LdN 213: Wieso wählen Menschen Trump?

Hi,

in der letzten Folge kommt ihr zu dem Schluss, Trump-Wähler würden eindeutig gegen ihre eigenen Interessen stimmen, wenn sie nicht zu den oberen 1 bis 5 Prozent gehören. Ihr vermutet daher, ihre Zustimmung sei völlig irrational und daher eigentlich nur durch tribalism („Stammeszugehörigkeit“) und Manipulation durch Medien zu erklären.

Das ist aber zu kurz gedacht und verhindert einen klaren Blick auf die Verhältnisse in den USA.

Um wirklich rein beim finanziellen Eigeninteresse zu bleiben: Ein großer Teil der Amerikaner ist im Aktienmarkt investiert (etwa 55% [1]), z.B. über einen 401(k) Plan oder zur rein privaten Altersvorsorge. In Trumps vier Jahren hat sich der Aktienmarkt sehr positiv entwickelt [2]. Das ist kein kleines Detail, das sieht ja jeder am Kontostand.

Weiter zum Punkt Handel mit China: Wenn man China und die USA in einem Streit um die globale Vorherrschaft sieht, dann ist eine Verschiebung der Handelsbilanz weg von China und hin zu Vietnam ein Erfolg.

Natürlich ist es auch nicht fair, zu sagen, Menschen sollten bei einer demokratischen Wahl alleine ihrem finanziellen Eigeninteresse folgen. Dinge wie die radikale Ablehnung von Abtreibung oder die Verteidigung des Rechts auf Waffenbesitz mögen hierzulande merkwürdig wirken, machen für sich genommen aber noch kein „Stammesdenken“.

Etwas flapsig gesagt: Der Papst ist auch gegen Abteibung - und der wird es nicht von Fox News haben.

Man kann es auch von einer anderen Richtung betrachten: Vor Trumps Wahl 2016 gab es in Deutschland viel Protest gegen TTIP, besonders aus dem linken Spektrum. Wenn nun jemand gut findet, dass es wegen Trump zu diesem Abkommen nicht kam, ist das auch tribalism?

Ich bin der Letzte, der an Trump gerne irgendwelche positiven Seiten entdeckt; mir wird schlecht wenn ich ihn reden höre.

Aber es ist wirklich niemandem gedient, wenn man nicht wenigstens versucht zu verstehen, wie Leute ticken, mit denen man nicht einer Meinung ist.

Die Fähigkeit oder Unfähigkeit dazu reflektiert letztlich den eigenen Horizont, der geprägt ist von dem, was ihr tribalism nennt. Es ist deswegen nicht ganz ohne Ironie, dass ihr an der Stelle zu dieser Erklärung greift.

Viele Grüße!

PS: Sonst höre ich euren Podcast sehr gerne :wink:

[1] Most Americans Don’t Have A Real Stake In The Stock Market
[2] S&P 500 (^GSPC) Charts, Data & News - Yahoo Finance

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Zu diesem Thema fand ichden Film über die teils amerikanische Familie von Ingo Zamperoni ganz interessant („Trump, meine amerikanische Familie und ich“). Manche mögen Trump nicht, aber wählen generell Repuplikaner, manche fürchten mit den Demokraten gar den Sozialismus.
Nach der Wahl glaubt meine Bekannte in den USA (Trump gewählt) tatsächlich an Wahlbetrug. Sehr traurig das alles.

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Danke für diese Sichtweise.
Interessant ist auch der Tagesschau Beitrag von Ingo- Zaperoni

Mein bisheriges Bild von Trump Wählern war Klischeebehaftet:
Fette Typen in SUV´s mit Waffenarsenal zuhause, denen die Umwelt egal ist und nur the great america zählt.

Tatsächlich ist es ja schon so, dass knapp die Hälfte aller Amerikaner hinter Trump steht, das ist wohl nicht ohne Grund so.

Zustimmung sei völlig irrational und daher eigentlich nur durch tribalism („Stammeszugehörigkeit“) und Manipulation durch Medien zu erklären

Ich finde schon das dies tendenziell zutrifft. Überlegen wir doch mal, was die großen Themen sind / waren? Hier einige Umfragen in einem Artikel der Tageschau zur Wahl:

  • Wirtschaft: „Die Wirtschaft“ hat sich gut entwickelt, das liegt daran das aktuell eine Aufschwungphase ist. Auch unter der Vor-Amtszeit Obamas hat die sich so entwickelt - je nach Indikator sogar besser als bei Trump. Biden wird wahrscheinlich in seiner Amtszeit - durch die Corona-Lage sowieso - eine Abschwungphase erwischen. Ob Trump mit seinen Steuergeschenken für Reiche und Unternehmen, dem kleinen Mann geholfen hat, wage ich zu bezweifeln. Ohnehin gilt - es kommt darauf an wie man es präsentiert. Viele Wähler trauen Trump Wirtschaftskompetenz zu (siehe Umfrage) - weil er aus „der Wirtschaft“ kommt. Aus Trumps Biographie (Ausbildung) und vielen Geschäftsversuchen würde ich eher nicht Kompetenz ableiten.

  • Corona-Pandemie: Der Umgang Trumps mit der Pandemie war wirklich objektiv sehr schlecht (hier auch in Zahlen pro Million Ew). Ständiges Lügen, kleinreden, framen („Chinavirus“). Massenveranstaltungen ohne Abstand. Dennoch ist der Großteil der Wähler zufrieden - 86% der Trump-Wähler finden die Eindämmung funktioniert gut. Bei gleichzeitig schnell ansteigenden Fallzahlen.

  • faire Behandlung ethnischer Gruppen: Ich denke jeder ist sich einig das Trump als Rassist vollkommen ungeeignet ist solche Fragen zu lösen. Da aber die Republikaner eine v.a. weiße (männliche) Wählerschaft haben kann man durchaus in gewisser Weise von „tribalism“ sprechen. Das sind Fragen von „Wir (guten) gegen die anderen (bösen)“.

  • Gesundheitssystem: Es hat sich rumgesprochen, das die USA eines der bzw. das schlechteste Gesundheitssystem der „entwickelten“ Länder hat. Trotzdem war aus Trumps Administration sogar das exakte Gegenteil zu vernehmen (leider Link nicht gefunden). Hier ein Vergleich zw. Trump und Biden. Ich glaube weder das Trump irgendetwas von Gesundheitspolitik versteht noch das er die Krankenversicherung verbessern will. Die Auseinandersetzung bei Wikipedia liest sich so als ob es darum ginge vor allem die unter Obamacare Versicherten wieder los zu werden.

  • Besetzung des Supreme Court: Sicher ein wichtiger (wenn auch politisch unfairer) Erfolg für Trump das noch vor der Wahl zu tun.

  • Gewalt und Sicherheit: Insofern man glaubt das mehr Waffen zu mehr Sicherheit führen, hat Trump alles richtig gemacht. Viele Leute glauben das und wollen es weiterhin glauben - es wird ihnen eingeredet das man als 17 Jähriger ohne halbautomatisches Gewehr unsicher sei. Oder zumindest stände da irgendwas in der Verfassung - auch wenn früher man objektiv andere Waffen hatte.

Sicher stimmen die Amerikaner auch bei Trump nicht immer gegen ihre Interessen. Aber das vieles auch objektiv vollkommen irrational ist kann man schon so festhalten. Gerade wenn es um Gesundheit und Wirtschaft geht.

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Hi axre,

ich möchte dir gar nicht groß widersprechen, ich gebe dir bei deinen Beispielen in vielen Teilen Recht, auch wenn die nicht alle so eindeutig sind wie du es darstellst. Ich will aber dazu nicht viel schreiben, denn ich möchte wirklich nicht den Eindruck erwecken, dass ich hier Trump-Werbung mache. (*)

Klar, tribalism und Bullshit-Medien sind Teil der Erklärung des Trump-Phänomens. Das Problem ist nur, dass man es sich eben zu einfach macht, wenn man das Phänomen auf diese Punkte reduziert.

Dann ist man schnell bei den holzschnittartigen Stereotypen, die zum Beispiel Durchschnittsbuerger oben beschrieben hat. Oder bei Claas Relotius, der eine komplett ausgedachte Reportage über die Trump-Hochburg Fergus Falls schreiben konnte, ohne dass es irgendjemandem beim Spiegel aufgefallen wäre. Um etwas böse zu sein: Wieso hätte es auch auffallen sollen, es wurden ja alle Klischees bedient.

Aus der Ferne hier in Deutschland betrachtet ist das vielleicht alles nicht so wichtig, es ist halt nur ein bischen peinlich so plump über 70 Millionen Amerikaner zu urteilen.

Ein viel größeres Problem ist es, dass auch in den USA die Demokraten diesen verkürzten Erklärungen auf den Leim gehen und es ihnen deswegen schwer fällt, effektiv den Trumpismus zu bekämpfen.

Wenn Trump-Wähler alle zum „Trump-Stamm“ gehören, dann kann man nicht verstehen, wieso bei der letzten Wahl viele für sich zu der Formel „I’ll hold my nose and vote for Trump.“ gefunden haben (einfach mal bei Google oder Twitter suchen).

Wenn der „Trump-Stamm“ aus Sexisten und Rassisten besteht, dann ist es unmöglich zu verstehen, wie bei der letzten Wahl Trump seine Zustimmung bei Latinos, Schwarzen und Frauen in einigen Bundesstaaten ausbauen konnte.

Bei der Wahl ist es nicht entscheidend, die wahren Gläubigen zu bekehren, sondern diejenigen zu überzeugen, die ernsthaft zwischen beiden Seiten abwägen. Solche Menschen sollte es aber, wenn alles nur „Stammeszugehörigkeit“ oder Manipulation ist, eigentlich gar nicht geben.

Und zu guter Letzt: Diese Erklärungen sind auch einfach diffamierend. Was soll denn jemand denken, der sich unsicher ist, ob er sein Kreuz bei Biden oder bei Trump machen soll, beides ernsthaft in Betracht zieht, und sich dann sinngemäß sagen lassen muss: „Wenn du ernsthaft über Trump nachdenkst, kannst du nicht klar denken und bist vermutlich einer Gehirnwäsche unterzogen worden“. Das alleine ist sicherlich oft ein Argument für Trump.

(*) Nur ein Punkt: Die Rolle des Aktienmarktes darf man nicht unterschätzen, und einen Zusammenhang zwischen dessen Entwicklung und Trumps Steuerreform darf man auch als vernünftig denkender Mensch postulieren.

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Man sollte hier auch nicht vergessen, dass man in einem zwei-Parteien System meist nicht FÜR jemanden stimmt, sondern GEGEN jemanden. Ich denke auch die meisten Trump Wähler hätten lieber jemand gemäßigten im Weißen Haus, aber sind im Blick auf die policy eher auf Seiten der Republikaner als der Demokraten. Wenn man in Deutschland nur die Wahl zwischen Block rechts (AfD, CDU, FDP) und Block links (SPD, Grüne, Linkspartei) hätte, würde man in eine ähnliche Situation kommen. Deswegen sehe ich das Wahlsystem in den USA als das Hauptproblem an.

Ich muss das mal los werden, auch wenn es kein objektiver Beitrag ist, aber zum Thema passt.
Das Männer für die Botschaften von Trump empfänglich sind, kann ich zum Teil verstehen.
Was mich aber im Prinzip seit seinem Wahlkampf im Grunde täglich fassungslos macht, dass es so viele Frauen gibt, die diese frauenverachtende widerliche Person Trump nicht nur wählen sondern auch noch bejubeln.
Das ist für mein Empfinde sowas von absurd und das ist auch das, was mich die letzten Jahre bzgl. USA & Trump am meisten beschäftigt.

Sachlich sehe ich das so, dass bei Trumps Ideen und Plänen es schon von vornherein auf Gewinner und Verlierer aufbaut, das ist Trumps Welt. Die Starken auf Kosten der bereits Schwächeren noch stärker machen.
Natürlich ist Trump nicht die Ursache für die Spaltung in den USA, die Bereitschaft für so ein Verhalten ist wohl in einem nicht unerheblichen Teil der Amerikaner da, Trump hat es einfach nur noch zusätzlich befeuert.
Und man konnte es ja in unzähligen Artikel jetzt nach der Wahl lesen, dass wird auch mit dem Abgangs Trumps nicht weggehen.
Die Ideen, Ideale und Ideologien werden in den Köpfen der Menschen bleiben und das für eine lange Zeit.

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Ich habe mal eine Frage, die ihr vielleicht beantworten könnt. Sie gehört nur bedingt in diesen Kommentar, aber ich wollte kein neues Fass aufmachen. Also - Weshalb dauern die Auszählungen in den USA so dermaßen lang? Als jemand, der mehrfach an Auszählungen bei Bundestags- und Abgeordnetenhauswahlen im Wahllokal zugeschaut, selbst im Wahlvorstand bei Personalratswahlen mitgearbeitet hat, bin ich echt irritiert. In dem Wahllokal, wo ich zugeschaut habe, wurden zuerst die Erststimmen ausgezählt und gegengezählt, Zweifelsfälle beiseite gelegt. Am Ende gemeinsam berieten sie darüber. Dann wurden diese Stimmen endgültig in ein Protokoll übertragen. Danach wurden alle Stimmzettel erneut für die Zweitstimmen gezählt - same procedure. Das Ganze dauert zwischen 90 Minuten und drei Stunden. Das Ergebnis wird weitergeleitet, alle Stimmen für spätere Kontrollen verpackt und aufgehoben. Fertig. Ab Mitternacht gibt es sicher bundesweit verlässliche Ergebnisse. Die USA haben ein reines Mehrheitswahlrecht, 4 Kandidaten, davon zwei maßgeblich. Was dauert daran solang? Wahlmaschinen, wie man mir zu erklären versuchte, können doch nicht die alleinige Ursache sein? Im Regelfall sollen Maschinen doch Abläufe beschleunigen und sicherer machen. Dank im Voraus.

Der Punkt ist (das wird dabei gerne übersehen), dass es in den USA in den General Elections nur jeweils einen Wahlzettel gibt. Sämtliche regulären/turnusmäßigen Wahlen finden am gleichen Tag statt (und auf dem gleichen Stimmzettel) - ganz oben steht der Präsident, dann folgt der US Senat, dann folgt das Repräsentantenhaus. Dann folgt alles, was im Staat zu wählen sein könnte - der Governor, der State Senate, das State House of Representatives, Railroad Commissioners, Board of Education, State Judges (Richter werden auf Staats- und Countyebene ebenfalls gewählt). Danach kommen sämtliche zu wählenden Ämter des jeweiligen Counties (Sherrif, County Supervisors, District Attorney, Board of Elections, Board of Educations, etc.). In verschiedenen Bundesstaaten können dann noch Ballot Initiatives hinzu kommen (also Volksabstimmungen). Da kommt man schnell mal auf deutlich über 25 Wahlvorgänge auf einem Zettel, of viel mehr, die alle parallel ausgezählt werden. Und wenn es irgendwo ein Problem kommt, muss das erstmal verifiziert werden.

Ein weiterer Punkt sind die Wahlregeln: Es ist möglich, Provisional Ballots abzugeben, wenn die eigene Wahlberechtigung in Frage steht (z.B. weil man fälschlicherweise nicht im Register steht, wo anders im Staat wählt oder bereits eine Briefwahlstimme auf den Weg gegeben hat). Da muss dann - state wide - überprüft werden, ob diese Person woanders gewählt hat/die Briefwahlstimme gezählt wurde/die Person wahlberechtigt war, bevor die Stimme gezählt wird. Nachdem die Wahlauszählung auf Countsy Level passiert, solche Dinge aber über die Ebene des Staates geklärt werden müssen, ist das extrem langwierig und umständlich.

Schließlich: Auszählungen passieren auf County Level. Viele County-Verwatlungen sind personell vergleichsweise schwach aufgestellt. Die Tendenz Befugnisse auf unterschiedliche, rechtlich getrennte Körperschaften zu verteilen, macht es in diesem Fall schwierig, Personal heran zu ziehen, das auszählt.

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Ich denke da ist schon was dran - aber eher ein Nebenproblem. In einer funktionierenden demokratischen Gesellschaft vorwiegend zufriedener Menschen hätte ein lärmender, lügender Troll wohl keine Chance an die Spitze zu kommen. Ich denke Trump ist nicht das Problem an sich, sondern ein Symptom eines jahrzehntelang gewachsenen Problems: „Ungleichheit“ - mit den Nebenwirkungen: Abstieg, Abstiegsängste, Frust, Elitenhass, siehe z.B. Michael Sandel im Deutschlandfunk 01.11.2020
Ich denke die sichtbare signifikante Kluft zwischen Land/Stadt passt einigermaßen plausibel in dieses Erklärungsmodell.

Zudem, - für Interessiere - ein Erklärungsmodell warum US-republikanische Ansprachen („Law-and-order“) grundsätzlich einfacher Zugang finden als US-demokratische hat Moralpsychologe Jonathan Haidt https://de.wikipedia.org/wiki/Jonathan_Haidt in seinem 2012er Buch beschrieben.

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Die vorgebrachten Argumente

und

sind nachvollziehbar und gute Erklärungsmöglichkeiten, aber sie greifen für mich zu kurz. Knapp 50% haben Trump gewählt. Aktienmarkt und Tribalismus sind Gründe ihn zu wählen, aber der Mann ist Narzist, Rassist, Sexist, seine Politik hat mehrere hundertausend Coronatote, Unterdrückung, Gewalt und vieles mehr zu verantworten. Wesentlich aus meiner Sicht, dass Leute die Trump wählen nicht in der Lage sind Sachverhalte und Folgen rational abzuwägen. Die knapp 50% haben sich nicht rational, sondern emotional entschieden, das ist aus meiner Sicht das entscheidende.
Wie kommt es dazu, dass sich so viele emotional entschieden haben? Einmal die von @ heinrichsgeist angesprochene „Ungleichheit“. Je stärker jemand persönlich betroffen ist von einer Entscheidung, desto eher lässt er sich von seinen Emotionen leiten und entscheidet dann ohne ausreichend zu reflektieren und ggf. auch gegen seine Interessen.
Das nächste ist, dass bevorzugt Personen emotional entscheiden, die ihre Emotionen nicht unter Kontrolle haben. Heißt sie haben nicht gelernt mit ihren Emotionen umzugehen. Kann sein, weil sie irgendetwas aus der Bahn geworfen hat, aber primär dürfte die Erziehung die Ursache sein. Im Allgemeinen lernen Menschen in den ersten Jahren eine Bindung aufzubauen und in dieser Bindung mit ihren Gefühlen umzugehen. Leider ist das in unserer moderenen Gesellschaft oft nicht der Fall, da Kinder „funktionieren sollen“ und dabei unterdrückt werden. Wichtig dabei ist, dass dies den Eltern nicht bewußt ist, sie wurden so erzogen und haben gelernt, dass das das Beste für das Kind ist. Zahlen sind schwierig, bei Wikipedia habe ich aus den 80ern welche gefunden, da ist es etwa 1/3 ohne sichere Bindung:

Deutschland ist da nicht besser, leider

Bill Maher hatte einen guten Kommentar zu diesem Thema: New Rule: Strife of the Party | Real Time with Bill Maher (HBO) - YouTube

Ebenso wie man mit den Republikanern eben das gesamte Spektrum wählt, einschließlich der widerlichen Rassisten und evangelikalen Spinnern, so wählt man bei den Demokraten auch Leute, die ernsthaft nach der Abschaffung der Polizei rufen oder Political Correctness über alles andere stellen.

Ich finde ist immer noch schwer nachvollzuziehen, dass das schlimmer wiegen soll, als die offensichtlichen Verfehlungen und Defizite eines Donald Trump, aber für einige ist das anscheinend abstoßend genug, um dann doch für die Republikaner zu stimmen.

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Ein Grund warum einige Amerikaner auf die Schnauze voll haben von den Demokraten, sind die Kriegs- und anderen verbrechen die unter Demokraten legitimiert und durchgeführt worden. Unter anderem hat der Friedensnobelpreisträger Barack Obama mehr Bomben verbraucht als George w. Bush, hat aus zwei völkerrechtlich nicht legitimierten kriegen 7 gemacht und hat dafür gesorgt dass die um Verteilung des Reichtums weiter zugunsten der oberen 0,1% der Bevölkerung fortgeführt wird und damit das Überleben der wenigverdiener in Amerika deutlich erschwert. Eventuell ist eine gewisse Politikverdrossenheit einfach nur der Grund gewesen.

Eine gute und auch auch amüsante Quelle für die Formation aus Amerika finde ich den nachfolgenden Link, vielleicht kann sich ja der ein oder die anderen für jimmy dore begeistern.

So wie den ganzen Menschen und seine Wähler finde ich auch die Webseite zum Spendenaufruf von Trump sehr fragwürdig. Wortverwendung steal/fraud/Left-wing MOB etc. Und unten links sind zwei Haken DEFAULT gesetzt, mit dem man dann „aus Versehen“ u.a. ein wöchentliches Spendenabo abschliesst.

https://secure.winred.com/tmagac/defend-the-election-cond?amount=5&amt1=5&amt2=10&amt3=15&amt4=20&amt5=100&amt6=500&amt7=2800&utm_medium=email&utm_source=ET_16&utm_campaign=20201106_83837_2020-election-defense-fund-lpd-nd_donaldjtrumpcom_tmagac&utm_content=gop_direct-ask_button_contribute_bottom_5_nd&cf_chl_captcha_tk=dff68fc711b39ee37d7a07a4a6e626810e9bdc6d-1605689539-0-AcyeAEtquRKFgQjlbh5pnG8jXJhPmB0_NlghNEUvPkrDGO4AINLdQIqGPIyzsBjLkX21jPdwVsZIq0wz1x3rBYGGwJhqyyQwjBBanA5vZrZwV6tM0LVYmSPWrSGol37-BygcMxA7uA89mMn8XZ1XPF15CUFjEcPdtbHH4f7TJleJr_n4aX-sHGNJzFl7t-lQSIxyh4OYfujbKs9dz5Mkbu55QpimstfhlIk13I98P4u2s7wfhdl6TKTcRRHi0yELsdMTMGKzjqJgytNyxrcvaaOdf4fjA-p6sDFolFbDgPEJScFPVTHpNrkryIcaeH1XY2BIvNvjBS_aVz_aXE4gyApQsIXh0Haw_hPOgEYfR4uSWn_DRVybq4IVg9zYvUMHv4rWQs-6dk_v77ZcZDzzSKga_LaB42GlC6muurnf2n6wJpbCWnfundhgplnPM7KwVWCvejlmQ2eiw4jJi7R54EPYBsHNW6q_Q5s5LEKJmzcZR8tPIdVfghgzLnHGLbiPKas7d_Bo_BqS9Ym41L6dHyWAh4DKeJcqQO1b3ZFah5gE5ECFXdTEU_gQxcmhV24m5BcrS0iH_g07YTrM0_JmQ4J302QGzRlfritpYmbO6xUZStyXvH_q-Ty6sgpB9ULT7fVQc87bAgoCMFwys7QaNawXu2LTc3eSnH36Jf1P8jD7g7rkvXph_XYIQJt8ca7RctF94R0kRjRgPG415-5XOmUdogtLwvTAHmajOQHrs3qaFEXXS40LULLht37n5MH41TDxO5MPqcOWkm2uN8H6wNks3co4z24ZLQcdG5_goEwR0dCoCuGGD6ouEFLx1WB6yf7574pGlNnovI5AsOWZjZP4cPwmEp_osQFC1m8IdW9qxfJdRILSqeDETg-Vt3S0-Gocqm7FPeePRnYNZtphR7MK68erYZqfSzZZPiI8uy28wJZA9r0-LJ-DVLG5vD-KNA

Wie konnten sie nur?

Der Präsident wurde abgewählt, bekam aber gut zehn Millionen Stimmen mehr als 2016. In fast der Hälfte aller Kreise gewann Trump mit mehr als 40 Prozentpunkten Vorsprung vor Biden. Warum halten ihm so viele Amerikaner die Treue? Zehn Erklärungen.

Mehr erfahren Sie auf FAZ.NET unter:
https://m.faz.net/aktuell/politik/wahl-in-amerika/zehn-millionen-neue-waehler-fuer-trump-wie-konnten-sie-nur-17054345.html?premium=0xd9e2039962fff6ffe0607f0ef5977c7f&premium=0xd9e2039962fff6ffe0607f0ef5977c7f&GEPC=s5

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Diese Forderung kommt letztlich aus der Blockade von Ermittlungen und Verurteilungen von Polizisten bei Fehlverhalten und den zahlreichen Toten. Sie spricht vielmehr für die Verzweiflung der Leute die sich damit beschäftigen und ist daher durchaus nachzuvollziehen, auch wenn man die Meinung nicht teilt. Man muss hier auch sagen, dass die USA hier wesentlich weiter ist als in Deutschland. Studien und Kontrolle der Polizei ist in den USA wesentlich weitgehender. Gerade auch die Ermittlung und Reports von staatlicher Seite sind gar nicht so unüblich. Hier in Deutschland entstand ja schon eine Bluelivesmatter Stimmung, wenn man nur mal eine Studie machen wollte. Ermittlungen verlaufen bei uns genauso im Sande wie in den USA was uns zum Hauptproblem führt, woher letztlich auch die Idee kommt die Abschaffung der Polizei wäre eine gute Sache, nämlich die Notwendige Verzahnung von Judikative und Exekutive in Form von Ermittlungsbehörden, Polizei, Gerichten. Ulf hat dies in der Lage schon des Öfteren betont, das kollegiale Verhältnis und die Abhängigkeit von Staatsanwaltschaften von der Polizei. Zusätzlich kommt hier noch historische Ursprung der Polizei zum tragen. Das ist eine Maximalforderung aber ich sehe hier sehr viel Spielraum ähnlich, wie im Bezug auf pc, auf die Leute, ihr Frustrationen und Verzweiflung wahrzunehmen und die Probleme der Institution Polizei anzuerkennen.

Oder hier, heute bei spiegel.de: US-Wahl: Was Menschen dazu bringt, für Donald Trump zu stimmen

Ein etwas subjektiver Essay von Jonathan Safran Foer. Meiner Meinung nach die zentrale Passage daraus:

Nichts widerstrebt mir mehr als ein Mensch, der es ablehnt, eine Maske zu tragen, doch wenn ich meinen Schmerz dämpfen kann, dann kann ich auch die unbändige Freiheitsliebe bewundern, die eine solche Haltung inspiriert. Ich bin ganz entschieden für das Recht auf Abtreibung, aber wenn ich mich bemühe, kann ich die Hingabe an die Heiligkeit des Lebens ehren, die sogenannte Lebensschützer motiviert – und mich sogar davon inspirieren lassen. Ich bin für eine Reform von Polizei und Strafjustiz, aber ich kann Menschen respektieren, die Angst vor dem Chaos haben. Ich muss mich anstrengen, aber ich kann dieses Maß an Einfühlungsvermögen aufbringen.

Hierfür lohnt es sich, die Bezahlschranke demSZnfür einen Tag zu überwinden:

Ich erlaube mir, einige Passagen zu zitieren:

Blockquote [der] Präsidenten] … feuert seine Lügen trotzdem ab. Und dort, wo sie einschlagen, richten sie enormen Schaden an. Wie groß die Zahl der Amerikaner ist, die dem Präsidenten glauben, schwankt je nach Umfrage, mal sind es 50, mal 70 Prozent der Republikaner. Man kann es auf jeden Fall so sagen: Ein wesentlicher Teil der Bevölkerung der Vereinigten Staaten glaubt mittlerweile fest und voller Ernst daran, dass bei der Wahl das passiert ist

Aber was zählt die Wahrheit, wenn ein Drittel des Landes sich nicht darum kümmert, sondern sich eine eigene Realität zusammenbastelt? Die beängstigende Antwortet lautet: sehr wenig.

In der Sozialpsychologie gibt es … das sogenannte Thomas-Theorem … „Wenn die Menschen Situationen als wirklich definieren, sind sie in ihren Konsequenzen wirklich." Anders gesagt: Was Menschen für wahr halten, ist für ihre Handlungen wichtiger als das, was tatsächlich wahr ist. Auf die derzeitige Situation in den USA übertragen, heißt das: Wenn zig Millionen Amerikaner davon überzeugt sind, dass Joe Biden nicht der legitime Präsident, sondern ein Wahlbetrüger ist, der Donald Trump den Sieg geraubt hat, dann hat Amerika ein ziemlich großes und ziemlich gefährliches Problem.

Das klare Urteil des Gerichts änderte allerdings nichts an den dramatischen Umständen, die es notwendig gemacht hatten. Es bleibt die Tatsache, dass der amtierende Präsident der USA in der vergangenen Woche versucht hat, das Ergebnis einer legalen, fairen und freien Wahl zu kippen, weil er sie verloren hat. Und dass nicht nur die Mehrzahl der republikanischen Justizminister im Land, sondern auch der größte Teil der republikanischen Fraktion im US-Abgeordnetenhaus bereit war, ihm bei dieser Attacke auf einen Grundpfeiler der amerikanischen Demokratie zu helfen. Die Demokratie hat das vorerst überlebt, weil sechs Männer und drei Frauen in schwarzen Roben sich dem Irrsinn in den Weg stellten. Aber der Schock über diesen Anschlag sitzt in Washington tief.

Und es ist auch nicht so, als hätte der Supreme Court mit dem Urteil die wütenden Trumpisten zur Raison gebracht. Der Vorsitzende der Republikaner in Texas regte in einer Stellungnahme an, dass einige Bundesstaaten nun darüber nachdenken müssten, sich abzuspalten und eine neue Union zu gründen. Bei Parler brach die Hölle los, vom Verrat durch das Gericht war dort die Rede, vom „Bürgerkrieg“, der jetzt unvermeidlich sei, und von der zwingend notwendigen Sezession eines nicht näher definierten Teils der USA vom Rest des Landes … „Immer wenn wir eine weitere Institution sehen, die sagt, dass es keinen Betrug bei dieser Wahl gegeben hat, wissen wir, dass diese Institution auch infiltriert worden ist.“

Niemand weiß im Moment wirklich, ob das das Ende war, der letzte Aufmarsch der militanten Rechten, bevor Trump Washington verlässt und Joe Biden am 20. Januar vereidigt wird. Oder ob das Wochenende ein Vorgeschmack auf mehr Gewalt war, der Anfang von dem, was bei Parler ganz offen als „Civil War“ gefeiert wird. Und niemand weiß, wie man das Gift, das Trump in die Gehirne seiner Anhänger geträufelt hat, wieder herausbekommen kann.

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https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-12/donald-trump-waehlerinnen-us-wahl-joe-biden-kabinett-demokraten

Der Artikel passt gut in das Thema. Sehr spannende Reportage.

Hier ein sehr kluges Interview dazu mit einer amerikanischen Soziologin:

SPIEGEL: Um die Weltsicht von Trump-Anhängern zu verstehen, haben Sie sich ein Gleichnis ausgedacht.

Hochschild: Wenn ich Trump-Wähler fragte, warum sie für ihn stimmen wollten, sagten sie: »Weil ich stolz bin, Amerikaner zu sein.« Aber unter dieser oberflächlichen Antwort steckte etwas anderes. Ich nenne es die Tiefengeschichte.

SPIEGEL: Wie geht diese Tiefengeschichte?

Hochschild: Stellen Sie sich vor, Sie stehen in einer Warteschlange, die einen Berg hinaufführt. Am Gipfel wartet der amerikanische Traum: Erfolg, Anerkennung, Reichtum. Sie warten seit zwanzig Jahren geduldig in der Schlange. Sie arbeiten hart, Sie halten sich an alle Regeln. Sie schauen nicht auf die vielen Menschen hinter sich, sondern nur nach vorne. Und plötzlich drängelt sich jemand vor. Zuerst sind es Schwarze. Dann Frauen. Dann illegale Einwanderer. Sie alle bekommen plötzlich Vorrang, weil der Staat und die Demokraten sie bevorzugen. Und dann drehen sich diese Menschen auch noch zu Ihnen um und nennen Sie einen Rassisten. So fühlt sich die Welt für viele Trump-Wähler an.

Acht Milliarden – Der Auslands-PodcastUS-Wahlkampf: Die Panik der Republikaner

Podcast abspielen

SPIEGEL: Und stimmt das?

Hochschild: Nein. Wenn man sich die Zahlen anschaut, stellt man fest, dass schwarze Haushalte heute nicht mehr besitzen und verdienen als vor dreißig Jahren. Sie stehen immer noch am Ende der Schlange. Aber die öffentliche Debatte hat ihnen Raum eingeräumt. Weiße Arbeiter waren medial dagegen lange Zeit unsichtbar. Und auch sie haben Probleme, um die sich die demokratischen Regierungen nicht genug gekümmert haben.

SPIEGEL: Welche?

Hochschild: Die meisten Menschen, die einen Trump-Unterstützer im Fernsehen sehen, sehen einen wütenden Mann. Aber dieser Mann ist auch traurig und verängstigt. Die Industrie, von der seine Familie seit Generationen gelebt hat, verschwindet. Weil er keinen Bachelor-Abschluss hat, ist es für ihn zunehmend schwierig, eine Stelle zu finden. Ganze Gemeinden stehen vor dem Niedergang. Die Menschen dort trinken mehr, viele Väter sehen ihre Kinder nicht. Die Selbstmordrate steigt. Diese Menschen sind verzweifelt, aber sie wollen es nicht zeigen. Stattdessen setzen sie ein tapferes Gesicht auf, eine Maske des Stolzes.

SPIEGEL: Welche Rolle spielt Donald Trump dabei?

Hochschild: Die Arbeiter möchten so sein wie er. Trump war schon einmal bankrott, aber er hat sich aus eigener Kraft wieder an die Spitze gearbeitet. Nun prügeln alle auf ihn ein: Journalisten, die Elite – aber er schlägt zurück. So sehen seine Anhänger ihn.

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