Ldn 221 WhatsApp Facebook

Moin,
zum Thema Whastapp:
Ich kenne einen ehemaligen Mitarbeiter. Der Vertrag bei der Übernahme war recht eindeutig. 5 Jahre lang war WhatsApp noch eigenständig - danach wurde die Integration fest mit Facebook geplant. Es wurden also keine Versprechen etc. gebrochen. Das war allen Mitarbeitern bei WhatsApp klar und alles verlief sehr transparent.

Aber hat Marc Zuckerberg, CEO von Facebook nicht der Öffentlichkeit / den Kunden von WhatsApp und Instagram versprochen, dass ihre Daten unabhängig von denen des Facebook-Konzern bleiben? Hatte er diese Zusicherung nicht auch im Rahmen der fusionsrechtlichen Genehmigung in Europa und den USA gegeben? Und im Zusammenhang mit der Diskussion um datenschutzrechtliche Belange?

Korrekt. Aber dies hat er immer für diese 5 Jahre gesagt. Natürlich hat er dies meist geschickt verschwiegen.

Ich muss gestehen, dass mir diese zeitliche Begrenzung nicht bekannt war. Es mag sein, dass die von vornherein Teil des Deals war, aber jedenfalls in der Öffentlichkeitsarbeit wurde immer so getan, als blieben WhatsApp und Facebook getrennte Services unter einem Firmendach.

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Gibt’s eine öffentliche Quelle, in der die zeitliche Beschränkung erwähnt (oder besser noch belegt) ist?

Moin. Habe ich leider nicht. Ich habe das damals nur aus erster Hand mitbekommen. Da auch jetzt alle ursprünglichen Mitarbeiter dort nicht mehr arbeiten - wurde es wohl auch so umgesetzt. Auch das „Story teilen“ auf Facebook - gibt es erst nach diesen 5 Jahren. Mehr habe ich mich aber nicht damit auseinander gesetzt. Wollte nur diese Info die ich auch erster Hand habe teilen.

Also, eine kurze Internet-Recherche findet viele Meldungen von damals. Von einer 5-jährigen Begrenzung der Zusage stand da nix

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Was mir bei dem Thema gefehlt hat, ist die Betrachtung, ob überhaupt ein Weg zu Monopolplattform überhaupt vermieden werden kann? Ich glaube, es wird sich immer ein Angebot durchsetzen.

Technisch gibt es für jeden Dienst, für jede Serversoftware und für jede Client Software oder App Alternativen. Leider ist bei vielen Menschen eine schwer erklärliche Zurückhaltung zu sehen, zB zusätzlich zu Whatsapp eben auch Signal, Threema, Telegram, etc. zu installieren und zumindest auszuprobieren. Oder mal bei ReserachGate vorbeischauen als soziales Netzwerk, oder bei Vimeo als Alternative zu Youtube, oder oder …

Jede(r) kann auch mal zu einer Videokonferenz über open-source Serversoftware wie Jitsi oder Big-Blue-Button einladen - das hat erstmal den Vorteil das keine persönlichen Daten an Server in die USA und andere Länder geleakt werden - was dann tatsächlich auch gleich mit Europäischen Datenschutzgesetzten konform ist (siehe zB Schrems-Urteil 2).

Unter Beamten und Menschen in beamten-ähnlichen Beschäftigungsverhältnissen grassiert eine panische Angst, mal eine Alternative zum jeweiligen Monopolisten auszuprobieren.
Dabei ist das recht einfach -ich kenne aus nächster Anschauung MusikschullehrerInnen die ihre SchülerInnen weiter unterrichten mittels wechselnden Videokonferenz Plattformen - je nachdem was Mama oder Papa gerade mal auf dem Familien PC oder Tablet installiert haben: Skype, Teams, Zoom, Jitsi, Big-Blue-Button, …

Also: In 2021 einfach mal ein bisschen Mut haben und eine Alternative ausprobieren …

Das ist eben in Gruppen nicht so ein einfach. Nennt sich Netzwerkeffekt: Netzwerkeffekt – Wikipedia

Kurz gesagt: Es wird das verwendet, was alle (bzw. die meisten) verwenden. Wenn jetzt irgendwer in der Familie, Firma, Sportverein o.ä. eine Gruppe gründen möchte, damit alle Mitglieder unkompliziert miteinander kommunizieren können, könnte er sich natürlich für Signal o.ä. entscheiden, aber das haben dann eben die meisten nicht auf dem Telefon. Ein paar werden es sich vielleicht installieren, andere nicht. Also erreicht man am Ende die Hälfte der Gruppe nicht. Oder man nimmt Whatsapp, das hat i.d.R. jeder, weil es vorinstalliert ist und die meisten es sowieso schon anderweitig verwenden.

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Genau das ist das Problem. Ich könnte auf WhatsApp verzichten und nutze bereits jetzt Threema und SMS. Mehr brauche ich nicht, wenn das nicht wären:
WhatsApp Gruppe Fußball
WhatsApp Gruppe Schule
etc.
Deshalb sollte es für Vorgabe der Interkompatibilität (wenn man es so bezeichnen kann) zwischen Netzwerken geben.
Also z.B. mit „Path“ (falls es das noch gibt) jemanden auf Facebook in geringen Umfang folgen.

Aber hauptsächlich geht es mir um Amazon und dem lokalen Einzelhandel. Meiner Meinung nach müsste es eine öffentlich (stattlich) betriebene Verkaufsplattform als Alternative zu Amazon für Gemeinden geben (habe vor kurzem etwas von Friesen-Netz gelesen). Man darf ja nicht vergessen, zum verkaufen gehört eine sichere Verbindung, Datenschutz, Lieferung und Rücknahmen. Wenn das jeder macht im Dorf ist das unwirtschaftlich, wenn sich lokale Händler jedoch auf einer Plattform ohne Abgaben einfinden könnten, hätte der Kunde alle Händler in Ort auf einer Seite und nicht wie jetzt verteilt auf x-Seiten.

Der Aspekt des „Netzwerk Effekts“ ist ein entscheidender beim Siegeszug von Facebook und WhatsApp. Eine Platform macht schlicht nur dann Sinn, wenn ich hier, möglichst unkompliziert, alle meine Kontakte finden kann. Dadurch kommt es viel zu oft zu einem „Winner takes it all“ Szenario, bei dem ein großer Konzern gewinnt.

Und wie oben erwähnt könnte Interoperabilität (oder Interkompatibilität) hier die Lösung darstellen. Dafür muss auch keine Regierung anfangen, soziale Netzwerke zu betreiben. Viel mehr scheint die Lösung in Protokollen zu liegen. Beispiel:

ActivityPub / Mastodon
https://activitypub.rocks/

ActivityPub ist ein W3C Standard. Wird also von einer Arbeitsgruppe gemeinsam weiterentwickelt und beschreibt, wie Plattformen untereinander Informationen austauschen können.
Mastodon ist ein auf ActivityPub aufbauendes, soziales Netzwerk, dass sich stark an Twitter orientiert. Hierbei können beliebige Akteure eine sogenannte „Mastodon Instanz“ betreiben. Dies können Schulen, Gemeinden, Firmen, Vereine oder Privatpersonen sein. Jede Instanz kann eigene Regeln zum Inhalt umsetzen und jedes Mitglied einer Instanz kann Mitgliedern beliebiger, anderer Instanzen folgen.
Sobald ich und meine Kontakte irgendwo im ActivityPub Universum unterwegs sind, ist völlig egal, wer jetzt unsere konkreten Instanzen betreibt. (Zumindest was das „sich finden“ angeht")

Mir zeigt dieses Beispiel eindrucksvoll, dass es einen anderen Weg gibt, den wir kennen. Er heißt: offene Protokolle.
Meine persönliche Vermutung ist, dass sich auch in einer Protokoll statt Netzwerk-Firma getriebenen Welt einige, große Anbieter gute 80%+ des Kundenstamms sichern werden, aber es werd auf jeden Fall mehr, als eine einzige, zentrale Autorität und Instanz geben.

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