Vorab, ich habe mir den benannten Podcast nicht komplett angehört und kenne nicht jedes Detail der dort gemachten Argumente. Allerdings ist mein Eindruck, dass doch wesentliche Rahmenbedingungen dabei nicht beachtet oder zumindest unerwähnt bleiben.
Was die Effektivität angeht ist das schon mal nicht zutreffend. Mit einem massiven Ausbau von Wind und PV ist es auf jeden Fall möglich das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen. Es ist zudem auch nicht so, dass es nur mit Wind und PV geplant wird.
Was die Kosteneffizienz angeht, hat er einen Punkt. Hier wäre es grundsätzlich möglich durch ein anderes Design bei der Förderung, Anpassung des Marktdesigns, Strompreiszonen etc. mehr zu erreichen. Aber auch hier ist der Vergleich meiner Meinung nach einfach nicht sauber. Wie @Christoph schon erwähnt hat geht es da z.B. um die Höhe der angesetzten CO2-Kosten. Er hat da aber auch nur ein Reduktionsziel von 80% erwähnt. Das ist etwas, was im letzten Jahrzehnt noch als Ziel verwendet wurde. Inzwischen ist es klar, dass es um Klimaneutralität geht und nicht nur, um 80%. Das bedeutet, dass die von ihm gewählten CO2-Kosten gar nicht auf dem inzwischen angestrebten Ziel beruhen.
Was mir aber unklar ist, was genau der genannte Podcast erreichen will? Stichwort die Bedingungen für Wind und PV sind in Deutschland so schlecht (und wie es rübergebracht wird, klingt es nach einer dummen Strategie). Aber was ist denn die Alternative (100% Nuklear)? Es tut mir leid, aber dann muss man mit seinem Argument der Umsetzbarkeit des Ausbaus der EE aufpassen, weil AKWs wohl in Deutschland wohl noch unrealistischer sind (abgesehen von der Kostenfrage, die die erneuerbaren klar gewinnen). Da vertraue ich dann doch lieber den Vielzahl an Studien, die Wind und PV klar als Teil der kosteneffizienten Lösung sehen und er als Kritiker sollte dann an dieser Stelle direkt konkrete Veränderungen des Systems an sich ansprechen, als zu sagen, dass es doch so nicht geht. Z.B. die Backup Gaskraftwerke. Ja, im aktuellen Marktdesign ist es vermutlich schwer bis nicht möglich diese zu refinanzieren (u.a., weil entsprechend hohe Preise politisch in Zeiten der Flaute nicht gewünscht sind) aber man kann das Marktdesign entsprechend anpassen und eben nicht nur die produzierte Energie vergüten.
Dann wird auch über geringe Strompreise in anderen Regionen der Welt gesprochen. Stichwort China. Ja, da ist es günstiger u.a. aber auch, weil dort eben Staatsgeld verwendet wird. Es ist also nicht ganz so einfach zu sagen, dass die Kosten in Deutschland u.a. durch den Staatshaushalt verschleiert werden und das abzulehnen aber in Fall von China das quasi als positiv hervorzuheben.
Ich fände es viel zielführender, wenn wirklich fundierte Kritik kommt (es gibt so viele Expertinnen, die dazu sinnvolle Dinge beisteuern) als mit einem das ist alles Schlecht anzusetzen und z.B. zu sagen alle freuen sich über die negativen Preise aber die sehe ich selber nicht, deshalb ist das doch dumm (etwas übertrieben dargestellt). Aber auch hier liegt es einfach an der Umsetzung, dass wir die Digitalisierung als ein Faktor nicht hinbekommen und nicht daran, dass wir gar nicht in der Lage wären Flexibilität im System nutzbar zu machen.