Ldn 211 Überforderte Gesundheitsämter

Vielen Dank für den sehr informativen Podcast, den ich mir jede Woche anhöre!

Zum Thema „überforderte Gesundheitsämter“ habe ich folgendes beizutragen:
Im März wurde ein bundesweiter Hackathon (wirvsvirus) unter der Schirmherrschaft der Bundesregierung durchgeführt mit mehreren tausend Teilnehmern. Ich habe daran auch teilgenommen. Meine Gruppe aus sich zufällig während dieses Hackathons zusammengefundenen Freiwilligen entwickelt seitdem ehrenamtlich und open source eine Webanwendung zur Unterstützung der Gesundheitsämter (https://quarano.de/).

Die Anwendung bietet den Gesundheitsämtern die Möglichkeit ihre Index- und Kontaktpersonen digital nachzuverfolgen. Auf Seiten der Betroffenen gibt es ein Symptomtagebuch und die Möglichkeit, Kontakte einzutragen. Die Kontakte werden dann automatisch per Mail benachrichtigt, was den Gesundheitsämtern einiges an Aufwand spart. Außerdem werden dem Gesundheitsamt selbst die Daten der Fälle sinnvoll aufbereitet und ausgewertet dargestellt, so dass die Mitarbeiter schnell sehen können, wo Handlungsbedarf besteht.

Im Frühjahr zeigten sich einige Gesundheitsämter interessiert am Einsatz der Anwendung. Eingeführt hat es als erstes das Gesundheitsamt Mannheim, das die Anwendung seitdem einsetzt und mit dessen Zusammenarbeit wir die Anwendung ständig weiter verbessern.

Kaum gingen die Infektionszahlen im Frühsommer runter, ging auch das Interesse an der Anwendung in den Keller, obwohl, wie ihr ja in der letzten Folge auch darlegt, die zweite Welle von den meisten Wissenschaftlern vorausgesagt wurde. Davon abgesehen hat das RKI den Gesundheitsämtern wohl auch eine bundesweit einheitliche Anwendung versprochen, die aber bis heute nicht gekommen ist (diese Information habe ich aus einer privaten Quelle).

Jetzt steigen die Fallzahlen seit einigen Wochen wieder dramatisch und plötzlich melden sich wieder Gesundheitsämter bei uns, die Quarano einsetzen wollen. Mir ist wirklich schleierhaft, warum man für eine solche Aufrüstung (es dauert ja auch eine Zeitlang, bis sich die neuen Prozesse eingespielt haben) nicht den vergleichsweise ruhigen Sommer genutzt hat. Inzwischen werden schon wieder Studenten und Soldaten für die Kontaktnachverfolgung eingesetzt, die mit Sicherheit ein Vielfaches kosten als die Verwendung einer Anwendung wie Quarano. Aus meiner Sicht haben hier viele Gesundheitsämter ihre Hausaufgaben nicht gemacht.

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Danke für den persönlichen Bericht! An genau solche Fails hatten wir gedacht … man versteht es nicht.

Ich hatte hier auch schon einmal davon berichtet, allerdings im Kontext der Erwartungen an die Corona Warn App.

Was ich besonders schwierig finde (Disclaimer: ich bin signifikant in Quarano involviert) ist folgendes: es gibt Anfang des Jahres als Reaktion auf die Pandemie eine von der Bundesregierung gestartete Initiative die eine Lösung für ein Verwaltungsproblem mit sich bringt. Wie die CWA, OpenSource, nur mit ein paar Millionen Euro weniger Funding :grimacing:. Diese Lösung ist bekannt bei allen Involvierten. Es gibt unzählige Projektpräsentationen, Grußworte von Helge Braun über Steinmeier bis hin zu Frau Merkel. Und trotzdem tut man jetzt flächendeckend so, als gäbe es quasi: nichts. Sehr beispielhaft die kurze Erwähnung von Quarano in den Tagesthemen der vergangenen Woche. Auf den Hinweis, dass es Softwareunterstützung gäbe, antwortet der Chef des Heilbronner Gesundheitsamtes „Ja, das muss dann aber auch funktionieren.“ und ist fertig. Nachdem gerade eben gezeigt wurde wie ein Bundeswehrsoldat (O-Ton: „Ich wusste bis eben nicht mal, wie ein Computer angeht“, kein Witz) auf Händen und Knien Leuten hinterhertelefoniert und 80km weiter in Mannheim das Gesundheitsamt aktiv mit der entsprechenden Software arbeitet und öffentlich von Aufwandsreduktion von 80% spricht.

Als Beteiligter an dieser Initiative sitzt man dann da und fragt sich ein bisschen, was das ganze soll, außer halt Selbstschulterklopfen der entsprechenden Stellen, man hätte hätte was getan und Leute involviert. Vielleicht eine spezielle und nischige Form des Corona-Blues, aber ja. :confused:

Gerade deshalb, Ulf & Philip: vielen Dank für eure Arbeit!

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Vielleicht könntet ihr uns mal eine Mail mit Kontaktdaten an die Team Adresse schreiben? Und mit euren Kontakten nach Mannheim? Ich bin eh grad in der Region und könnte da am Montag vorbeischauen.

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Dazu muss man aber ergänzen, das eine vergleichbare Software vom Helmholtz Zentrum an einigen Gesundheitsämtern eingeführt wurde https://www.sormas-oegd.de/
Es gibt auch Software mit einem leicht anderem Fokus mit der einige Gesundheitsämter schon länger arbeiten. Octoware zB. hat auch ein Infektionsschutzmodul und DEMIS Anbindung oder halt Survnet vom RKI über das auch die Meldungen an selbiges laufen.
Das Problem ist ein strukturelles, jeder Amtsleiter muss sich selbst überlegen welche Software man am besten einsetzten möchte.
Nur in Nds und Berlin ist nach meinem Kenntnisstand SORMAS flächendeckend eingeführt. BW wollte wohl auch weiß aber nicht was daraus geworden ist. Es fehlen die Länderinitiativen für eine einheitliche, strukturierte Ausstattung.
Mein Ausseneindruck von Wirvsvirus war das da zu Beginn auch sehr viel am Bedarf vorbei programmiert wurde und die Arbeitsabläufe und Software im Amt zu Beginn mangels Kontakt auch gar nicht so richtig bekannt war. Da ist aber wohl viel besser geworden.

Hallo, ich möchte Werbung für das Führen eines Corona-Tagebuchs machen. Christian Drosten (Folge 60) hat das befürwortet. Es geht darum, sich zu notieren, mit wem man wann Kontakt hatte. Wenn es sich nicht um alltäglich Kontakte handelt und wenn man selbst das Gefühl hat, es könnte eine gefährliche
Situation gewesen sein. Den Gesundheitsämtern könnte damit wesentlich geholfen werden oder man kann evtl. selbst warnen. Außerdem könnte es dazu führen, sein Verhalten zu reflektieren und zu ändern.

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Hier noch der Status der Datenübermittlung ans RKI. Jeder wie er mag…

Sormas ist bekannt hat aber einen anderen Schwerpunkt. Es ist hauptsächlich für die Zusammenführung von Daten gedacht, über Gesundheitsämter hinweg. Das ist alles sehr wichtig, löst aber den Flaschenhals der aktuellen Situation nicht: GA Mitarbeiter müssen Kontaktpersonen von Infizierten zwei mal am Tag hinterhertelefonieren um deren Gesundheitszustand abzufragen und zu dokumentieren. Das ist die Kernaufgabe, die Quarano angeht: hier bekommen die Kontaktpersonen einen Zugang zu einer Webseite und pflegen dort ihr Quarantänetagebuch. Das System beobachtet dann die Einträge und trägt dem GA Mitarbeiter nur die Fälle vor, die irgendwie auffällig sind: erhöhte Temperatur über zwei Tage, fehlende Tagebucheinträge usw. D.h. die Arbeit des GA Mitarbeiters reduziert sich auf die Fälle die auffällig sind. Das hilft enorm, zumindest wenn man dem GA Mannheim glauben schenkt.

Wir sind als Quarano-Entwicklungsteam bereits mit Sormas im Gespräch um hier mittelfristig Schnittstellen zu schaffen und Quarano so als eine Art Bürgerfrontend für Sormas anzugliedern.

Kann mir jemand erklären, wieso die Gesundheitsämter hier überhaupt die Aufgabe übernehmen, die Nachverfolgung zu machen? Wieso informiere ich meine Kontakte nach dem positiven Test nicht einfach selbst?
Ich würde das sowieso machen, schon allein, weil das viel persönlicher und schonender ist als wenn plötzlich und völlig unvorbereitet das Gesundheitsamt anruft.
Vielleicht kann man sich auf die persönliche Identifikation de Betroffenen nicht hinreichend verlassen.

Kann das Gesundheitsamt hier direkt eine (rechtsverbindliche) Quarantäne- oder Test-Anweisung aussprechen?

Kann mir jemand erklären, wieso die Gesundheitsämter hier überhaupt die Aufgabe übernehmen, die Nachverfolgung zu machen? Wieso informiere ich meine Kontakte nach dem positiven Test nicht einfach selbst?

Weil es laut Infektionsschutzgesetz der Job der Gesundheitsämter ist. Durch die Kontaktnachverfolgung sollen Infektionsketten verhindert werden.

Ich würde das sowieso machen, schon allein, weil das viel persönlicher und schonender ist als wenn plötzlich und völlig unvorbereitet das Gesundheitsamt anruft.
Vielleicht kann man sich auf die persönliche Identifikation de Betroffenen nicht hinreichend verlassen.

Das ist ehrenhaft von dir, aber darauf darf sich ein Gesundheitsamt nicht verlassen. Außerdem geht es ja häufig nicht nur um Kontakte mit bekannten Personen, sondern zum Beispiel auch um Kontakte mit Fremden, zum Beispiel bei Feiern, beim Einkaufen, im Zug o. ä. In den Fällen muss das Gesundheitsamt unter Umständen Ermittlungen durchführen, um relevante Kontakte zu identifizieren und zu kontaktieren.
Davon abgesehen müssen ja auch ggf. Testungen oder Quarantäne angeordnet werden, das kannst auch nicht du als betroffene Person übernehmen.

Kann das Gesundheitsamt hier direkt eine (rechtsverbindliche) Quarantäne- oder Test-Anweisung aussprechen?

Ja sicher. Auch das ist im Infektionsschutzgesetz geregelt. Eine prägnante Zusammenfassung (Quelle):

Die Befugnisse der kommunalen Ämter sind enorm. Laut Infektionsschutzgesetz dürfen sie Veranstaltungen und Versammlungen verbieten, Schwimmbäder, Schulen, Kindergärten und ähnliche Einrichtungen schließen, Menschen unter Beobachtung oder Quarantäne stellen.

Ein halbes Dutzend Grundgesetzartikel, in denen eigentlich die Freiheit der Person, die Versammlungsfreiheit und die Unverletzbarkeit der Wohnung garantiert sind, wird dafür mit dem Gesetz im Fall einer Pandemie eingeschränkt.

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Hat SORMAS mit PIA nicht eine hauseigene Lösung die genau euren Anwendungsfall abdeckt?

Es geht nicht um die reine Benachrichtigung. Es geht darum den Kontakten Quarantäne anzuordnen und zu sehen ob sie Symptome entwickeln. Das ist soweit ich weiß im Infektionsschutzgesetz so definiert und wird von den Gesundheitsämtern umgesetzt. Du kannst die Kontakte die du namentlich kennst auch selbst benachrichtigen. Es ist jedoch oft so, dass die GA erst einmal die Menschen recherchieren muss, die man nur vage umschreiben kann („Die Verkäuferin beim Bäcker an der Ecke“). Auch das bindet viel Arbeitszeit der GA Mitarbeiter.

Schau mal auf’s Datum. Wir sind natürlich nicht an denen vorübergegangen. :slight_smile: PIA ist eher ein System für eine (vmtl. auch andere) Studien die das Helmholtz durchführt. Das wird auch deutlich wenn man auf deren Webseite recherchiert.

Wie oben erwähnt, wir reden intensiv mit denen und schauen, wie wir zusammenarbeiten können. Schlussendlich ist mir persönlich auch egal welche Software genau zum Einsatz kommt. Ich finde es nur schräg, dass alle die Hände in die Luft werfen und so tun als wäre das Thema etwas, was man abseits von der Möglichkeit mit Personal danach zu werfen nicht anders lösen kann.

Danke für die Antwort! :slight_smile:

Weil es laut Infektionsschutzgesetz der Job der Gesundheitsämter ist.

Finde ich ein komisches Argument, vor allem, wenn wir gerade feststellen, dass die Gesundheitsämter „ihren Job“ nicht mehr schaffen. Einfach weitermachen und noch mehr Ressourcen auf das Problem werfen, nur weil es „der Job“ ist, sollte nicht das Ziel sein. Aber die Gründe, warum es „der Job“ ist, und warum sie ihn machen sollten, kommen ja weiter unten. :wink:

… sondern zum Beispiel auch um Kontakte mit Fremden, zum Beispiel bei Feiern, beim Einkaufen, im Zug o. ä.

Feiern lassen sich über den Gastgeber regeln, Kontakte beim Einkaufen dürfte nahezu unmöglich sein. Vielleicht per Aushang im Laden, in der Hoffnung, dass Leute regelmäßig kommen und noch wissen, dass sie betroffen ist. Oder EC-Karten auswerten. Gleiches gilt für Züge, da muss man dann auch über verkaufte Fahrkarten gehen.
Das funktioniert vielleicht, wenn eine Person irgendeine Krankheit aus dem Tropen-Urlaub anschleppt. Dass das in einer Pandemie nicht praktikabel ist, ist klar und ist den Gesundheitsämtern nicht vorzuwerfen. Zu erwarten, dass der Staat das leisten kann, ist illusorisch.

Davon abgesehen müssen ja auch ggf. Testungen oder Quarantäne angeordnet werden, das kannst auch nicht du als betroffene Person übernehmen.

Ich lebe scheinbar in einer Filter-Bubble, denn ich würde annehmen, dass alle meiner potentiellen Kontakte sich sofort selbst isolieren, wenn ich sie über meine Infektion benachrichtige. :green_heart:

Hört sich gut an, kommt aber z. T. aus der akademisch-großstädtischen Blase : ich wohne auf dem Land und kenne buchstäblich Dutzende von Menschen, die nicht in der Lage wären, so ein Tagebuch zu führen. Keiner von denen hat die (unbrauchbare) Warnapp oder wäre in der Lage sie zu installieren!

Finde ich ein komisches Argument, vor allem, wenn wir gerade feststellen, dass die Gesundheitsämter „ihren Job“ nicht mehr schaffen. Einfach weitermachen und noch mehr Ressourcen auf das Problem werfen, nur weil es „der Job“ ist, sollte nicht das Ziel sein.

Eine funktionierende Kontaktnachverfolgung ist laut Wissenschaftlern DER Schlüssel zur erfolgreichen Bekämpfung der Pandemie (Quelle). Es ist also keine Option, einfach ob der hohen Infektionszahlen zu kapitulieren. Der geplante Lockdown Light ab Montag hat unter anderem das Ziel, die Infektionszahlen wieder so weit zu senken, dass die Gesundheitsämter mit der Kontaktnachverfolgung wieder hinterherkommen. Jede Maßnahme, die diese Kontaktnachverfolgung effizienter macht, hat dadurch auch einen direkten Einfluss auf die Infektionszahlen.
Dass man trotzdem versucht, seine Kontakte im Falle einer Infektion zu informieren, ist dadurch ja auch nicht ausgeschlossen, sondern durchaus sinnvoll.

Ich lebe scheinbar in einer Filter-Bubble, denn ich würde annehmen, dass alle meiner potentiellen Kontakte sich sofort selbst isolieren, wenn ich sie über meine Infektion benachrichtige.

Ich finde es schwierig, aus den Erfahrungen im eigenen sozialen Umfeld auf die Allgemeinheit zu schließen. Denn wie erklärst du dir sonst, dass nur 60 Prozent der Infizierten, die die Corona Warn App nutzen, diese nutzen, um ihre Kontakte zu informieren? Und dass es reihenweise beabsichtigte Verstöße gegen die geltenden Corona-Verordnungen gibt? Warum müssen Politiker und Wissenschaftler wochenlang gebetsmühlenartig der Bevölkerung nahelegen, Kontakte auf ein Mindestmaß zu beschränken und dann einen bundesweiten Lockdown beschließen, weil die Menschen sich nicht an die Apelle halten? Wie erklärst du dir die zahlreichen Corona-Leugner und die dicht an dicht liegenden Menschen an Badeseen im Sommer? Wenn alle Menschen so vernünftig wären wie du annimmst, dürfte dies alles nicht auftreten bzw. nötig sein. Ist aber imho leider nicht die Realität.

Es ist bzw. wäre aber absolut fatal, wenn die Gesundheitsämter unfassbare Ressourcen investieren, um Minimalkontakte zu identifizieren. Die anderen Supermarkt-Kunden, die gleichzeitig mit mir dort waren, müssen dann eben hinten runter fallen, wenn man in der Zeit auch Dutzende bekannte Kontakte von anderen Infizierten verfolgen könnte. (Und ich kann mir nicht vorstellen, dass eine solche Priorisierung nicht stattfindet.)

„Es ist keine Option“ klingt für mich schon etwas zu sehr nach „darf nicht, weil muss ja“. Es geht eben nicht mehr, und dann ist das jetzt so. Ich bin ja völlig dabei; wir brauchen jetzt den Lockdown, um aus diesem Zustand rauszukommen.

Da schlage ich auch fassungslos die Hände über dem Kopf zusammen. In der Quarantäne sollte man wirklich genug Zeit haben, das zu machen. Vier Klicks und Datenschutzwarnungen hin oder her.

Das finde ich eine ganz andere Baustelle; das Risiko ist hier viel geringer und vor allem abstrakter. Der eigene Vorteil im Vergleich zum Risiko für die Allgemeinheit ist viel größer.

Weil sich in den Reihen der Politiker (und auch der Wissenschaftler, nur weniger) genug Leute befinden, die eher die Freiheit im Blick haben. Und das ist nicht nur die AfD.

Genauso wie Impfgegner. Menschen, die (wissenschaftlichen) Argumenten nicht mehr zugänglich sind. Für die Debatte und den Staat verloren.

Wieder: Risiko-Abwägung. Und die Zahlen vom Sommer zeigen ja, dass Badeseen im Sommer auch nicht das Problem waren. Generell war scheinbar nichts das Problem, und doch gehen die Zahlen hoch. :smiley:

Es gibt für Android im Playstore eine minimale App die heißt Kontakt Tagebuch (auch in FDroid als Contact Diary). Die ist kostenlos, sehr minimalistisch, benötigt keine weiteren Zugriffsrechte und erfüllt völlig ihren Zweck.

Der Appell an das freiwillige Begeben in Quarantäne ist ja schön und gut, allerdings muss der Arbeitgeber das auch mitmachen. Ein Kollege von mir musste weiter zur Arbeit, bis das Gesundheitsamt, 10 Tage nach einem nachgewiesen Kontakt, die Quarantäne angewiesen hat. (er erfuhr von dem Kontakt nach 4 Tagen)
In einer hippen Werbeagentur kann man sich dann vielleicht spontan Urlaub nehmen oder ins Homeoffice. In unserem Fall, der Arbeit in der Pflege im Krankenhaus, unter Personalmangel, ist das leider nicht mal so einfach umzusetzen.
Die Kontaktverfolgung dauerte übrigens so lange, weil der Wohnort in der Zuständigkeit eines anderen Gesundheitsamtes lag.
Glücklicherweise waren trotz engem Kontaktes alle Tests dann negativ.
Seitdem wundern mich Ausbrüche in Betrieben überhaupt nicht mehr…

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Unsere Familie erlebt aktuell die Überforderung der Gesundheitsämter hautnah und wir sind schockiert.

Wir leben in der Stadt mit dem zeitweise höchsten Inzidenzwert NRWs. Mitte letzter Woche hat sich ein Grundschulkind im Stuhlkreis übergeben, am Freitag kam der positive Covid-19-Test.

Laut Gesundheitsamt ging keinerlei Gefahr aus, da alle Kinder eine Maske trugen. Heute sollen alle Kinder wieder regulär am Unterricht teilnehmen. Informiert worden sind wir von der Lehrkraft, welche dazu nicht vom Gesundheitsamt aufgefordert worden ist.

Was mich tierisch aufregt ist, dass die Wahl eine vernünftige Entscheidung zu treffen nun ausschließlich bei uns liegt und wir von allen beteiligten Parteien in der schlechtesten Position sind.

Wir haben zwei Möglichkeiten:

  1. Wir können wie befohlen zur Arbeit gehen - meine Frau im Pflegebereich, ich im „Großraumbüro“, teilweise mit Kollegen Ü60. Ich reise außerdem mit dem Zug.

  2. Nicht zur Arbeit gehen und potentiell arbeitsrechtliche Konsequenzen befürchten. Alternativ könnten wir die Grauzone wählen und einen gelben Schein besorgen.

Es hat nicht jeder das Glück bei einem Arbeitgeber zu sein, der diesbezüglich entgegenkommend ist.

Wenn Menschen vor so eine Wahl gestellt werden, sehe ich schwarz für die Vernunft.

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