Kinderpornografie im Netz

Eigentlich wollte ich schreiben, dass meine FritzBox sich jeden morgen neu verbindet. Musste dann aber feststellen, dass diese neue Verbindung die gleiche IP hat.

Edit
Im folgenden Podcast ab 1:19:30 wird die „Login Authentifizierung“ vorgestellt als Gegenpart zur Vorratsdatenspeicherung

und wie weise ich diesen Glauben nach? Ich kann ja nicht kontrollieren wie alle Links auf diese Datei aussehen. Nur weil ein Link aus solch einen Forum kommt heißt es ja nicht, dass wer auch immer da gelandet ist diesen weg genommen hat, und by design hat das Internet keine Funktion ala, gib mir mal alle links auf diese Datei. Der Link könnte in der theorie auch erst nach dem takedown entstanden sein.
Also kann sich dann jeder Freisprechen indem er sagt, ich hab da halt ne E-Mail bekommen mit nem Link drinn und der war unverdächtig? Oder machen wir dann doch erstmal Hausdurchsuchung und beschlagnahmen Festplatten?

Kurzes feedback zum Beitrag in der Lage: den fand ich WIRKLICH gelungen. Das sind Arbeiten, die ganz klar weitere Unterstützung verdienen! Es gibt ja zu dem Thema vor allem eine ganze Menge eher zwiespältige Formate wie z.B. die „Pädo-Hunters“[1] oder „Tatort Internet“[2], die ich vor allem durch die Sensationsgier der Zuschauer motiviert sehe. Die Recherchen im Rahmen der STRG_F Reportage waren da auf einem ganz anderen Niveau. Was mir besonders gefallen hat, ist wie professionell Daniel bei euch im Interview über seine Arbeit berichtet hat. Angefangen von der Sprache, über eine klare Differenziertheit in den Erkenntnissen bis hin zu den reflektierten Schlussfolgerungen für die Arbeit der Strafverfolgungsbehörden. Am Ende geht es ja nicht darum, einen Skandal aufzudecken und das BKA in die Pfanne zu hauen, sondern das Vorgehen gegen diese Art der Kriminalität zu verbessern. Vielleicht war es durch das Skript, dass euch glücklicherweise ins Netz gegangen ist, nochmal etwas einfacher viele Links in kurzer Zeit zu sammeln, aber eure Recherchen haben mindestens gezeigt, dass Löschen grundsätzlich schnell und effektiv möglich ist. Hoffentlich geben solche Erkenntnisse dem BKA dann auch genug Rückendeckung für Ressourcen, um Leute für die systematische Löschung einzusetzen.

[1] "Pädo-Hunter": Aktivisten machen Jagd auf Pädophile – doch ihre Methoden sind illegal
[2] Tatort Internet – Schützt endlich unsere Kinder – Wikipedia

Hi,
danke für eure Antworten. Mir liegt es fern Fehler oder Unwahrheiten zu posten.

Nur habe ich Bedenken, ob die Vorgehensweise in der Praxis funktioniert.

Die Ermittler müssten sofort nach einem Post in besagtem Forum überprüfen ob der Inhalt strafrechtlich relevant ist. Dann ein Auskunftsersuchen an den Hoster bzgl. Zugriffe auf den Link.

In den FAQ von Bayfiles, der 2. größte Hoster im Beitrag ist zumindest folgendes zu lesen:
„Wir sind starke Anhänger des Datenschutzes und zeichnen keine Downloads auf.“

Aber nehmen wir an dass klappt, der Hoster teilt den Ermittlern ohne größeren Zeitverzug die IP Adresse mit.

Dann wird an den Provider eine Anfrage gem. §113 TKG gestellt werden, manuelles Auskunftsersuchen schriftlich oder elektronisch.
Wobei nach Abs.2 S3. Gefahr im Verzug, eine Anfrage auch anderweitig möglich ist. Gefahr im Verzug wäre grundsätzlich jetzt immer die Norm und nicht die Ausnahme.

Der Provider teilt also ohne Zeitverzug die Bestandsdaten mit und wenn der User noch live ist habe ich meinen Verdächtigen. Vorausgesetzt alles ist wie am Schnürchen gelaufen und der der User hat nicht Tor weiterverwendet, oder einen VPN benutzt.
Noch einfacher wäre ein Reconnect der Fritzbox, dann wäre der Connect beim Provider nicht mehr live.
Sehr einfach, bei einem solchen Delikt.

Wie bereits oben erwähnt, ich erhalte ein JSON mit URL nach jedem Upload zurück.
Da die Forenbetreiber auch gewollt sind Ihre Links aktuell zu halten, wird es Ihnen auch möglich sein, eine Schnittstelle im Userprofil zum schnellen Austausch
defekter Links zu schaffen, vielleicht sogar mit Import des JSON. Haben es auch geschafft einen Crawler zu progammieren.
Wenn sie das nicht zustanden bringen, dauert es wesentlich länger, d’ac­cord.

Nicht falsch verstehen, jeglicher Kindesmissbrauch, sowie ein Aufzeichnen und Teilen dessen ist die
abscheulichste Tat die ein Mensch hervorbringen kann. Deswegen bin ich ebenso der Meinung dass in diesem Bereich zu wenig passiert.
Ein Punkt war zumindest die Mindeststrafandrohung im Sommer diesen Jahres auf 1 Jahr zu heben, zählt also jetzt als Verbrechen.
Nur meiner Meinung nach hält das Wenige davon ab, von Ihrem Tun abzulassen.

Keine Wiederaufnahme der Vorratsdatenspeicherung würde die Ermittlungsarbeit im Bereich Cybercrime erheblich erschweren, nein, nicht bei allen Delikten, aber gerade bei den hier erwähnten.

Denke da wird es zu keinem d’ac­cord kommen :wink:

Wenn es so einfach ist, Netzwerke trocken zu legen, warum melden dann nicht einfach Ehrenamtliche die Links den Serverbetreibern? Die Gefahr einer eigenen Strafbarkeit wurde in der Lage als unüberwindliches Hindernis dargestellt. Aber ist das wirklich so? Bei §§ 184 ff StGB ist mir kein Tatbestand ins Auge gesprungen. Könnte sich nicht z.B. ein Verein gründen, der die Links meldet? Wenn man dort Browserverläufe, IP-Adressen usw. ordendlich und systematisch dokumentiert, ggf. ein Vieraugenprinzip anwendet, frage ich mich, was daran strafbar sein sollte. Das wäre doch das Gegenteil von „Verbreiten, Erwerben, Besitzen“.
Kann doch sein, dass die Strafverfolger irgendwelche Zielkonflikte haben. Aber muss immer der Staat alles richten, wenn die Zivilgesellschaft einspringen kann?
(Vielen Dank für die wertvolle Berichterstattung! Toller Gastbeitrag.)

https://dejure.org/gesetze/StGB/184b.html

Das war ironisch gemeint, im Bezug auf die noch anhaltende Arbeit mit Papier und Akten bei Behörden und Ämtern. Aber danke für die Info.

Ja, es ist absolut nicht vorherzusehen welcher Provider wann trennt. Ich hatte Tage ohne Unterbrechung bei meinem Kabelanbieter, FTTH bei meinem kleinerem Provider wieder alle 24 h.
Bei einer gewollten Unterbrechung wie oben erwähnt erhalte ich aber eine neue IP, egal welcher Provider.

Ja das Beispiel mit den Mobiltelefonen war schlecht gewählt, dachte eher an 4G Routern bzw. eine Gigacube oder ähnliches, da ist eben eine Sim drin, wird gerne auf dem Land eingesetzt.

Wie stünde es denn rechtlich, wenn die Hoster in „Vorleistung“ gehen würden? Was ich damit meine ist im Prinzip der gleiche Ablauf wie in der Lage beschrieben, nur dass es nicht auf Aufforderung durch das BKA passiert, sondern auf freiwilliger Basis vom Hoster aus - unabhängig davon, woher die Meldung stammt:

Eine Meldung geht beim Hoster ein, ich schätze mit Betreff „Kinderpornographisches Material“. Weil der Hoster das auch nicht gut findet, löscht er das Material und loggt automatisch die nächsten 24-48 Stunden die IP-Adressen mit und meldet dies automatisch an das BKA zusammen mit der ursprünglichen Löschmeldung. Vielleicht schaltet der Hoster auch statt einer einfach „Nicht verfügbar“ Meldung auch eine spezialisierte Seite, die auf die Illegalität hinweist und auf Präventations- und Hilfe-Seiten verweist, wie von @Christian73 vorgeschlagen. Oder sogar einen automatische redirect auf diese Seiten.

Geht das rechtlich? Wenn ja, wie kann man dies den Hostern schmackhaft machen? Es sollte ja keinen zu großen Aufwand für sie darstellen, oder?

Eine Frage, die sich mir beim Hören auch noch aufgetan hat, ist: Wie sieht es denn international aus? Verfahren alle Behörden weltweit nach dem selben Schema?

Auch ich war geschockt. Mehr noch als über die Untätigkeit des BKA über die schiere Menge dieser Filme und Fotos - Terrabyte. Es müssen ja unglaublich viele Kinder betroffen sein. Weiß man etwas über die Zahlen? Und sind davon Kinder weltweit betroffen, oder bezieht sich das vor allem auf Deutschland/Europa? Und es müssen unglaublich viele Männer sein, die so etwas machen. Warum erfährt man so wenig über das Schicksal dieser Kinder? Warum kommt es nicht ans Licht, wenn es Väter sind, die so etwas tun? (Nicht dass ich denke, dass es darauf Antwörten gibt; es sind einfach Fragen, die mich umtreiben).

Ich seh’s wie Kimi. Bin total geschockt, habe mit dem Thema Kindeswohl als Erzieherin eher aus der sehr grauen Alltagssicht zu tun.
Vielen, vielen Dank, dass ihr das hier so ausführlich berichtet habt.

Mir würde ein follow-up sehr viel bedeuten: Ändert das Innenministerium/ BKA seine Strategie, hin zu mehr Opferschutz, Prävention?
Wann setzen sie die EU-Richtlinie von 2016 denn um? Ist es denn nicht irgendwie strafbar, diese so zu ignorieren?
Ich würde mir so wünschen, dass in absehbarer Zukunft sich da wirklich was ändert. Hoffe auf gute Nachrichten…

Ich wundere mich darüber dass auch im Ausland keine staatliche Stelle auf die Idee gekommen ist, diese Inhalte löschen zu lassen.

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Ich auch, habe auch in einem eigenen Thema die Frage gestellt und bisher leider keine Reaktion bekommen. Finde die Frage aber echt spannend. Alle Länder der Welt machen es so wie Deutschland, oder wie soll man sich das vorstellen?

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Vielen Dank liebes Lage Team für eure Arbeit und, dass ihr solche Recherchen unterstützt. Ich hatte eine kleine Bitte bezüglich der Triggerwarnung: es wäre echt super, wenn ihr an geeigneter Stelle (vielleicht in den Shownotes) darauf aufmerksam macht, wann genau ein potenziell verstörender Beitrag anfängt und endet. Lieben Gruß A

Das tun wir ja, wir warnen am Anfang des Kapitels. Wer möchte kann dann anhand der Kapitelmarken zum nächsten Kapitel springen.

Das setzt natürlich eine App voraus, die das auch kann - deswegen sollte man Podcasts besser nicht auf Spotify hören, sondern mit einer richtigen Podcast-App.

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Ich finde es weiterhin schwierig dem BKA vorzugwerfen nichts zu tun und sich selbst bzw die Lösung als einfache Email in zwei Minuten darzustellen. Das BKA kann nicht blind bzw ungeprüft links an Hoster schicken zur Löschung. Nach meinem Kenntnisstand müssen sie jeden einzelnen Link / Inhalt prüfen.

Bezüglich Ausland und Meldestelle möchte ich hier auf INHOPE (INHOPE.org) verweisen. Deutschland hat drei Beschwerdestellen die sich der Löschung von rechtswidrigen Inhalten widmen

Quelle?

Natürlich müssen sie das nicht - sofern sie nicht eine hoheitliche Anordnung zur Entfernung gegenüber dem Provider treffen wollen. Wenn sie „einfach nur“ einen Verdacht melden, der sich aus der Nennung eines Links in einem einschlägigen Forum zwanglos ergibt, dann müssen sich auch nicht groß ermitteln.

Die Frage ist dann , ob nach einer solchen Verdachts-Meldung ein Provider löschen darf / muss?

Mhh, die Frage hätte ich aus dem Bauch heraus mit JA beantwortet, aber mal kurz schauen:

Laut Liste auf trusted,de ist z.B. ein großer Filhoster uploaded.net, in deren AGB (Link) steht dann:

3.5.4
ul ist insbesondere berechtigt, ohne vorherige Ankündigung und nach freiem Ermessen Dateien ganz oder
teilweise zu sperren oder diese ganz oder teilweise zu löschen, soweit diese gegen diese AGB und/oder gegen geltendes Recht verstoßen,

  • wenn ul durch Hinweis von Dritten oder durch eigene proaktive Maßnahmen Kenntnis von einer Rechtsverletzung, insbesondere wegen der Speicherung und/oder öffentlichen Zugänglichmachung von Informationen und/oder Inhalten gemäß Ziffer 3.5.2 dieser AGB erlangt oder
  • wenn Behörden oder Gerichte ul unter Hinweis auf eine Rechtsverletzung zur Unterlassung des Speicherns und/oder öffentlichen Zugänglichmachens auffordern.

Aus der Formulierung „nach freien Ermessen“ würde ich ableiten, dass sie selbst entscheiden können, ob sie z.B. eine Verdachtsmeldung des BKA als ausreichenden Grund sehen oder nicht.

Ich denke mal bei anderen, „halbwegs seriösen“ Anbietern wird das ähnlich aussehen.

Ich sehe ich hatte hier eine andere Prämisse. Ich ging natürlich davon aus, dass die Polizei hoheitlich tätig werden soll und eine Löschanordnung senden soll. Dafür bedarf es natürlich auch einer Grundlage und entsprechend müsste die Strafverfolgung die Inhalte auch geprüft haben.

Natürlich könnte die Polizei Verdachtsmeldungen bzw. Hinweise aussenden, dies sehe ich jedoch aus zwei Punkten als schwierig an. Zum einen ist die Ermittlung gerade die Aufgabe der Polizei und eine Verdachtsmeldung sieht da etwas merkwürdig aus. Irgendwie spricht dies dann auch gegen mein Gefühl von Rechtstaatlichkeit. Insbesondere weil der Polizei auch eine staatliche Hoheit zugeschrieben wird bei all ihrem tun. Wäre so etwas dann auch bei anderen Rechtsthemen wie Hassrede gewollt oder okay?
Des Weiteren Frage ich mich, wenn auch eher theoretischer Natur, wie dass dann mit der Haftung aussieht, wenn Inhalte entfernt werden, die eigentlich rechtmäßig waren. Sehr wahrscheinlich trifft man in solchen Foren sicherlich die richtigen Dateien, aber es wäre auch möglich Links dort zu posten damit diese dann rechtswidrig gelöscht werden.
Es wirkt auch wie eine Verlangerung der Verantwortung wenn das BKA ungeprüft Hinweise erteilt. Ist der Provider dann in der Haftung, weil er Kenntnis hat?

Ich glaube zudem, dass die „seriösen“ Anbieter auch nicht das Problem sind, die meisten haben wie von Matder beschriebene Klauseln und entfernen die Inhalte sehr zügig wie man an verschiedenen Berichten (https://www.eco.de/wp-content/uploads/2021/03/eco_beschwerdestelle_jahresbericht_2020_210x210mm_210317.pdf) sieht. Das Problem sind eher solche Anbieter, die gerade für solche Handlungen eingerichtet werden.

Ich finde diese Aspekte hätte die Recherche wesentlich besser aufgreifen sollen und auch deutlicher machen, dass hier Äpfel (blinde Meldung) mit Birnen (Inhalte prüfend) verglichen werden. Was nicht heißen soll, dass das BKA nicht mehr tun sollte und mehr Ressourcen haben sollte. Die Inhalte in solchen Foren gehören entfernt, aber halt auch die Täter ermittelt.

Dazu möchte ich noch einmal das Schlaglicht auf erfolgreiche Polizeiarbeit richten, auch wenn ich damit genau das bestätige, was in der Publikumswirkung kritisiert wurde.
„Die Polizei benötigt Erfolge für eine gute Pressemitteilung“
Sieht dann so aus: „Ermittlungsgruppe Berg“: 65 Kinder befreit und 439 mutmaßliche Täter identifiziert - Rheinland - Nachrichten - WDR
Auch dort heißt es: „Mit Ermittlungen rechneten offenbar die Wenigsten. Umso überraschter reagierten sie, als die Polizei eingriff.“
3 Beamt*innen sind dauerkrank geworden. Ich bin froh, dass es durchgezogen wurde.