LDN 221: Beatmung für Impfgegner

Hey ihr beiden,

bei der kurzen Bemerkung ist leider nur die BILD-Überschrift bei euch hängengeblieben (ich unterstelle mal keinen Einfluss durch die beworbene Doku von letzter Woche ;)) und damit seid ihr m. E. etwas undifferenziert über das Ziel hinausgeschossen. Der eigentliche Punkt wäre durchaus interessant zu diskutieren gewesen.

Natürlich fordert niemand ernsthaft, insbesondere kein Mitglied des Ethikrates, Impfgegnern die Beatmung zu verweigern. Was Prof. Henn (explizit als Privatperson und eher als Gedankenexperiment) angesprochen hat, ist die Frage, ob Menschen die die Impfung verweigern auch freiwillig eine Verfügung mitführen sollten, dass sie bei Bedarf auf ein Intensivbett verzichten. Damit sollte darauf hingewiesen werden, dass Entscheidungen Konsequenzen haben und in diesem Fall eben durch eine solche Entscheidung die ohnehin knappen Intensivkapazitäten weiter belastet werden könnten. Hier erklärt er seine bewusst provokante Stellungnahme genauer.

https://www1.wdr.de/nachrichten/interview-wolfram-henn-100.html

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Ich bezweifle mal, dass so eine Erklärung bei Impfverweigerern zu viel Einsicht führt. Die Erklärung kann im Bedarfsfall problemlos widerrufen werden. Da man bei Covid i.d.R. nicht spontan bewusstlos ist, ist das Risiko für den Verweigerer extrem überschaubar.
Die Erklärung wird dann stolz neben dem Attest für die Befreiung von der Maskenpflicht mitgeführt.

Aber Glückwunsch an Herrn Henn; er hat’s mit dem provokaten Vorschlag in die Medien geschafft - das war ja nach eigener Aussage das Ziel. :wink:

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Das ist mir in der Folge auch übel aufgestoßen.

Man kann ja berechtigt darüber diskutieren, ob die Äußerungen von Henn so sinnvoll und angebracht sind. Und man kann auch hinterfragen, ob sich ein Mitglied des Ethikrates in so einer Frage überhaupt „privat“ äußern kann.

Aber: Bei einem Format mit journalistiachem Anspruch sollte es selbstverständlich sein, dass man nicht das Framing und Falsch-Zitat der Bild-Zeitung übernimmt, sondern sich die Primärquelle besorgt. Das sollte immer gelten, aber besonders, wenn man namentlich benannte Einzelpersonen für kontroverse Aussagen kritisiert.

Wie immer, wird durch sowas viel Vertrauen verspielt: Wenn ich bei Themen, von denen ich bereits Ahnung habe, derartige Fehler entdecke, verringert das mein Vertrauen bei Themen, die mir neu sind.

Das gesagt habend, gehe ich davon aus, dass es dem Lage-Team selbst peinlich ist, eine Korrektur/Entschuldigung folgt und man insbesondere das zum Anlass nimmt, solche Fehler in der Zukunft zu vermeiden.

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Mir sind bei dieser Sequenz fast die Kopfhörer rausgeploppt vor Entsetzen und Empörung (erstmalig in 3 Jahren LdN). Ihr könnt doch Prof. Henn nicht derart falsch und verkürzt wiedergeben, um ihn dann genauso kurz wie gnadenlos zu verurteilen. Und das als Abschluss des langen und wie immer fundiert besprochenen Pandemieparts. Die Impfverweigerer werden in den nächsten Monaten ein leider spielentscheidendes Thema werden. Ich hoffe, Ihr korrigiert diesen journalistischen Faux-Pas und nehmt ihn zum Anlass, das spannende Denkmodell von Henn zu erörtern - idealerweise im Gespräch mit demselben.

Vielen Dank für die Hinweise, natürlich korrigieren wir das. Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, wie dieser Fehler passieren konnte … wir checken noch mal, was da bei der Qualitätssicherung schief gegangen ist.

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Als nicht-Journalist würde mich interessieren, was genau ihr zur Qualitätssicherung unternehmt.

Wir bereiten die Sendung ja in einem gemeinsamen Google Doc vor, und eiserne Regel ist da, dass nichts in dieses Doc kommt, wofür man nicht zugleich einen Link, also eine Quelle, ins Slack geschrieben hat. Dadurch sollte eigentlich jede einzelne Aussage auch belegt sein. Dann geht der jeweils andere das Doc vor der Sendung natürlich noch einmal durch, und alle Punkte, die uns heikel erscheinen, besprechen wir dann noch mal. Normalerweise liest der andere die Quellen auch selbst noch einmal.

Fehler sollten daher eigentlich vor allem bei den Dingen vorkommen, die wir in der Sendung spontan sagen, weil sie uns gerade einfallen. In der Regel kennzeichnen wir diese Information dann aber auch als nicht ganz so sicher.

In diesem Fall muss man aber leider sagen, dass die Information auch im Pad stand. Daher müssen wir noch mal genau schauen, wie es sein kann, dass so etwas ins Pad gelangt, obwohl es ja offenbar nicht stimmt.

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Drosten hatte sich auf twitter im Shitstorm hinter Henn gestellt: https://twitter.com/c_drosten/status/1340310936918355968?s=21 Folgt ihr Drosten nicht auf twitter? Ist das in der Pandemie nicht primäre Journalistenquelle?

Hallo zusammen!

das Ding geht auf meine Kappe und es tut mir leid. Es ist, wie Ulf es beschrieben hat: Ins Pad sollten nur Dinge, die überprüft sind. Ich habe das Pad in diesem Fall aber als eine Art Notizbuch genutzt und etwas eingetragen, dass noch überprüft werden muss - ohne es aber als „muss noch gecheckt“ werden zu kennzeichnen.
Das ist vor allem auch deshalb eine schlechte Idee, weil Vermutungen/Behauptungen/Thesen in der Wahrnehmung schnell zu Gewissheiten und belegten Tatsachen gerinnen, wenn sie einmal - ohne Warnhinweis - aufgeschrieben sind und mitten zwischen genauso solchen recherchierten Tatsachen stehen.
Das ist hier passiert. Mich ärgert das natürlich sehr und es gilt mehr denn je: Ins Pad kommen nur recherchierte Sachen.
Nochmal: Es tut mir leid und danke für Eure Korrekturen.

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Wow, ich muss sagen, dass mir eure Fehlerkultur hier sehr positiv auffällt. Ich empfinde Fallibilität menschlich und keineswegs „schwach“; eine Chance um besser zu werden.
Gerade innerhalb der Politik empfinde ich es so, dass immer seltener Verantwortung für Entscheidungen übernommen wird (in der vergangenheit bspw. Wulff, zu Guttenberg…). Dabei muss es ja nicht immer gleich ein Rücktritt sein, sondern ein Eingeständnis oder Entschuldigung wäre imho auch ausreichend, aber meist bleibt ja sogar diese aus, wie bspw die Reaktion des Innenministers bei den Corona-Demos in Leipzig.

Deshalb: Klasse, wie ihr damit umgeht. Das macht guten Journalismus aus.
Frohe Weihnachten an alle, bleibt gesund!

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Gut, dass Ulf und Philipp den Irrtum aufklären konnten. mE ist bei dem Thema ein Denkfehler (auch von Henn) dabei: Impfgegner sind nicht gleich Corona-Leugner. Man kann Angst vor einer Impfung haben, gleichzeitig aber Corona ernst nehmen. Eine Behandlung wegen Impfangst zu verweigern, sollte also nicht einmal in einem „provokanten Gedankenspiel“ vorkommen. Einem Coronaleugner könnte man dagegen schon nahelegen, eine entsprechende Patientenverfügung mitzuführen - wenn er/sie Mumm hat. Am Ende werden auch die natürlich beatmet, wie sollten die Behandler auch sonst noch klarkommen…

Ich verstehe nicht warum Menschen sich dermaßen ärgern wenn sie einen Fehler entdecken. Es kommt mir schon bisschen weltfremd vor wenn man sich so " entsetzt" fühlt, oder gleich den Abo kündigt, oder es " nicht glauben kann" usw. Sind wir hier nicht unter Menschen?
Also wirklich, hat jeder hier bis jetzt fehlerfrei gelebt?
Vor allem Männer untereinander sind echt oft gnadenlos.

Außer den Jungs in der " Skateboard Community".

Ich bewundere Rodney Mullen sehr. Er ist mehrfache Skateboard Weltchampion, aber er ist sehr bescheiden und weise. Wenn er von seinen Leuten spricht, sagt er den wunderschönen Satz:

" Falling is integrated into our being".

Es mag sehr naive klingen , aber ich würde auch gerne in einer Gesellschaft leben , wo es nicht als etwas furchtbar " beschämendes" gesehen wird wenn Menschen Fehler machen. Da würde jeder sich in der Welt mehr „zu Hause“ fühlen.

Ich füge einen Interview mit Rodney Mullen hinzu Wem es zu cool ist einen Skateboard champion zu hören, der kann den Podcast von Tim Harford hören. Er schreibt für Financial Times und macht die wunderbare Sendung" More or Less" ( about " numbers and statistics" ) für BBC.

In seinem Podcast " Cautionary Tales ",erzählt er in jeder Folge von einem schrecklichen Fehler der von einem hoch kompetenten Menschen begangen wurde. Ich habe alle gehört und musste bei jeder Folge denken: das könnte jedem von uns passieren!

It is very valuable and humbling.

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Hallo Ulf,
hattet ihr in einer der beiden nachfolgenden Sendungen diesen Fehler nun eigentlich berichtigt?
Die erste Folge im neuen Jahr hatte ich aus Zeitgründen nur „quergehört“, weshalb ich es vllt nicht wahrgenommen habe. In der zweiten Folge kam definitv nichts dazu.

Viele Grüße
Volker

In der ersten des neuen Jahres gegen Ende im Kapitel Korrekturen wurde es erwähnt. Thematisch ausführlicher diskutiert haben sie es nicht, aber das gesagt und erklärt, was auch hier im Thread in ihren Kommentaren steht.

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