Zeit- und Ortsangabe bei Kontakt
Wer von der Corona-App informiert wird, dass er Kontakt einer infizierten Person hatte, möchte wissen, wann und wo das war. Und sollte sich nach einem Test herausstellen, dass er ebenfalls positiv ist, will die Gesellschaft (und die Forschung) wissen, was das für eine Situation war: Im Restaurant, im ÖPNV, in der Schule, auf einer Familienfeier, im Freien, …
Was spricht eigentlich dagegen, dass die Corona Warn App dem Nutzer anzeigt, wann und wo das war?
Ja, klar, die deutsche Öffentlichkeit ist extrem sensibel beim Thema Datenschutz und mögliche Überwachung (auch wenn die meisten dieser Kritiker ansonsten alles mögliche andere völlig bedenkenlos tun, was ihnen eine Totalüberwachung der Werbeindustrie einhandelt). Daher ist es für die Akzeptanz = Verbreitung der App wichtig, dass sie eben nicht der Überwachung von Individuen dient.
Aber, wenn mein technisches Verständnis nicht trügt: Es wäre durchaus möglich, den Ort und die Zeit des eigenen Smartphones zusammen mit der via Bluetooth übertragenen temporären ID des Begegnungskontakts auf seinem eigenen Smartphone zu speichern. Ohne Ort und Zeit irgendwohin übertragen zu müssen, würden diese Zeit und dieser Ort angezeigt, wenn sich der Sender dieser temporären ID des Begegnungskontakts später an die Server meldet, dass er positiv getestet wurde. Der Ort und die Zeit würden das Smartphone nie verlassen.
Jetzt kann der Nutzer einfach eruieren, was er zu dieser Zeit an diesem Ort gemacht hat. Und wenn er dann einen positiven Test per App überträgt, könnte er noch gefragt werden, wo er sich zum Zeitpunkt des oder der fragliche Kontakt befunden hat. Und zwar wahlweise: Anhand anonymisierter Kategorien (Restaurant, ÖPNV, Bahn, Flugzeug, Schule, Familienfeier, im Freien, …) oder - freiwillig! - unter bewusster Preisgabe von Zeit und Ort. Dann kämen wir bei der Frage, was denn typische Ansteckungssituationen weiter und die Politik könnte bei Eindämmungsmaßnahmen viel gezielter handeln. Und denk der freiwilligen Preisgabe von Zeit und Ort könnten die Gesundheitsämter Cluster sehr gut erkennen.
Dank Open Source könnte die Öffentlichkeit gut nachvollziehen, dass die gespeicherten Zeiten und Orte strickt auf dem Smartphone bleiben und ausschließlich durch ausdrücklich bewusstes Handeln der Benutzer übertragen werden.
Ich kann mir nur zwei Gründe vorstellen, die dem im Wege stehen:
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Die Kernfunktionalität, die Apple und Google wie API bereitstellen, erlauben dies schlicht nicht. Dann muss man mit Apple und Google reden!
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Man hat Angst, dass die Akzeptanz sinkt, wenn Teile der Öffentlichkeit trotz Open Source nicht glaubt, dass Zeit und Ort das Smartphone nur bei bewusster Entscheidung des Benutzers verlässt.