Landtagswahlen in Bayern - Wahlprogramme

Hallo, ich bin Sofia (Studentin (22)). Ich wohne in Bayern und bin wahlberechtigt. Mein politisches Meinungsbild stellt sich aus der Tagesschau, eurem Podcast und einigen weiteren Podcast, sowie Artikeln der Süddeutschen Zeitung oder ähnlichem zusammen. Mit Blick auf die bevorstehenden Wahlen, werde ich für meine Wahlentscheidung den Walomat verwenden. Allerdings wollte ich zusätzlich gerne etwas genauer über die Wahlprogramme der Parteien Bescheid wissen. Dabei fällt mir auf, dass ich nahezu alle Wahlprogramme als abschreckend empfinde. Ich beziehe mich nicht auf den Inhalt sondern auf die Länge, Formulierung, Darstellungsweise und Verfügbarkeit. Ich finde es erschlagend und für niemanden zumutbar alle Wahlprogramme durchzulesen. Meine Frage daher wäre, ob Ihr Tipps an junge Wähler*innen habt, wie man sich vor den Wahlen einen Überblick über die Kandidaten und deren Parteien verschaffen kann und anhand welcher Kriterien man Parteien wählt. Ich sympathisiere mit den Inhalten der ÖDP, allerdings zweifle ich daran, wie viel meine Stimme an eine kleine Partei bewirkt.
Außerdem wollte ich erwähnen, dass ich es schade finde, dass es nicht mal die Hälfte der Parteien schafft, ihr Wahlprogramm für alle zur Verfügung zu stellen. Lediglich die Grünen haben es (nach meinen Suchergebnissen) geschafft, ihr Wahlprogramm in einer Kurzversion, leichter Sprache, weiteren Sprachen und Gebärdensprache zu veröffentlichen.

3 „Gefällt mir“

Wahlomat ist m.E. das Mittel der Wahl.

Ich glaube, niemand ließt wirklich das Wahlprogramm. Ich habe mich mal vor einer Bundestagswahl durch das Wahlprogramm (nicht das Parteiprogramm) der Grünen gearbeitet. Das ist wirklich Arbeit. Denn obwohl die Programme sehr lang sind, können sie die offenen Fragen nur anreißen und sind daher hoch aggregiert. Hinter jedem Satz stecken ein ganzes, aber unausgesprochenes Bündel von Gedanken und Argumenten.

Es ist auch ein wenig viel verlangt, die ebenso breiten wie komplexen Probleme mit einem, sagen wir, 5-10 seitigen Wahlprogramm beantworten zu können. Das kann nur mit viel Simplifizierung gehen und zum Glück macht das vorrangig die AfD (btw: wie lange ist denn deren Wahlprogramm?)

1 „Gefällt mir“

Hallo Sofia, willkommen im Forum.

Der Wahl-o-Mat ist sicherlich ein guter Startpunkt, um die Liste der Optionen einzugrenzen auf Parteien, die zumindest grob Deine Meinungen vertreten würden.

Ich persönlich halte allerdings von Wahlprogrammen ohnehin nicht so sehr viel. Das sind Versprechen, die oft aus den verschiedensten Gründen nicht so umsetzen lassen. Ich habe es immer so gehalten, mir die Vergangenheit anzuschauen. Was haben Parteien denn so die letzten 4-8 Jahre vertreten? Wofür sind sie eingetreten, auch wenn sie nicht in Regierungsverantwortung standen? Was haben Parteien, die in diesen jahren Teil der Regierung waren, umgesetzt?
Damit kommt man meist schon recht weit.

Was man auch tun kann, besonders wenn man kleineren Parteien zugeneigt ist, ist mal mit den lokalen Kandidaten zu reden. Das fällt natürlich bei Kandidaten der großen etablierten Parteien schwerer, aber besonders kleinere reden sehr gerne besonders auch mit jungen Leuten wie Dir.

Ich sehe in den Wahl- und Parteiprogrammen die Agenda, mit denen Parteien in Koalitionsverhandlungen gehen. Im Ergebnis sehen Koalitionsvereinbarungen dann ganz anders aus. Wenn Du davon ausgehst, was Parteien in der Vergangenheit durchgesetzt haben, verkürzt Du ganz schon. Aktuelles Beispiel: In der Ampel können die Grünen nur ein Bruchteil dessen, was sie für richtig halten durchsetzen. Nach Deiner Vorgehensweise würden dann viele Grünen-Wähler bei der nächsten Wahl sie nicht mehr wählen, anstatt sie, erst recht, sie mit einer stärkeren Verhandlungsposition auszustatten. Das ist ein frustrierender, weil sehr langsamer Prozess. Demokratie halt …

1 „Gefällt mir“

Klar, das war etwas vereinfacht, so einfach ist es natürlich nie. Man muss natürlich berücksichtigen, was in den jeweiligen Koalitionen, in denen sich die Partei befunden hat, überhaupt möglich war. Auf der anderen Seite zeigt es aber auch, wie man sich so durchsetzen kann.

Und ich habe extra eine längere Zeitschiene gewählt als nur 4 Jahre.

Gerade in den letzten Wochen des Wahlkampfs veranstalten alle Parteien an mehreren Samstagvormittagen auf den Stadtplätzen Wahlkampfstände. Man kann also zwischen dem Stadtbummel mal direkt von Partei zu Partei gehen und fragen: wie halten Sie es mit diesem oder jenem Thema?
Die Stände sind bei der Gemeinde angemeldet, die weiß also, wer wann da ist. Ob die am Telefon darüber Auskunft geben würde, weiß ich aber nicht.

Wichtiger wäre außerhalb von Wahlkämpfen Präsenz zu zeigen.

Da sind leider die eher rechten Parteien deutlich besser drin: Kontakt zum Volk halten.

Die großen Parteien unterhalten Parteibüros, die Abgeordneten geben in ihren Wahlkreisen Bürgersprechstunden.
Ansonsten ist sehr reglementiert, was man darf und was nicht.
Wahlplakate nur vor einer Wahl, Infostände nur nach Genehmigung (darum setzen Kleinparteien gerne auf Petitionen, die sie dann mit einem Infostand bewerben können).
Ich würde mir auch wünschen, dass mehr Interaktion zwischen Parteien und Bürgern stattfinden würde.
Auch in Schulen sollten die Parteien sich vorstellen dürfen, wenn das Wahlsystem gerade durchgenommen wird.
Vom mündigen Bürger wird da viel Eigeninitiative erwartet.

Also ich hab gerade geschaut aber für meine alte Heimatstadt (30k Einwohner) kein Abgeordnetenbüro gefunden und nur ein Parteibüro einer lokalen Minipartei.

Wohingegen vor 2 Wochen die AfD einen Stand auf dem Marktplatz hatte und Werbegeschenke und irgendwelche Infoflyer verteilt hatte.

Da in Brandenburg gerade kein Wahlkampf ist und ich auch nicht glaube, dass die das ohne Genehmigung machen muss es also irgendwie gehen.

An der Stelle haben die Parteien dann doch eher eine Bringpflicht für die Demokratie die eben nicht mit allen 4 Jahre Plakate verteilen erledigt ist.

13 Beiträge wurden in ein neues Thema verschoben: Ausgegliedert: Parteien und Korruption?

Kann dir für eine kurze, kompakte Zusammenfassung das hier empfehlen:

So als erster Überblick ist das ein guter Anfang.

Zum Thema Wahlomat hier ein interessanter Vergleich eines Wahlforschers zu der Übereinstimmung der verschiedenen Parteien in Bayern und Hessen.

https://twitter.com/wahlforschung/status/1702589336472961307?t=heJ_JQL8qYEV0L3dYbFd7A&s=19

Um mal wieder auf das eigentliche Thema zurück zu kommen, habe ich die Diskussion über die Korruption in Parteien ausgegliedert

1 „Gefällt mir“