LdN 217 Amok-Fahrten und Vermeidbarkeit

Ihr redet in der Episode (nur kurz) im Zusammenhang mit dem Amok-Lauf in Trier über: „Muss man das hinnehmen oder was kann man verhindern?“

Ein mir wichtige Frage ist: welche Rahmenbedingungen halten wir für normal und was können wir ändern? Etwas überspitzt formuliert ein Vergleich: in den USA sagen die Leute auch, School-Shootings lassen sich nicht verhindern, weil die Waffen ja irgendwie zur Verfügung stehen.

Bei uns stehen die Auto zur Verfügung, es ist leicht eines zu bekommen und zu behalten. Man muss auch seine Fahrtauglichkeit nach Erwerb nie wieder unter Beweis stellen. Klar kann man sich auch ohne Führerschein ein Auto besorgen, aber das ist schwieriger. In der Anologie mit den Waffen und den USA: Im Vergleich zu den USA kann man sich in Deutschland auch eine Waffe besorgen. Dass es verboten ist, hindert einen nicht daran, man kann sie illegal besorgen. Aber es ist schwieriger.

Und die Frage ist auch, welche „Tatwaffen“ zur Verfügung stehen. Das ist ein weiterer Nachteil von den von euch ja auch schon diskutierten SUVs: Die sind einfach Panzer-artiger als ein Polo. Haben mehr Masse, mehr Impuls.

Und was mir persönlich auch noch sehr wichtig ist: Es kommt auch drauf an, wie Autos präsentiert werden. Das beeinflusst auch, auf welche Ideen die Leute kommen.

Je mehr SUVs (oder andere Autos) mit „tu was du willst“, „Dominanz“, „Chef der Straße“ beworben werden, desto aggressiver wird es wohl auf den Straßen und die Extrem-Aggressions-Ereignisse wie Amokfahrten mit diesen Autos werden wahrscheinlicher. Ich habe mal ein paar Links dazu rausgesucht, wie solche Auto beworben werden:

im folgenden bitte auch die Antworten darauf lesen:

Auch gibt es Hinweise, dass SUVs wirklich gefährlicher sind

Da stellt sich schon die Frage, ob wir diese gefährlichen Gegenstände nicht aus unserer Gesellschaft verbannen wollen. So wie die meisten Europäer es unsinnig finden, wie leicht verfügbar Waffen in den USA sind.

1 „Gefällt mir“

Guter Beitrag, habe auch schon diverse Sammlungen von Werbungen gesehen, die gezielt solche Instinkte ansprechen sollen. Da braucht man sich bei zusätzlich aggressivem Fahrzeugdesign nicht mehr wundern, wenn Menschen dann aggressiv fahren oder sogar schlimmeres tun.

Ich selbst mache diesen Vergleich schon sehr lange. Das Auto der Deutschen ist die Waffe der US-Amerikaner (sehr generalisierend, aber der Sinn kommt deutlich rüber). Nur dass das Auto eben nicht primär zum töten gedacht ist, dies jedoch sehr häufig tut, wenn auch oft unbeabsichtigt. Lässt sich ja auch auf Waffen übertragen, gibt ja auch da genug Unfälle.

Das einzige Problem was ich mit deinem Abschluss habe ist, dass ich nicht glaube dass wir in der Lage sind Autos zu verbannen.
Sicherlich können wir die Anzahl reduzieren, sie aus Städten verbannen, aber „abschaffen“ oder „Verbieten“ werden wir sie nicht können.

Ich sehe die Zukunft daher eher in autonomen Fahrzeugen ohne Lenkrad oder Pedalerie, die ein Mensch selbst nicht mehr steuern kann. Man sieht bereits in den USA (Google Waymo, Zoox, Drive AI, GM.Cruise) und in China (AutoX, Baidu) dass der Einsatz von kommerziell eingesetzten Robotertaxiflotten ohne Fahrer möglich ist und ausgebaut wird.

Nahezu vollständige Sicherheit ohne Einbußen im Komfort können wir nur erreichen, wenn wir die unsicherste Komponente im fahrenden Auto streichen. Diese Komponente ist der Mensch.

1 „Gefällt mir“

Danke!

Ich hätte gerne eine Welt ohne (Privat-)Autos.

Hauptsächlich verbannen wollte ich ursprünglich unnötig große „Tatwerkzeuge“. Vielleicht hätte ich auch „verringern“ schreiben sollen. Und man könnte die Gefährlichkeit reduzieren, zb. emotionale Autowerbung verringern. ZB: Man darf nur noch mit neutralen Fotos und (ggf. standardisierten) Daten-Tabellen werben.
Ich denke, das Wort „verbannen“ habe ich eher aus der Perspektive der Europäer auf Waffen verwendet. Wenn man die Formulierung dann gegen Autos wendet, kommt man vielleicht aus der eigenen Perspektive heraus, wo man das alles für selbstverständlich hält.

Aber wir können das Auto nicht in seiner aktuellen Form beibehalten und es darf auch nicht länger so (pseudo-)komfortabel bleiben. Es darf nicht unangenehmer und teurer sein, zukunftsfähige Alternativen zu nutzen. Für den aktuellen Grad der Verbreitung des MIVs fehlen und Platz und Energie-Ressourcen. Wir leben über unseren Verhältnissen. Und wenn man überlegt, wie viel Lebenszeit man aufwenden muss, um sich ein Auto leisten zu können, erscheint es auch gleich weniger komfortabel.