zu lösen, sondern was man den Leuten sagen kann, damit man gewählt wird (oder wie man sich verkaufen kann). Hier spielt die individualistische Kultur in den USA noch eine Rolle, aber ich will jetzt nicht noch ein Fass aufmachen. Hauptsächlich würde es mich interessieren, was ihre von dem Begriff „Marketingpartei“ haltet.

Bis bald,
Timo

Es ist kein klassischer Zirkelschluss, würde ich sagen (das wäre ja von A auf B und dann von B auf A zu schließen).
In der Lage wurde m.E. aber nicht geschlussfolgert, sondern nur kritisiert :wink:
Es wurde die Gruppe an Menschen im Republikanischen Establishment kritisiert, die die letzten vier Jahre lang aktiv Trumps Politik und Politikstil unterstützt haben. Und von diesen Menschen beide Teilgruppen, diejenigen die sich jetzt auf den letzten 10 Tagen distanzieren, und diejenigen die ihm auch trotz der Kapitolstürmung die Unterstützung nicht versagen.

Ich hatte da beim hören auch kurz gestutzt, aber ich finde es eine verständliche Meinung - auch wenn das vielleicht noch ein bisschen eleganter hätte formuliert sein können :wink:

Ich sehe da keinen Widerspruch. In der „zweiten Kritik“ wird ja nicht die Tatsache kritisiert, dass die Republikaner das sinkende Schiff verlassen (besser spät als nie), sondern deren opportunistische Haltung. Dies untermauert die „erste Kritik“.

Den Republikaner möchte ich sehen, der das so einräumt :slight_smile: schön wäre es, in der Tat.

Es ist einfach unglaublich opportunistisch vier Jahre lang Trump unterstützt zu haben und jetzt kurz vor Ende noch die Seiten zu wechseln. Lindsey Graham ist das perfekte Beispiel für diese Rückgratlosigkeit: