LDN 220 Privilegien für Geimpfte - wenn genug Impfstoffe

Hallo Allerseits,
ich schreibe jetzt endlich das erste Mal hier im Forum und hoffe, dass ich nicht was übersehen habe oder dass dieser Gedanke bereits gebracht wurde.

Vorweg: ich selbst würde mich impfen lassen, sobald verfügbar.
Aber ich finde Ihr habt bei der Diskussion der Impfprivilegien etwas wichtiges nicht erwähnt:

Sobald der Impfstoff ausreichend zur Verfügung steht, dass jede/r sich impfen lassen kann, der oder die es möchte, gibt es meiner Meinung eigentlich doch kaum noch Gründe wirklich Privilegien zu schaffen.
Ab diesem Moment geht es dann doch nicht mehr so sehr um den Schutz der anderen, wie bisher, sondern vor allem um den eigenen.
Wer sich schützen möchte, kann sich impfen lassen. Wer ein Promblem darin sieht, bräuchte es nicht tun und riskiert halt seine eigene Sicherheit, denn die anderen könnten sich ja dann selbst schützen durch Impfung (wie bei den meisten anderen Krankheiten und Impfungen auch).

Besonders solange noch nicht bestätigt ist, dass die Impfung tatsächlich vor der Weiterverbreitung schützt wäre dieses Argument ein wichtiges gegen Privilegien.
Oder übersehe ich da irgendwas wesentliches?
LG Leo

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Herzlich willkommen erstmal!

Es gibt allerdings auch Menschen, die sich nicht impfen lassen können, auch wenn sie wollen: z.B. Schwangere, Kinder oder bestimmte Allergiker. Die sind ja insbesondere auf die Herdenimmunität angewiesen. Aus dem Grund sollen ja direkte Kontakte von Schwangere mit höhereer Priorität geimpft werden. Für die nicht-Impffähigen ist dann jeder Mensch, der sich impfen lassen kann, es aber nicht will, ein Problem/Risiko - je nachdem, wie viele „Unwillige“ es dann gibt, lohnt es sich vllt diese mit Privilegien zu überzeugen, als mit einer Impfpflicht (nur als eine extreme Alternative).

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Finde, es ist genau umgekehrt…Jemand der sich nicht impfen lassen KANN, ist jetzt, wo alle noch zuhause bleiben, noch ganz gut geschützt.
Wenn aber alles wieder öffnet, sind diese Personen darauf angewiesen, dass sich möglichst viele Menschen impfen lassen (Herdenimunität).

[quote=„yotic, post:1, topic:4489“]Besonders solange noch nicht bestätigt ist, dass die Impfung tatsächlich vor der Weiterverbreitung schützt wäre dieses Argument ein wichtiges gegen Privilegien.
[/quote]
Privilegien hieße ja nicht, dass man auf Masken verzichten müsste. Aber man könnte z.B. Restaurants wieder für geimpfte Personen öffnen, oder ihnen ermöglichen in den Urlaub zu fliegen.

Ist imo eine reine Neiddebatte. Wenn geimpfte Personen Priviliegien hätten, hat ja niemand ein Nachteil davon… Im Gegenteil - der nichtgeimpfte Restaurantbetreiber würde ja ja auch davon profitieren.

Wenn wir mal davon ausgehen, DASS der Impfstoff vor Weiterverbeitung schützt, entstehen diese Privilegien ganz von selbst. Es gibt dann keinen sachlichen Grund, Menschen die geimpft sind, zu untersagen, in Restaurants essen zu gehen (oder ohne Mundschutz dort zu arbeiten), zu fliegen, zu Konzerten und ins Theater zu gehen etc. etc. etc.
Das öffentliche Leben könnte für diejenigen, die geimpft sind, zur Normalität zurückfinden. Dasselbe gilt nicht notwendigerweise für diejenigen, die nicht geimpft sind, da sie das Virus weiterhin verbreiten würden. Klar kann man jetzt sagen, macht ja nix, sind ja alle geimpft außer denjenigen, die’s halt nicht wollen, aber das ist ein bisschen der Knackpunkt:
Es wird wahrscheinlich neben Kleinstkindern und extremen Allergikern noch andere Menschen geben, die sich aus spezifischen gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können werden. Diese Menschen sind nach wie vor durch die Krankheit gefährdet (ähnliches gilt ja für die Masern, nur dass die nicht so ansteckend sind wie SARS-2). Wenn ein beträchtlicher Anteil der Bevölkerung ungeimpft bliebe, müssten evtl. zumindest für diesen Teil der Bevölkerung Vorsichtsmaßnahmen weiterhin bestehen bleiben. Was natürlich eine beschissene Situation für alle Beteiligten wäre und nicht wirklich umsetzbar, ohne den sozialen Frieden zu verlieren.

Ist also schon alles kniffelig.

Schöne Diskussion, die quasi meinen eigenen Gedankeweg gut abbildet:

  • Ja was machen wir mit dem Impfgegnern?
  • Sind nicht mehr relevant, die gefährden bei ausreichender Impfverfügbarkeit nur sich.
  • Aber was ist mit denen, die sich nicht impfen lassen können?

Da hat @ChristianU schon ein bischen das Kernproblem umrissen, dass hier auf uns zu kommen wird. Es wird irgendwann ein Punkt kommen, das muss die Entscheidung fallen, wir können nicht alle Berücksichtigen. Eine Entscheidung die wir bei vielen Themen einfach immer akzeptiert haben. Das ist leider genau der Punkt, den die Kritiker der Maßnahmen immer anführen. Aber irgend wann wird durch die Durchimpfung der Bevölkerung die Bedrohnung durch die Infektion so stark sinken, dass die Sondermaßnahmen nicht mehr rechtzufertig sind, wenn wir gleichzeitig z.B. die Grippe einfach laufen lassen. Und das wird ein Punkt sein, an dem es immer noch reichlich Leute geben wird, die gefährdet bleiben und die dann überspitzt ausgedrück „halt Pech haben“.

Ich fürchte der Übergang von „selektiv Covid-19 stark behütet“ zu „Covid-19 normales Lebensrisiko“ wird weder für die Politik, noch für viele normale Menschen ganz einfach.

Gruß
Kite

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Wobei diese Gruppe dann vielleicht/hoffentlich so klein ist, dass für diese die Krankenhausbetreuung gewährleistet werden kann… kommt tatsächlich darauf an, wie groß der ungeimpfte Anteil der Bevölkerung „am Ende“ ist.

Was leider ein geringer Trost ist, weil man Covid-19 bis Heute nicht wirklich gut behandeln kann und quasi für alle Erwachsenen das Long-Covid Problem besteht. Das Risiko bleibt also für solche Personen erstmal bestehen. :neutral_face:

Gruß
Kite

Es gibt ja nicht nur Leute, die aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden können, sondern die Impfung wirkt auch nur zu ~95%. Das ist zwar deutlich mehr als bei der jährlichen Grippeimpfung, aber nicht nahezu 100%, wie bspw. bei gängigen Masernimpfungen.

D.h. wenn ein ungeimpfter Superspreader in ein Rock-Konzert mit 1000 Besuchern läuft, kann er theoretisch immer noch bis zu 50 Leute anstecken, die da überhaupt nichts dafür können, denn sie haben sich ja impfen lassen.

Die Frage, wie weit die Impfung auch die Verbreitung behindert, spielt da natürlich eine wichtige Rolle. Wenn die nur den Ausbruch verhindert, also die Geimpften praktisch alle asymptomatisch krank werden können, dann ist das natürlich egal, dann kann man den Ungeimpften auch rein lassen. Die Wissenschaftler gehen ja aber davon aus, dass das Übertragungsrisiko mindestens deutlich vermindert wird.

Ich will ja nicht klugscheißen, aber das ist falsch. Masern sind deutlich ansteckender als SARS-Cov-2. Bei Masern sind aber ~90% geimpft (Tendenz leider fallend) und wir scheitern bloß seit Jahren daran, die Impfquote auf die 98% zu steigern, die zur vollständigen Ausrottung notwendig wären. (Danke Impfgegner, Waldorfkindergärten, „Alternativmediziner“ usw. :roll_eyes: )

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Stimmt. Andererseits und etwas abseits von Corona: Da ich momentan schwanger bin und nicht geimpft werden kann, bleibt mir zumindest die kleine Hoffnung, dass die Entlastung des Gesundheitssystems soweit reicht, dass ich nicht ganz allein in den Kreißsaal zur Entbindung muss. :wink:

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Klugscheißen ist in diesem Fall sehr willkommen, danke für die Berichtigung!
Wird im Übrigen interessant, wie sich die neue Impfpflicht für Masern auswirken wird.

Ich finde es sehr schwierig, an dieser Stelle von Impf"privilegien" zu sprechen. Die Rückkehr zum normalen Leben ohne Einschränkungen ist kein Privileg, sondern der Normalzustand. Diesen aus „Solidarität“ vorzuenthalten - wie u.a. von Jens Spahn gefordert - dürfte meinem Verständnis nach verfassungswidrig sein.
Ich kann den Gedanken hinter der Absicht von Union und SPD verstehen, die Angst vor einer weiteren Spaltung und vor allem auch weiterem Erstarken der Corona-Skeptiker-Bewegung haben. Aber ein Gesetz, dass Menschen ohne Sachgrundlage länger als medizinisch notwendig rein aus Solidarität zwingt auf Freiheiten und Rechte zu verzichten, halte ich für äußerst bedenklich und würde mir eine Prüfung durch das BVG wünschen, wenn es denn käme.

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Das gab es quasi schon. Ob das jetzt die Masern waren weiß ich nicht genau, aber bei uns kam das Gesundheitsamt in die Schule zum impfen. Ich bin Jahrgang 1965.

Das Thema ist in den Medien angekommen

Danke für die zahlreichen informativen Antworten. Dass es große Gruppen gibt, die nicht geimpft werden können, hatte ich irgendwie nicht mitbedacht (ups). Dann ergibt die unterschiedliche Behandlung natürlich Sinn…

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Auch hier werden die Genesenen außer acht gelassen. Ich bin gespannt ob wir irgendwann alle unsere Werte der Antikörper oder die Eintragungen im Impfpass vor uns her tragen. Wie diese „Übergangszeit“ funktionieren soll, wird im Moment noch gar nicht besprochen. Es bleibt spannend.

Genau mein Gedanke!

Ich finde es auch falsch, von Privilegien zu sprechen, wenn jemand die Rechte wieder bekommt, die man ihm genommen hat, sobald die Grundlage für die Einschränkung entfällt.

Vier Aspekte machen die Entscheidung trotzdem schwierig:

  1. die Personen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden dürfen,
  2. die Personen, die mangels Ressourcen noch nicht geimpft werden konnten,
  3. die Personen, die trotzdem der Meinung sind, man würde sie unterdrücken,
  4. die Frage, ob die Impfung auch eine Weiterverbreitung unterbindet.

Bevor Punkt 4 nicht geklärt ist, sollte keine Entscheidung darüber getroffen werden, die Einschränkungen für Geimpfte aufzuheben.
Personenkreis 3 ist am wenigsten problematisch. Denen muss man das Prinzip eben erklären.
Personenkreis 2 ist tatsächlich benachteiligt, und es muss gut begründet sein, warum manche vorgezogen werden. Andererseits besteht hier aber auch die Chance, Unentschlossene zu motivieren. Natürlich muss man das vorsichtig anstellen, um keine Verteilungskämpfe zu provozieren.
Die größte, weil am längsten anhaltende Benachteiligung hat aber Personenkreis 1 zu tragen. Allerdings muss man denen auch klar machen, dass die Einschränkungen zu einem nicht geringen Teil ja ihrem eigenen Schutz dienen. Deren Einschränkungen sollten aufgehoben werden, sobald wir in die Nähe der Herdenimmunität kommen.
Wer sich bewusst gegen eine Impfung entscheidet, obwohl er dadurch keine gesundheitlichen Nachteile hätte, sollte auch deutlich länger als Personenkreis 1 mit Einschränkungen leben müssen. (Und wenn dann jemand sagt, dass das ein Impfzwang durch die Hintertür sei, stimme ich dem zu, und es stört mich auch nicht, denn die Gesellschaft hat ein berechtigtes Interesse an möglichst vielen Geimpften).

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Moin,
abgesehen von den ganzen Unsicherheiten, wie ansteckend man noch so sein kann, wenn man geimpft ist, fände ich Privilegien übergangsmäßig für geimpfte eigentlich ganz solidarisch für die Leute, für die wir im März noch so fleißig auf unseren Balkonen geklatscht haben. (Überwiegend sind das ja genau die Leute, die in den oberen Impfgruppen auftauchen. Krankenhauspersonal, Pflegepersonal in den Altenheimen, Polizisten)
Jetzt gönnt man ihnen nicht, dass sie mal ins Restaurant oder in den Urlaub dürfen, weil dann eine Ungleichbehandlung entsteht…
Ist nur meine persönliche Haltung, ich tauche irgendwo zwischen Gruppe 2 oder 3 auf, aber ich würde denjeningen aus der ersten Impfgruppe, die im letzten Jahr sehr viel gefährdeter waren als ich das war, eine frühere Rückkehr zur Normalität auf jeden Fall gönnen.

Das wird unweigerlich zu Verteilungskämpfe führen. Gehe doch bitte nicht davon aus, das alle ruhig darauf warten bis die an der Reihe sind. Denke nur an die Geschichten aus dem Frühjahr, als aus den Krankenhäusern Schutzausrüstung geklaut wurde. Meinste so Jemand würde nicht auch alles möglich tun um früher an seine Impfung zu kommen?

Wenn eines in 2020 klar geworden ist, dann dass für einen erschüttern großen Teil der deutschen Bevölkerung Rücksichnahme und Zurückstecken keine fürs eigene Leben relevanten Verhaltensmodelle sind.

Gerade in Anbetracht, das vermutlich zu wenig Impfstoff geordert wurde, würde ich dringlichst davon abraten hier irgend Jemand Privilegien zu erteilen, so lange nicht alle eine Impfung bekommen haben, die das auch möchten.

Gruß
Kite

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Und schon geht es los. :face_with_raised_eyebrow:

Ich denke, dieses Prinzip der Einteilung würde unsere Gesellschaft noch weiter spalten als es die immer weiter aufgehende Schere zwischen Arm und Reich schon macht.
Es gibt so viele Menschen, für die aus medizinischen Gründen eine Impfung nicht empfohlen ist, diese würden unverschuldet vom Legen ausgesperrt.

Ulf & Philip haben etwas flapsig einen anaphylaktischen Schock verharmlost (O.Ton etwa das ist nicht gravierend in 15 Minuten wieder vorbei, den Leuten geht es gut) - da stimmt so leider nicht!!!
Ich selbst hatte bereits 2 anaphylaktische Schocks (einmal Nuss und einmal Medikament), und kam gerade noch rechtzeitig ins Krankenhaus. Der Schock löst eine Todesangst aus, die körperliche Erholung hiervon dauert mehrere Tage und die Angst vor einer Wiederholung ist nie ganz verschwunden - man könnte es ja beim nächsten Mal nicht mehr rechtzeitig ins KKH schaffen.
Jeder Allergiker muss die Risiken selbst abwägen und darf zu nichts gezwungen werden.
Daher halte ich die Privilegien für grundsätzlich falsch und gesellschafts spaltend.