Leider macht die Lage im Radverkehrs-Abschnitt, wie ich finde, einen Fehler, den viele Medien in Bezug auf die Verkehrswende in Deutschland machen. Gesagt wird (sinngemäß): so gut wie alle Städte in Deutschland seien als Autostadt konzipiert, bis auf wenige Ausnahmen wie etwa im Münsterland.
Ich lade sehr gerne alle Interessierten auf eine kritische Radtour durch die Stadt Münster ein und zeige, dass auch Münster selbst bei weitem nicht mit wirklich guter Infrastruktur für den Umweltverbund in Städten außerhalb Deutschlands vergleichbar ist. Ja, hier fahren viele Menschen Rad - aber eben nicht wegen, sondern trotz der Infrastruktur.
Die Jahresstatistik zum Verkehr der Stadt (2019: https://www.stadt-muenster.de/fileadmin//user_upload/stadt-muenster/61_stadtentwicklung/pdf/jahr/Jahres-Statistik_2019_Verkehr.pdf) zeigt seit etwa 15 Jahren:
- die Anzahl der Kfz pro 1000 EW steigt
- Parkraum für Fahrräder in der Stadt stagniert (ca. 12 Tsd. freie Stellplätze im gesamten Stadtgebiet - Utrecht hat mehr nur am Bahnhof)
- im inneren Innenstadtgebiet gibt es sogar ein Plus von Kfz- und ein Minus von Fahrrad-Stellplätzen
Uns von der Interessengemeinschaft Fahrradstadt Münster hat vor kurzem ein Team von den Tagesthemen besucht. Den kurzen Beitrag findet ihr hier: tagesthemen mittendrin : Wenn das Fahrrad die Straße erobert | tagesschau.de
Exemplarisch finden sich bei Twitter außerdem viele Negativbeispiele der lokalen Verkehrspolitik unter den Hashtags:
- #nennmichnichtfahrradstadt (in Münster entstanden) und
- #lewemeter (der wieder gewählte OB Markus Lewe verantwortet eine Dienstanweisung, die wir per Frag den Staat befreit haben und die das Gehwegparken im Stadtgebiet grundsätzlich duldet und nur 1m Restgehwegbreite verlangt - vgl. u.a. scn_0002_geschwaerzt.pdf in Anfrage „Anfrage nach der internen Dienstanweisung zur tolerierung von Abgestellten Fahrzeugen auf Gehwegen“ - FragDenStaat ). Das könnte für auch hier für das Forum interessant sein, weil es vielleicht ein schönes Exempel für so Dinge wie Informationsfreiheit und dem Opportunitätsprinzip ist.
Spätestens diese Dienstanweisung macht meiner Ansicht nach klar: wer Münster als positives Beispiel für die Verkehrswende feiert, hat noch nicht viel von der Welt gesehen.
Die Münsteraner*innen selbst werden auch zunehmend kritischer was ihre Stadt angeht. In der Fahrradklima-Befragung vom ADFC hat Münster bei sinkenden Durchschnittsnoten mittlerweile den ersten Platz der Kategorie verloren.