LdN 200 Mietendeckel

Ich empfinde eure teils recht negative Bewertung des Mietendeckels als etwas voreilig. Einen ganz entscheidenden Faktor habt ihr nämlich nicht erwähnt: In bestehende Verträge greift der Mietendeckel erst ab dem 23.11.2020 ein (https://mietendeckel.berlin.de/mieter/vertrag-alt/mieterhoehung-nein/). Hält das Gesetz vor dem Bundesverfassungsgericht stand, werden nämlich auch Bestandsmieten abgesenkt. Diese Wohnungen können nicht einfach in Eigentumswohnungen umgewandelt werden, solange dort Mieterinnen wohnen (Außer im Eigenbedarfsfall). Dadurch dürfte die Berliner Durchschnittsmiete auch noch mal deutlich abgesenkt werden.
Außerdem wird hier eben ein Präzedenzfall geschaffen. Das Problem der Schattenmiete existiert nur bis zu einer Entscheidung durch das Bundesverfassungsgericht. Sobald die Situation abschließend geklärt ist werden solche Trickserien nicht mehr möglich bzw. nötig sein sein. Und den Versuch ist es wert, da die Mieter
innen ohne Mietendeckel den Schattenmieten-Betrag ohnehin direkt abführen müssten.

Beim Hören des Beitrages hatte ich mich etwas gewundert über die Bewertungskriterien.

Es ist ja richtig, dass das Angebot an Mietwohnungen sinkt, wenn mehr Wohnungen zu Eigentumswohnungen umgewandelt werden. Aber bevor man dies als negativen Effekt bewertet, gilt es doch auch zu mutmaßen, welche Effekte daraus weiterführend zu erwarten sein könnten.

Ich bin kein Experte, aber ich würde mal annehmen, dass das Konzept Miete ein Werkzeug ist, dessen einziger Zweck die ‚Umverteilung nach oben‘ ist. Und um wie mehr Wohneinheiten ein Unternehmen besetzt, umso mehr ‚Umverteilung nach oben‘ geschieht, weil die Anzahl der Beschäftigten eines Unternehmens ja nicht im gleichen Maße steigt, wie die Menge der besetzten Quadratmeter. Supervereinfacht ausgedrückt: Ein Unternehmen welches 300 Wohnungen vermietet benötigt nicht 300 ‚Vermieter‘.

Wenn mehr Wohnungen im Eigenbesitz sind, dann dezentralisiert dies doch effektiv die Besitzansprüche der Quadratmeter, aka der beschränkten Landfläche.

Ausserdem sinkt im selben Maße, in dem das Angebot an Mietwohnungen sinkt, doch auch die Nachfrage, weil jede Person die in einer Eigentumswohnung wohnt ja keine Mietwohnung mehr sucht.

Die Vermutung könnte sogar nahe liegen, dass um wie weniger Personen mit hohen Einkommen als potentielle Mieterinnen existieren, es umso schwerer wird Mietwohnungen teuer zu vermieten.

Ich spit-balle hier nur und bin absolut kein Experte, aber die Simplizität der Erläuterung des Themas kitzelte meine Skepsis.