(Klima)Krise im Journalismus

Moin liebes Lage Team,
vorab erstmal Danke für euren sehr geilen Content… Es ist jedes mal wieder enorm spannend euch zuzuhören, wie ihr die Lage der Nation „zusammenkehrt“.
Mir ist in einer der letzten Lagen aufgefallen, dass ihr euch fast entschuldigt habt, dass ihr Corona nicht so sehr ins Zentrum gestellt habt, wo es doch so enorm wichtig sei (btw finde ich eure Handhabung zu dem Thema super).

Was mir allerdings aufgefallen ist, ist, dass wenn man dieser Argumentation folgt, müsste meiner Meinung nach eigentlich in jeder Folge ein Block Klimakrise das erste Thema sein.
Dazu finde ich, dass die Journalistin Sara Schurmann auf Twitter großartige Arbeit macht indem sie immer wieder auf die nicht wahrgenommene Verantwortung der allgemeinen Journalismussbubble hinweist. Dass kaum jemand regelmäßig über diese Menschheitskrise berichtet und somit flächendeckend der Bevölkerung suggeriert wird, dass das Problem schon nicht so groß ist, obwohl nahezu alle Klimawissenschaftler:innen seit Jahren immer lauter warnen, bremst alle Anstrengungen aus, das Ruder noch rumzureißen.

Ich würde mir wünschen, dass ihr die Klimakrise mehr ins Zentrum stellen würdet, damit sie in der Wahrnehmung der Leute ihren angemesseneren Platz erhält.

Liebe Grüße
Max

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Oh, ja, das ist absolut richtig! Freilich ist Corona kurz und mittelfristig extrem wichtig, aber in fünfundzwanzig oder fünfzig Jahren wird es kaum mehr von Bedeutung sein, ob wir nur so mittelgut durch die Pandemie geschlittert sind. Dagegen ist auch unser aktuelles Verhalten der drohenden Klimakatastrophe gegenüber von enormer langfristiger Bedeutung.

Daher mache ich auch meine Wahlentscheidungen zum Beispiel nicht so sehr davon abhängig, wie sich eine Partei oder Person dem Virus gegenüber aufstellt, sondern viel mehr davon, was ich ihr in Sachen Klimaschutz zutraue.

Ich schließe mich also dem Plädoyer an: weniger Corona, mehr Klima! … wenn ich das mal so plakativ sagen darf.

Edit 2021-03-13 20:37: „weniger Corona“ will ich eigentlich gar nicht verlangen (auch wenn mich, wie viele Andere, das Thema inzwischen natürlich nervt), sondern eher eine angepasste Priorisierung.

Eine Frage: Was genau sind die Folgen der Klimakrise für die Menschheit?

Dein Ernst? Da machst Du aber ein ziemlich großes Fass auf!

Aber „genau“ wird Dir sowieso niemand beantworten können. Ich versuche mal die offensichtlichsten Folgen zusammenzufassen, und auch die nur soweit sie mir auf Anhieb in den Sinn kommen - wobei ich das Wort „Klimakrise“ nicht verwenden würde, denn unter einer Krise verstehe ich einen vorübergehenden Zustand. Ich meine, dass wir hier von einer auf uns zukommenden Katastrophe sprechen müssen.

Worin besteht diese Katastrophe? Erstmal ganz einfach: Es wird warm.
Das hat unmittelbare Folgen für die Lebewesen, die auf eine bestimmte Temperatur angewiesen sind - Pflanzen, Tiere, Pilze, Mikroorganismen. Das bewirkt auch direkt dass der Wasserhaushalt sich ändert, weil weniger Wasser als Eis (an Polen und in Gletschern, aber auch in temporärer Form als Schnee) gebunden ist und mehr verdampft, also nicht im Boden verbleibt, und dafür in der Atmosphäre unterwegs ist.
Mittelbarere Folgen ergeben sich aus den obigen: Die Vegetation ändert sich, so dass z.B. die Landwirtschaft ihre Grundlage verliert. Oder Wasser fehlt an manchen Stellen, wo auch die Landwirtschaft leidet, oder auch die Menschen direkt weniger (sauberes) Trinkwasser zur Verfügung haben. Oder der Wasserspiegel der Meere steigt, und macht Inseln und Landstriche an der Küste unbewohnbar.
Zusätzlich sorgt mehr Wasser in der Atmosphäre und eine veränderte Temperaturverteilung für Änderungen im Wetter, so dass es zu ungewöhnlichen Wettererscheinungen kommt wie Hitzeperioden und Dürren oder Stürme in anderer Stärke, veränderter Zahl oder an anderen Orten als bisher, oder Überschwemmungen an Stellen, wo es bisher keine gab, was auch dazu führen kann, dass Landschaft erodiert, also Erdrutsche vermehrt auftreten oder Ackerboden verschwindet. Oder oder oder… Zusätzlich besteht die Gefahr, dass sich durch die veränderte Temperaturverteilung und Einträge von Wasser die Meeresströmungen temporär oder dauerhaft verändern (Beispiel Golfstrom). Das würde einige der oben genannten Effekte noch erheblich verstärken.
Das alles führt neben den lokalen Auswirkungen auf Wasser- und Nahrungsmittelversorgung zu Konflikten zwischen Bevölkerungsgruppen, die sich um die knapper werdenden Ressourcen streiten, und zu Migrationsdruck, weil viele Menschen keine Wahl haben als ihre angestammten Lebensräume zu verlassen, weil diese ihnen keine Lebensgrundlage mehr bieten oder weil sie einfach im Meer versinken.

Und wenn ich Konflikte sage, meine ich nicht, dass böse Worte ausgetauscht werden, sondern da geht es um Krieg. Ich wage zu behaupten, dass einige der Auseinandersetzungen und Wanderungsbewegungen, die wir heute schon sehen auch bereits eine Folge des Klimawandels sind, und einige der Hungerkatastrophen ebenfalls, auch wenn ich nicht der Experte bin, um einzelne zu benennen und Ursachenketten aufzuzeigen.

Wie gesagt, das war jetzt nur ein ganz kurzer Abriss aus meiner Sicht, und der ist mit Sicherheit unvollständig.

War Dir das bisher nicht bewusst? Oder wolltest Du auf etwas anderes hinaus?

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… Ist nicht Dein Ernst, oder?

Und das weiß man schon so lange — wir alle, wenn wir nur wollten. Diese Doku ist 13 Jahre alt (es gibt aber auch Tagesschaumeldungen von 1985, die heute noch top-aktuell sind):

https://twitter.com/terliwetter?s=21

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Hi liebe Lage,
Ich höre euch seid etwa einem Jahr und finde eure Arbeit wirklich super gut und freue mich jede Woche auf die neue Folge.
Aber genau dieses Thema (Klima) würde ich auch gerne mehr hören! Ich kann mich allem, was Max sagt nur anschließen inkl. der Empfehlung von Sara Schurmanns Arbeit.
Habe tatsächlich meinen Account hier im Forum nur angelegt, weil ich genau den Wunsch nach mehr Klima-Thema loswerden wollte.
Diese Woche ist ja genau am Freitag wieder ein globaler Klimastreik von FFF - vielleicht ist das ja ein Aufhänger.
In dem Zusammenhang zur Wichtigkeit des Klimaschutzes fand ich einen Satz von Eckhardt von Hirschhausen aus dem Podcast von Luisa Neubauer sehr einprägsam. Er prophezeite, dass uns unsere Enkelkinder wohl fragen werden, was wir damals in den 2020er Jahren getan haben, als es darum ging, den Klimawandel aufzuhalten. So wie wir unsere Großeltern gefragt haben, was sie gegen die nazis unternommen haben.
Liebe Grüße
Katharina

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Hallo @Katharina Ja, ich stimme Herrn Hirschhausen diesbezüglich zu. Bis auf den Vergleich mit Großeltern/Nazis: Es gab während des 3. Reichs eine Punkt, ab dem es es lebensgefährlich wurde, in Opposition zur Regierung zu gehen. Und obwohl aus Blick der heutigen Generationen die Entwicklung und Folgen der Klimakrise schon sehr weit fortgeschritten ist, werden wir uns in den demokratischen Ländern nicht auf eine solche Exkulpation berufen können.

Was werden wir erwidern können?

  • Die Prognosen waren so angsteinflößend, die Konsequenzen aus den notwendigen Maßnahmen erschienen so unkomfortabel, daher haben wir die Augen vor den zunehmend sichtbarer werdenden Veränderungen geschlossen
  • Das Thema war sehr konfliktbeladen. Außerhalb Deiner eigenen Blase ist man sehr schnell in unschöne Konflikte geraten. Daher habe ich zunehmend meine Klappe gehalten
  • Es gab keine tabuierte Partei, die den Klimawandel wirklich konsequent bekämpfen wollte [die Grünen?], so dass ich keine Wahl hatte
  • Demonstrieren, sich z.B. der FFF Demonstrationen anschließen, hätte eh nichts gebracht

Wem fallen noch Ausreden ein?

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Na, der Klassiker: Das wäre ja die Aufgabe der großen Politik/Industrie/sonstiger Anderer gewesen, aber die haben nichts gemacht. Da konnte ich als Einzelnes natürlich auch nichts erreichen.