Hübsches Bild. So sieht es hier in der Umgebung nicht aus. Kannst Du mir im Herbst 1.000 Stück davon vorbeibringen ?
Spaß beiseite, bei so viel Nachwuch sollte es im Prinzip schon möglich sein, welche auszubuddeln. Noch sind die Bäume zu jung, aber in 2 Jahren sollten es immer noch eine ganze Menge sein. Müsste man mit dem Förster sprechen, aber das ist dann immer noch nur eine Baumsorte. Ist auch die Frage, ob das die richtige Eiche ist, da gibt es auch mehrere, die unterschiedlich gut gegen den Klimawandel gewappnet sind bzw. auf die örtlichen Gegebenheiten angepasst sind.
Die Staatsforte sind üblicherweise nicht so sehr auf Gewinn ausgelegt, wie private Wälder. Mit „Abholzattacken“ meinst Du vermutlich, dass immer große Stücke auf einmal abgeholzt werden. Dies liegt dem Pflanzschema der Plantagen zugrunde. Es werden alle Bäume auf einmal gepflanzt und dann sind auch alle gleichzeitig erntereif. Da ist es nur konsequent, dass auch alle auf einmal gefällt werden.
Daran schließt sich ein großes Problem an, nämlich, dass wir einerseits natürliche Wälder benötigen (CO2, Biodiversität, Lokalklima, Regen, Hochwasserschutz, Trinkwasser,…) aber andererseite auch Holz benötigen. Und zwar mehr Holz als momentan, denn ein Ziel ist ja möglichst viel Stahl und Beton durch Holz zu ersetzen, z. B. beim Bau von Gebäuden.
Nachdem der Thread hier ja nun mit Siegen anfing, habe ich mich einmal hingesetzt und ein Vorher-/Nachher-Bild von Siegen und Umgebung gemacht, einfach um mir selber auch ein Bild zu machen. Ich habe 2017 als Referenz gewählt, einfach auf Basis meiner ersten Websuche zum Thema, die mich zu dieser Seite (aus der Schweiz, okay, aber ist ja nicht so weit von DE) und dort zu dieser Grafik brachte:
Um 2017 war die Situation (in der Schweiz, aber wohl auch in DE?) noch okay. Der echte Schaden entstand danach. Also habe ich 2017 als „Anker“ gewählt. Sollte ja keine Statistik werden, sondern ein intuitiver Vergleich.
Nun vermute ich, dass die roten Flecken in der Ansicht von 2021 Käferbefall, Klima und anderen Stressfaktoren (in Kombination, siehe oben) geschuldet sind. Aber ganz sicher war ich nicht, wie die Bilddaten von planet.com zu interpretieren sind. Also habe ich noch zwei weitere Vergleiche angestellt: einmal eine Detailansicht direkt bei Siegen und einmal eine Überblicksansicht von Torfhaus und dem Brocken im Harz.
Ich war letztes das erste mal seit ca 10 Jahren am Brocken, und war, wie viele andere auch, schockiert ob des Kahlschlags dort. Und wenn ich die Veränderung am Brocken mit der um Siegen vergleiche, sieht es dort in der Tat auch nicht besser aus.
Also, ich bin Waldbesitzer, und ich bin überhaupt nicht gewinnorientiert.
Bei mir gibt es nur Fichtenkäfer-Holz als Brennholz zu erwerben und das handgeschlagen ohne schwere Maschinen!
In mein Waldstück kommt kein Harvester und maximal einmal im Jahr ein Traktor. Aber dieses Jahr nicht mal der, weil der Waldboden nie durchgefroren ist.
Und ich sehe ja zusammen mit meinen Spezln, welche Unmengen an Holz die großen Holzlaster nach Österreich schaffen um es von dort nach China zu verkaufen.
Ich empfehle das Buch vom Peter Wohlleben lesen oder zumindest die Zusammenfassung s.o. anzuhören. Ich meine das er es in dem Buch sogar noch freundlich ausdrückt. Ich habe mal einen Bericht gesehen/gelesen, in dem eine Forstwirtin erklärt hat, wie sch… es wirklich in den Staatsforsten zu geht! Sie hat von einem ein hohen finanziellen Druck berichte! Un dass der Staatsforst üblicherweise nach alter Lehrmeinungen bewirtschaftet wird, in der nicht das Wohl des Waldes, sondern die wirtschaftlichen Interessen im Fokus stehen.
Um so surrealer ist es dann, wenn „angebliche Umweltschützer und Windkraftgegner“ dann gegen Windrädern in Fichten- oder Kiefer-Monokulturen protestieren, weil ja der schöne Wald erhalten bleiben müsse.Gleichzeitig aber wird im Hambacher Forst der wunderschöne, uralte und natürlich gewachsene Laub-Mischwald großflächig vernichtet!.
Genau das ist doch der Angriffspunkt. industrielle Waldbewirtschaftung, Monokultur, einfach bewirtschaftbar → alles nur aus Wirtschaftsinteresse getrieben, nicht zum Wohle der Bürger*nnen oder der Natur! Es ist klar, die Fehler liegen weit in der Vergangenheit, das ist aber wie immer kein Grund, es „jetzt nicht endlich zu ändern“.
Von daher bin ich mir nicht sicher, ob das pauschal überall so stimmt.
Ich beschäftige mich erst seit kurzem mit dem Thema, aber in Niedersachsen beschreiten wir Neuland. Es gibt bisher auch erst ein Konzept für nachhaltige Forstwirtschaft, so richtig umgesetzt wird das bisher noch nicht. Und das Problem sitzt noch viel tiefer, denn das läst sich nicht so schnell umsetzen, das dauert vermutlich 50-100 Jahre.
Finde ich einen guten Ansatz und ich hätte echt Lust vorbeizukommen um Holz zu holen (auch wenn ich keinen Ofen dafür habe). Aber aus diesem Satz entnehme ich auch, dass Dein Wald eine Fichtenplantage ist. Und trotz dieser Vorbildlichen Bewirtschaftung, ist es kein natürlicher Wald und es wird auch sehr lange Zeit dauern, bis es einer werden wird. Und das verdeutlicht ja auch genau das Problem was wir haben: Wir wollen keine schweren Maschinen im Wald, aber wir wollen bzw. wir brauchen zwingend mehr Holz und zwar nicht nur Brennholz. Das Konzept dafür ist nicht Stand der Technik, sondern Stand der Forschung und wird daher bisher kaum umgesetzt.
Ich kann natürlich nichts für den alten Bestand, der Bestand der nachwächst besteht aus schön gemischten Bäumen, alles darf wachsen wie es möchte.
Es ist schon absolut einfach möglich, Mischwälder zu pflanzen und zu bewirtschaften, die Ertragslage und Pflege sind halt aufwändiger.
Aber mit geschickten Rückegassen, und einer guten Durschmischung geht das.
Problem ist wie üblich die Rendite → die ist mir aber nicht wichtig
Wenn kein Käfer-Baum mehr gefällt werden muss in meinem Wald, dann wird dort niemand mehr Hand anlegen solange ich lebe und hoffentlich habe ich es den Kindern bis dahin beibringen können, wie wichtig der natürlich gewachsene Laubmischwald ist, inklusive der nachhaltigen Bewirtschaftung und Pflege.
Die macht zusätzlich noch Spass, man spart sich das Fitnessstudio und ein paar Euros gibts auch…
Ich hatte schonmal überlegt in Corona Hoch-Zeiten, ob ich nicht 10 Euro in der Stunde verlange und die Leute ins Wald-Fitness-Studio einlade Meter Stücke Rollen oder tragen oder mit dem Sapie bewegen.
Ein Wanderweg bzw. Wirtschaftsweg geht direkt dran vorbei…
Ich werde mal ein Foto von meiner Biotop Baum Buche machen, die ist wirklich imposant, und alleine daran siehst du nix Fichten-Monokultur, aber natürlich sind schon einige Fichten Käferlein vorhanden…
@FlorianR Glückwunsch zum coolen Projekt! Ich wünsche Euch viel Erfolg!
Man kann an der Stelle zur Frage von @rph auch noch ergänzen, dass die Pflege der gepflanzten Bäume über Jahre Arbeit verursacht:
Verbissschutz: Insbesondere junge Tannen und Laubbaumarten werden sehr oft verbissen (d.h. vom Wild weggefressen - schmecken besser, als Fichte). Eine Lösung besteht darin, die Pflanzungen jedes Jahr zu besichtigen und die neu gepflanzten Bäume zu schützen. Da gibt es verschiedene Techniken: Zäune sind sehr aufwändig; eine andere Lösung ist, die Terminalkospen jedes Jahr mit einer Kalk-Lamfett-Mischung anzusprühen, bis die Bäume hoch genug sind. Prinzipiell können das Freiwillige tun (der Verein Bergwaldprojekt tut das etwa), aber es bedeutet viel Personaleinsatz.
Man kann ähnliche Effekte durch striktere Bejagung oder durch Anwesenheit von Wolf und Luchs in einer Gegend erreichen, aber das ist ein kompliziertes Thema, bei dem man auch mit der Hobbyjägerlobby, die gerne viel Wild in einem Wald stehen hat, um dann auch was vor die Flinte zu kriegen, in Konflikt kommt. Auch bin ich beim Wild immer sehr von den Entscheidungen, die in den Nachbarwäldern getroffen werden, abhängig.
Schutz vor Vegetation: Oft gehen Neupflanzungen mit Kahlschlag einher und in die entstandenen Nischen drängen dann oft Farne und Sträucher oder Baumarten wie die Buche, die die angepflanzten Baumarten platt machen. Auch hier muss man unter Umständen regelmäßig mit Sense und Säge durch den Wald gehen, bis die Bäume, die man fördern will, groß genug sind.
Das ist wirklich ein sehr interessanter Thread in dem man viel lernen kann.
Ich möchte an euch Experten deshalb noch eine Frage stellen.
Der Stadtwald bei uns hat eine hochwertige Wald-Zertifizierung und man ist mächtig stolz auf die naturnahe Bewirtschaftung. Wir haben jetzt einen neuen Stadtförster und eine seiner ersten Aktionen war es eine Inventur anzustoßen. Was die dabei machen kann man hier nachlesen: Lohr am Main: Inventur im größten unterfränkischen Kommunalwald | BR24
Am Ende werden also 240.000 Euro ausgegeben, damit man berechnen kann, wieviel Holz in 20 Jahren evtl. im Wald steht. Jetzt muss man wissen, dass unsere Stadt klamm ist. D.h. man erhöht z.B. den Eintritt der Kinder ins Freibad, damit jemand Zahlen bekommt die aus meiner Sicht komplett überflüssig sind. Ich finde das ehrlich gesagt kaum erträglich.
In der freien Wirtschaft würde man vermutlich einmal im Jahr einen Spaziergang durch den Wald unternehmen und damit die Wirtschaftsplanung für das laufende Jahr und die Vorschau für die nächsten 3 Jahre erstellen.
Wie seht ihr das?
Es ist schon etwas komplizierter als ein Waldspaziergang. Ein Wirtschaftswald wird in der Regel in kleine Flächen eingeteilt. Das sind die sogenannten Abteilungen. Alle diese Abteilungen werden in eine Datenbank eingetragen. Das wird Bestandeslagerbuch genannt. In dem Bestandeslagerbuch stehen dann die Baumarten, das Alter und die aufstockenden Holzmengen der Abteilungen.
Jedes Jahr wird die zuwachsende Holzmenge im Bestandeslagerbuch dazu gebucht. Dazu gibt es Tabellen (sogenannte Ertragstafeln) welche unter Berücksichtigung der Bodengüte den jährlichen Zuwachs prognostizieren.
Bei einer Holzernte wird die entnomme Holzmenge dieser Abteilung von den aufstockenden Holzmengen im Bestandeslagerbuch abgezogen.
Das ist jedoch alles nur graue Theorie. Der Wald entwickelt sich halt immer etwas anderes als es theoretische Tabellen vorhersagen. Deshalb ist es in gewissen Zeitabständen sehr sinnvoll (bei euch sogar vorgeschrieben) das Bestandeslagerbuch mit den reellen Bedingungen im Wald abzugleichen.
Das dient auch dazu um zu schauen ob der Revierleiter korrekt gearbeitet hat (nicht zu viel gehackt und alle Mengen richtig gebucht).
Das war natürlich unzulässig flapsig, das mit dem Spaziergang. Ausdrücken wollte ich eigentlich, dass ich den Förstern zutraue, dass sie mit einem Waldbegang sehr gut beurteilen können, wie der Zustand und der Zuwachs sind. Vor allem für die langfristige Beurteilung halte ich eine aufwändige Vermessung von jedem Baum für aus der Zeit gefallene Bürokratie. Mag sein, dass der Kinnie von Bayern auch unsinnige Dinge eingefordert hat. Aber wir haben halt keine Monarchie mehr😀
Also zunächst einmal sind die Zahlen aus wissenschaftlicher Sicht natürlich toll. Ob man die in diesem Detaillierungsgrad benötigt, kann ich nicht einschätzen. Bei uns wurde z. B. auch für jede Bauminsel eine passende Baumart anhand einer lokalen Einschätzung der Gegebenheiten ausgewählt. Das Pflanzgebiet lag jedoch auch an einem Steilhang mit stark unterschiedlichen Bedingungen.
Ansonsten kannst Du die Zahlen versuchen etwas einzuordnen: Euer Wald ist über 4.000 ha groß, damit ist das Geld für das Gutachten in 1 Jahre durch den Wald erwirtschaftet (30 €/ha angesetzt, siehe Grafik oben) und das Gutachten wird alle 20 Jahre benötigt. 240.000 € sind 60€ für 1 ha. Heißt da ist jemand 2-3 h pro 100x100m beschäftigt.
Die entscheidende Frage ist aus meiner Sicht, braucht man das? Das das so vergeschrieben ist, kommt man nicht drum herum. Wenn man mehr mach, als vom Gesetzgeber vorgeschrieben, kann das natürlich auch sinnvoll sein. Will man mehr wissen, um den Wald umzubauen? Will man ein Gütesiegel erwerben?
Hast Du bei Deiner Gemeinde mal nachgefragt?
Falls es Dich tröstet: In meiner Gemeinde wird gerade der Bau eines Kaiserpfalzquartiers geplant. Die Kosten explodieren jetzt schon und liegen im Millionenbereich (jährliche Folgekosten nicht berücksichtigt). Ob man das Ding braucht und ob das irgendwann mal Gewinn abwirft, ist fraglich.
Bei uns werden die Früchte sprich Bucheckern und Eicheln gesammelt und dann vorgepflanzt.
Bei der Entnahme der Jungpflanzen ist die Beschädigung der Wurzeln ja quasi vorprogrammiert und verringert die Überlebenschancen. Ausserdem ist das sammeln und aus dem Wald transportieren von Samen einfacher als das von Jungpflanzen.
Als wir in den 90. eine Waldbegehung im stark durch den sauren Regen geschädigten Fichtelgebirge unternommen haben sagte uns der Förster dass die Eberesche eine der ersten Pflanzen ist die die Brachfläche bevölkert. Beim diesjährigen Spaziergang konnte ich beobachten, dass diese Annahme im Borkenkäfer geschädigten Fichtelgebirge auch zutrifft.
Die Natur ist schon schlau! Im Sauerland wachsen als eine der ersten Pflanzen auf vielen kahlgeschlagenen ehemaligen Fichtenflächen nun ganze Hänge voll Fingerhut. Ein Förster hat mir erzählt, dass die Samen wahrscheinlich viele Jahrzehnte lang im Boden lagen und nun genug Licht bekommen. Das ist einfach krass: Pflanzen, die einfach mal 80 Jahre warten, bis der Wald wieder weg ist und dann ihre Chance ergreifen
Ja, krass, aber auch ziemlich ungünstig, denn der Wald ist dann erstmal weg. Das ist auch meine große Sorge hier im Harz. Ja es gibt noch viele junge Fichten die die Trockenheit überlebt haben, vermutlich weil sie von den großen Bäumen geschützt und versorgt wurden. Hier am Rand des Harzes schaffen es Birken teilweise echt gut einen ganzen Hang zu besiedeln. Aber das schaffen sie nicht in den Gegenden wo die nächste Birke zu weit weg ist und nach der nächsten Trockenheit sind die Fichten dann endgültig weg. Dann gibts hier Steppe bestehend aus Gras und Brombeerranken.
Das ist bei uns im benachbarten Hessen auch so gewesen die letzten Jahre.
Diese Jahr hab ich den Eindruck, vor allem im HSK, dass es eine Besenginster-Schwemme gibt.
Ganze Hänge, die in den letzten Monaten geschlagen wurden oder vom Windbruch kahl sind, sind gelb als hätte jemand Raps gepflanzt.