Erschreckend!
Teils Jahrelange Wartezeiten auf einen Therapieplatz scheinen eher die Regel zu sein:
Baustellen der Nation Teil 2 könnte Herr der Ringe Niveau bekommen - vom Umfang
Erschreckend!
Teils Jahrelange Wartezeiten auf einen Therapieplatz scheinen eher die Regel zu sein:
Baustellen der Nation Teil 2 könnte Herr der Ringe Niveau bekommen - vom Umfang
Also ist festzuhalten das Kinder hier genauso lange warten müssen wie jeder andere auch Therapieplätze sind in Deutschland allgemein Mangelware.
Das bedeutet das dieser Therapeutenmangel wieder auch die Schwächsten trifft.
Aber du hast recht, ein generelles Problem.
Sind wir auf die Folgen vorbereitet? Langfristig?
Da kann ich aus Sicht der Jugendhilfe nur zu sagen:
Das Problem haben wir ständig. Da wir sowohl Jugendschutzstellen als auch Einrichtungen für UMAs betreiben, in denen regelmäßig erheblich traumatisierte Kinder und Jugendliche auflaufen, sind wir mit dem Thema natürlich permanent konfrontiert. Die traurige Realität ist: So lange die Kids keine unmittelbare Gefahr für sich oder andere darstellen dauert es Ewigkeiten, bis ein Therapeut mal eine freie Kapazität hat. Während lange Wartezeiten bei Erwachsenen aber schon schlimm sind, kann man sich gut vorstellen, dass eine mehrmonatige Wartezeit bei einem traumatisierten Kind katastrophale Auswirkungen hat, weil innerhalb weniger Monate bei einem Kind oder Jugendlichen halt wesentlich mehr Folgeschäden zu erwarten sind als bei einem halbwegs gefestigten Erwachsenen (für die es auch schlimm ist, keine Frage!). Ich bekomme regelmäßig von unseren Pädagogen, die die Kids zu Vorstellungen bei stationären Einrichtungen begleiten, mit, dass dort gelegentlich versucht wird, den Kindern Suizidabsichten in den Mund zu legen, weil man sie dann stationär aufnehmen könnte und die Kassen zahlen würden - aber das kann’s ja nun auch echt nicht sein, also dass Fälle bewusst dramatisiert werden, weil die ambulanten Angebote überlastet sind und bei „weniger Drama“ keine Kostenübernahme für die verfügbaren stationären Angebote erfolgt.
Und das Schlimmste scheint mir zu sein, dass wir durchaus einige Kinder- und Jugendpsychotherapeuten haben, die gerne therapieren würden, die aber keinen Kassensitz bekommen und damit keine Kostenübernahme. Mit anderen Worten: Es liegt mehr am Willen des Staates bzw. der Krankenkassen, Geld auszugeben, als an mangelndem Personal.
Was wieder zu der etwas zynischen Frage führt:
„Welchen Wert haben Kinder in unserer aktuellen Gesellschaft?“
Manchmal hat man schon das Gefühl, das Kinder eher als Luxusgut gesehen werden, die eher „geduldet“ werden aus eher pragmatischen Erwägungen.
Das Problem ist ja nicht auf Kinder beschränkt. Die Anzahl kompetenter Psychotherapeuten in Deutschland deckt bei weitem den Bedarf nicht, nicht nur bei Kindern, sondern ganz allgemein: Für Kassenpatienten.
Stimmt. Und abgesehen von dem ganzen unnötigen Leid dabei finde ich es besonders schade, dass die Parteien mit Focus auf der Wirtschaft nicht erkennen, wie sehr das volkswirtschaftlich nützen könnte. Natürlich sollte das allein aus Menschenfreundlichkeit besser laufen, aber selbst wenn man mal leicht zynisch rein volkswirtschaftlich argumentiert: Wie viele Personen leisten weniger, weil sie antriebslos durch eine Depression sind, gelähmt von einer Angststörung sind, aufgrund von untherapiertem ADHS usw. nicht gut klarkommen etc.? Wie viele Leute im Bürgergeld schleppen wohl einfach eine unbehandelte Depression oder Traumata mit sich rum, die die Lebensfreude verderben und damit natürlich auch den Antrieb zur Jobsuche mindern?
Es geht so viel Potential verloren, nicht nur wirtschaftlich sondern gesellschaftlich, menschlich, weil die Heilung psychischer Krankheiten keine hohe Priorität hat und noch teils tabuisiert ist. Außerdem: Je früher ein Mensch zur Therapie geht, desto geringer ist im Schnitt die Gesamtbehandlungszeit. Kurzfristige Behandlung bei den ersten Anzeichen einer Depression o.ä. braucht viel weniger Stunden als wenn sie sich erstmal einige Jahre festsetzen kann.
Wenn wir mehr Stellen schaffen würden (Therapeut:innen gibt es ja recht viele, die kriegen nur keine gesetzlichen Kassensitze) und gleichzeitig die Standards heben (es gibt ja auch sehr absurde Therapeut:innen, fast jede:r Suchende hat da mindestens eine Gruselgeschichte) sehe ich da eine reine win-win Situation für die Gesellschaft.
Stattdessen kommt von ganz oben leider nur „wir müssen uns alle mehr anstrengen und härter arbeiten…“
Was ja dann auch Folgen haben kann, je nach Belastung…