Klimageld - Denken wir zu klein?

Wenn man hört, wie überlegt wird in welches bereits bestehende System man das Klimageld am besten integrieren kann, drängt sich die Frage auf: Denken wir da nicht ein bisschen zu klein? Wir werden auf das funktionieren dieser Mechanismen jahrzentelang angewiesen sein, und ggf im Laufe der Zeit diverse Male nachjustieren müssen. Ich finde das Anlegen einer neuen Datenbank wäre ein besserer Weg. Und zwar freiwillig… und online.

Sagen wir mal, wir schaffen ein Bundesamt fürs Klimageld. Auf der Website kann sich jeder Bürger registrieren, meinetwegen mit Personummer oder Sozialversicherungsnummer. Jede Bank schafft es online, einen bei der Eröffnung eines Kontos zu verifizieren, das ist also durchaus möglich. Dann erkläre ich mich auf der Website einverstanden, dass meine Daten für einen Abgleich mit Einwohnermeldeat/finanz/sozialamt benutzt werden dürfen. Meinetwegen kann ich dann noch ein Häkchen setzen, ob ich’s gerne wöchentlich, monatlich oder jährlich auf die Kontonummer überwiesen haben möchte, die ich ebenfalls angebe. Und fertig. Wir drehen mal einfach den Spieß um: Nicht jeder Antrag wird misstrauisch geprüft, sondern wir etablieren nebenher ein System, das bei verdächtigen Aktivitäten eine red-flag-Meldung macht, ein Fehlermeldesystem mit chatbot als Ersthilfe meinetwegen, und eine Portal um Betrugsverdachtsfälle melden zu können. Dann unterstellen wir die Jagd nach Leuten, die sich 200 Euro erschleichen einer bestehenden Ermittlungsbehörede, die dann entsprechend personell aufgerüstet wird. Zuletzt überwinden wir unsere Neidangst, und preisen lieber mal ein, dass es immer Leute gibt, die ein System ausnutzen statt Abermillionen für die Prüfung von Anträgen auszugeben, die am Ende doch ein 14-Jähriger mit einem Laptop überlisten kann.

Und fertig.

Probleme:

1.Serverüberlastung, siehe Obamacare.
Wenn sich 80 Millionen Menschen gleichzeitig registrieren, schafft das keine IT-Struktur der Welt. Ja gut. Könnte und würde sicherlich ein Problem werden wenn man das so macht. Wenn sich dadurch dann die Registrierung über ein halbes Jahr oder ein Dreivierteljahr zieht, ist das nicht optimal, aber im Gesamtkontext zu verschmerzen, spätestens wenn die Registrierung rückwirkend für 6 Monate möglich ist ab Stichtag und man das von vorne herein offen so kommuniziert. Aber auf 5 jahre gerechnet hat man dafür dann ein funktionierendes System, bei dem nur noch die Geburten/Zuzügler bzw Todesfälle/Wegzügler aktualisiert werden müssen.

2.Bestimmte Bevölkerungsschichten werden nicht erreicht.
Ganz ehrlich, ich bin mir nicht sicher, wie groß dieses Problem ist. Wenn irgendwo Geld verschenkt wird, spricht sich das rum. Und gerade für die Leute, für die 200 Euro Bürgergeld drei Tagen arbeiten entspricht, ist der Anreiz riesig. Da entspricht dann die halbe Stunde, die man in die Registrierung steckt, einem Stundenlohn der 30 mal höher ist als das, was man für die reguläre Arbeit bekommt. Aber um sicher zu gehen:
a)schickt man halt einen Brief raus an alle Haushalte (GEZ hat die Adressen). An alle Sozialhilfeempfänger (Sozialamt hat die Adressen) und an alle, die einen Steuerbescheid bekommen haben.
b) Wenn man wirklich sicher sein will, macht man eine Poster-Werbekampagne mit Hinweis auf die Website auf der Günter Jauch im Stile der Impfkampagne breit grinsend fragt, wer Klimageld-Millionär werden will. Mein Punkt: wenn man die Leute erreichen will, dann schafft man das auch. Und irgendwo ist sonst auch mal eine Grenze erreicht, wo man durchaus hinterfragen darf, wie weit denn der Staat verpflichtet ist, den Menschen die Sozialleistungen hinterher zu tragen. UND: Wenn die Leute die Möglichkeit erst nach und nach spitz kriegen, entlastet dass das System. Neben mir auf dem Schreibtisch liegt ein Anleitungsettel auf dem mir in 40 Sprachen erklärt wird, wie ich meinen Kühlschrank richtig abtaue. Ich glaube der Aufwand in 40 Sprachen auf eine Möglichkeit Geld zu bekommen hin zu weisen ist überschaubar, und die Logistik ist vorhanden.
3.Viele alte Leute können sich nicht online registrieren
Klar. die gibt es bestimmt. Aber diese Leute haben in aller Regel jemanden, der für sie bevollmächtigt ist, und wenn es eine Anwaltskanzlei ist. Ich glaube, die Zahl der Menschen, denen da wirklich kein Zugriff möglich wäre weil auch niemand aus der Familie oder dem Bekanntenkreis helfen kann, ist unfassbar gering.

Ihr hab in eurer Sendung viel über das Akzeptanzproblem gesprochen. Ich glaube wenn das Geld nicht einfach magisch plötzlich da ist, sondern ich selbst etwas dafür tun muss, wäre das die beste Lösung. Einfach weil es den Leuten das Gefühl gibt, selbst etwas dafür getan, es sich „verdient“ zu haben.
Vielleicht mache ich mir das alles auch viel zu einfach, aber mir drängt sich ein bisschen der Eindruck auf, dass hier gekleckert wird, wo wir schleunigst klotzen sollten.
Ich freue mich auf Anmerkungen, gerne auch auch von denen die mir erklären können, warum dieser Weg NICHT gegangen wird.

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Hier ein Paper, das sich ebenfalls in Box 8 mit der verwaltungstechnischen Umsetzung eines Klimageldes beschäftigt, sodass Sichtbarkeit, Transparenz und Nachvollziehbarkeit gegeben ist: Wirksamer Preis auf CO2 plus Klimadividende: Der smarte Weg zur Klimarettung oder politisch riskant? | Zenodo

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Vielen Dank für den interessanten Artikel. Ich bilde mir da als Fachfremder einige Parallelen zu meinem Post ein, was mich insofern beruhigt als ich anscheinend mit meinen Vorstellungen nicht vollständig fernab der Realität unterwegs bin.

Zum zweiten fällt mir eine gewisse Ähnlichkeit zwischen dem Namen des Autoren und deinem/Ihrem Pseudonym auf. Ich würde jetzt mal davon Ausgehen, dass das wahrscheinlich kein Zufall ist?

So oder so, willkommen im Lageforum.

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