LDN 221 Corona-Test ignoriert, weil niemand daran verdienen kann

Das Max-Planck-Institut in Leipzig entwickelte zusammen mit dem Klinikum St. Georg bereits im August 2020 einen äußerst effizienten, sensiblen und kostengünstigen Corona-Test („Gurgeltest“) zur Massenanwendung (z.B. in Schulen, Pflegeheimen, Flughäfen…). Jedoch nutzt selbst das Klinikum diesen Test nicht, weil andere kommerzielle und teurere Tests vom Staat subventioniert werden, so äußerte sich jedenfalls ein Entwickler im Gespräch mit mir. Der Test könne überall auf der Welt und ohne Spezialwissen Verwendung finden. Die Materialeinkaufskosten liegen bei ca. 1-2 €/Test. Gruppen von bis zu 26 Personen können gleichzeitig analysiert werden, was die Kapazitäten enorm erhöht.
Preprint des Papers: A direct RT-qPCR approach to test large numbers of individuals for SARS-CoV-2 | medRxiv (Veröffentlichung noch 2020 zugesagt.)
Leipziger Volkszeitung: Neuer Corona-Gurgel-Test aus Leipzig: „Die Piloten gurgeln zwischen drei und vier Uhr morgens“

Die Impfkampagne startet morgen und wird sich noch Monate hinziehen, während der Virus jedoch mutiert. Ist der Gurgeltest nicht der bessere Ausweg aus dem harten Lockdown? Würde mich freuen, wenn ihr dem nachgeht.

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Mutige Ansage am 26. Dezember.

Oder vielleicht, weil der Test nicht wissenschaftlich überprüft ist und niemand Bock hat, die Verantwortung dafür zu tragen, dass ein Klinikum sich durch ungeprüfte Tests mitten in der Pandemie einen Ausbruch eintritt.

Natürlich.

Das ist wieder so ein Themenvorschlag haarscharf vor der Verschwörung.

War so ein „Gurgeltest“ nicht auch schonmal Thema im Coronavirus-Update? Ich find’s gerade auf die Schnelle nicht; nur diesen Bericht vom 7. Dezember 2020:

Es soll einige wenige Verrückte geben, die 2020 auch noch vom 28.-31.12 ihrer Arbeit nachgehen. Das könnte ggf. in einem Wissenschaftsverlag beim Thema Corona der Fall sein.
Der Test wurde von zwei öffentlichen, wissenschaftlichen Institutionen (Max Planck Institut, Klinikum St. Georg) entwickelt und getestet und hat eine Zulassung vom Gesundheitsamt Leipzig. Ergebnisse sind verlinkt. Wieviel Wissenschaft braucht es noch?
Es handelt sich um einen Test. Er dient nicht zum Infektionsschutz.

Deine Replik, @Martino ist aus meiner Sicht ein Paradebeispiel für eine - freundlich formuliert - suboptimale Diskussionskultur bei Corona-Themen.
Du behauptest, der Beitrag von @Fabian_F sei „haarscharf vor der Verschwörung“. Aber was meinst Du damit und worauf beziehst Du Dich dabei?
Vorgeschlagen wird die Behandlung eines Corona-Testeverfahrens, das auf Grugeln basiert und dadurch möglicherweise einfacher, sicherer und kostengünstiger ist, als herkömmliche Testverfahren, die auf durchaus fehleranfälligen Abstrichen beruhen.
Das ganze wurde von einem Max-Planck-Institut in zusammenarbeit mit einer Klinik entwickeln - wie kommst Du dazu, das sei „nicht wissenschaftlich überprüft“? Hast Du das verlinkte wissenschaftliche Paper dazu überhaupt gelesen?
Der von Dir verlinkte Artikel vom NDR bestätigt in den letzten beiden Absätzen übrigens genau die Vermutung, die auch @Fabian_F äußert. Allerdings geht es im Rest dieses Artikels um ein völlig anderes Thema, nämlich um die kurzfristige Verringerung der Viruslast im Mundraum durch gurgeln. Ist aber wie gesagt ein völlig anderes Thema.
Kann es sein, dass Du da einfach was verwechselt hast?
Meine Bitte: nicht gleich „Verschwörung“ in die Tasten hauen, lieber vorher nochmal tief durchatmen und alles nochmal durchlesen.

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Wenn ich mir das Paper so angucken als Wissenschaftler, aber ohne Ahnung von Medizin, so denke ich, dass das Ganze noch ziemlich am Anfang steht. 20 Personen wurden getestet, davon 10 positiv, 10 negativ. Eine positive Person wurde nicht erkannt, kein Fehlalarm bei den negativen. Das sieht gut aus und da kann man durchaus weitermachen.
Aber das entscheidende ist doch, hat die Gesellschaft dadurch einen Vorteil? Auf den ersten Blick ja. Man kann damit sehr viele Personen sehr preiswert testen. Aber was wenn man einen positiven Befund hat? Dann muss man alle 26 Personen einzeln testen (2 x 13, dann 2x 6-7, dann 2x 3 usw. dauer zu lange). Heißt es kommt auf die Fallzahlen an, ob sich das rentiert bzw. momentan können wir eh nicht mehr testen.

Ist ein guter Ansatz, aber dafür muss erstens noch etwas geforscht bzw. entwickelt werden und zweitens müssen wir die Fallzahlen runterbekommen, um dafür überhaupt Testkapazitäten zu haben.

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Ich kann zwar nicht abschließend klären ob es sich um das selbe Testverfahren handelt, jedoch habe ich selbst zuletzt bei meinem Hausärztin einen Gurgeltest gemacht.
Habe darüber auch hier im Forum berichtet.

Ich fand das damals deutlich besser und auch meine Ärztin war sehr froh den ganzen Aufwand nicht mehr betreiben zu müssen, der notwendig für sie ist um selbst den Abstrich vorzunehmen.

TLDR: Ich habe keine Zweifel an dem Verfahren, sondern kritisiere die Darstellung.

Der Beitrag erfüllt in meinen Augen einige Red Flags einer Verschwörungstherorie:

  • Der Test löst scheinbar das aktuell größte Problem der Menschheit (unerkannte Infizierte) mit einfacher Anwendung und ganz billig. Trotzdem erfährt man darüber nichts in (großen) Medien.
  • Der Titel „suggeriert“ eine Begründung, warum dieser Test nicht bereits eingesetzt wird und beeinflusst damit den Leser bereits in diese Richtung.
  • Unter diesem Titel führt der Beitrag weiter aus, der Staat würde „die teuren Tests“ subventionieren, um - und das steht da nicht explizit - diesen neuen Super-Test aus dem Markt zu halten. In Kombination mit dem Titel kann man ergänzen „um der Pharmalobby mehr Profit zu generieren“.
  • Andere Gründe, warum dieser Test nicht eingesetzt wird, werden in einem Nebensatz erwähnt (bisher nur Preprint, Veröffentlichung steht aus).
    Die Formulierung „nicht wissenschaftlich überprüft“ war hier vielleicht etwas unpräzise. Trotzdem gibt es gute Gründe, vorerst noch nicht auf diesen Test zu setzen. Siehe dazu auch den Beitrag von @FlorianR
  • Aber die Veröffentlichung ist quasi schon da. Nur noch ein ganz bisschen.
    Mir war wohl bewusst, dass gerade in diesem Jahr genug Leute zwischen den Jahren arbeiten und vielleicht erscheint das Journal immer am Monatsende. Deshalb habe ich auch nicht geschrieben „glaub ich nicht“, sondern einfach mal darauf hingewiesen, was diese Aussage für ein Commitment ist, wenn man es am 26. Dezember postet.
  • Zudem handelt es sich um den ersten Beitrag dieses Users und dieser ist zudem noch falsch einsortiert - einen Bezug zur Folge LDN221 sehe ich jedenfalls nicht. (Was natürlich auch daran liegen kann, dass es ein neuer User ist, klar.)
    Ich habe diesen Punkt absichtlich in meiner ersten Antwort nicht erwähnt, weil ich neue User grundsätzlich willkommen heiße. In Kombination mit den anderen Punkten veranlasst mich dies allerdings ebenfalls, dem Thema erstmal skeptisch zu begegnen.

Alle diese Punkte sind für mich wie gesagt erstmal Warnzeichen und kein Grund für eine abschließende Bewertung.

Die Aussage „haarscharf an einer Verschwörungstheorie vorbei“ habe ich getroffen, weil wir in der Diskussion nur leicht anders abbiegen müssen, um zu dem Fazit zu gelangen, dass hier das die Welt rettende Verfahren zugunsten von Profitinteressen unter den Teppich gekehrt wird.

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OK, das kann ich nachvollziehen - das ging aber ehrlich gesagt aus Deiner Antwort nicht sehr gut hervor. Ich muss zugeben, dass ich den Titel des Posts gar nicht gelesen habe. Ich habe das Ganze einfach als Hinweis auf ein Testverfahren gelesen, das zu wenig Beachtung findet.
Vielleicht war das zu wohlwollend, aber ich finde auch nicht, dass es ein Verschwörungsmythos ist, davon auszugehen, dass in einer so umsatzstarken Branche wie der Pharmaindustrie durchaus auch mal andere Interessen eine Rolle spielen können, als das Wohlergehen der Bevölkerung aka Kundschaft.
Das hat nach allem was ich als Laie und Podcasthörer weiß, durchaus auch etwas mit Testverfahren bei SarsCov2 zu tun. So wurden in Deutschland zum Beispiel zwar Kliniken, aber keine zusätzlichen Labore in öffentlicher Trägerschaft gegründet, um einen besseren Einfluss auf Testkapazitäten und Preise zu haben - das läuft zum allergrößten Teil nach wie vor privatwirtschaftlich ab - sprich Labore werten PCR-Tests aus und wollen/müssen damit Geld verdienen. In der Folge wurde die PCR-Testkapazität zu einer Größe, nach der sich andere Maßnahmen richten, anstatt dass der Staat für die Testkapazität sorgt, die notwendig wäre, um z.B. ausgewählte Schulklassen regelmäßig durchzutesten. Auch die Antigen-Schnelltests, die jetzt endlich zum Einsatz kommen, gibt es in identischer Form schon seit mehreren Monaten, ohne dass sie hierzulande eine Rolle spielten. Auch die Gurgeltests werden u. a. in Österreich bereits sehr viel mehr eingesetzt.
All das macht mich einfach neugierig, mehr über dieses Testverfahren zu erfahren - und in diese Richtung, eben als Themenvorschlag, habe ich den OT gelesen.

Nicht unbedingt. Erstens gibt es Pool-Testung auch bei Abstrichen, da ist sie nur ungleich aufwändiger und damit teurer. Aber das Prinzip ist dasselbe: Ist von 20 oder 100 Proben eine Positiv, werden sofort alle Proben einzeln getestet - der Zeitfaktor spielt hier also kaum eine Rolle.
Zudem kommt es nicht auf die Fallzahl an, sondern auf die Positivquote. Und die hängt ja maßgeblich von der Anzahl der Tests ab. In den letzen Wochen, wo bei steigenden Fallzahlen weniger(!) getetstet wurde, ist sie natürlich stark gestiegen. Der Witz ist ja gerade, dass die Pool-Testung die Testkapazitäten enorm erhöht, also zu einer niedrigeren Positivquote führt. Sprich: Es können in kürzerer Zeit sehr viel mehr Leute getestet werden und das vermutlich sogar einfacher und kostengünstiger.
Ich wäre wirklich gespannt zu erfahren, was denn die Risiken des Gurgeltests sind - sprich was schief gehen kann - und ob diese gravierender sind als die Risiken von Abstrichen, die so schlecht gemacht sind, dass sie einfach kaum Virusmaterial enthalten können - denn das ist leider gar nicht so selten wie man denkt!.

Ja, die Positivquote ist korrekter, hängt aber ja auch stark von den Fallzahlen ab. Aktuellt liegt sie bei über 11,67% ZEIT ONLINE | Lesen Sie zeit.de mit Werbung oder im PUR-Abo. Sie haben die Wahl.. Wenn man also 26 Proben in einen Pool wirft, erhält man zu ca. 96% einen positiven Befund. Bei eine Positivquote von 1% dagegen sind es nur 23%, bei 0,1% Positivquote nur 2,6%. Heißt je niedriger die Positivquote/Fallzahlen, desto mehr rentiert sich das Zusammenwerfen von Proben.

Man könnte natürlich auch mit kleineren Pools die Zahl von Tests deutlich reduzieren. Aber da kann man dann nicht mehr einfach alle Proben automatisiert hintereinander messen, sondern muss nach jeder Messung entscheiden, wie weiter verfahren wird.