Krisengewinner Hapag Lloyd

Hallo,
Ich folge seit mehreren Jahren eurer Lage und habe immer den Eindruck, dass ihr tiefgreifende Recherche mit nachvollziehbaren Argumentationsketten verbindet. Dabei entkräftet und beleuchtet ihr den ein oder Stammtisch–Aufreger. Normalerweise bin ganz gut darin, mich nicht von solchen Aufregern triggern zu lassen, würde mich aber freuen wenn ihr/die Community folgendes Thema beleuchten könnt:

In der LdN 282 hattet ihr uA Kriegsgewinne thematisiert. Im gleichen Zeitraum las ich folgende Nachrichten: Hapag Lloyd schüttet Superdividende aus (13%) und hat seine Gewinne exorbitant gesteigert.

Natürlich getrieben durch Angebot und Nachfrage sind Transportpreise um ein Vielfaches gestiegen.
Während alle Welt sich mit Inflation auseinander setzt, erweckt es den Eindruck, auf der anderen Seite macht sich hier nur jemand die Taschen voll. Die Firma erhält ebenfalls wohl Subventionen und zahlt niedrige Steuern. Da die Stadt Hamburg selbst Anteilseigner ist könnte ggf. hier politischer Druck aufgebaut werden, es ist allerdings fraglich ob der Haushalt Hamburgs daran ein Interesse hat.

Unabhängig davon, dass erstmal nichts illegales passiert, fände ich es wichtig hier eine öffentliche Debatte zu führen. Frage: Handelt es sich hierbei um moralisch fragwürdige Krisengewinne? Ursächlich sind Krisengewinne und Kriegsgewinne definitiv unterschiedliche Dinge; die Auswirkungen jedoch mMn sehr ähnlich.

Der freie Markt könnte die Situation normalerweise regeln, allerdings ist logisch, dass man nicht mal eben eine internationale Reederei aufbaut um Preiswettbewerb zu fördern.

Ich freue mich natürlich über Argumente und Einordnungen, mit denen mein Stammtisch-Aufreger zu heißer Luft verpufft. Natürlich am liebsten von Experten.

Quellen:

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Die Gewinne und Dividenden in der Container-Logistik sind schon länger sehr hoch (übrigens auch bei Maersk), das hat mit dem Krieg nichts zu tun, der hat ja auch vor einem Monat erst begonnen.

Der Gewinn von Hapag Lloyd ist stark gestiegen.
Ich bezog mich mit der Krise auf Corona, Lieferketten und Inflation.
Zwischen Krise und Krieg gibt es im wirtschaftlichen Aspekt ja Parallelen.

Irgendjemand verdient immer an Krieg. Frag z.B. mal bei der Waffenlobby nach

Ja, sorry, ich habe schludrig gelesen. Ich denke, Du sprichst bzw. die zitierten Artikel sprechen verschiedene Aspekte an.

Die Hauptfrage scheint mir zu sein, ob es legitim ist, von einer Krisensituation zu profitieren, indem man die Preise versiebenfacht.

Eine typische Antwort wäre, dass das halt Marktwirtschaft sei. M.E. ist es aber trotzdem nur dann legitim, wenn die Firma bzw. ihre Eigner auch die Kosten und Risiken tragen und nicht anderweitig unfair bevorzugt werden.

Ich gehe davon aus, dass hapag Lloyd wie auch maersk auch die Risiken tragen, wenn sie Überkapazitäten aufbauen, z.B, auch, wenn die Globalisierung nach den aktuellen Krisen wieder zurückginge und dass beide die erheblichen Investitionen selber tragen müssen, die notwendig sind, um die Emissionen ihrer Flotten zu reduzieren.

Soweit finde ich erstmal nichts Anrüchiges an den temporär erhöhten Gewinnen.

Subventionen oder besondere Steuervorteile sind natürlich immer zu hinterfragen und das hat die Linke mit der Kritik an der Tonnage-Steuer schon einen Punkt. Das sollte Herr Lindner sich mal gut anschauen!

(Full disclosure: Ich halte Aktien sowohl von hapag Lloyd als auch von a.p. Moeller Maersk.)

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Ergänzung: man könnte auch sagen, dass die hohen Preise und Gewinne unethisch sind, wenn sie andere stark in Bedrängnis bringen.
Das scheint mir (ohne es nachzurechnen und ohne jeden Einzelfall zu kennen) nicht so zu sein:

  1. Die Inflation ist zwar deutlich gestiegen, ist aber m.E. im Großen und Ganzen noch tolerabel (natürlich für Menschen mit niedrigen Einkommen weniger)
  2. die Inflation hat neben den Frachtraten diverse Treiber (Gas- und Ölpreise, Preisbildungsmechanismen auf dem Strom-Markt, Chip-Mangel). Es wäre daher unangemessen, eine einzelne Firma in Haftung zu nehmen, wenn sie nicht über die Maßen profitiert.

Vielleicht interessant dazu, ein Kommentar zur Energiebranche im Kriegskontext:

Nun erheben die USA den Vorwurf einer Kartellbildung. Das wäre natürlich auch unethisch (und illegal):