Ich habe vor 10 Jahren angefangen Social Service Management zu studieren…also BWL für den öffentlichen Bereich im Sozialrecht.
Wie Ulf schon gesagt hat sind die Wohlfahrtsverbände die größten Arbeitgeber in Deutschland und in diesem Bereich schwer zu umgehen. Auch für die Politik ist das deshalb ein heißes Eisen, da sie einige der wichtigsten sozialen Aufgaben in Deutschland übernehmen.
Schon zu meiner Studienzeit war es so, dass dieses Thema unter den Studierenden heiß diskutiert wurde.
Keiner der Studierenden hat sich getraut, aus der Kirche auszutreten, aus Angst, später mal keinen Arbeitsplatz zu bekommen. Einige sind sogar extra deswegen eingetreten!
Als ich mich vor ein paar Jahren beworben hatte, hieß es folgendes:
- wenn ich gar keiner Religion angehöre werde ich abgelehnt
- wenn ich einer anderen Religion angehöre und es andere gleichwertige/besser geeignete Bewerber gibt mit „passender“ Religion, werden die bevorzugt
- wenn ich einer anderen Religion angehöre und es keine anderen Bewerber gibt oder keine gleichwertigen/besser geeigneten Bewerber muss meine Einstellung vom Vorstand vorher abgesegnet werden
Ich frage mich, wie viele von der größten Arbeitnehmergruppe in Deutschland aus Angst um ihre berufliche Zukunft noch Mitglied in einer Kirchengemeinschaft sind und somit unter Umständen hohe Kirchensteuern abdrücken.
Interessant finde ich bei diesem Thema auch noch, wie eine Grundrechtsänderung ablaufen könnte und ob die aktuelle neue Regierung eine Mehrheit dazu hergeben könnte. Die Hürde ist ja bei Grundrechtsänderungen höher oder Ulf? Wär auch mal interessant das in der Lage erklärt zu bekommen
Außerdem finde ich auch noch wichtig zu erwähnen, dass der öffentliche Bereich im Sozialrecht fast ausschließlich von Sozialversicherungsabgaben finanziert wird.
Das heißt die kirchlichen Wohlfahrtsträger genießen zwar ein sehr willkürliches Arbeitsrecht, werden aber von unseren Gelder bezahlt ohne dass wir darauf Einfluss nehmen können. Denn im sozialen Bereich herrscht wenig Wahlfreiheit und selbst diese kleine Wahlfreiheit wird durch die massive Präsenz der kirchlichen Träger untergraben. Es herrscht also kein freier Markt der das Problem regelt könnte oder wenigstens etwas Druck ausüben könnte.
Beispiel: Es ist sehr schwer ein nicht kirchliches Krankenhaus, Pflegedienst, Kindergarten etc. zu finden.
Ich finde diese Situation seit Jahren unerträglich vor allem in Verbindung mit den Missbrauchsfällen und dem gesellschaftlichen Fortschritt.
Danke dass ihr da ein Licht drauf geworfen habt