LdN 208 - Münster(land) / Verkehrswende

Leider macht die Lage im Radverkehrs-Abschnitt, wie ich finde, einen Fehler, den viele Medien in Bezug auf die Verkehrswende in Deutschland machen. Gesagt wird (sinngemäß): so gut wie alle Städte in Deutschland seien als Autostadt konzipiert, bis auf wenige Ausnahmen wie etwa im Münsterland.

Ich lade sehr gerne alle Interessierten auf eine kritische Radtour durch die Stadt Münster ein und zeige, dass auch Münster selbst bei weitem nicht mit wirklich guter Infrastruktur für den Umweltverbund in Städten außerhalb Deutschlands vergleichbar ist. Ja, hier fahren viele Menschen Rad - aber eben nicht wegen, sondern trotz der Infrastruktur.

Die Jahresstatistik zum Verkehr der Stadt (2019: https://www.stadt-muenster.de/fileadmin//user_upload/stadt-muenster/61_stadtentwicklung/pdf/jahr/Jahres-Statistik_2019_Verkehr.pdf) zeigt seit etwa 15 Jahren:

  • die Anzahl der Kfz pro 1000 EW steigt
  • Parkraum für Fahrräder in der Stadt stagniert (ca. 12 Tsd. freie Stellplätze im gesamten Stadtgebiet - Utrecht hat mehr nur am Bahnhof)
  • im inneren Innenstadtgebiet gibt es sogar ein Plus von Kfz- und ein Minus von Fahrrad-Stellplätzen

Uns von der Interessengemeinschaft Fahrradstadt Münster hat vor kurzem ein Team von den Tagesthemen besucht. Den kurzen Beitrag findet ihr hier: tagesthemen mittendrin : Wenn das Fahrrad die Straße erobert | tagesschau.de

Exemplarisch finden sich bei Twitter außerdem viele Negativbeispiele der lokalen Verkehrspolitik unter den Hashtags:

Spätestens diese Dienstanweisung macht meiner Ansicht nach klar: wer Münster als positives Beispiel für die Verkehrswende feiert, hat noch nicht viel von der Welt gesehen.

Die Münsteraner*innen selbst werden auch zunehmend kritischer was ihre Stadt angeht. In der Fahrradklima-Befragung vom ADFC hat Münster bei sinkenden Durchschnittsnoten mittlerweile den ersten Platz der Kategorie verloren.

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Es ist halt alles relativ. In den meisten anderen Städten, wäre man froh, wenn es wenigstens eine Fahrradinfrakstruktur wie in Münster gäbe. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass die Leute in Münster nur trotz und nicht wegen der Infrastruktur mit dem Rad fahren. Du beschwerst dich darüber, dass Münster den ersten Platz beim ADFC verloren hat. Ich wohne in der Stadt, die im selben Ranking regelmäßig den letzten Platz belegt und es ist für Radfahrer hier tatsächlich die reinste Katastrophe, dagegen ist Münster ein Paradies.

Ich glaube dir aber, dass es auch in Münster viel Verbesserungspotenzial gibt.

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Vielleicht begriffliche Spitzfindigkeiten, aber daran anknüpfend:
Die meisten Städte wurden eben nicht als „Autostädte“ von vornerein geplant - sondern entwickelten sich historisch als Städte für Fuß, Kutsche, Schiff, Rad, ÖPNV. Dann wurden die Städte erst im für das Auto als Verkehrsmittel umgebaut - breite gerade (Schnell-) Straßen angelegt und dafür Stadtviertel abgerissen.

Dabei ging es für deutsche Städte weniger darum das die Mehrheit jemals Auto fahren könnte (das ist und war nicht möglich). „Echte Autostädte“ (Detroit?) bräuchten ein Oberzentrum zur Versorgung das sie aufnimmt oder - noch konsequenter - die überörtlichen Dienstleistungen an Schnellstraßen.

Die heutigen Städte in Deutschland (und Städte im allgemeinen) sind sicherlich nicht für dysfunktionalen Verkehr wie dem des privaten PKWs ausgelegt. Das private PKW wird massiv befördert durch Infrastruktur und Subventionen - ich würde aber bezweifeln das Städte in Deutschland je wirksam als „autogerechte Stadt“ geplant oder überplant wurden. Ein Modal Split für Städte mit über 50% PKW dürfte seltener sein als man es bei dem enormen Platzverbrauch annehmen würde.

Das gilt gerade auch für Münster oder Berlin wo der Umweltverbund ja hohe Anteile hat - und trotzdem die geringe Effizienz des privaten PKWs zu Verkehrschaos führt.

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