Hallo an alle.
Ein kurzer Erfahrungsbericht von mir zu Schule und Corona-Maßnahmen:
Ich heiße Martin, bin 34 Jahre alt, habe eine Frau (Grundschullehrerin) und einen Sohn (fast 4 Jahre und im Kindergarten). Wir wohnen in einer Stadt, die sich seit Wochen in den „Top 5“ der Liste mit dem höchsten Inzidenzwert befindet.
Es hat sich Folgendes zugetragen: Am Freitag hielt meine Frau eine Unterrichtsstunde in einer 4. Klasse, die nicht ihre ist. (Sie ist Klassenlehrerin einer ersten Klasse.) Am Samstagnachmittag bekam meine Frau von der Schuldirektorin die Nachricht, dass ein Kind in dieser 4. Klasse positiv auf Covid-19 getestet worden ist. Die Testung war daher schätzungsweise zwischen Mittwoch und Freitag. Die Schuldirektorin hat sich dann am Samstag und Sonntag mit dem Schulamt und Gesundheitsamt in Verbindung gesetzt und diese beiden haben dann in Abstimmung miteinander beschlossen, dass die komplette 4. Klasse in Quarantäne muss und jede Lehrkraft, die am Freitag !länger als zwei Schulstunden! in der Klasse Unterricht gegeben hat. Meine Frau und der Religionslehrer also nicht, da diese beiden nur jeweils 1 Stunde in der Klasse waren. Dabei ist auf der städtischen Homepage eindeutig formuliert:
„Kontaktpersonen der Kategorie I (enge Kontaktperson, höheres Infektionsrisiko)
Das sind Personen, die engen Kontakt (< 1,5 Meter) ohne relevante Aerosolexposition hatten (< 15 Minuten), oder Personen, die unabhängig vom Abstand, mehr als 30 Minuten Kontakt mit relevanter Aerosolexposition hatten.
Kontaktpersonen der Kategorie I unterliegen einer 14-tägigen häuslichen Isolierung. Die häusliche Isolierung beginnt am Tag nach dem letzten Kontakt zu der infizierten Person.“
In der Schule meiner Frau tragen Lehrer und Schüler während des Unterrichts (auch des Sport- und Musikunterrichts) und der Pause konsequent einen Mund-Nasen-Schutz, was eventuell das Schul- und Gesundheitsamt zu einer Verdreifachung der 30 Minuten veranlasst hat.
Da auf der Pressekonferenz von Bund und Ländern ja bereits durchschimmerte, dass beim nächsten Treffen noch schärfere Kontaktbeschränkungen beschlossen werden, wollte ich einfach mal zu bedenken geben, dass die aktuellen Bestimmungen eventuell schon reichen könnten, wenn sie konsequent umgesetzt werden würden…
Denn offen und ehrlich gesagt, bei „einem fest definierten Hausstand“ mit dem man sich im Winter treffen dürfe, wird mir absolut unwohl! Wir haben uns schon soweit eingeschränkt, dass wir unsere Freunde nur noch bezüglich Geburtstagen treffen. Aber einem Vierjährigen über Monate hinweg Treffen bzw. Besuche bei oder von Gleichaltrigen zu verbieten, würde schon echt hart werden, da uns die Stadt quasi schon auferlegt hat, wer unser Hausstand wäre. Mit Beginn der Überschreitung des Inzidenzwerts 50 wurde im Kindergarten die Frühbetreuung ausgesetzt (Kindergarten öffnet erst 8 Uhr) und da ich im Schichtdienst mit Wochenendarbeit bin und meine Frau ihre Schüler ab 7.40 Uhr zu betreuen hat, muss zwei- bis dreimal pro Woche meine Mutter aushelfen und den jungen Mann in den Kindergarten bringen.
Noch ein Gedanke zur von mir beschriebenen 4. Klasse und der dortigen Klassenlehrerin. Wie bereits von mir geschildert, ist auch sie in Quarantäne. Ich finde, dass dort ebenfalls angesetzt werden müsste. Denn im Gegensatz zu der Lehrerin, sind ihre Kinder und ihr Ehemann von der Quarantäne (noch) befreit. Sie hat logischerweise ebenfalls am Samstag von dem Corona-Fall in ihrer Klasse erfahren und muss am heutigen Dienstag ihren Test machen. Zurzeit heißt es, dass „mindestens 30 Stunden“ benötigt wird, um diesen auszuwerten. Dementsprechend wird frühestens am morgigen Mittwoch (mittags) ein Testergebnis vorliegen. Solange durften dann ihre Kinder in die Schule und ihr Mann in die Arbeit gehen. Sollte ihr Test also positiv sein, sind drei Tage lang drei potenzielle Infektionsträger ihrem ganz normalen Alltag nachgegangen und haben das Virus womöglich weiter verbreitet - ganz legal und so offenbar gewollt. Es mit dem positiv vorliegenden Testergebnis würden auch ihre im Haushalt lebenden Personen und Quarantäne gestellt.
Warum geht man nicht den umgekehrten Weg und stellt alle Mitbewohner unter „Quarantäne auf Widerruf“ (oder ähnliches) und dann dürfte der komplette weitere Haushalt mit vorliegendem negativen Testergebnis aus der häuslichen Isolation entlassen werden…
Ich hoffe, wir kommen hier alle gesund durch,
mit freundlichen Grüßen,
Martin