LdN 213 - Ungenauigkeiten bzgl. islamistischem Terror

Mir ist aufgefallen, dass Herrn Buermeyer im Rahmen der letzten Sendung zwei Ungenauigkeiten in Bezug auf islamistischen Terror unterlaufen sind. Ich empfinde Unschärfen in diesem Themenbereich als gefährlich und möchte daher auch darauf hinweisen:

  1. Gefährder vs. gewaltbereite Personen

Zitat Buermeyer:
„Das muss man jetzt nicht gesundbeten, der Gefährderbegriff ist derselbe.“

Das ist falsch.

Gerade kürzlich (Regierungspressekonferenz vom 04.11) hat sich der Sprecher des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat zu dieser Thematik geäußert. [Nachhörbar auch im Podcast jung&navi ab Minute 21:30]
Demnach gibt es 650 islamistische Gefährder und 69 rechtsextreme Gefährder.

Definition Gefährder: (BKA - Politisch motivierte Kriminalität)
Ein „Gefährder“ ist eine Person, zu der bestimmte Tatsachen die Annahme rechtfertigen, dass sie politisch motivierte Straftaten von erheblicher Bedeutung, insbesondere solche im Sinne des § 100a der Strafprozessordnung, begehen wird.

Vergleicht man die Zahlen 650 und 69 bzw. 650 und 15000, so entsteht doch ein völlig anderes Bild.

  1. Vergleich der Opferzahlen von Rechtsextremen und Islamisten

„Und ganz banal haben Rechtsextreme viel mehr Opfer [als Islamisten] gefordert.“

Die Zahlen als Grundlagen des hier geführten Vergleiches zwischen den 200 Opfern rechtsextremer und dem „Dutzend“ Opfern islamistischer Gewalt wurde augenscheinlich nicht wirklich sauber erhoben. Hierzu gab es im März einen ausführlichen Artikel bei correctiv (Todeszahlen durch islamistischen und rechten Terror sind nicht vergleichbar).

Auch wenn im Podcast nicht wirklich auf der Präzision der genannten Zahlen beharrt wurde, sind doch Zahlen häufig auch ein Stilmittel um das Ausmaß von politischen Themen darzustellen. Ungenauigkeiten vom Faktor >200 (69 und 15000) sind aber nicht mehr als „Rundungsfehler“ abzutun und im Zusammenhang mit der aufgeladenen Diskussion um dieses politische Thema leider auch unglücklich.

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Sry aber der Correctiv artikel betreibt da Definitionsbingo. Zum einen ist der Terrorismusbegriff notorisch ungenau und umfasst selten rechtsextreme Taten, während er für die RAF extra erweitert wurde. Zu anderen Ist die Frage des diffusen recht Weltbildes Natürlich im Kontext der Kritik des Extremismusbegriffes zu sehen. Dieser setzt sehr strikte Abgrenzungen zwischen geschlossenen Weltbildern vorraus und tut sich schwierig mit einer differenzierten Perspektive im Bezug auf Gewalt und Radikalisierung im Sinne eines Kontinuums. Ein diffus rechtes Weltbild bedeutet in diesem Fall nicht eine Unterscheidung zwischen rechtem und nicht rechten Terror. Das liegt allein schon an der Struktur rechter Ideologien welche schon in sich nicht kohärent sind und gerade ihre Anhänger durch diese diffusen Anschlüsse zu anderen Ideologien rekrutieren (bspw. Männerrechtler, Incels, Verschwörungsideologen, Esotheriker etc.).
Der in Forschung verwendete Radikalisierungsbegriff bezieht sich nicht allein auf die ideologische Verfestigung des Weltbildes, da diese automatisch zu Gewalt führe vielmehr kann auch eine Radikalisierung hin zur Gewalt auch ohne theoretische Schulung passieren.

Da es im Vergleich des Terrorismus vor allem um die gesellschaftliche Debatte geht ist der Verweis auf den zeitlichen Rahmen auch nur bedingt ein deligitimierendes Argument. Natürlich wäre es sauberer das nach Zeitabschnitten einzuteilen, dann zwischen rechten und linken terror zu unterscheiden dann nochmal nach islamischen etc.
Grundsätzlich geht es jedoch um die Thematisierung beider Formen des Terrorismus. Streng genommen müsste man den rechten Terror seit Gründung der BRD aufzählen und den gesellschaftlichen Diskurs vergleichen mit jenem zum islamischen Terror seit dessen auftreten. Dabei geht es im Diskurs ultimativ, um die Frage wie Maßnahmen gerechtfertigt werden. Da kann man durchaus fragen warum Islamischer Terror und rechter Terror (allerdings weiß man bei DT. nicht so wirklich wo man mit dem Zählen anfangen soll bei so einer reichhaltigen Geschichte) zu so unterschiedlichen Reaktionen führt.
Genau diese historische Komponente stellt ja Ulf als gewachsene Struktur da die konkrete Gefährderzahl ist da nur ein teil des Arguments, wobei die Differenz zwischen gewaltbereit und Gefährdern im Bezug auf den Rechtsextremismus natürlich fragwürdig ist, wenn es in den Behörden die dies Beurteilen eben je rechtextremen Strukturen gibt.

Mit ihrer angeblichen neutralen Betrachtung benutzt das korrektiv staatliche Definitionen als seien diese neutral. Mit der Forschung zu Terrorismus, Ideologie, Radikalisierung und Extremismus hat dies jedoch nicht zu tun. Da ist es doch fragwürdig ob dies wirklich ein Faktencheck ist.

Guten Abend,
zur Ungenauigkeit in der Gefährderfrage noch eine Ergänzung zum Thema Einzeltäter: Als ein Beispiel für rechte Gewalttaten wird das Oktoberfestattentat genannt und dass dieses auch von einem Einzeltäter begangen worden sei. Gerade diese These ist aber seit langem hart umstritten. Die Ermittlungen wurden damals bestenfalls schludrig geführt, Beweise zu schnell vernichtet, etc. Zwar konnten bis heute keine weiteren Verdächtigen definiert werden, doch gerade in diesem Fall sollte man bei der Einzeltäter-These vorsichtig sein.

Wer es genau (und emotional) wissen will: 40 Jahre Oktoberfestattentat - SZ.de

Und off topic: Schånigarten, einfach nur mit hellem a, (oa-Verrenkungen wenn dann beim -goarten, muss aber nicht). Das wäre zumindest die bairische Variante, ist ja oft recht nah dran.

Beste Grüße aus München - wo die tollen Gastro-Erweiterungen diesen Sommer nach Wiener Vorbild ebenso hießen.
Ingrid

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Danke für den Kommentar und die gute Aufarbeitung. Das sehe ich sehr ähnlich. Ich finde es verstörend, dass hier in der Lage die einzigen 2 Punkte bei „islamistischem“ Terror das reflexartige „Islam hat damit gar nichts zu tun“ und „Rechte sind viel schlimmer“ sind. Wie wäre es Mal darauf einzugehen dass der Islam in seiner Entwicklung im Gegensatz zum Christentum noch keine Reformation durchgemacht hat und mehrere hundert Jahre hinterher hinkt? Oder zu erörtern ob bzw. warum sich der Islam so gut Gewalt fördernd auslegen lässt? Leider alles etwas seicht für mich.

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Vielen Dank für das differenzieren zwischen gewaltbereite Extremisten und Gefährder. Der Beitrag hat mir schonmal ein paar Zeilen gespart.

Ein weiterer Begriff ist „gewaltorientierte Extremisten“:
2019: 13.000 (2018: 12.700) gewaltorientierte Rechtsextremisten
(VS-Bericht 2019)

Zu den Begriffen:

Gewaltorientiert:
„Der Ober-begriff „gewaltorientiert“ wird dann verwendet, wenn Extremisten
als gewalttätig, gewaltbereit, gewaltunterstützend oder gewaltbe-
fürwortend eingeordnet werden können“ (VS-Bericht-2018)

Gefährder:
„Ein „Gefährder“ ist eine Person, zu der bestimmte Tatsachen die Annahme rechtfertigen, dass sie politisch motivierte Straftaten von erheblicher Bedeutung, insbesondere solche im Sinne des § 100a der Strafprozessordnung, begehen wird.“ (BKA - Politisch motivierte Kriminalität)

Was die Einstufung als Gefährder betrifft spiel das GETZ eine wesentliche Rolle: https://www.bka.de/DE/UnsereAufgaben/Kooperationen/GETZ/getz_node.html;jsessionid=B0110328B1EDEE50C75ADA4F4BE5B9EE.live0601

Guten Tag Hufschmied,

vielen Dank für Ihren Kommentar. Ich würde Ihre Kernthesen wie folgt umreißen:

  1. Der Begriff Terrorismus wird unterschiedlich ausgelegt und ist damit schwer zu fassen.
  2. Rechte Ideologien sind mannigfaltig und damit ihre Anhänger auch schwer erkennbar.
  3. Die Reaktionen auf rechten und islamistischen Terror sind in der Gesellschaft unterschiedlich.
  4. Die Erhebung durch die beteiligten Behörden kann aufgrund interner rechtsextremer Strukturen und eigener Definitionen angezweifelt werden.

Sollte ich mich hier vertan haben, bitte ich um Berichtigung.

zu 1.)

Zum einen ist der Terrorismusbegriff notorisch ungenau und umfasst selten rechtsextreme Taten

Zur Historie der Definition des Terrorismusbegriffes kann ich keine Stellung beziehen. In der derzeitigen „Legaldefinition“ im § 129a StGB findet sich meiner Meinung nach jedoch ein recht umfangreicher und ideologisch unabhängiger Katalog an Sachverhalten, welcher Terror zu definieren versucht.
Greife ich mir nun das Beispiel des 24 Jährigen Opfers vom 11.12.1990 aus Berlin heraus (Dieses Beispiel ist bereits im Artikel benannt und ich habe keine tiefere Studie der aufgezählte Taten vorgenommen), so scheint mir das Schuldeneintreiben durch Skinheads und den daraus folgenden Suizid des Opfers eine zutiefst abscheuliche und mit voller Härte zu bestrafenden Tat zu sein, jedoch lässt sie sich meiner Meinung nach nicht als Terrorismus definieren. Hierzu fehlt in meinen Augen die Zielrichtung, dass diese Tat […]bestimmt ist, die Bevölkerung auf erhebliche Weise einzuschüchtern, […]. Einen Angriff gegen Staatsorgane lese ich aus dem spärlich zur Verfügung stehenden Text auch nicht, was aus meiner Sicht schlussendlich nicht zu einer terroristischen Tat führt.

Anmerkung: Beim nochmaligen Lesen dieses Absatzes schäme ich mich für die Wortklauberei im Zusammenhang mit der abscheulichen Tat und den zutiefst traumatisierten Angehörigen. Ich glaube aber trotzdem, dass eine gewissen Präzision in dieser Diskussion notwendig ist, um sich nach der Einigung auf die Rahmenbedingungen auf den Kern fokussieren zu können.

Da es im Vergleich des Terrorismus vor allem um die gesellschaftliche Debatte geht ist der Verweis auf den zeitlichen Rahmen auch nur bedingt ein deligitimierendes Argument. Natürlich wäre es sauberer das nach Zeitabschnitten einzuteilen, dann zwischen rechten und linken terror zu unterscheiden dann nochmal nach islamischen etc

Ich finde, dass Sie die Zielrichtung absolut richtig benennen, nur ist nach meiner Erfahrung eine nachhaltige Befassung erst auf einer einheitlichen Basis möglich. Daher ist eine solche Statistik als Stilmittel nur mit adäquaten Rahmenbedingungen förderlich und selbst dann natürlich noch Auslegungssache.

zu 2.)

Ein diffus rechtes Weltbild bedeutet in diesem Fall nicht eine Unterscheidung zwischen rechtem und nicht rechten Terror. Das liegt allein schon an der Struktur rechter Ideologien welche schon in sich nicht kohärent sind und gerade ihre Anhänger durch diese diffusen Anschlüsse zu anderen Ideologien rekrutieren (bspw. Männerrechtler, Incels, Verschwörungsideologen, Esotheriker etc.).

Die Umfänge der Anschlüsse der rechten Ideologie waren mir nicht bekannt und den Begriff „Incel“ musste ist erstmal nachschlagen. Aber gerade wenn dieses rechte Weltbild so diffus ist, wäre es dann nicht unpräzise es als allgemeine Klassifikation zu nutzen? Müsste man vielleicht den rechten Terrorismus und auch den islamistischen Terrorismus präziser unterteilen? Vielleicht macht man es sich mit der Einteilung in 2-3 Schubladen dann doch zu einfach.

Hier stellt sich natürlich die Frage was die Zielrichtung der statistischen Erhebung ist. Wenn Sie mit dieser Verstrickung in andere Ideologie richtig liegen, wäre meiner Meinung nach nur eine präzisere Unterteilung wirklich auf die Problemlösung gerichtet.

Umso mehr wäre ein Vergleich der Opferzahlen irreführend und vereinfacht dargestellt.

zu 3.)

Dabei geht es im Diskurs ultimativ, um die Frage wie Maßnahmen gerechtfertigt werden. Da kann man durchaus fragen warum Islamischer Terror und rechter Terror (allerdings weiß man bei DT. nicht so wirklich wo man mit dem Zählen anfangen soll bei so einer reichhaltigen Geschichte) zu so unterschiedlichen Reaktionen führt.

Ich kann für mich in meiner sozialen Blasen keine unterschiedlichen Reaktionen auf rechten oder islamistischen Terror feststellen. Bei beiden handelt es sich um zutiefst abscheuliche Taten, welche genau darauf abzielen eine dementsprechende Reaktion hervorzurufen. Und leider sind die Täter meist erfolgreich damit.

Wenn es Ihrer Meinung nach unterschiedliche Reaktionen gibt, könnte ich es mir mit dem - gefühlt sehr unpassenden - Wort „Gewöhnung“ erklären. Vielleicht sind die Ideologien und Ziele rechter Extremisten aufgrund auch der von Ihnen dargestellten längeren Historie in Deutschland gefühlt „alltäglicher“ als die Ausprägungen islamistischen Terrors. Aber auch hier kann ich nur mutmaßen.

zu 4.)

Genau diese historische Komponente stellt ja Ulf als gewachsene Struktur da die konkrete Gefährderzahl ist da nur ein teil des Arguments, wobei die Differenz zwischen gewaltbereit und Gefährdern im Bezug auf den Rechtsextremismus natürlich fragwürdig ist, wenn es in den Behörden die dies Beurteilen eben je rechtextremen Strukturen gibt.

Hier kann ich Ihnen nicht zustimmen.

Das Argument von Herrn Buermeyer gewinnt durch die Verwendung und den Vergleich der beiden Zahlen 690 und 15000 eine starke Brisanz.

Ich habe noch etwas recherchieren müssen und konnte bislang die Zahl 15000 nicht verifizieren. Ich finde im Verfassungsschutzbericht 2019 (07/2020) die Zahl von 13000 gewaltorientierten Rechtsextremisten. Bezogen auf die genannte Zahl von 15000 hat die Abweichung (15 %) erheblich weniger Relevanz und eine Aussage zur Gewaltbereitschaft wäre dadurch nicht unverhältnismäßig gewichtet worden.

Vergleicht man jedoch die 66 (nicht 69 wie in der PK genannt; Quelle: BKA) mit den 15000 entsteht ein Zerrbild, welches keine solide Basis für das Argument von Herrn Buermeyer sein kann.

Weiterhin kann ich Ihre Einschätzung der rechtsextremen Strukturen nicht nachvollziehen. Die Gefährdungsbewertung wird gemäß Definition des BKA in den Polizeien der Länder vorgenommen. Die Aufzählung der gewaltorientierten Rechtsextremisten obliegt augenscheinlich den Verfassungsschutz-Behörden. Es scheint daher keine direkte Verbindung zwischen diese beiden Zahlen zu geben.

Welche rechtsextremen Strukturen bei welchen Behörden führen zu fehlerhaften Zahlen und inwiefern sind diese dann fehlerhaft?

Gerade wenn aber solche Bedenken gegen staatlich erhobene Zahlen bestehen, wäre es in meinen Augen transparenter keine dieser Zahlen zu verwenden, anstatt zwei Zahlen unterschiedlicher Erhebungen zu vergleichen und diese dann leider auch falsch einzuordnen.

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Looser, Abgehängt, Ausgeschlossen" - Diese Analyse ist zu einfach und gefährlich.
Die Diskussion in der LDN 213 zum islamistischen Terror wurde schnell auf die Vergleichsebene Rechtsextremismus gehoben (warum nicht auch Linksextremismus). Vor allem war es schade, dass der Mord in Dresden (durch einen islamistischen Gefährder) unerwähnt blieb (die LSBTIQ-Community spricht von Terrormord, siehe queer.de). Gerade der wahrscheinlich homophobe Zusammenhang deutet auf ein weiteres Problemfeld im hier diskutierten Kontext .
In der LDN vertiefte man sich jedoch in (ungenaue) Relativierungen von Gefährdergruppen, in die Deutung der Täter als Looser / Abgehängte / Ausgeschlossene und schloss mit pauschalen Lösungen wie mehr Unterstützung und Integration. Ich halte diese Argumentationslinie für viel zu einfach, ja sogar gefährlich, da wir ein kritisches Gesellschaftsthema somit schlecht analysieren. Als Forscher zu kritischen Ausnahmesituationen warne ich davor, in der Situationsanalyse zu nachlässig zu sein. Dabei wurde ein wichtigen Punkt in der Anmoderation angeführt, aber nicht weiterverfolgt.

Es waren in Frankreich die muslimische Eltern & religiöse Vereine, die stark Druck auf den Lehrer ausgeübt haben und das Thema offen in die sozialen Medien getragen haben. So wurde das spätere Opfer zur öffentlichen Zielscheibe (mit Name und Schuladresse im Netz, z.B. Merkur, 6.11.).

Das ist eine wichtige Ebene mit Radikalisierungspotential, die wir mit Blick auf Islamismus diskutieren und klären müssen. Wenn wir gegen islamistischen Terror gesellschaftlich agieren wollen, müssen wir in Schulen – mit mehr und mehr Kindern aus muslimischen Elternhäusern - ohne Denkverbote auch das Thema „Meinungsfreiheit“ diskutieren. So wie es gegen Rechtsradikalismus viele wichtige schulische Aktionen gibt (leider nicht so viele zum linken Gegenpart). Doch wie viele Lehrer in Deutschland würden die Mohammed-Karikaturen als Beispiel der Meinungsfreiheit im Unterricht auflegen (siehe Beitrag in der Welt vom 2.11., Frankfurter Rundschau 20.10., Passauer Neue Presse, 19.10.)? Mein Sohn schlug vor, dies zusammen mit Karikaturen von Jesus, Buddha usw. zu tun, um Muslime nicht zu isolieren. In wie vielen Schulen wurde der Bitte der französischen Partner nachgekommen, eine Schweigeminute für den Lehrer einzulegen? In wie vielen Schulen wurde dieser Aufruf ignoriert oder gestört ? (siehe Tagesspiegel, 5.11.). Thematisieren wir muslimische Demonstrationen um, die Respekt für den Propheten fordern und Karrikaturen nicht dulden wollen (siehe in Hamburg, ntv, 6.11.) Haben wir Angst? Sind wir unsicher? Überfordert uns die religiöse Komponente? Hier wünschte ich eine offene vor allem ehrliche Diskussion mit Muslimen und Nichtmuslimen über unsere Werte, die wir als immer heterogener werdende Gesellschaft offen verteidigen wollen. Dies bringt einige Dilemmata mit sich, vor allem wenn es religiöse Ansichten berührt. Vielleicht ein Thema für die LDN.

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Was genau hat das mit der Reformation zu tun ?

Ich kann zwar dem Christentum nicht so viel abgewinnen aber die evangelische Theologie ist kein Beispiel für eine positive Entwicklung. Wenn überhaupt hat die Reformation und die sich daraus entwickelnden Splittergruppen das Christentum zumindest strukturell eher in die Nähe des Islam gerückt, welcher vielleicht noch zersplitterter ist.
Zu mal gerade die extremsten Gruppierungen/Sekten aus dem vangelischen Spektrum kommen (Stichwort die Evangelikalen in den USA oder auch hier in Sachsen). Während die Theologie der Befreiuung als antiautoritäres soziales Projekt eher katholisch geprägt ist. Die Radikalität des Islam im Vergleich zum Christentum hat nichts mit der Reformation zu tun.
Mal abgesehen von der Frage inwiefern man hier von Enwicklungsschritten sprechen kann, könnte man höchstens über die Säkularisierung sprechen. Diese ist jedoch in dem Sinne eine Entwicklung der Gesellschaft und nicht der Religion auch wenn es hier zusammenhänge gibt.
Ferner könnte man sich auch fragen ob es hier wirklich einen Fortschritt gibt wenn sich bspw. die religiöse Form der Esoterik als Individualreligion anschaut deren Vertreter in Leipzig und Berlin ihre Nazireigen tanzen.

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Also Mal ehrlich: Terror soll doch eigentlich bei den Betroffenen Angst und Schrecken hervorrufen oder?

Wenn du mir da zustimmst erklär mir bitte, warum es nicht Terror sein soll, wenn eine ausländisch aussehende Person von einem „gewaltbereiten“ Rechten zusammengeschlagen wird.

Als vor ein paar Jahren nach den Vorfällen in Köln mediale Hetzjagd auf ausländische Tatverdächtige gemacht wurde, hatte man bei gewissen Leuten auch das Gefühl, dass völlig egal ist ob man irgendwelche Anhaltspunkte zum Täter hatte, es reichte „südländisches Aussehen“ um selbst Personen asiatischer Herkunft unter Generalverdacht zu stellen.

Auch das eine Form von Terror gegen Personen mit Migrationshintergrund und/oder ausländischen Besuchern.

„Klugscheißmodus“: å ist das schwedische o, da ist nix mit hellem a dein Wort wäre also in Lautsprache Schonigarten, zumindest für jeden der Mal was mit schwedisch zu tun gehabt hat.

Bevor die Diskussion wieder mit Wortklaubereien und literarischen Nebelkerzen zerredet wird, würde mich sehr interessieren, was Ulf und Phillip dazu sagen?

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Ich finde das Thema Terrorismus ist wirklich nicht in einer normalen LdN-Folge in einer Art und Weise zu besprechen, wie sie dem Thema gerecht werden würde. Bei solchen Themen wünsche ich mir themenspezifischen Sondersendungen, in welchen man dann weiter ausholen, Experten befragen, tiefer recherchieren kann.
Das beginnt mit einer Definition von Terror. Der Überlegung, ob die verschiedenen Arten überhaupt, und wenn ja wie, vergleichbar sind. Das geht weiter mit den Auslösern von Terror, den Förderern von Terror und die Folgen…
Ich tue mich sehr schwer dabei verschiedene Terrorvorfälle beurteilen zu können. Zu verurteilen sind sie alle zutiefst. Aber zum Beurteilen ist das Thema sehr komplex

Guten Morgen Olaf.K,

ich kann nicht ganz nachvollziehen, auf welchen Kommentar Sie sich beziehen.

Sollten dies meine Ausführungen zum Vorfall vom 11.12.1990 sein, so kann ich hierzu wie folgt Stellung beziehen:

  1. Ich kann aus den mir vorliegenden Informationen zu diesem Vorfall keine Rückschlüsse auf das Aussehen des Opfers ziehen. Meine Quelle hierzu war archive.ph.

  2. Ich halte Terrorismus für eine Tat die sehr stark von der Absichtshandlung des Täters geprägt ist. Aus dem hierzu geschilderten Sachverhalt des „Schuldeneintreibens“ kann ich jedoch keine gesellschafts- oder direkt staatsgefährdende Absicht erkennen.

Sollten Sie weitere Informationen zu dem Vorfall vorliegen haben, müsste man die Bewertung ggf. anpassen, wozu ich jederzeit bereit bin.

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Guten Morgen ThE,

vielen Dank für Ihren Kommentar. Ich würde diesen mit den folgenden Thesen zusammenfassen:

1.) Die Aufbereitung von islamistischem Terror im Podcast erfolgt nicht mit der nötigen Detailtiefe bzw. mündet (regelmäßig?) in zu pauschalen Schlussfolgerungen.

2.) Zur Sicherstellung es gesellschaftlichen Friedens ist eine offene Diskussion über muslimische und „westliche“ (mir fällt gerade kein besserer Begriff ein, wobei für mich beides nicht zwangsläufig gegenüberstehen muss) Werte.

3.) Es fehlt sowohl im Podcast also auch in der Schule die Auseinandersetzung mit Linksextremismus.

Sollte ich hier etwas übersehen oder fehlinterpretieren, so bitte ich um Berichtigung.

zu 1.)

Ich persönlich erinnere mich nicht vorrangig an eine hier angesprochene oberflächliche Befassung mit der Thematik des islamistischen Terrors und deren Beweggründen. Ich halte es nicht für eine Pflicht der Protagonisten sich mit allen Themen in gleicher Detailtiefe zu befassen. Daher sind für mich die Befassungen mit den Themen rechter Terror und islamistischer Terror erstmal alleinstehend zu betrachten. Wenn Herr Banse und Herr Buermeyer bei der Erörterung dieser beiden Thematiken eine mit einer größeren Präzision verfolgen, so halte ich dies für Ihre persönliche Entscheidung. Möglicherweise ist auch die Ausprägung der Expertise in beiden Themen unterschiedlich, oder ein Thema hat eine höhere persönliche Relevanz. Hierzu passt der - nach meiner Meinung etwas abwertend klingende - Begriff des „Whataboutism“.

Daher kann ich Ihrer Argumentation insofern folgen, dass der Betrachtung des islamistischen Terrors möglicherweise die Detailtiefe fehlt. Ich halte es jedoch nicht für die Pflicht der Autoren jedes Thema mit der gleichen Präzision oder auch Zielrichtung darzulegen.

Wenn aber nun doch ein Vergleich zwischen beiden Themenbereichen angestrebt wird, wie in der Folge LdN 213 auf Basis der vorgetragenen Zahlen geschehen, so halte ich die Nennung der korrekten und vergleichbaren Zahlen bei diesem hochbrisanten Thema für geboten.

Soll meinen, die Autoren haben natürlich die Freiheit Themen unterschiedlich umfangreich zu analysieren und auch ihre persönlichen Gewichtungen dabei mit einfließen zu lassen. Hier ist häufig auch die Frage des persönlichen Interesses und der eigenen Wahrnehmung ausschlaggebend und dies ist auch die Basis der tollen Vielfältigkeit von Meinungen. Werden zur Begründung dieser Gewichtung jedoch Fakten angeführt, halte ich hierbei eine gewissen Präzision für notwendig.

zu 2.)

Ich bin immer ein Freund von offenen Diskussionen, da nur somit wirklich zielführende und einer zivilisierten Welt würdige Lösungswege erkannt und beschritten werden können. Ich glaube auch, dass es schwer ist die Meinungsfreiheit immer klar gegen eine Beleidigung abzugrenzen. Zählt hier der Absicht des Urhebers oder die Auffassung des Empfängers? Ich persönliche finde, dass die Menschheit keine erheblichen Einbußen zu verzeichnen hat, wenn man sich darauf einigt keine Zeichnungen einer bestimmten Person öffentlich ausstellen zu dürfen. Mir ist aber auch bewusst, dass hiermit eine Grenzverschiebung stattfindet würde, welche auch zu einer anderslautenden Meinung führen kann, die eine Einschränkung der Meinungsfreiheit absolut ausschließt.

Ich kann hier die Argumente beider Seiten verstehen und letztlich muss ein Kompromiss gefunden werden um den gesellschaftlichen Frieden wahren zu können.

zu 3.)

Hierzu hatte ich teilweise bereits in „zu 1.)“ Stellung bezogen. Ich halte es nicht für die Pflicht der Autoren alle Formen von Extremismus im gleichen Umfang zu analysieren. Dies ist vermutlich im Rahme einer zwangsläufig subjektiven Betrachtung auch nur schwerlich möglich. Jeder Hörende hat hierbei natürlich das Recht die Schwerpunktsetzung für sich persönlich für gut oder schlecht zu befinden und darauf basierend zu entscheiden, ob man mit dieser Festlegung leben kann und dem Podcast weiter folgen möchte.

Guten Morgen Alex

Ich bezog mich nicht explizit auf die von dir genannte Tat, sondern mehr allgemein.

Es gab vor einiger Zeit einen Bericht über eine Austauschstudentin die mit Rechtsradikalen zusammengestoßen ist.

Es gibt auch immer mal wieder gerade in den regionalen Teilen Berichte wo eine Gruppe Personen mit ausländischer Herkunft an eine Gruppe Idioten Gerät, wo sich dann nach gegenseitigen Pöbeleien eine Schlägerei abspielt … am Ende werden dann meist die Personen ausländischer Herkunft als die Provokateure hingestellt …

In der Hochzeit der „Kriminellenverfolgung“ nach Köln bauten sich „Bürgerwehren“ vor diversen Flüchtlingsunterkünften auf …

U.s.w.

Man sollte immer versuchen auf die Motive der Beteiligten zu schließen und da bleibt bei vielen Geschehnissen der Beigeschmack von Ausländerhass und all diese Geschehnisse die durch diesen Hass angetrieben werden zählen zum Terror gedacht die Personen ausländischer Herkunft zu vertreiben.

Ein direkter Vergleich rechter, linker und islamistischer Terror ist nicht möglich, da die Terrorarten sich unterscheiden. Den Terror von Islam, Linken und Rechten allein anhand der Zahl der Amokläufe bzw. potentiellen Amokläufer zu vergleichen, ist aus meiner Sicht etwas zu kurz gegriffen. Ja, es mögen „nur“ 69 rechtsextreme Gefährder sein, aber beim BKA steht auch was von 12.700 (2018) gewaltbereiten Rechtsextremen. Und wie war das am letzten Wochenende in Leipzig? Ich hätte mich da nicht mehr auf die Straße getraut und würde sogar soweit gehen, dass die Stadt Leipzig terrorisiert wurde. War kein Amoklauf, aber ein großer finanzieller Schaden, ein Imageschaden, bei nicht gleichgesinnten wurde Angst verbreitet und Gewalt wurde auch ausgeübt. Und da sind die Rechten ganz klar vorne in Deutschland. Linke Demos nehme ich seltener wahr und nicht in so schlimmem Ausmaß. von islamistischen Demos habe ich in solchem Ausmaß in Deutschland bisher nichts gehört. Und das ist aus meiner Sicht die Grundthese von Ulf und Philip gewesen.

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Stimmt über den Linksextremismus redet man nicht der wird einfach still und heimlich in den Knast gesteckt. Da Verstehe ich echt nicht was du willst. Die Verhaftungen in Hamburg und Leipzig sind doch wirklich nicht lange her, in Sachsen gibts beispielsweise auch extra die Sokolinx für besonders schlimme Fälle von Sachbeschädigung. Jedes brennende Auto führt doch direkt zu einer Querfront gegen Links. Was übrigens mehr als Deutsch ist in anderen Ländern gehen auch konservative ganz anders mit Demonstrationen um gerade was Sachbeschädigung betrifft. In Stuttgart wurde jetzt ein Jugendlicher zu 2 Jahren Gefängnis für die Auschreitungen verurteilt, während NSU Täter gerade mal mit 2-3 Jahren bestraft wurden. Da sieht man schon den Wert und die Frage der öffentlichen Ordnung im Kontext des Angriffes POCs im Vergleich zur Sachbeschädigung…

Und da hier mal wieder Extremismustheorie/Hufeisentheorie um sich greift. Es ist nicht sinnvoll auf der einen Seite jeden Extremismus für sich zu betrachten, dann diesen allerdings als gleich gefährlich darzustellen und genau dass war hier der Punkt von Ulf.

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Ich möchte mich hier kurz zu der Richtigstellung in der LdN 214 äußern und begrüße es prinzipiell, dass die Thematik nochmal aufgegriffen und auch die Gefährderzahlen eingeordnet wurden.
Allerdings hatte ich den Eindruck, dass an der ursprünglichen Einschätzung festgehalten werden sollte und störe mich in dem Kontext insbesondere an zwei Punkten:
Zum einen wurde - ohne entsprechende Evidenz - schlichtweg behauptet, bei den jeweiligen Gefährderzahlen zu islamistischem bzw. rechtem Terror werde mit zweierlei Maß gemessen. Das sollte doch inhaltlich begründet werden. Eine Bewertung „aus dem Bauchgefühl heraus“ finde ich hier etwas unangebracht.
Zum anderen hätte man im Zusammenhang mit der deutlich höheren Zahl an gewaltbereiten Personen aus dem rechten Spektrum (wie in den Kommentaren schon genannt wurde, sind dies laut Verfassungsschutzbericht 2019 13.000 Personen) auch einen Blick auf das Islamismuspotenzial werfen können. Der Verfassungsschutzbericht 2019 nennt hier ein Potenzial von rund 28.000 Personen.
Mit Sicherheit sind diese beiden Zahlen wieder nicht direkt vergleichbar, aber für ein differenziertes Bild ist es mMn doch notwendig sie zu nennen. Die Ungenauigkeiten aus der letzten LdN hätten hier deutlich besser diskutiert und ausgeräumt werden können.

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