Kostenloser ÖPNV?

Ich verstehe immer noch nicht den Hype eines flächendeckenden ÖPNV. Ballungszentren sind ohne nicht denkbar. Was eine S-Bahn, U-Bahn oder Straßenbahn an Menschen bewegt, wäre in einzelnen PKW Wahnsinn, gerade auch Parkraum etc.
Der PKW fährt nur, wenn er wirklich gebraucht wird. Der Bus/Zug muss quasi permanent ein Angebot machen, ob es genutzt wird oder nicht. Einschließlich der Straße/Schiene als Infrastruktur, die trotzdem unterhalten werden muss - dann aber nur noch mit 100%igen Nutzer ÖPNV.

Wie haben sich denn die Betriebskosten in Tallinn verändert? Mal abgesehen davon, dass in der RWI-Studie auch mit den höheren Betriebskosten durch höhere Fahrgastzahlen argumentiert wird:
wie ineffizient müsste ein System denn bitte sein, wenn es einfach so die dreifache Menge an Fahrgastzahlen verkraften könnte, ohne dass man zusätzliche Ausgaben bräuchte. Das scheint mir doch extrem unrealistisch. Aber vielleicht hast du ja Quellen aus denen man da Zusammenhänge ableiten könnte.

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Das ist absolut und nachprüfbar falsch. Sobald ein Auto vor der Tür steht, wird es auch für Fahrten genutzt die man vorher mit dem Rad, ÖPNV oder gar nicht gemacht hätte. Die Erfahrung kann denke ich praktisch jeder Autofahrer bestätigen, der ehrlich mit sich selbst ist.

Auch im ländlichen Raum gibt es (viele) Menschen ohne eigenes Auto bzw. die im Interesse aller Verkehrsteilnehmer kein Auto führen sollten (Menschen jünger als 18, Menschen die durch Behinderungen und/oder Alter eingeschränkt sind, arme Menschen). Allein diese (erheblichen) Teile der Gesellschaft gebieten eine qualitativ akzeptable flächendeckende Versorgung mit ÖPNV.

Zusätzlich ist es gesamtgesellschaftlich vorteilhaft, wenn eine Fahrt mit dem ÖPNV anstatt dem PKW stattfindet. Es verbraucht zum Beispiel weniger Energie und produziert damit weniger Verschmutzung und ein geringeres Handelsdefizit (weil wir die meiste Energie importieren). Das gilt für den ländlichen Raum nicht weniger als für die Stadt.

Auch ein Auto muss ständig vorgehalten werden, obwohl es zu 95% nur rumsteht. Ich versteh deine Kritik hier nicht.

Wir könnten vermutlich einen großen Teil der Straßeninfrastruktur völlig anders und viel weniger Ressourcenintensiv gestalten, wenn wir tatsächlich (nahe) 100% ÖPNV-Nutzung hätten. Aktuell sind unsere Straßen darauf ausgelegt, dass man von überall an jedes Ziel bis vor die Haustür mit einem PKW fahren können muss. Zudem ist die Infrastruktur auf den jeweils zur erwartenden Maximaldurchsatz an PKW optimiert, also die Rush Hour.

Ein Stadtbus mit 12 Metern Länge kann über 100 Menschen befördern. Geht man in der Rush Hour von einer entsprechend hohen Auslastung der Busse aus, ersetzt dieser 12 Meter lange Stadtbus bei 1,5 Passagieren pro PKW eine Autokolonne von 300m Länge, wenn diese Autos Stoßstange an Stoßstange stehen (die durchschnittliche Länge eines PKW liegt bei knapp 4,5m). bei einer weitgehenden Abschaffung des motorisierten Individualverkehrs könnte jede Stadt- und Kreisstraße in Fahrtrichtung einspurig und jede Autobahn maximal zweispurig sein und man bräuchte erheblich weniger davon. Plus jeweils eine bauliche getrennte Fahrradspur :wink:

Gleich mal vorneweg. Ich habe nirgends behauptet, dass es nicht höhere Betriebskosten gäbe, sondern dass diese nicht annähernd Faktor 3 wären.

Ein Zug mit Doppelstockwagen kostet weder in der Anschaffung noch im Betrieb das doppelte wie ein Zug mit normalen Wagen. Auch würde nicht mehr Personal benötigt werden.

Aber auch die Kurzstreckennutzer, von denen du ja selbst sagst, dass die einen großen Teil ausmachen würden, benötigen nicht zwingend viel Ausbau. Bei uns sind selbst zu Stoßzeiten auf den meisten Linien nicht alle Sitzplätze in den Bussen belegt, dazu kommen die Stehplätze. Nur bei der U-Bahn und einigen Linien müsste man den Takt verdichten um nennenswert mehr Personen zu befördern.

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Aber auch der Stadtbewohner der z.B. regelmäßig zum wandern, Leute besuchen, etc. aufs Land muss kann leichter komplett auf ein Auto verzichten wenn er diese Ziele per ÖPNV erreichen kann.

Natürlich könnte auch Carsharing ein Baustein sein, aber es verzichtet ja auch ein Teil mangels akuter Notwendigkeit auf einen Führerschein oder ist eben anderweitig eingeschränkt.

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Die Kosten des ÖPNV steigen sehr deutlich, weshalb die Länder über eine Reduktion des Angebots nachdenken: Hohe Kosten bei Verkehrsunternehmen: Mehrere Bundesländer könnten ÖPNV-Angebot einschränken - DER SPIEGEL

Ist ja logischer Marktmechanismus: Stärkere nachfrage führt zum Einstellen des Angebots. Wait a minute … :innocent:

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Wohl eher eine Frage wie die Finanzierung verteilt ist…. :wink:

Man macht ein schon unzuverlässiges und teures Angebot noch schlechter. Könnte man auch eine verdeckte Subvention für die Autobranche nennen. Wenn die Konkurrenz torpediert und beschnitten wird bleibt ja weiterhin vielen nur das Auto.

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Gab es ja schon mal ähnlich:

Welcher Markt? Da wo per Design kein Markt gewollt ist, kann auch keiner funktionieren. Und auf der anderen Seite glaube ich nicht, dass hier irgendjemand einen ÖPNV möchte der nach freien Marktregeln funktioniert. Dann war’s das nämlich mit der Verkehrswende auf dem Land …

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