Kinderpornografie im Netz

Ich habe gerade die neue Lage gehört und bin völlig geschockt. Dass diese Daten nicht sofort gelöscht werden ist ein absoluter Skandal. Es ist ja wohl mehr als oberlogisch, dass sich diese Leute in ihren Aktionen in so einem Forum gegenseitig befeuern.

Und auch im Hinblick auf Datenschutz finde es einfach absurd: Ich muss für die Schule einen Wisch unterschreiben, dass ich einverstanden bin, dass mein Kind an Videokonferenzen zum Homeschooling, wohlgemerkt ohne Aufzeichnung, teilnimmt (!) - und hier liegen Filme von schlimmsten Verbrechen jahrelang im Netz und können sich von gewissenlosen Lustmolchen reingetütet werden. Wenn ich mir nur vorstelle, ich wäre selbst Opfer in so einem Film und jeder kann sich die Szenen, in denen mir so viel Leid zugefügt wurde, ungestört immer wieder angucken und wird dadurch womöglich noch zu weiteren solcher Taten animiert - nein, ich kann und will es mir nicht vorstellen. Aber ich bin entsetzt.

2 „Gefällt mir“

Es mag jetzt naheliegend sein, aber da es nicht zur Sprache kam (zumindest habe ich es nicht wahrgenommen), möchte ich das schon noch erwähnen.

Es hat ja auch einen sozialen Effekt im Hinblick auf die Täter (da schließe ich die Konsumenten mit ein), wenn die Foren regelmäßig down gehen und Material verschwindet.
Zum Einen erinnert das Verschwinden von Material sie daran, dass das illegal ist und Behörden dort aktiv sind, was vielleicht abschreckt und zum anderen steigt natürlich, je länger so ein Forum online ist, die Nutzerzahl. Wenn aber das Forum offline ist und der Konsument erst mal ein neues suchen muss, vielleicht damit auch den einen oder anderen Kontakt zu Mittätern verliert, fragmentiert das und schwächt die Community.
Ich habe wirklich absolut kein Verständnis für das Gehörte.

3 „Gefällt mir“

Stimmt stimmt, ich schau gleich auch mal ob ich was dazu finde würde mich nur interessieren ob du ne studie hast, wie stark der Effekt in communities ist die starker sozialer Verächtung und krimineller Verfolgung ausgesetzt sind. Hier muss ja die Motivation an sich schon recht hoch sein das überhaupt zu machen.
Nur aus interesse, ums löschen kommt man nicht drum rum.
Mir graust es auch davor welche schnittstellen sich mit anderen problematische männlichen online communities ergeben weil alle im clear net abhängen.

VIelen Dank zunächst für diesen unglaublich wichtigen und guten Beitrag in der aktuellen Folge. Ich hätte die folgenden Anmerkungen:

  • rein technisch gesehen müsste es doch die Möglichkeit geben, den Content auf den Servern der Betreiber durch eine KI laufen zu lassen, um diesen automatisiert zu löschen. Wir sind doch mittlerweile so weit, dass automatisch Videos klassifiziert und eingeordnet werden können (Beispiel: https://cloud.google.com/video-intelligence). Natürlich können Fehlklassifikationen und versehentliche Löschungen dabei sein, aber hierfür findet man sicherlich Lösungen. Wäre es daher jedoch nicht besser, wenn man Serverbetreiber verpflichtet, ihre Videos auf strafbare Inhalte automatisiert prüfen zu lassen? Oder sind wir da doch noch nicht ganz soweit bzw. die Bedenken liegen woanders (Datenschutz, etc.)

  • mir war der Zusammenhang zum BKA bzw. dessen Zuständigkeit nicht ganz klar. Den hätte man noch etwas besser darstellen können. Klar ist das BKA für das Thema in Deutschland an sich zuständig, aber reden wir hier über eine deutsche Plattform/Server, etc. bzw. Nutzer in Deutschland und wie passt das mit den Recherchen zusammen? Ich hatte irgendwie beim Hören des Beitrags ständig das Gefühl, dass das BKA da doch nicht so viel ausrichten kann, da wir hier über Server von Amazon/Google, etc. und internationale Nutzer bei mehreren Millionen Accounts reden. Und diese können doch dann nicht von einer deutschen Behörde überwacht werden? Oder bin ich da gedanklich irgendwo falsch abgebogen? Das ganze Thema müsste doch eher EU- und weltweit angegangen werden, da wir uns ja hier im „world wide web“ befinden.

Vielen Dank erneut für dieses Thema, welches doch ein großer Augenöffner war!

3 „Gefällt mir“

Da sind wir halt beim Thema Upload-Filter, die ja immer wieder zu verschiedenen Anlässen diskutiert werden. Es gibt hier PhotoDNA, eine Software von Microsoft, welche gratis erhältlich ist und Uploads mit einer Datenbank an ‚digitalen Fingerabdrücken‘ abgleicht. Ist sicher ein sehr gutes Hilfsmittel und spontan fällt mir dazu auch kein Grund ein, warum ein Hoster diesen Filter nicht integriert hat. Allerdings hilft das auch nur in Fällen, in denen entsprechendes Material bereits bekannt und in der Datenbank ist. Ansonsten basteln natürlich viele auch an AIs, um bestimmte Inhalte ohne Datenbankabgleich zu erkennen. Das scheint aber wirklich nicht so leicht zu sein, wie Youtube feststellen musste (Genauigkeit von knapp 10%).

Interpol (und sicher auch Europol) arbeitet da auch daran. Allerdings ist das finde ich ein Thema, bei dem man nicht lange auf andere warten sollte. Das Löschen der Inhalte können ja theoretisch auch Privatpersonen veranlassen, wie die Recherche gezeigt hat. Natürlich sollte man als Privatperson nicht nach entsprechenden Links suchen, um diese blocken zu lassen. Es ist jetzt allerdings auch nicht mit so viel Aufwand verbunden, als dass eine Behörde mit knapp 8.000 Mitarbeiter:innen da nicht auch alleine mehr bewirken könnte.

1 „Gefällt mir“

So einfach wie es klingt ist es leider nicht: In der Praxis liegen die Bilder und Videos nicht direkt auf den Servern, sondern verpackt in Archive, und diese Archive wiederum sind mit einem Passwort geschützt, dass sich dann in den Darknet-Foren findet. Die Admins der Server können also den Inhalt der Dateien nicht analysieren.

3 „Gefällt mir“

Zunächst einmal das was Ulf schreibt. Die Dateien liegen nicht so einfach durchsuchbar auf den Servern. Entweder ist es so wie Ulf schreibt und das sind passwortgeschützte Archive. Oder es sind verschlüsselte Dateien. Das Passwort dazu wird dann im Darknet-Forum geteilt. Klar kann man mit dem entsprechenden Know-How diese Daten zusammenführen (sonst könnte das ja auch kein Nutzer dieser Foren), aber ein automatisierter Prozess ist, soweit mir bekannt, dazu noch nicht entwickelt. Vermutlich weil ein Programm, was die Foren im Darknet durchsucht, sofort auffallen würde und geblockt würde.

Zur KI und automatischem Finden von inhalten:

KI im klassischen Sinn gibt es noch nicht. Die Intelligenz dieser Systeme basiert auf Training von Algorithmen, um Muster zu erkennen und diesen Prozess immer weiter durch „Lernen“ zu verbessern. Von echter Intelligenz kann da also noch nicht die Rede sein. Wir reden hier also mehr von ML, also Machine Learning.

Also muss man die Limitierungen verstehen. Und hier wird es eben spannend. Man braucht Daten, um solch eine KI zu trainieren, damit sie die Patterns kennenlernt. D.h. man muss selber erst einmal soviel Dateien mit Kindesmissbrauch sammeln und der Maschine geben. Und man muss neues Material sichten und besorgen, denn es wird natürlich Bestrebungen geben diese Algorithmen auszutricksen. Das ist dann ein Hase- und Igel-Szenario.
Ausserdem besteht die Gefahr des Overblockings, d.h. die Software erkennt dann als fiktives Beispiel deine Urlaubsbilder vom Strand auf denen ein Kind in Badehose zu sehen ist als Missbrauchsbild und löscht. Klar, kann man jetzt sagen ist „Colleteral Damage“, aber soweit mir bekannt ist muss sicher gestellt sein, dass keine Inhalte unrechtmässig entfernt werden.

Das Thema ist noch in den Kinderschuhen, bis dahin hat die Recherche gezeigt dass es eigentlich relativ einfach ist die Inhalte entfernen zu lasen. Das man das nicht tut mag zum Teil an der Überlastung der Beamten liegen, aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los dass das nicht die ganze Wahrheit ist.

2 „Gefällt mir“

Ich fand den Bericht wirklich wichtig, erschreckend und zu gleich ernüchtern - aus zweierlei Grund.
Vorab möchte ich noch anmerken, dass was die beteiligten Journalisten auf sich nehmen danke der unklaren Gesetzeslage ist ausgerwöhnlich!

Warum ernüchtern?
Zum eine, wie viele Menschen erreicht denn das Thema?
Auf Spiegel ist der Artikel dazu hinter der Paywall, keine Kommentare zugelassen und um 6:08 publiziert.
Auf der Hauptseite hatte ich ihn gestern gar nicht wahrgenommen und wenn er keine Thema in der aktuellen Lage gewesen wäre, hätte ich ihn wohl möglich nicht mitbekommen.
Zynisch betrachtet, könnte man denken: Hauptsache es kriegen nur wenige mit.

Der zweite Punkt, warum der Zustand der Bekämpfung von solchen Verbrechen ernüchtert, ist die unterschiedliche Gewichtung zu Urheberrechtsverletzung.
Hier wird seit Jahrzehnten, durch den Druck der Inhaber der Verwertungsrechte gegen Foren, Blogs und auch Hoster vorgegangen - unbestritten zu Recht, es ist nun mal illegal!
Hier mal ein Beispiel, mit welchen international koordinierten Aufwand hier die illegale Verbreitung verfolgt wird

Ich will das zum einen, nicht verharmlosen oder sogar rechtfertigen.
Mich ernüchtern einfach, dass der vermeintlich materielle Schaden durch Raubkopien mehr Ressourcen bei der Strafverfolgung freisetzt, weil es schließlich um das Geld von Unterhaltungskonzernen geht, als der Schutz der Kinder und die Verfolgung der Menschen, die diese Verbrechen begehen.

Und ja, natürlich ist mir klar, dass es heute immer noch genug Auswahl an illegalen Downloads gibt.

6 „Gefällt mir“

Was der Staat tun könnte:

Sollte es tatsächlich ganz klar, sei, dass das Löschen von kinderpornografischen Medien nicht etwa dazu führt, dass mehr davon erzeugt wird, hätte der Staat doch folgende Möglichkeiten:

[Da der Staat den Content oft gar nicht sichten kann (siehe Diskussion weiter oben), müsste man zunächst eine Gesetzesgrundlage schaffen, mit der gilt: Content, der über solche Foren geteilt wird, ist illegal. Das zeigt schon, dass das nicht ganz unproblematisch ist. Denn wer kann sich davon schützen, dass eine URL auf sein Content einfach mal in so ein Forum aufgenommen wird, zum ihm zu schaden …]

Wenn das BKA oder sonstige Ermittlungsbehörden Foren im Darkweb findet, lassen sie alle URLs (= Links ins Clearweb) über einen Crawler auslesen (das dürfte von Forum zu Forum einiger Entwicklungsaufwand sein, der aber sicherlich vertretbar wäre).

Entweder, man informiert dann die Hoster manuell. Das wird - zumindest auf Dauer - etwas aufwendig.

Oder man automatisiert das Informieren der Hoster. Das ist möglich, aber wahrscheinlich aufwendig und könnte ähnlich funktionieren wie Copytrack. Das ist ein Dienst für z.B. Fotografen, Agenturen, etc. der „gestohlene“ Bilder im Web findet und dann weitgehend automatisiert den Inhaber der entsprechenden Domain informiert (und auffordert, nachzulizenzieren oder das Bild von Web zu nehmen). Auf ähnlichem Weg könnte man die Hoster automatisiert ermitteln (z.B. Impressum auswerten) und ihnen die URLs zur Verfügung zu stellen mit der Aufforderung, sie unverzüglich zu löschen.

Oder man stellt alle URLs in eine Datenbank ein. Jeder Hoster in Deutschland wird gesetzlich verpflichtet, diese Datenbank andauernd auszulesen, zu prüfen, ob eigene Server dabei sind und den Content unverzüglich zu löschen. Dabei muss man natürlich so gut es irgend geht, sicherstellen, dass nur deutsche (europäische? OECD?) Hoster Zugriff haben. Aber selbst wenn, wäre das nicht ganz so schlimm, wie vielleicht vorschnell vermutet: Ohne Passwort/Schlüssel kämen die Hacker zwar an die URLs, aber nicht an den Content, der ja ohnehin unverzüglich verschwunden wäre.

Bleibt das schon oben erwähnte Problem: Wie kann ein Hoster sicher gehen, dass die an ihn gemeldeten URLs tatsächlich auf illegalen Content verweisen? Sollte das BKA gesetzlich als eine diesbezüglich vertrauenswürdige Quelle klassifiziert werden? Und: Schaffen wir damit nicht eine technische Infrastruktur für eine Zensur-Plattform (vgl. Diskussion um Upload-Filter) - relevant vor allem in Zeiten, in denen eine demokratisch zweifelhafte Partei wie die AfD (mit) an der Regierung ist?

Zusätzlich zum Löschen der Inhalte stelle ich mir vor, dass es relativ einfach sein dürfte, solche Foren mit Denial-of-Service-Angriffen lahmzulegen.
Ich nehme an, dass es keine Rechtsgrundlage dafür gäbe, aber könnte das nicht auch irgendein Verein machen? Ich weiß nicht, was da so an Kosten anfällt, kennt sich jemand aus?´
Das einzige, was mir einfällt, was dagegen spricht, ist, dass damit womöglich das ganze Tor-Netz lahmgelegt wird, was ja auch solche Dinge erlaubt, wie sicher vor Polizeistaaten zu kommunizieren.

Die Preislisten gibt es so gar im Clearweb :smiley:

Problem 1: Strafbar Computersabotage nach § 303 b I Nr. 1, II StGB
Problem 2: für DDoS benötigt halt ein klares Ziel, das Tor-Netzwerk zu ddosen stell ich mir so effektiv vor wie die Wüste mit einer Gießkanne zu gießen. Die legalen Server zu attackieren, würde ja auch die legalen Kunden treffen, also auch nicht zielführend

Davon abgesehen, ist ja die Kernaussage der Reportage/Bericht, dass die Mittel und die Kenntnis wo der Content liegt, ja da sind - Just do it! Daran scheitert es.

4 „Gefällt mir“

Ich bin kein Anwalt, insofern sollten weder ich noch ihr was auf meine Intuition geben, aber ist das Lahmlegen eines Forums für das Verbreiten von kriminellem Material wirklich strafbar? Und ganz spitzfindig: ist Computersabotage ein Offizialdelikt? Sonst könnte man ja einfach warten, bis sich der Betreiber hochoffiziell beschwert?

Man kann sich doch im Tornetz einwählen und darin die Addresse, die das Forum hat ddosen. Also das klare Ziel gäbe es dann schon. Es kann aber gut sein, dass das Relais-System des Tornetzes das Bottleneck ist und deshalb das ganze Tornetz zusammenbricht, statt dass man gezielt das Forum lahmlegt. Aber dazu weiß ich zu wenig.
Wenn das ginge, fragt man sich allerdings, wieso irgendwelche nationalstaaten nicht dauernd das Tornetz lahmlegen.

Natürlich bin ich zuerstmal für die Löschung. Sollte das aber, wieso auch immer, nicht reichen, solche Foren loszuwerden, könnte man über permanentes DDoSing ja noch mal nachdenken.

Eben nicht, das Tor-Netzwerk funktioniert anders wie das normale Internet

Funktionsweise vom Tor-Netzwerk

Tor funktioniert nach dem Onion-Routing, wodurch sich auch der erste Arbeitsname des Projektes ableitete: The Onion Routing (TOR). Auch wenn die Funktionsweise erhalten blieb, wird das Tor-Netzwerk mittlerweile schlicht „Tor“, ohne Großbuchstaben, geschrieben. Für eine Nutzung von Tor muss der Nutzer anfänglich erst einmal einen Client (Software) herunterladen, welcher im Fachjargon als „Proxy“ bezeichnet wird. Diese Software stellt nun eine Verbindung zum Tor-Netzwerk her und liefert eine Aufstellung aller verfügbaren Server, mit denen sich der Nutzer verbinden kann. Die Server besitzen einen öffentlichen Schlüssel, um deren authentische Zugehörigkeit zum Netzwerk zu untermauern.

Sobald der Nutzer die Liste auf seinem Rechner empfangen hat, findet schließlich eine zufällig gewählte Route durch diese Tor-Server statt. Das Netzwerk selber nutzt also nicht nur einen Server, sondern verbindet sich im Regelfall mit mindestens drei Servern, um die Qualität der Anonymisierung zu steigern. Drei Server sind den Entwicklern nach deshalb ein guter Kompromiss, weil so eine entsprechend hohe Anonymität gewährleistet wird, ohne die Verbindungszeiten unnötig zu verlängern. Sobald sich der Nutzer mit allen drei Servern verbunden hat, können schließlich Daten transferiert werden. Der letzte Server fungiert immer als Exit-Server, welche damit das Ende der digitalen Verbindungskommunikation liefert.

Erwähnenswert ist weiterhin, dass Tor keine einheitliche Verbindung aufrechterhält. Nach ungefähr zehn Minuten wird der eben dargelegte Prozess wiederholt, währenddessen werden auch die Verbindungsstrecken (Routen) neu konstruiert. Das erhöht weiterhin das Maß der Anonymisierung und macht ein „Tracking“ (Nachverfolgen) des Datenverkehrs quasi unmöglich. Zwischen den Servern wird immer mit einer Verschlüsselung gearbeitet. Offiziellen Angaben nach verfügt das Netzwerk über mehr als 7.100 Knoten beziehungsweise Server, was in einer maximalen Geschwindigkeit von rund 72 Gbit/s resultiert (Angaben aus 2016).

Zudem ist das Tor-Netzwerk nicht für große Datenmengen ausgelegt, was der Struktur geschuldet ist.
Und auch wenn es technisch die Möglichkeit gäbe, dass Tor-Netzwerk in teilen lahm zu legen, dass Tor-Netzwerk ist gerade auch für Journalisten, Informanten in Diktaturen etc. die einzige vermeintlich sichere Möglichkeit Informationen & Kontakte auszutauschen.
Der Kollateralschaden wäre immens, das Darknet =/ nur Kriminelle

4 „Gefällt mir“

Das Problem mit den Kollateralschäden sehe ich.

Aber was hält mich --technisch gesehen-- davon ab, die dot-onion Addresse dieses Forums herauszufinden und, wenn ich die Resourcen dafür habe, ein paar tausend (oder wie viele es halt braucht) Anfragen pro Sekunde an diese Adresse zu senden?
Es könnte sein, dass ich damit die Tor-Relais verstopfe, das wäre blöd, wegen der Kollateralschäden.
Es könnte aber auch sein, dass ich, bevor irgendwelche anderen Tor-Nutzer das merken, nur dieses Forum unerreichbar wird und die Leute nach ein paar Wochen keine Lust mehr haben, weil man da eh nie jemanden erreicht.
Hat jemand hier genügend Ahnung vom Tor-Netz um das beurteilen zu können?

Ahoi,

mich machte das Hören dieses Abschnitts ebenfalls sauer und betroffen zugleich. Vor allem über die Untätigkeit des BKA habe ich mich wirklich geärgert. Im Nachhinein fiel mir aber etwas auf: Es scheint mir mir (als strafrechtlich unbeschlagenen Laien), dass das BKA hier vor allem Strafverfolgung leistet und weniger Straftatprävention.

Wenn die Behörde in jahrelangen Aktionen versucht, die Betreiber von Foren wie der angesprochenen in die Finger zu bekommen, dann ist das wohl eindeutig Strafverfolgung. Hoster anzuschreiben, damit Inhalte vom Netz genommen werden, dient nach meinem Rechtsverständnis hingegen der Vorbeugung dagegen, dass weitere Straftaten in Form von Verbreitung undsoweiterundsofort begangen werden können - die Feststellung einer Täterschaft steht hier ja jedenfalls klar nicht mehr im Mittelpunkt.

Es wäre interessant zu wissen, ob und inwiefern das vielleicht sogar im gesetzlichen Auftrag des BKA begründet sein könnte? Ich bin der erste, der unsere Polizeien kritisiert, wenn sie sich z.B. mal wieder aufführen wie zur Kaiserzeit. Sollte es sich aber so darstellen wie von mir skizziert, wären dem BKA aber u.U. einfach keine Vorwürfe zu machen.
Es kann natürlich immer noch sein, dass man sich in Wiesbaden gern hinter irgendwelchen Feigenblatt-Paragraphen versteckt, weil man lieber auf seinen Händen sitzen möchte als einzugestehen, dass mit der Beamtenbesoldung kein Personal an Land zu ziehen ist, das in der Lage wäre, das zu leisten, was die Journalisten da getan haben - aber das kann ich nicht einschätzen.

1 „Gefällt mir“

Ich habe u.s. Bericht der Kommission [COM(2016) 872 final] aus 2016!! gefunden:

BERICHT DER KOMMISSION AN DAS EUROPÄISCHE PARLAMENT UND DEN RAT über die Bewertung der Umsetzung der Maßnahmen nach Artikel 25 der Richtlinie 2011/93/EU vom 13. Dezember 2011 zur Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs und der sexuellen Ausbeutung von Kindern sowie der Kinderpornografie

Der Bericht hält fest, "dass die Richtlinie

  • die Mitgliedstaaten verpflichtet, Material von Internetseiten, die sich auf Servern in ihrem Hoheitsgebiet befinden, unverzüglich zu entfernen;
  • die Mitgliedstaaten verpflichtet, sich darum zu bemühen, die Entfernung von Material von Internetseiten zu gewährleisten, die sich auf Servern in anderen Ländern befinden;"

In den Schlussfolgerungen (aus 2016!) heißt es: „Die wichtigsten anstehenden Probleme betreffen die Sicherstellung der unverzüglichen Entfernung von Material über sexuellen Kindesmissbrauch, das im Hoheitsgebiet der Mitgliedstaaten gehostet ist, sowie die Gewährleistung angemessener Sicherheitsvorkehrungen in den Fällen, in denen die Mitgliedstaaten freiwillig Maßnahmen treffen, um den Zugang zu Websites, die Material über sexuellen Kindesmissbrauch enthalten, für Nutzer innerhalb ihres Hoheitsgebietes zu sperren.“

1 „Gefällt mir“

Ich finde die Begründung des BKAs, warum Dateien nicht von den Servern gelöscht werden, absolut lächerlich.
Sicherlich hat das ständige Abschalten der Foren auch einen sozialen Effekt, wie von der_Matti formliert,

da ja auch viele der Täter gar nicht damit rechnen, dass Dateien gelöscht werden. Allerdings ist es hier nicht so, dass die Nachfrage das Angebot regelt, sondern offenbar genau anders herum; die Nachfrage entsteht erst durch das Angebot. So zumindest die sinngemäße Aussage von Daniel Moßbrucker nach den Nachfragen beim Forumbetreiber. Und da würde mich ehrlicherweise die Reaktion des BKAs auf diese Aussage interessieren. Leider war eine Konfrontation mit dieser Aussage nicht Teil des BKA Interviews.
Zweitens finde ich auch den Punkt mit den begrenzten Ressourcen beim BKA ziemlich vorgeschoben. Wie Herr Moßbrucker sagt, ist es oft so, dass kurz nach dem Shutdown eines Forums die meisten Links zu den Dateien bereits woanders schon wieder verfügbar sind und das Abschalten des Forums viel mehr eine symbolische Wirkung hat, als wirklich nachhaltig die Verbreitung der Dateien im Darknet zu bekämpfen. Da frage ich mich, ob es für das BKA nicht viel effizienter und im Endeffekt auch Ressourcen sparender wäre, neben dem Abschalten des Forums die Links direkt mit entfernen zu lassen.

1 „Gefällt mir“

Puh…
Interessant das dieses Thema eine Neuigkeit ist

Ich war in meiner Ausbildung und etwas später zusammen mit ein paar Onlinebekanntschaften aus dem Anon-DE Umfeld Teil einer größeren Löschaktion 2008-2012. Damals waren die Idioten noch so blöd Ihre Onion URL auf 4Chan/8Chan und diversen anderen $Chan Seiten zu verteilen.

Wir haben ähnlich wie in der Aktuellen Lage beschrieben Crawler gebaut die Foren auch Cleannet Links durchsucht und uns Titel/URL wegspeichert.
Unser Trupp hat es nachweislich Fertiggebracht 5 Deutschsprachige und 8 ‚Internationale‘ zu Exen… Irgendwann haben diese Vollidioten dann doch kein Bock mehr Ihren Inhalt das 1000ste mal wieder hochzuladen.

Andere Teile der Gruppierung hatten sich tatsächlich das ‚Quellen beseitigen‘ verschrieben und haben versucht die Betreiber ausfindig zu machen, teilweise durch Phishing, Forum hacks usw.
Wir haben damals diverse Betreiber angezeigt Häufig mit Klarnamen und Adressen. Jedoch sträubt sich die Deutsche Justiz etwas wenn ‚Anzeige VON Unbekannt‘ kommt.

Ich bin der Meinung, wenn die Politik und/oder Pozilei wirklich will könnte man ‚Die Szene‘ innerhalb von Wochen komplett platt machen.
Mein Eindruck ist, dann hätte man ja gar kein Grund weitere Überwachungsmaßnahmen wie Crypto-Verbot, Online Durchsuchung, Schärferen Jugendschutz usw. zu fordern.

2 „Gefällt mir“

Die im Rahmen der Recherche durchgeführte Methode lässt sich übrigens 1:1 auf zahlreiche rechtsextreme/rechterroristische Linklisten übertragen. Diese sind in vor allem in Telegram-Kanälen und auf einschlägigen Imageboards (8kun, 16can, etc.) zu finden. Die Links führen regelmäßig zu Waffen- und Bombenbauanleitungen, den Holocaust leugnenden Schriften, Schriften von bekannten Terroristen usw. Diese Datei liegen regelmäßig auf bekannten Filehosting Seiten im Clearweb.

3 „Gefällt mir“

Meine Reaktion: Wollt ihr mich eigentlich verarschen??!?? Wie kann es ernsthaft sein, dass keiner der Ermittlungsteams in hunderten Ländern der Welt auf die Idee kommt, die Daten hinter den Links zu löschen?!? Muss jetzt ernsthaft ein kleines deutsches 2 Personen Journalistenteam im do it yourself Modus kommen und den Staatsanwaltschaften, Geheimdienste und wer auch immer weltweit daran ist kommen und aufzeigen, wie man effektiv die Daten gelöscht bekommt?

Ich bin auch ernsthaft schockiert, dass selbst Innenminister diesen wirklich einfachen Sachverhalt, dass die große Menge der Daten gar nicht im Darknet liegen, nicht kennen. Selbst der einfache Internetnutzer ohne große IT Kenntnisse sollte diese Sachlache recht schnell verstehen.

Danke Lage Team, dass ihr einer breiten Öffentlichkeit diesen skandalösen Sachverhalt gefasst und sachlich erklärt habt.

6 „Gefällt mir“