Kanada & USA als Positivebeispiele fuer Gute Immigrationssysteme

In der Lage wurden wiederholt Kanada sowie die USA als positiv Beispiele fuer gute Immigrations Gesetze / Systeme erwaehnt. Was leider nie erwaehnt wird das beide Laender sehr sehr restriktive Visavergabe haben. In den USA ist es momentan fast unmoeglich ein Arbeitsvisum zu erhalten. Die klassische H1b Lotterie (welche NUR 1 Mal im Jahr stattfindet) hat eine Chance von 1/3, sodass die meisten Arbeitgeber gar nicht erst das Risiko eingehen und niemanden fuer ein H1b Visum vorschlagen. Das O1 Visum hat als minimal Vorraussetzung einen Doktortitel und kostet die Firma 20+k in Anwaltskosten. Die einzig realistische Moeglichkeit ist mit einem L1 Visa (Transfer Visa) an die Amerikanische Tochter / Muttergesellschaft ausgeliehen zu werden, was auch eine laengere Betriebszugehoerigkeit vorraussetzt. Und in den meisten Visa Kategorien erhalten Ehepartner noch nicht mal eine Arbeitserlaubnis und sind dazu verdammt Hausfrau bzw. Hausmann zu sein.

In Kanada ist es besser als in den USA aber immernoch restriktiv. Wenn man eine begehrte Arbeitskraft ist und genau in die Punktekategorien faellt bekommt man ein Visum aber wenn man eben nicht in diese Kategorien faellt geht es halt auch nicht. Kanada is notorisch dafuer bekannt, dass es eine Grosszahl an Visa grundlos ablehnt. Viele Kollegen mit einem nicht West-Europaeischen Pass haben gar keine Chance ein Touristenvisum fuer den Konferenz Besuch zu bekommen obwohl sie einen deutschen Arbeitsvertrag haben. Das Visum wird dann nach einem Botschaftsbesuch mit dem Grund abgelehnt, dass man nicht sicherstellen koennte dass die Person wieder ausreist.

Man kann also nicht bei den USA oder Kanada von grosszuegigen Immigrationssystemen sprechen. Es sind sehr abgeschottete Laender die sehr sehr genau kontrollieren wer ein Arbeitsvisum erhaelt und wer nicht. Da ist Europa und Deutschland schon sehr viel Grosszuegiger, da jeder der einen Arbeitsvertrag mit mehr als 44k Gehalt eine Arbeitserlaubnis bekommt. Man kann an dem Deutschen System viel kritisieren aber die restriktiven Gesetze sind es eher nicht. Wenn dann ueberhaupt nur die praktische Umsetzung und Buerokratie vor Ort.

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Die restriktive Einwanderungspolitik ist der Kern für gute Immigration. Die USA und Kanada holen nur Menschen ins Land, die mit 99% Wahrscheinlichkeit einen hohen positiven Beitrag zur Wirtschaft beitragen und nicht aus den Sozialsystemen leben müssen.
Diese Menschen werden dann mit allen Mitteln so schnell wie möglich integriert, inkl. Familien und Kinder.

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Das stimmt nunmal nicht. Eine Freundin von mir aus Taiwan (promoviert in einem MINT-Fach) hat in den USA jahrelang kein Visum bekommen, erst als sie ihren (US-amerikanischen) Partner geheiratet hat, war das möglich - und hat immer noch 1,5 Jahre gedauert.

Was stimmt denn dann nicht an der Aussage?
Es sieht so aus, dass deine Freundin nicht als Fachkraft anerkannt wurde.

Ich habe mich leider missverständlich ausgedrückt in meinem ursprünglichen Beitrag - die Freundin hat schon ein Arbeitsvisum bekommen (also in deinem Sinne als Fachkraft anerkannt), aber der Antrag auf eine Green Card (also dauerhafte Aufenthaltserlaubnis) ging nicht voran bis zur Heirat. Das spricht gegen deine These

Nein, warum spricht das dagegen? Sie ist doch integriert worden oder nicht?
Das ein Land sich die Option offen hält, ob eine Fachkraft Dauerhaft (Lebenslang) ein Aufenthaltsrecht bekommt, sogar bis zur Staatsbürgerschaft im ideal Fall, dass ist doch legitim.
Sonst wäre die Restriktion ja nur eine punktuelle Überprüfung. So kann sich sowohl der Staat, als auch die einwanderte Person erstmal überprüfen, ob ein Verbleib über das Arbeitsvisum hinaus sinnvoll ist.
Man muss hier wirklich sehr stark zwei Dinge auseinander halten:

  1. Integration in die Arbeitsgemeinschaft und die Gesellschaft
  2. dauerhafte Einbürgerung und wechsel der Staatsangehörigkeit
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Ich dachte, deine Position sei, dass die USA sehr viel dafür tun, um attraktiv für qualifizierte Fachkräfte zu sein. Dem würde ich widersprechen, denn es ist ausgesprochen unattraktiv, wenn die Bleibeperspektive daran geknüpft ist, dass man seinen Job nicht verliert/wechselt.

Wenn das nicht war, was du sagen wolltest, dann habe ich dich falsch verstanden.

Du verwechselt immer noch zwei Dinge:
Integration und Verbleib
Natürlich muss die Bleibeperspektive an die Arbeitskraft gekoppelt sein. Ein Arbeitgeberwechsel oder die Gründung eines eigenen Unternehmens oder kurzfristige Arbeitslosigkeit sind überhaupt kein Problem.
Das Problem ist, wenn man längerfristig Arbeitslos ist und aus den Sozialsystem (kaum vorhanden in den USA) versorgt werden muss. Dagegen schützen sich diese Staaten, indem sie nicht sofort dauerhaftes Bleiberecht aussprechen. Das gilt auch bei kriminellen Handlungen, wobei hier die USA viel strikter sind, als Kanada.

Ganz interessant zu lesen. Zeigt auch ein wenig die Grenzen auf, besonders wenn die Finanzierung der Einrichtungen nicht mehr ausreichend ist.
Der größte Unterschied bei der Integration ist jedoch die Willkommenskultur (wir helfen dir deinen Traum zu erreichen, damit du uns helfen kannst unsere Träume zu erreichen), die in beiden genannten Staaten extrem ausgeprägt ist.
Das haben wir in Europa besonders in Deutschland gar nicht. Wir reden von „Gastarbeitern“!!!

Entschuldigung, aber das ist einfach nur falsch. Unter einem H1-B-Visum sind Arbeitsgeberwechel oder Unternehmensgründung in den USA eben nicht möglich.

+1, Ich bin als Expat in den USA. Mein Arbeitgeber kann mich mit 14 Tage Kündigungsfrist ohne Angaben von Gründen kündigen (quasi unendliche Probezeit). Mein Visum ist an den Arbeitgeber gebunden und ich könnte mir keinen neuen Job suchen. Ich müsste innerhalb von 30 Tagen das Land verlassen. Natürlich könnte ich ein neues Visum mit neuem Arbeitgeber beantragen aber das würde so 6 Monate dauern. Nebenbei habe ich einen 12 Monats Mietvertrage der nicht kündbar ist (ist der Standard Vertrag in den USA) also müsste ich das Land verlassen und meine Miete weiterhin zahlen was bei den USA Mieten von 4000$ pro Monat nicht so cool ist.

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@somewhere Warum bist du dann in die USA gegangen?

Das kommt dann auf das Visum an. Da gibt es verschiedene Kategorien, je nach Bedarf usw.
Ein Bekannter (Automations-Ing.) hat ein 3 + 2 (Option) Jahres Arbeitsvisum für Kalifornien und hat schon 2 mal den Arbeitgeber gewechselt. Alles ohne Probleme.
Wir können uns auch gerne über die Feinheiten der Visa unterhalten, dass ist jedoch müssig.

Also to be fair, nach Recherche sind Arbeitgeberwechsel machbar aber durchaus riskant. Vor allem wenn man nur wenig Zeit hat und sehr kurzfristig einen neuen Job braucht. Der Prozess ist auch gut bürokratisch.

Ich selbst bin in die USA gegangen, da es für mich in den USA die spannenderen Jobs gab und das Gehalt deutlich besser ist. Das Risiko ist auch überschaubar da ich noch in einer boomenden Branche bin und wir eher das Problem haben zu wenige Menschen einstellen zu können.

Ich finde die USA auch nicht negativ oder den US Visa Prozess nicht schlimm. Ich bin damit persönlich super zufrieden. Meine einzige Kritik ist, dass die USA immer als das positiv Beispiel genannt wird und das Europäische System schlecht gemacht wird. Beide Systeme haben jeweils hohe bürokratische Hürden und sind nicht super einfach und man muss sich immer an ein neues System einlernen. Grundsätzlich ist ein anderes Land immer eine Herausforderung und schwieriger als „Zuhause“ zu bleiben. Und natürlich kann man am deutschen System viel verbessern aber die in der Lage gebrachten Vergleiche hinken halt.

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Und dann gibt es noch die US Amerikaner die gerne nach ihrer Armeezeit in Deutschland bleiben möchten, vor allem wegen der Kinder die in Deutschland groß geworden sind. Die USA sind nur das Land für Besuche bei der Oma, aber auf keinen Fall das Land in dem sie Leben wollen.
Die habe große Probleme nach Deutschland einzuwandern, sie kommen aus einem sicheren Land.

Können Sie mir das genaue Problem erklären?

Normalerweise ist es ja nicht so schwer eine Blue-Card zu bekommen. Ich kenne es nur aus einem akademischen Kontext und da war eine Arbeitserlaubnis für Deutschland zu bekommen meistens einfach wenn man die 44k Einkommengrenze eingehalten hat. Wir hatten am Lehrstuhl sehr viele internationale Mitarbeiter welche ohne großen Aufwand ein Arbeitsvisum erhalten haben. Viele haben dann auch nach 10 Jahren die Deutsche Staatsbürgerschaft erhalten.

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Brutto 56400
https://www.auswaertiges-amt.de/de/service/fragenkatalog-node

Danke für die Ausführungen.
Die bürokratischen Hürden sind aber in den USA mehr nach dem Arbeitsmarktbedarf organisiert. In der EU und speziell in Deutschland ist das eher dem Zufall überlassen.

Wir Deutschen können einfach auch keine positive Einwanderungsgeschichte erzählen, um Menschen die unseren Bedarf decken könnten, anzuwerben.
Wie ich oben schon öfter erwähnte, ist die Integration in die amerikanische bzw. kanadische Gesellschaft einfacher und schneller, weil Sprachbarrieren oft nicht vorhanden sind und weil die Menschen dort eine wirklich ausgeprägte Willkommenskultur haben. Das hat Europa einfach nicht in dieser Ausprägung.

Darum haben wir halt hier keine passenden Zuwanderungsraten. Was dazu führt, dass wir uns um die Flüchtlinge noch mehr bemühen müssen, in Ausbildung (Sprache und Beruf), Eingliederung in die Gesellschaft und Sozialleistungen (bis die Ausbildung und Eingliederung abgeschlossen ist).
Damit gewinnt man in Deutschland keine Wahlen, obwohl es die Wahrheit ist.

Und wenn man sich die Blue Card mal anguckt, ist die ziemlich großzügig. Man bekommt nach 33 Monaten eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung und der Ehepartner darf auch direkt arbeiten. Also von der Gesetzgebung ist das schon ziemlich großzügig. (Blue Card (European Union) - Wikipedia)

Wenn ich eine Greencard in Amerika haben möchte, müsste mein Arbeitgeber einen Anwalt beauftragen der den Antrag ausfüllt und den Prozess begleitet. Weiterhin darf man bei manchen Greencard Anträgen das Land nicht verlassen. Ich habe zwei Kollegen die 1.5 Jahre auf ihre Greencard gewartet haben in denen sie nicht nach Hause fliegen durften. Wenn sie das Land verlassen hätte, wäre ihr Greencard Antrag verfallen und sie hätten von vorne Anfangen können. Wenn man während dieser Zeit das Land verlassen möchte muss man bei der Ausländerbehörde Erlaubnis beantragen und einen wichtigen Grund anführen.

„In general, if you have not yet received a decision on your application, you should avoid traveling outside the United States while your adjustment of status application is pending. U.S. Citizenship and Immigration Services (USCIS) considers leaving the country while your application is still under review as abandoning it, resulting in immediate denial“ (Can I Travel Abroad While My Adjustment of Status Application Is Pending? - Boundless)

Ja willkommenskultur und Sprachebarriere alles richtige Kritik und man sollte es ändern. Aber da scheitert es halt oft nicht an den Gesetzen sondern eher an der Kultur, was sehr viel schwerer zu ändern sein wird als Gesetze.

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Ja man muss ein wenig genauer differenzieren. Die von mir erwähnten 44k sind auf Mangelberufe bezogen.

„Im Jahr 2022 lag das Mindestgehalt für die Blaue Karte EU noch bei 56.400 Euro. Für bestimmte Berufsgruppen aus sogenannten Mangelberufen wie Ingenieure, Ärzte und ITler liegen die Anforderungen niedriger: 2023 sind bei ihnen mindestens 45.552 Euro jährlich nötig, 2022 waren es 43.992 Euro. Damit wurden die Gehaltsgrenzen im Vergleich zum Vorjahr um 2.000 Euro beziehungsweise 1.560 Euro für Mangelberufe erhöht.“

Das ist genau meine These.