Lage in Syrien/Rojava/Kurdische Gebiete

Lieber Ulf, lieber Philip, liebe alle,

ich würde der Einschätzung von Kristin Helberg bezüglich Rojava/Kurdische Gebiete widersprechen.

Ja PYD und YPG wollen keinen Kurdischen Staat aber NICHT wie dargestellt, weil sie es für unrealistisch halten, sondern weil sie das Konzept Staat aus einer linken, anarchischen Position Staat ablehnen. Deswegen ist Rojava einfach in einen anderen Staat in dem Fall Syrien unterordnen zu wollen und das als gerechte Lösung darzustellen kann nicht richtig sein! Vor allem weil das jetzige Rojava auf (politischen/aktivistischen) Arbeit seit den 80igern entspringt. Und gerade weil in dem Interview davon gesprochen wurde, dass die Zukunft von Syrien eben nicht von Europa oder anderen Mächten bestimmt werden, finde ich es nicht so schön gelöst das nur Kristin Helberg interviewt wurde gerade weil es ja auch in Deutschland eine große kurdische Diaspora gibt, in der es auch viele sprechfähige Menschen gibt. Aber vielleicht kann das auch in der nächsten Lage wiederholt werden! Ich würde mich auf jeden fall darüber freuen und ich glaube es hilft auch sehr zu einen besseren Verständnis der Lage in Syrien :slight_smile:

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Dazu auch dieses sehr ausführliche Interview mit Dr. Michael Wilk:

Kleine Anmerkung zum Begriff Rojava, die offizielle staatsbezeichnung ist AANES (Autonome Adminstration von North und Ost Syrien). Das ist nicht ganz unwichtig, weil das kein Ethnostaat ist, wie die türkische Regierung gerne behauptet sondern aus diversen Räten besteht, die sich je nach Region aus den entsprechenden Ethnien zusammensetzten. Rojava wird im westen zwar gerne verwendet, um die kurdische selbstbestimmung bzw. bei linken gerne um die linke Ausrichtung zu betonen, aber die Regierung selbst benutzt bewusst den anderen Begriff, um den Besatzungvorwurf der aus zahlreichen Richtung bezüglich mehrheitlich arabischer Städte unter SDF kontrolle und um die inklusive Idee ihres Staatsmodels zu betonen. Die AANES ist auch ein zufluchtsort für Verfolgte Minderheiten, wie die Jesiden, Armenier oder Assyrer, die aktiv an den Selbstverteidigungseinheiten und der Politik beteiligt sind.

Von Kurdistan zu sprechen ist exakt das selbe Problem. Man sollte hier vor allem aufpassen, dass man den wunsch gerade auch bei Teilen der kurdischen Diaspora nach einem eigenen Staat nicht so darstellt als sei dies das aktuelle Ziel oder zwangläufig die Meinung der Kurden vor Ort.

Das jetzt keine direkte Kritik an die LdN bzw diese Folge. Ich bin ehrlich gesagt etwas irritiert, wie wenig in den deutschen Medien über die AANES gesprochen wird und wie wahrlos hier Begrifflichkeiten verwendet werden. Selbst bei Syrien Expert*innen sind die Kurden häufig nur so ein Nebensatz zu mal dabei dann gleich mit untern Tisch fällt welche Vernetzung Erdogan mit dem IS hat.

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Ja klar hast du voll recht. Autonome Adminstration von North und Ost Syrien ist natürlich der richtige Begriff, ich nutze Rojava nur manchmal fälschlicher Weise weil es irgendwie dann doch kürzer ist und weil es wie du gesagt hast der Begriff auch vor allem in linken Kreisen verwendet wird.

Und gerade weil es so ein cooles linkes, feministische, basisdemokratisches und auch inklusives Projekt ist, finde ich es sehr schade, das Annalena Baerbock in Deals mit der der autokratischen Türkei einfach die Entwaffnung fordert. Gerade wenn man sich Feministische Außenpolitik auf die Fahnen schreibt und dann dieses feministische Projekt einfach zerstören will.

Und dann müssen sich sich schon allen deutschen Medien und auch der Lage der Nation den Vorwurf anhören, wieso darüber nicht berichtet wird

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